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Fette zweimanualige Dispositionen
Zitat von Dulcan 16
Also mal eine Frage was haltet ihr von dieser Disposition:
Pedal:
Subbass 16'
Gemshorn 8'
Hohlflöte 4'
Fagott 16'
HW
Feldflöte 2'
Gedackt 8'
Principal 8'
Oktave 4'
Mixtur 4fach
Trompete 8'
Nebenwerk
Sesquialter 2fach
Rohrflöte 8'
Holzflöte 4'
Cymbel 3fach
Regal 8'
Hallo Dulcan,
die Flamme könnte eventuell bedeuten, dass in dem jeweiligen Thread viel los ist, vielleicht bei 24 und mehr Antworten?
So schlimm sieht die Dispo nicht aus, da sollte man mit musizieren können, wenn es gescheit intoniert ist. Solo-, Pleno- und tiefe Pedalzunge, Farbe durch die Sesquialtera, zwei Klangkronen.
Das Gemshorn im Pedal könnte darauf hindeuten, dass der Raum nicht wahnsinnig gross ist. Ich mag es als zweiten 8' neben einem Prinzipal- oder Oktavbass 8', da es durch die Obertöne besser zeichnet als der verbreitete (billigere) Gedacktbass 8'. Wenn es einziger 8' im Pedal ist, könnte es sein, dass es weder Fisch noch Fleisch ist - für leise Begleitzwecke etwas zu aufdringlich, für selbständige Pedallinien zu wenig, so dass man da immer auf die Pedalkoppel angewiesen ist, zumal, da der 4' ebenfalls ein Weitchorrregister ist.
Etwas schade ist die neobarocke Vertauschung der 2'... wollte ich gerade schreiben... aber da sehe ich, dass das NW gar keinen 2' mitbekommen hat? Schade, weil dort die Sesquialtera steht; mit einem 2' hätte man eine Kornettmischung. Wäre der 2' im HW eine Superoktave, so hätte man dort einen geschlossenen Prinzipalchor 8', 4', 2', Mixtur, fände ich besser; dafür dann die Flöte ins NW, wo das geschlossene Kornett sich damit ein bisschen besser gegen den Trompetenbass behaupten können sollte. Evtl. läuft ein prinzipalischer 2' als Basis in der Mixtur mit? Immerhin sind hier nicht die 4' vertauscht, oft hat man bei solchen Orgeln die Flöte im HW und den Prinzipal im NW, um dem zweiten Manual etwas mehr Selbständigkeit mitzugeben. Dann m.E. doch lieber wie hier die Trennung in Prinzipal- und Begleitwerk (zumal letzteres ja durch eine Klangkrone durchaus Selbständigkeit hat).
Hoffentlich hängt im NW die Cymbel nicht zu sehr in der Luft; da es dort sonst wohl keine Prinzipale gibt, hätte man noch neben der Feldflöte 2' über eine nicht allzu aufdringliche, aber glitzernde Quinte 1 1/3' nachdenken können, was zum Stil der Orgel passen und die Lücke zur Cymbel (2/3'? 1/2'?) etwas weiter schliessen könnte, aber das sind halt die Kompromisse, die es bei den meisten Orgelneubauten zu finden gilt.
Ein bisschen aus der Reihe fällt der Gesamttremulant... bei pneumatischer Registertraktur hätte ich ansonsten auf Ende der 50er, Anfang der 60er getippt, falls die Orgel tatsächlich existiert, aber hat man damals solche Tremulanten gebaut?
LG!
Zitat
Hmmm... auf dieser Orgel durfte ich letztes Jahr im Sommer spielen. Leider war die Zeit zu kurz, um alle Register einzeln zu probieren und kennen zu lernen. Aufgrund der etwas exotischen Beschriftungen fand ich mich auch nicht wirklich gut zurecht; so zog ich einfach alles, um das Plenum zu testen. Von den Mixturen hörte ich dabei so gut wie nichts. Im Gedächtnis blieb mir nur ein Zungenklang, neben dem ich viel Engmensuriertes zu hören meinte. An meiner Position am Spieltisch empfand ich den Klang der Heiligenkreuzer Orgel als wenig inspirierend... :S
Orgeln sind wie alles im Leben immer Geschmacksache,bestimmt hast du deine Concerto auch völlig anders intoniert als ich meine.
Natürlich hört man bei der Konfiguration in Heiligenkreuz am Spieltisch auch nicht das volle Volumen und selbstverständlich hängt der Klang auch von der Registrierung und damit vom Organisten ab. Ich behaupte mal,man kann mit der entsprechenden Registrierung jede Orgel so präsentieren,daß sie nicht optimal klingt und das wahllose Ziehen von allen Registern gleichzeitig führt speziell bei großen Orgeln mit vielen 8-Füßen und Zungen selten zu einem schönen Ergebnis.
Mach mal ein kleines Experiment: Tu´so,als ob du dich nicht auskennen würdest,schalte bei deiner Gloria Concerto 234 mal wahllos ALLE Register und Koppeln ein und teste den Klang: Mal ehrlich,wie klingt das jetzt ? :S
Zum virtuellen Kennenlernen der Kober-Orgel in Heiligenkreuz empfehle ich diese CD von Albert Bolliger,auf der u.a. beide Heiligenkreuzer Orgeln verewigt sind: Historische Orgeln in Österreich Vol.2 - Niederösterreich
Auf den Tracks 1-3 und 11-12 ist die kleine Vymola-Orgel zu hören,auf 4-10 und 18-20 die große Kober-Orgel.
Ein Mixturenplenum mit kräftiger Pedalzunge ist auf Track 20 besonders gut eingefangen.
Die Tracks 13-17 dokumentieren übrigens ein weiteres Kleinod,die original erhaltene Hencke-Orgel von 1750 in Maria Kirchbüchl.
Zitat von Dulcan 16
Also mal eine Frage was haltet ihr von dieser Disposition:
Pedal:
Subbass 16'
Gemshorn 8'
Hohlflöte 4'
Fagott 16'
HW
Feldflöte 2'
Gedackt 8'
Principal 8'
Oktave 4'
Mixtur 4fach
Trompete 8'
Nebenwerk
Sesquialter 2fach
Rohrflöte 8'
Holzflöte 4'
Cymbel 3fach
Regal 8'
Ich verstehe nicht, warum so oft im HW die 4' Flöte eingespart wird. Mir ist der Gedackt 8' zur Begleitung der Solostimmen (i.d.R.) zu leise, und der 4' Prinzipal dazugeschaltet ist wiederum viel zu laut. Sieht man leider sogar bei Neubauten. Da hätte ich stattdessen eher auf den 4' im Pedal verzichtet, wenn kein Platz/Geld mehr übrig ist...
#36 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Prinzipalbasis 8' im Hw. gefällt mir sehr gut, immer unter der Prämisse, es ist ein kleiner Raum. Das Gemshorn im Ped. sollte dann aber unbedingt triotauglich sein - schön singend und nicht zu laut. Regal 8' ist natürlich - unter üblichen "ländlichen Verhältnissen" - nur saisonal zu gebrauchen, d.h. maximal eine Woche, nachdem der Stimmer da war. Ich habe auch eines auf dem Positiv und muss es vor jedem Gottesdienst beistimmen. Dann ist es aber ein sehr schöner Farbwert. Ein Krummhorn mit voller Becherlänge (d.h. 4' ist da erheblich stimmfester und gibt bei nicht zu enger Mensur eine schöne "Echotrompete" ab.
Gerade in solchen kleinen Dispositionen halte ich es für sehr wichtig, dass auch das Hw eine 4'-Flöte hat. Wenn das II. Man. die Solo-Aliquot/Zunge hat, reicht der flötige 8' nicht aus zur Darstellung polyphoner Begleitstrukturen. Der Prizipal 4' ist - wie erwähnt - i.d.R. zu laut. Ich habe in solchen Fällen immer darauf geachtet, dass der Prinzipal 8' nicht zu kräftig und schön zeichnungsfähig wird und die Oktave 4' etwas kräftiger ausgelegt. Denn die gibt das "Fleisch" an den Prinzipalchor.
Wenn es eine der Spardispositionen ist, die in den 70ern und 80ern oft in viel zu große (meist kath.) Kirchen gestellt wurden, dann ist wohl ohnehin jedes Register auf "Leistung" ausgelegt. Und das ist einfach übel, wenn da die ganze Flöterei als "Hilfsprinzipal" zum Raumfüllen antreten muss ...
LG
Michael
In einer benachbarten Gemeinde hat die Orgelbaufirme Slaich eine kleine zweimanualige Orgel auf niedriger Empore gebaut. Im Hauptwerk steht dort als Prinzipalvertreter ein Portunal 8'. Leute, das Ding bläst dem Organisten den Hut vom Kopf, so laut ist es. An der Orgelbank ist das Instrument generell schwer zu ertragen, weil es kreischend laut direkt in die Ohren brüllt. Unten im Raum klingt die Orgel aber wunderschön; ein besonderes Schmankerl ist ihre Terzmixtur im Hauptwerk.
Wow... respekt, ihr habt erraten wie die Kirche ist: Klein, Betonbau, katholisch... Die Orgel ist leider sehr schwach im Pedal und mir fehlen Register im NW um z.B. Bach Wachet auf zu spielen... da wäre noch eine Zunge in NW angesagt. Hab das Regal gestimmt.... 2Tage später wieder komplett verstimmt.
mfg
Zitat von Dulcan 16
2Tage später wieder komplett verstimmt.
Na, das geht doch noch. Bei nem Regal hätte ich eher "2 Stunden" erwartet...
Wenn die Kirche so klein ist, dann sei doch froh um alles, was da ist, das ist ja gar nicht so wenig und farbig genug, inkl. 16'-Pedalzunge und Plenumzunge! Wenn für cf-Bearbeitungen wie dem "Wachet auf" eine Registrierung des cf mit Sesquialter- oder Regalmischung (vielleicht +4' und +2' zu dünne klingt (Begleitung HW 8' oder 4' oder kombiniert oder 4' tiefoktaviert) oder die Stimmung des kleinen Schreiers jenseits von gut und böse ist, wie sieht es mit der Trompete (zu laut?) oder dem Prinzipal 8' solistisch aus? Dazu könnte man sich auch eine Begleitung auf dem zweiten Manual tiefoktaviert (d.h. klingend Holzflöte 8' und Prinzipal 4' vorstellen.
Verrätst du uns noch das Baujahr der Orgel?
Zitat von Wichernkantor
Gerade in solchen kleinen Dispositionen halte ich es für sehr wichtig, dass auch das Hw eine 4'-Flöte hat. Wenn das II. Man. die Solo-Aliquot/Zunge hat, reicht der flötige 8' nicht aus zur Darstellung polyphoner Begleitstrukturen. Der Prizipal 4' ist - wie erwähnt - i.d.R. zu laut. Ich habe in solchen Fällen immer darauf geachtet, dass der Prinzipal 8' nicht zu kräftig und schön zeichnungsfähig wird und die Oktave 4' etwas kräftiger ausgelegt. Denn die gibt das "Fleisch" an den Prinzipalchor.
Letzteres gilt aber doch hauptsächlich dann, wenn du zwei labiale 4' hast. Meine zweite Dienstorgel war eine sehr dezente, aber auch sehr schöne Weimbs von Anfang der 80er. Die hatte auf dem HW nur eine 4'-Oktave, die ein klassisches Kompromissregister war. Eigentlich zu mild und schlapp, aber man kann sie locker zur Koppelflöte ziehen. In Tiefoktavierung gibt sie ein schönes stilles Begleitregister (fast gemshornartiger Klang) ab.
naja die Trompete kann man nur als, wie sagt man das jetzt- "War da grad was"-Register nutzen...
Prinzipal... naja wenn man die Solostimme hören soll ne...
Baujahr... älter als ich... weiß ich nicht... muss da mal nachfragen
Mal neue Frage: Hybridlösungen sinnvoll? In unserm Fall damit die Trakturen nicht mehr ausfallen und ein paar neue Register
Ich kenne eine Sandtner aus den 90ern, die sehr sehr qualitätvoll ist und wunderschön klingt. Aber auch von diesem Orgelbauer mag es Instrumente aus vergangenen Jahrzehnten geben, denen nicht gleich Denkmalwert zukommt und bei denen nicht alles überzeugend geraten ist... obwohl ich mich grundsätzlich auch mit Änderungen an bestehenden Instrumenten etwas schwer tue.
Zitat
Eher würde ich eine digitale Zweitorgel in Betracht ziehen;
Hmm, dabei habe ich immer die Befürchtung, dass die bestehende PO dann zur Dekoration verkommt und in ein paar Jahren nicht mehr sinnvoll erhalten werden kann und der Abriss droht. Dann kann man sie auch gleich heute umbauen.
Wenn aber sicher gestellt ist, dass beide Instrumente genutzt werden und ihre Daseinsberechtigung haben, ist das natürlich eine gute Lösung.
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