"Unsittlicher Antrag"

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30.06.2015 00:25
avatar  pvh
#16 RE: "Unsittlicher Antrag"
pv
pvh

Hallo,

Zitat von 2nd_astronaut
allerdings finde ich die repertoire-liste vom verlinkten hochzeitsorganist etwas dünn.


das stimmt allerdings (ich hatte mir nur die Preise angesehen). Das meiste (bis auf den Pop-/Rock-Bereich) könnte ich auf die Schnelle auch hinbekommen, zumindest mit Hilfe des Wilscherschen Kasualienheftes ("Kasualien leicht gemacht für jedermann". Ansonsten gibt es ja noch viel mehr tolle Sachen, die sich für Kasualien eigenn. Ostern habe ich bei einer Taufe z.B. Willschers "Toccata cum jubilo" mit Erfolg gespielt.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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30.06.2015 06:18
avatar  jogo31 ( gelöscht )
#17 RE: "Unsittlicher Antrag"
jo
jogo31 ( gelöscht )

Tut mir Leid, ich halte es für eine Unverschämtheit solche Preise zu verlangen. Ich habe so das Gefühl, dass überall das wo "Hochzeit" drauf steht, nochmal extra zugeschlagen wird. Ich hab früher, als ich Trauungen noch gespielt hab oft ähnlich viel Kohle bekommen, aber nicht weil ich es auf die Rechnung geschrieben habe, sondern weil die Leute freiwillig noch was drauf gelegt haben, weil sie gut gefunden haben, was ich getan habe.

Bei der Hochzeit meiner Schwester hat die Band 1200 € gekostet. Das waren allerdings 5 Mann und die haben 6 Stunden gespielt.


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30.06.2015 07:00
#18 RE: "Unsittlicher Antrag"
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Moderator

Mir ging es in diesem Thread nicht darum, die allfällige und abgenudelte Neiddebatte "wer kriegt wieviel und warum nicht?" zu schüren. Vielmehr war es meine Intention, zu sagen, dass ich als Kirchenmusiker Wert darauf lege, Kirchenmusik zu machen. Und zwar bevorzugt im Gottesdienst. Und genau dort will ich Kirchenmusik und keine andere Musik machen. Und da erbitte ich die Solidarität der KollegInnen. Preislisten im www, welcher Hit wie viel kostet, sind da eher kontraproduktiv. Aber der "Markt" ist offenbar da und ein Teil der Pfarrerschaft verliest lieber (durchaus berechtigte) flammende Pamphlete gegen die EZB und die Gier der Investmentbanker nach dem schnöDen Mammon, als die Abzocke bei Kasualien (vor allem bei Beerdigungen *grusel*) aktiv zu bekämpfen, in dem sie so was in ihrer Kirche nicht duldet. (Zum Glück erlebe ich das in meiner eigenen Gemeinde nicht.) Wollte ich Schlagermusik machen, würde ich als Alleinunterhalter durch die Lande tingeln (und dafür vermutlich mehr bekommen ... [grin]).

LG
Michael


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30.06.2015 08:32
avatar  Guilain
#19 RE: "Unsittlicher Antrag"
Gu

Manche Musik-Wünsche sind zwar keine unsittlichen Anträge, aber etwas aufwändig zu erfüllen - z. B. wenn man einen Satz aus einer Bachschen Flötensonate mit Orgel allein spielen soll.
Dass sich ein Brautpaar Bachs toccatenartige Choralbearbeitung "In dulci jubilo", BWV 729, gewünscht hat, zählt eher zu den Kuriositäten. (Es erkannte aber offenbar niemand den Choral, selbst der die Trauung leitende Bischof Stecher nicht.) Und bei einer goldenen Hochzeit kam eine Sängerin mit Händels "Lascia che io pianga"; ich machte sie drauf aufmerksam, dass der Text heißt: "Lass mich mein hartes Schicksal beklagen". Sie sang das Stück trotzdem, weil es so schön ist.


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30.06.2015 09:43
#20 RE: "Unsittlicher Antrag"
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Moderator

Tja, und Julie Hausmanns Pietisten-Schlager "So nimm denn meine Hände" - Standardrepertoire bei jeder Beerdigung im Hintertaunus - wird (diese Gepflogenheit ignorierend) auch immer wieder gern genommen ... Ungeachtet dessen, dass ich jedesmal auf den regional üblichen sozio-kulturellen Kontext verweise ...

Ich habe mal eine ökumenische Trauung beorgelt, da hatte die Brautmutter das Marienlied "Wunderschön Prächtige" gewählt. Die Braut hieß Maria. Und ich konnte nur durch strengste Blicke verhindern, dass im Chor tumultartige Heiterkeit aufkam, zumal im selben Gottesdienst auch "Ich will dich lieben, meine Stärke" intoniert wurde. Die Verszeile "Ach, dass ich dich so spät erkannte" löste ebenfalls viel Frohsinn in Sängerkeisen aus. Das Brautpaar hatte die 40 schon etwas überschritten ... [grin]

Aber jetzt komme ich wieder ins Schwänke-Erzählen. Und wollte ich mir doch aufheben für mein Alterswerk: das "Handbuch und Lehrbuch der kirchenmusikalischen Perversitäten", Band I-XII. [grin]

LG
Michael


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30.06.2015 16:42
avatar  jogo31 ( gelöscht )
#21 RE: "Unsittlicher Antrag"
jo
jogo31 ( gelöscht )

Zitat von Guilain

Und bei einer goldenen Hochzeit kam eine Sängerin mit Händels "Lascia che io pianga"; ich machte sie drauf aufmerksam, dass der Text heißt: "Lass mich mein hartes Schicksal beklagen". Sie sang das Stück trotzdem, weil es so schön ist.



Made my day! Tut mir leid, das ist einfach saukomisch... [grin]


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30.06.2015 17:24
avatar  Guilain
#22 RE: "Unsittlicher Antrag"
Gu

Der Pfarrer, dem ich das später erklärte, fand übrigens auch nichts dabei....


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30.06.2015 17:25
avatar  mvn
#23 RE: "Unsittlicher Antrag"
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mvn

Zitat von Gemshorn


Ansonsten fahre ich leider eine Stressvermeidungslinie; ich sage bei unliturgischen Musikwünschen nicht, dass ich das mit meinem katholischen Gewissen nicht vereinbaren kann, sondern schlicht, dass ich solche Musik nicht im Repertoire habe (was streng genommen ja auch nicht gelogen ist). Wenn es dann doch von CD eingespielt wird (das ist stark im Kommen!), geht es mich nichts an. C'est la vie.



Diese Haltung finde ich schade. Meine Erfahrungen in einer konservativen Gegend in der Schweiz (evangelisch-reformiert):

  • Die heutigen KirchenbesucherInnen haben leider immer weniger Bezug zur einmaligen und wertvollen Kirchenmusik. Das gilt für Gottesdienste und Kasualien.
  • Wollen wir Organisten wirklich einfach "Das Feld räumen" um der Musik aus der Konserve Vorrang zu geben? Das darf einfach nicht sein!!!
  • Ich spiele ca. 1-mal monatlich an einer Beerdigung oder Hochzeit (unsere schöne romanische Kirche ist ein beliebter Hochzeitsort!)
  • Ich kontaktiere für Kausalien jedesmal die zuständigen "Betroffenen" und frage sie nach ihren Wünschen. Gleichzeitig erkläre ich ihnen im persönlichen Gespräch, dass ich überzeugt bin, dass nicht einfach jede Art von Musik "kirchenwürdig" ist. Dabei erwähne ich Beispiele der alten und neueren Kirchenmusiker und versuche so, einige wesentliche Hintergründe der Kirchenmusik zu erläutern.
  • Anderseits sehe ich kein Problem, wenn in unserer Kirche im Gottesdienst auch mal ein Jodlerklub oder Jodler-Solisten singen - ja ich habe mit Jodlersolisten schon gemeinsam Literatur mit Orgelbegleitung vorgetragen. Auf Wunsch habe ich auch schon für die Orgel geeignete Jodellieder (gewünschte) an einer Beerdigung vorgetragen.
  • Resultat: sehr positive Erfahrungen. Damit konnte ich die Möglichkeiten der Orgel einem Publikum näher bringen, die vorher mit Kirchenmusik nichts am Hut hatten.
  • Wir achten in unserer >Kirchgemeinde darauf, dass wir abwechslungsreiche Musik bieten.


Meine Erkenntnisse daraus: wir OrganistInnen haben die Aufgabe, den ZuhörerInnen die Schönheit und Klangfülle unserer Instrumente näher zu bringen. Dabei dürfen wir uns nicht einfach auf die wunderschöne, überlieferte Kirchenmusik beschränken!
Eine gewisse Flexibilität kann sehr fruchtbar sein.

Viele Grüsse vom Thunersee
mvn

2014 - 2020 Gloria Concerto 234 DLX
2020 - ......... Gloria Concerto 350 Trend


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30.06.2015 19:26
#24 RE: "Unsittlicher Antrag"
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Das ist halt auch eine Ressourcenfrage...
Mein Hobby ist Orgelspielen, *nicht* Kirchenmusikmissionierung kirchenferner Klientel, Liedzettelzusammenstellen oder Psalmensingen. Wenn ich etwas davon en passant miterledigen kann, tue ich es, ansonsten ist mein Ziel deckungsgleich mit mvn:
"•Wir achten in unserer Kirchgemeinde darauf, dass wir abwechslungsreiche Musik bieten."

Dabei habe ich aber die "Regulars" in den Gemeindeveranstaltungen im Fokus, nicht eine Hochzeitsgesellschaft, die ich in der Regel 1x und nie wieder sehe.

Nichthobbytätigkeiten mache ich (vielleicht) für hohes Schmerzensgeld (das Thema Bezahlung lässt sich meiner Meinung nach *nicht* abtrennen aus der Gesamtbetrachtung). Da eine angemessene Bezahlung für die von mvn erwähnte Vorbesprechung, eine vernünftige übetechnische Vorbereitung (inkl. Probe mit Solist(en)) und das Spielen der Hochzeit selber aber auch von Kollegen als "unverschämt" bezeichnet wird, überlasse ich dieses Feld gerne anderen...


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01.07.2015 07:25
avatar  matjoe1 ( gelöscht )
#25 RE: "Unsittlicher Antrag"
ma
matjoe1 ( gelöscht )

Zitat von mvn
Auf Wunsch habe ich auch schon für die Orgel geeignete Jodellieder (gewünschte) an einer Beerdigung vorgetragen.


Wenn man den Satz mal nur für sich betrachtet, dann klingt er schon ein wenig ... eigenartig.
(sorry, das soll von meine Seite aus jetzt keine regionalen Traditionen beleidigen).

LG
Matthias


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01.07.2015 08:01
#26 RE: "Unsittlicher Antrag"
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Moderator

Zitat von Guilain

Manche Musik-Wünsche sind zwar keine unsittlichen Anträge, aber etwas aufwändig zu erfüllen - z. B. wenn man einen Satz aus einer Bachschen Flötensonate mit Orgel allein spielen soll.



Na ja, wenn sich jemand was wünscht, was man ohnehin mal wieder üben sollte und/oder wollte, ist das ja die Plackerei wert. Ein musikbeflissenes Brautpaar (Sie spielt in einem semi-professionellen Streichorchester) hatte kürzlich folgenden Wunschzettel:
Einzug: Die halbe c-moll-Sonate von Mendelssohn (Marcia und Fuge)
Während der Tränen der Brautmutter: Bastis "Es ist gewisslich an der Zeit" (Die Frage, im wievielten Monat die Braut sei, habe ich mir mit Mühe verkniffen ... [grin])
Ad finem: Bastis "Dorische" (OHNE Fuge - wo ich die doch so liebe ... ).
Da gab's richtig was zum Üben, zumal das Pedal der lokalen Orgel nur bis d1 geht (Mendelssohn). Aber das war mir die Plackerei (für den Honorarsatz der EKHN) schon wert. Dass mir hinterher der Brautvater noch diskret einen ansehnlich gefütterten Umschlag zusteckte, war weder vereinbart, noch hatte ich damit gerechnet. Gefreut hat's mich trotzdem ...

LG
Michael


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01.07.2015 10:09
avatar  mvn
#27 RE: "Unsittlicher Antrag"
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mvn

Zitat von matjoe1

Zitat von mvn
Auf Wunsch habe ich auch schon für die Orgel geeignete Jodellieder (gewünschte) an einer Beerdigung vorgetragen.


Wenn man den Satz mal nur für sich betrachtet, dann klingt er schon ein wenig ... eigenartig.
(sorry, das soll von meine Seite aus jetzt keine regionalen Traditionen beleidigen).



Ich verstehe dich gut, Matthias. Für manchen mag es "eigenartig" klingen, volkstümliche Musik mit Kirchen-Liturgie zu verbinden. In der Schweiz gab's und gibt's einige Komponisten, die Chor- und Solistische Musik sehr wohl mit geistlichen Texten verbinden - z. B. die Johannermesse von Peter Roth.
Hörbeispiel: https://www.youtube.com/watch?v=bAwMe3TU6m4

Was ich damit sagen will - ich bin überzeugt, wenn wir das Spektrum der Musikart auch mit der Orgel etwas verbreitern, können wir unser schönes Instrument einigen etwas zugänglicher machen.

Ich liebe die Kirchenmusik - ich pflege sie - mit der Orgel - mit Orchester - mit Chor! Dafuer:

P.S. Jodellieder sind nur 1 Beispiel. Das ist ja nicht abschliessend gemeint.

Viele Grüsse
Martin, alias mvn

2014 - 2020 Gloria Concerto 234 DLX
2020 - ......... Gloria Concerto 350 Trend


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01.07.2015 14:12
#28 RE: "Unsittlicher Antrag"
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Administrator

Zitat von mvn
Hörbeispiel: https://www.youtube.com/watch?v=bAwMe3TU6m4


Das war nun wirklich neu für mich. Erster spontaner Impuls dazu: Warum eigentlich nicht! Dafuer:


Auf Orgelsuche.

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01.07.2015 15:16
avatar  mvn
#29 RE: "Unsittlicher Antrag"
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mvn

Zitat von Gemshorn

Zitat von mvn
Hörbeispiel: https://www.youtube.com/watch?v=bAwMe3TU6m4


Das war nun wirklich neu für mich. Erster spontaner Impuls dazu: Warum eigentlich nicht! Dafuer:



Danke Gemshorn - als einfacher "Landorganist" (Amsoldingen) - aber auch in einer Kleinstadt tätig (Thun mit 45'000 Einwohnern) - freue ich mich, wenn auch arrivierte und bestens ausgewiesene OrganIsten ein offenes Ohr haben.

Viele Grüsse
Martin

2014 - 2020 Gloria Concerto 234 DLX
2020 - ......... Gloria Concerto 350 Trend


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01.07.2015 15:26
avatar  Erik ( gelöscht )
#30 RE: "Unsittlicher Antrag"
Er
Erik ( gelöscht )

Es gibt aus Thun mehr Volkstümliche Musik für Orgel. Hier eine Fundgrube von Noten und Hörbespiele aus der Stadtkirche: [s]http://www.stadtkirche-thun.ch/page06.html[/s]

Neuer Link: http://www.markus-aellig.ch/page5.html


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