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Renovierung Domorgel St. Stephan
#31 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
Frische Meldung des epd-Auslandsdienstes: Der Abbau der "Riesenorgel" im Wiener Stephansdom hat begonnen. Die Arbeiten liegen im Plan. 2,6 Mio. € sollen die Maßnahmen kosten, die einem völligen "technischen Neubau" bei gleichzeitiger "Reorganisation" des Registerbestandes entsprechen.
Endlich geht's los ...
Das Forumstreffen im Frühjahr 2020 (Ende Mai, Anfang Juni?) sollten wir schon mal terminieren. Am, Ziel dürfte ja kein Zweifel bestehen ...
Was ist schneller fertig? Wien oder die Mainzer Marienorgel? Spannend!
LG
Michael
Dazu gibt es bereits einen Beitrag des ORF.
#33 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
Na ja, im besagten Beitrag wird berichtet, dass es derzeit nur eine "kleine" Chororgel gebe. Wenn diese Aussage Absicht war, dann sicher aus "spendentechnischen" Gründen. Denn eine viermanualige Riegerin ist alles andere als "klein". Wenngleich es stimmt, dass diese Orgel lediglich den vorderen Teil des akustisch hochkomplexen Raumes richtig gut beschallt.
Wir waren Ende 2015 Ohrenzeugen eines Abendgottesdienstes. Vorne bei der "Chororgel" saß eine wohl 300 Köpfe zählende Gemeinde, am Spieltisch ein sehr kundiger Organist, der es verstand, durch intelligent phrasiertes und akzentuiertes Spiel den Gemeindegesang schön in Fluß zu halten. Sein gesamtes liturgisches Spiel war von der hohen Qualität, die man an einer Domkirche erwartet. Es hat mir ausnehmend gut gefallen. Die Orgel klang für die hörende und singende Gemeinde sehr angemessen. Im hinteren Teil des Raumes, jenseits des "Sperrgitters", waren (während des Gottesdienstes) die Touri-Kompanien unterwegs. Hinter dieser Grenz- und Schallmauer war die Orgel auch in zungengesättigten Plenum-Mischungen eher mezzopiano zu hören - und daran waren nicht die latenten Auslösegeräusche und sonstigen Sozialgeräusche der gefühlten tausend Kameras und ihrer User schuld.
Die Orgel vorne - wiewohl sehr stattlich und gekonnt disponiert - war wohl nie "raumfüllend" gedacht. Also kann man es ihr und ihren geistigen Vätern nicht vorwerfen.
Obwohl der Wiener Dom deutlich kleiner (und vor allem niedriger) ist als die "Kaiserdome" von Speyer oder Mainz, braucht auch er sicher eine mehrteilige Anlage, um ihn mit tragfähigem Orgelklang zu füllen.
Ich bin sehr gespannt, was das Haus Rieger aus dem riesigen Pfeifenmaterial herausholt, das bei unserem Besuch noch zum Schweigen verdonnert war - und bei Nahbesichtigung auf der Empore keinen besonders schlechten Eindruck machte.
Und ich lasse mich überraschen, ob dann nicht doch der Gedanke wahr wird, beide Instrumente simultan spielbar zu machen. Klar, die beiden Orgeln haben eine völlig unterschiedliche Ästhetik. Aber in Mainz will man ja den Spagat risikeren, eine "orgelbewegte" Klaisine der Zwischenkriegszeit im Westchor, eine universellen Neubau in der Raummitte und eine farbbetonte Neo-Romantikerin im Ostchor zu einem raumfüllenden Klangereignis zu machen.
An beiden Orten bleibt es also spannend - auch bei der Frage, ob der erste Bauabschnitt in Mainz oder die auferstandene "Riesenorgel" früher fertig wird ...
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor
Und ich lasse mich überraschen, ob dann nicht doch der Gedanke wahr wird, beide Instrumente simultan spielbar zu machen.
Hört sich ganz nach Zentralspieltisch an:
http://religion.orf.at/stories/2835231/
#35 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
Eine ähnliche Lösung gibt es auch in Mariazell: Sowohl die große Orgel auf der Westempore als auch die Chororgel vorne verfügen über Doppeltrakturen: sie sind vor Ort mit einem mechanischen Spieltisch und darüber hinaus über einen Generalspieltisch, der an 5 Positionen in der Wallfahrtskirche aufgestellt werden kann, spielbar.
Auch in Mariazell würde die Chororgel akustisch nicht bis hinten reichen und umgekehrt die Westemporen-Orgel nicht bis vorne. In Mariazell macht daher die Doppel-Orgel-Lösung mittels Generalspieltisch Sinn. Ich denke, es ist ähnlich in St. Stephan/Wien.
Johannes
Habt ihr das Kapitel bei Wikipedia schon gelesen ?
https://de.wikipedia.org/wiki/Orgeln_des_Stephansdoms_(Wien)
Ich finde, folgender Absatz, der offensichtlich von einem radikalen Gegner dieser Orgel geschrieben wurde, schreit eigentlich nach einer Korrektur:
"Da die Kauffmannorgel durch minderwertiges Nachkriegsmaterial errichtet worden war, galt sie von Anfang an als problematisch.[9][10] Zudem ist weder symphonische Orgelmusik, wofür Großorgeln präDestiniert sind, wegen der neobarocken Disposition darstellbar, noch barocke Orgelmusik, da die Orgel über eine dafür ungeeignete elektrischen Traktur verfügt. Mit der Einweihung der neuen Domorgel, die 1991 von der Vorarlberger Orgelbaufirma Rieger errichtet wurde, konnte die Kauffmann-Orgel stillgelegt werden."
Vom Grammatikfehler mal abgesehen:
Wenn das "Nachkriegsmaterial" (Pfeifen) wirklich so minderwertig wäre, warum wird es dann jetzt großteils übernommen ?
Findet ihr die Dispo "neobarock" ? Ich überhaupt nicht, es ist doch eigentlich alles da, was man für romantische/symphonische Literatur braucht.
Dass man auch auf einer elektrischen Traktur barock spielen kann, hat doch Prof. Franz Falter 1977 auf seiner Polydor-LP "Orgelmusik im Wiener Stephansdom" bewiesen.
"konnte die Kauffmann-Orgel stillgelegt werden" Ist der Schreiberling auf die jahrzehntelange, völlige Verwahrlosung der Riesenorgel auch noch stolz
Ich kenne mich bei Wikipedia nicht so aus: Wenn ich den Absatz einfach lösche, ist er vermutlich in weniger als 2 Stunden wieder da, denn der Ersteller der Seite sitzt wahrscheinlich am längeren Ast und ich verschwende nicht gern meine Zeit.
Dass Nachkriegsmaterial nicht minderwertig sein muss, beweisen alleine die vielen schönen Steinmeyerinnen dieser Zeit. Wirklich minderwertig wurde das Material meines Wissens nach erst in den Sechzigern, als Orgeln Massenware wurden. Ich denke da an eine Euler aus einer Nachbargemeinde, die mit ausleiernden Aluminiumabstrakten und Pertinax-belegten Vollgummischleifen ausgestattet war.
Aber vielleicht hat der Schreiber in Wirklichkeit keine Ahnung und hat sich inhaltlich nur bei einem älteren "Fach"-Artikel bedient?
Ich würde den Absatz nicht einfach löschen, der käme mit Sicherheit wieder. Aber wenn du statt dessen etwas verfasst, was die eigentliche Problematik genauer und differenzierter beschreibt und dabei vielleicht sogar noch auf Quellen verweist, sollten die Chancen für deinen Text sehr gut stehen.
#40 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
Die seriöse Fachkritik machte sich weniger an der Materialqualität fest als an der ungünstigen Aufstellung und den latenten Problemen mit der Traktur, die mit unterschiedlichen Verzögerungszeiten der verschiedenen Laden reagierte. PP hat das in einigen Fachartikeln schlüssig und hämefrei beschrieben. Die von ihm initiierte und maßgeblich konzipierte Orgel im vorderen Raumdrittel wird ungeachtet aller Geschmacks- und Stilfragen der liturgischen Aufgabe nach meinem Ohrenschein sehr gut gerecht. Aber sie ist nicht raumfüllend und war nie so gedacht.
Ich gehe davon aus, dass Rieger sorgfältig prüfen wird, wieviel Pfeifenmaterial die qualitativen Anforderungen zur Wiederverwendung erfüllt. Interessant zu wissen wäre, wieviel Neubestand die Orgel bekommen wird. Denn letztlich muss wohl auch die gesamte Mensurierung neu konzipiert werden - ich vermute mal, wie in Speyer u.a. durch doppelte Prinzipalreihen. Dass die Windladen nicht mehr verwendet werden, dürfte m.E. feststehen. Die technische Struktur der Orgel wird ja von Grund auf erneuert.
Am Ende wird es ohne Zweifel eine Rieger-Orgel sein, in die ein "historischer" Pfeifenbestand eingearbeitet ist, der vom damaligen Erbauer der Orgel bei Laukhuff, Meisinger und Giesecke in ordentlicher Qualität zugekauft wurde. Betritt man die Empore aus dem rechten Treppenhaus über eine (nach unten führende) Wendeltreppe, dann ist das Innenleben des rechten Seitenpositivs von einer Stelle der Wendel sehr nah zu sehen - und im Diskant (leider) auch zu greifen ...
Das Material, das ich gesehen habe, war durchaus gediegen und sauber verarbeitet. Auch die reichlich verwendeten Kupferpfeifen machten einen sehr wertigen Eindruck, Füße, Kerne und Labien waren in Zinn eingesetzt. Bei einigen Stimmen waren die tiefen Oktaven in Zink gebaut - anno 1960 durchaus noch üblich, wenngleich unter Materialpuristen verpönt. Renommierte Firmen verwendeten natürlich kein Zink, sondern wichen auf das weniger verrufene Kupfer aus, das sich zudem noch als optisch ansprechendes Gestaltungselement im Prospekt einsetzen ließ. (Klais' "geflämmte" Prinzipalbässe aus Kupfer waren m.E. schon "Hingucker".) Bläst man den Nebel der Ideologie weg, ist eine Zinkpfeife in der tiefen Oktave klanglich nicht "schlechter" als eine aus Zinn, wenn die Materialstärke mehr als ausreichend bemessen wurde und die klangerzeugenden Teile in Zinn eingesetzt sind. (Prof. Werner Lottermoser hat das bereits in den 50er Jahren experimentell nachgewiesen.) Zink wird heute sogar in Neubauten wieder akzeptiert.
Verwendet wurden augenscheinlich (ich konnte nicht nachmessen [grin]) normale Mensuren. Mir sind keine Überweiten aufgefallen, die mlgw. einen tragfähigeren Klang generiert hätten.
In Wikipedia entdecke ich in vielen Artikeln jede Menge Unwissen und Ideologie. Was dort über die "Riesenorgel" steht, ist in zweieinhalb Jahren eh' überholt ...
Ich wollte übrigens mal auf der Rieger-HP nachsehen, ob dort schon etwas steht über das Projekt. Aber die Page ist nicht erreichbar ...
LG
Michael
#42 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
Hier der abgebaute Spieltisch der alten Riesenorgel in St. Stephan/Wien:
http://www.directupload.net/file/d/4925/5louwsd6_jpg.htm
Johannes
...Der steht bestimmt bald in Valley bei Herrn Dr. Lampl...
Dafuer:
LG
Aeoline
Den könnte man prima aufarbeiten und mit AWK-Manualklaviaturen versehen. Vielleicht ist auch noch Platz für eine Whiskeyflasche und zwei Gläser. Allerdings wird wohl für die Wohnung ein wenig raumfordernd. Also nix für Dich, Gemshorn.
Sicher paßt das bißchen Draht- und Platinenzeug sowie die Lautsprecher einer 486cc locker hinein
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