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Die neue Gloria "Nobilis"
#1 Die neue Gloria "Nobilis"
So, stellt mal Eure Spekulatiustüten beiseite.
Hier ein paar gesicherte Erkenntnisse über die neue Gloria „Nobilis“.
Sie kommt aus dem Hause Johannus und beruht auf der LIVE-Technologie. Hardware-Plattform ist der Spieltisch der LIVE 3T. Kisselbach bietet jedoch serienmäßig die Klaviaturen mit Holzkern und sehr griffiger Tastenoberfläche an, die sich in der Excellent 360 seit Jahren bewährt haben. Außerdem gibt’s ein doppelt geschweiftes Parallelpedal ohne Aufpreis.
Die Orgel enthält ab Werk vier Komplett-Samples historischer Instrumente:
I. Silbermann-Orgel der Hofkirche Dresden
II. Cavaillé-Coll-Orgel der Kirche N.D. d’Auteuil
III. Schnitger-Orgel der St, Luidgeri-Kirche in Norden
IV. Sauer-Orgel der Leipziger Michaeliskirche
Ein Austausch der Samples gegen andere Instrumente aus dem Johannus-Sortiment ist grundsätzlich möglich, aber zunächst nicht vorgesehen.
Mit diesen vier Komplett-Orgeln ist m.E. ein breites Spektrum an Literatur darstellbar.
Die Orgel wird – wie man es uns seinerzeit in Ede vorgeführt hat – bei Aufstellung am Standort eingemessen. Der „Klangdiamant“ ist deutlich größer als der der LIVE III im Positiv-Gehäuse. Die LS-Elemente sitzen seitlich und im Untergehäuse, die Tweeter sind breiter als die bisher üblichen und decken einen weiteren Konus ab. Die Bässe kommen mit derselben Präsenz wie bei der Excellent 360. Die hochwirksame Bassreflex-Technik der Positiv-Bauform wird zwar nicht erreicht, aber man kann mit der Basswiedergabe mehr als gut leben ...
Die Registerwippen tragen die Beschriftungen zweier Dispositionen – auch hier ein bei der Excellent 360 bewährtes Konzept. Unter den Wippen befinden sich Schilderstreifen, die die beiden anderen Dispositionen auflisten. Damit ist der wesentliche Schwachpunkt im Handling aller LIVE-Instrumente, die ständige Sucherei nach Lage und Klarnamen der Register, ebenso einfach wie wirkungsvoll vermieden.
Bisher existiert von der „Nobilis“ nur ein Prototyp. Bei der Intonation, die ausgeliefert wird (und nachträglich vom Kunden aus mehreren guten Gründen nicht manipuliert werden kann), unterscheiden sich die Handgriffe und Werkzeuge wesentlich von anderen samplebasierten Instrumenten (natürlich auch grundlegend von der Physis-Technologie).
Die Samples liegen in ihren Klangparametern weitgehend fest. In engen Grenzen können sie modifiziert werden. Ziel der Intonation ist es, das Gesamtklangbild eines exakt definierten Instrumentes (z.B. Hofkirche Dresden) so realistisch wie möglich wiederzugeben. Bei der Dresdenerin ging es z.B. darum, die erstaunliche Breite und Tragfähigkeit zu erzielen, die dieses Instrument im Raum entfaltet. Außerdem um das Herausarbeiten der feinen Nuancen in den Aliquotstimmen, die an dieser Orgel mannigfaltige Cornett-Mischungen in allen Teilwerken ermöglichen. Nicht nur der deutsche, auch der gesamte französisch-barocke Stilkreis ist an dieser Orgel mit hoher klanglicher Authentizität abzubilden.
Die Cavaillé-Coll in Auteuil bei Paris gehört zu den Orgeln des Meisters, die mehrere Umbauten zu erdulden hatten. So wurden in den 60ern diverse eng mensurierte Aliquoten und zwei hoch liegende „Cymbales“ eingebaut, die Traktur wurde elektrifiziert. In diesem Zustand ist die Orgel aufgezeichnet.
Mit Ausnahme der sehr substantiellen Zungen ist das Klangbild also nicht unbedingt CC-typisch. Warum ich mit diesem Sampleset vom Fleck weg gefremdelt habe, zeigte sich bei näherem Eindringen ins Intonationsmenü (das – ebenfalls aus sehr triftigen Gründen – nicht an Kunden abgegeben wird). Um den Klang „lebendig“ zu machen, wurde mit erheblichen Verstimmungen gearbeitet, vor allem bei den „neobarocken“ Zutaten aus den 60er Jahren. Für meine Ohren standen die Cymbales ausgesprochen quer und schrill im Labialplenum. Sie rein zu ziehen und deutlich zurückzunehmen, sind m.E. nötige Schritte, um die Klangqualitäten dieses Samplesets erheblich zu verbessern. Dadurch entfernt man diese Orgel natürlich vom derzeitigen Istzustand. Man rückt sie aber wohl näher an das ursprüngliche Klangbild heran. Ein rekonstruierender „Rückbau“ der CC in Auteuil ist m.W. seit Jahren geplant. Und er ist m.E. kein Luxus ...
Die Nordenerin und die Leipziger Sauerin sind m.E. die gelungensten Samples, die Johannus für die Live-Technologie anbietet. Meine intensive Beschäftigung mit diesem Klangmaterial steht noch aus.
Die Nobilis bietet also alles, was die Käufer am Live-Konzept schätzen: Aufstellen, einmessen, spielen. Hochwertige Samples kompletter Orgeln, Disposition und Intonation liegen fest.
Darüber hinaus hat der Orientierungswirrwarr in der Registratur ein Ende.
Ach so, fast hätte ich’s vergessen: Das Instrument kostet knapp 16 T€. Damit ist die „Nobilis“ in der (preislichen) Hierarchie unter den beiden Dickschiffen der Concerto-Reihe angesiedelt.
LG
Michael
Danke für diese ersten Informationen.
Dein erster Einblick, lieber Michael, bestätigt mir die Vermutung, dass das Instrument nur auf der LIVE-Technologie aufbauen konnte. Hohe Samplequalität ist damit also garantiert.
Schade, dass just eine dermaßen veränderte CC eingebaut wurde; wie schön wäre da ein weitgehend unverändertes Instrument dieses Meisters gewesen. Johannus wird wohl seine Gründe haben, trotzdem bleibt das ein Wermutstropfen.
Die Preisregion von 16.000 Euro impliziert für mich ein rein akademisches Interesse an dieser Orgel.
#3 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
Michael, vielen Dank für diesen Überblick. Da ich ja in der Vergangenheit bereits darüber sinniert hatte, was denn die LiVE 3T ausmacht, hat deine Beschreibung erst Recht meine Neugier auf dieses neue Instrument geweckt. Ich denke, wenn es mal in der Ausstellung verfügbar sein wird, werde ich mich auf die Reise nach Baunatal begeben und mir ein direktes Bild von der Orgel machen.
Zitat von Weidenpfeife im Beitrag #3
Ich denke, wenn es mal in der Ausstellung verfügbar sein wird, werde ich mich auf die Reise nach Baunatal begeben und mir ein direktes Bild von der Orgel machen.
Eventuell beim Forumstreffen am 16. November?
#5 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
Ja, ich sehe gerade, dass sich in einem Parallelthread ein Forumstreffen in Baunatal herauskristallisiert. Das wäre in der Tat eine gute Gelegenheit, sich dort anzuschließen und dabei auch einige Foristen in persona kennezulernen . Mein Kalender hat anscheinend auch nichts dagegen .
#6 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
Was ich zu erwähnen vergaß: Die Samplesets der LIVE haben ja vier Hörpositionen: Spieltisch, Gehäusefront, Raummitte, Raumrückseite. Letztere hat man bei der Nobilis weggelassen. Die Begründung ist einleuchtend: Jemand der eine Orgel ordentlich hören will, bleibt nicht unter der Empore stehen.
Ich selber bevorzuge auf jeden Fall die Spieltischposition, da die beiden bisher fertiggestellten Samples so am überzeugendsten wirken - vor allem in den profilierten Charakteren der Einzelstimmen. (Die Quintaden - bei Silbermann und bei CC - haben sich besonders tief in meine Klangwahrnehmung gegraben.)
Die beiden anderen Abhörpositionen "wischen" etwas über die Klangfarben. Die Hallfahne ist gerade im Raum (Position 3) für meinen Geschmack zu dominant. Es gibt ja Leute, die mögen das. Ich hab's gern möglichst klar und direkt.
Von der Schnitgerin in Norden besitze ich wohl sämtliche existierenden CDs und habe sie etliche Male in Konzerten gehört. Die Sauerin in Leipzig werde ich mir in jedem Fall live anhören, bevor ich da 'rangehe.
LG
Michael
#7 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
#8 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
Der Hall ist Bestandteil des fertigen Samples und nicht zu verändern. Schon gar nicht vom Endkunden - und das ist gut so. Er hat drei Varianten zur Auswahl.
Die Räumlichkeit des Klanges ist ein wesentlicher Faktor des LIVE-Konzeptes. Sie ist am intensivsten in der Sitzposition des Organisten und in einem sich zum Raum hin öffnenden Kegel hinter der Orgelbank.
Die Orgel wird nach der Positionierung am endgültigen Standort mit einem Eichsignal auf einen "knickfreien" Frequenzgang eingemessen. Dieser Vorgang muss bei Standortveränderungen wiederholt werden.
Man hat uns das bei einem Ede-Besuch mal vorgeführt. Das klappt gut.
Der Kunde bekommt also ein sofort spielbares, fertiges Instrument (bzw. deren vier), an dessen Parametern (außer der Lautstärke) er nichts mehr drehen kann und soll. Wer klangbasteln will, muss sich halt zwischen dem "klassischen" Sampling und Physis entscheiden.
LG
Michael
Ich hatte das Vergnügen, die Nobilis auf dem Internationalen Jugendtag der NAK in Düsseldorf anzuspielen, wo die Fa. Kisselbach großzügigerweise einige Gloria-Instrumente aufgestellt hat. Trotz des "Umgebungslärms" in Halle 6 hat das viel Spaß gemacht.
Aus Zeitgründen - da waren ja genug andere Interessente da - kam ich nicht mehr dazu in die Silbermann und die CC rein zu hören, aber die Schnitgerin und die Sauer fand ich gut gelungen.
Positiv fand ich neben dem Klang (wobei ich hier nur für die Kopfhörer-Lösung sprechen kann) das sehr schnelle Starten und Wechseln der Sets (da benötigt mein HW-PC trotz SSD sehr viel länger bis er spielfertig ist).
Abstriche mache ich in folgenden Punkten: Das Notenpult ist für meinen Geschmack zu weit oben, ich habe keine Super-/Suboktavkoppeln gefunden, die Beschriftung der Register (2-fach auf den Tasten und zusätzlich 2-fach gedruckt auf einem geklebten Streifen) sieht nicht besonders gut aus und ist schwer zu lesen.
Auf jeden Fall ist die Nobilis eine schöne Bereicherung der Sampling-Modelle!
#10 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
#11 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
#12 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
Zitat von Hornprinzipal im Beitrag #10
Wofür Super-/Suboktavkoppeln?
Keine dieser 4 Orgeln hat diese Koppeln, selbst die Sauerin nicht.
Habe mich unklar ausgedrückt: Für die derzeitigen Sets werden die nicht benötigt, hast ja recht.
Aber da, wie ich verstanden habe, irgendwann auch andere Live-Sample Sets auf der Nobilis laufen sollen, und es ja schon mehr als eine interessante englische Orgel gibt (u. a. die Hill aus der Holy Name Church in Manchester) habe ich mich gefragt, wo bei der jetzt schon ziemlich vollen Belegung an Tasten noch Platz für die Koppeln wäre? Die Hill hat 48 Register plus 11 Koppeln - das wird ein bisschen eng auf dem derzeitigen "Amaturenbrett"...
Aber findige Leute finden bestimmt gute Lösungen und da traue ich der sympathischen Firma Kisselbach einiges zu!
#14 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
#15 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
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