Die neue Gloria "Nobilis"

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03.06.2019 18:15
#16 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
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Moderator

Zitat von Metallgedackt im Beitrag #12
Ja,
warum muss ein Sampleset einer ganzen Kirchenorgel überhaupt intoniert werden?
Eine Abstimmung auf den Raum ja,
aber bei meinen HW-Sets kam ich noch nie auf die Idee, dass eine Intonation notwendig wäre , die hat ja der jeweilige Orgelbauer schon gemacht.

LG


Natürlich sind die Samplesets "fertig". Aber sie müssen trotzdem noch nachbearbeitet werden. Allerdings nicht mit dem Ziel, auf einer Schnitgerin Franck spielen zu können ...
Ziel dieser Nachbearbeitung ist es, den Originalklang, der ja immer wieder durch die Gegebenheiten der verwendeten Hardware beeinflusst wird, so überzeugend wie möglich zu realisieren. An den Samples wird freilich nicht mehr (vielmehr: kaum noch) "geschraubt". Aber ein sehr feinstufiges "Equalizing" verbessert den Klang in Richtung Authentizität beträchlich. Das Silbermann-Sampleset hat erst durch diese Nachbearbeitung seine charakteristischen Plena und die Farbigkeit der diversen Cornett-Mischungen gewonnen.

Das muss ein einziges Mal gemacht werden. Und nach der Einmessung am Aufstellungsort klingen die vier Orgeln (hoffentlich) so, wie sie der Hörer der Originalinstrumente im Ohr hat.

LG
Michael


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03.06.2019 22:16
#17 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
Me

Okay, lieber Michael, alles klar!

LG
Metallgedackt


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02.07.2019 21:16 (zuletzt bearbeitet: 03.07.2019 11:36)
#18 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
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Moderator

So, liebe Leute, der Prototyp der Gloria Nobilis ist fertig und ab sofort in Baunatal zu betasten.

Mit den beiden Johannus-Samplesets der Nordener Schnitgerin und der Sauer-Orgel der Leiziger Michaeliskirche ist das Quartett an herausragenden Originalinstrumenten jetzt komplett.

Sauers Orgel bietet gerade in den 8’- und 4’-Lagen eng gestufte Dynamik und feinste Farbnuancen in den Flöten und Streichern der drei Manualwerke. Die Plena in Hauptwerk und Positiv sind kompakt und füllig, Sauers Mixturen klingen weich und voll, die Prinzipale warm und sonor. Dass diese mittelgroße Orgel aus Sauers Werkstatt keinen 32’ im Pedal hat, mag erstaunen. Ich habe sie im Original gehört und gespielt. Als Mangel habe ich das nicht empfunden. Gerade das oben und unten abgerundete Plenum, dessen tragfähige Pedal-16’er sich diskret gegen die dunklen Manualstimmen abheben, gerade die satten, schwerflüssigen Farben, die in der deutschen Romantik beliebt waren, klingen mit diesem Sampleset sehr gut. Es hat mir schon bei der ersten Begegnung in Ede auf der Live-III-(Positiv-)Plattform ausgezeichnet gefallen. Nach einer sorgfältigen Nachbearbeitung auf die Spezifika der Nobilis-Hardware hin klingt das m.E. sehr überzeugend.

Ein absolutes Kontrastprogramm dazu bildet die Schnitgerin der Luidgeri-Kirche in Norden. Sie ist eine meiner absoluten Lieblingsorgeln. Ich habe sie etliche Male live gehört und denke, dass ich so ziemlich jede von diesem Instrument existierende CD besitze. Für die Darstellung der Literatur des norddeutschen Barock bietet sie mit ihren plastischen Prinzipalchören und konturierten Flöten aller Bauformen m.E. ein klangliches Ideal. Ihre besondere Aufstellung rund um einen Vierungspfeiler, der wuchtige Pedalturm in der Emporenbrüstung und die relativ verschatteten Ober- und Brustwerke stellten besondere Herausforderungen an das Sampling. Da die Hörpositionen am Spielschrank und im Raum völlig unterschiedliche Balance der Teilwerke erbringen, galt es, einen Kompromiss zu finden. Am leichtesten fiel das beim Pedalturm, der auch optisch dominiert. Das Pedal ist sehr präsent und zeichnet durch, ohne erheblich lauter zu sein als die Manualwerke. Das gilt vor allem für die Posaune 16’, die - wie stets bei Schnitger – eher in Richtung Fagott geht und bereits in mezzoforte-Mischungen zu verwenden ist. Die lingualen Fußlagen vom 8’ bis zum 2’ ergeben zeichnungsfähige c.-f.-Stimmen und bilden als Ensemble eine „Zungenmixtur“ im Pedal, die durch den Labialfonds satt aufgefüllt wird und die die allfälligen Pedalsoli norddeutscher Orgelmusik auch ohne Verwendung einer Koppel markant gegen die Manualplena abhebt. Der rauschende Klang der doppelten Mixturen, eine von beiden immer terzhaltig eingefärbt und im Quint-Quart-Abstand repetierend, wirkt m.E. besonders überzeugend und sorgt für das charakteristische Schnitger-Kolorit der Plena. Gerade die Repetitionen ergeben bei Schnitger-Orgeln für einen gleichmäßigen Tonhöhenplafond, der den Klang nie grell und/oder aufdringlich werden lässt. Besonders in den beiden oberen Manualoktaven (ab c’’’ gibt es ja keine Originalpfeifen mehr, da muss gerechnet werden) bleiben die Plena frei von Schärfe, da die Mixturpfeifen in diesen Regionen allesamt tiefer liegen als der durchlaufende 2’.
Wie beim Original sind Ober- und Brustwerk am III. Manual zusammengeführt, so dass auch hier doppelte Mixturen und vier (!) Zungen bereitstehen: Eine Trommet 8’, die die 16’erin des Hw ergänzt, die charaktervoll näselnde Vox humana und das fein zeichnende Regal, darüber eine kecke Schalmey 4’ machen dieses Manual zum ausgesprochenen Farbwerk, auf dem sich herbe, zungengesättigte Plena registrieren lassen.
Die dynamische Schwäche, die man den jüngeren Johannus-Hausorgelmodellen nachsagt, konnte ich bei der Nobilis nicht bemerken. Mit rund 80 Prozent der Verstärkerleistung erbrachte sie einen raumfüllenden Klang, der auch auf mehrere Meter Distanz noch überzeugend wirkte.

LG
Michael


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02.07.2019 21:48
#19 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
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Administrator

Schade, dass es noch so weit ist bis zum Herbsttreffen... meine Neugier ist definitiv geweckt.
Johannus scheint die Sparte Premium-Sampling (der Begriff "Hauptwerk" darf in der Digitalorgeldiskussion gerne unterbleiben, wenn ihr mich fragt...) ja derzeit ziemlich entschlossen voranzutreiben. Ist das die Zukunft?


Auf Orgelsuche.

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03.07.2019 06:18 (zuletzt bearbeitet: 03.07.2019 09:24)
#20 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
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Moderator

Zumindest ist es eine Alternative für die, die einfach einschalten und losspielen wollen. Die vier ausgewählten Instrumente sind prototypisch für die Stilepochen und Stilkreise, die sie vertreten. Ein breites Literaturspektrum kann in hoher Authentizität wiedergegeben werden. Die interne Abstrahlung klingt ausgezeichnet, verblüffend voll und rund. Gegenüber der Live III im Positiv-Gehäuse sind ihr Schallkegel und ihr Schallpegel deutlich raumfüllender. Sie stammt ja von der Live 3 T und benötigt (wie seinerzeit bereits die Vivaldi/Excellent 360) keine externe Ergänzung, um klanglich zu überzeugen.

Wer seine eigene Orgel stylen will, ist nach wie vor mit einer Physis-Lösung ideal bedient.

LG
Michael


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03.07.2019 18:06
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#21 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Ich bin auch sehr neugierig auf das Instrument. Auf dem Papier ist sie neben der Excellent 360 das derzeit einzige mir bekannte Instrument am Markt, was neben allen meinen "Must haves" auch alle "Nice to haves" abdeckt.


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03.07.2019 18:25 (zuletzt bearbeitet: 03.07.2019 18:26)
#22 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
tr

Auf der Kisselbach-Webseite wird sie leider noch nicht aufgeführt. Ich bin gespannt auf weitere Details und Fotos sowie den Optionsbaukasten inklusive Preisen.


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03.07.2019 18:39 (zuletzt bearbeitet: 03.07.2019 20:39)
#23 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
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Moderator

Das dauert noch ein paar Tage.
Optionen gibt es wohl bei der Holztönung. Das war's. Holzkernklaviaturen mit der griffigen neuen Oberfläche und ein doppelt geschweiftes 30-Tasten-Pedal sind serienmäßig. Ebenso Pistons für Koppeln und Sequenzer. Ansonsten hat die Orgel alles, was man so braucht - außer Sitzbankheizung, Bordbar und Hermelinkissen.

LG
Michael


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04.07.2019 20:36
avatar  PM
#24 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
PM
PM

Es sieht besonders attraktiv aus.

Habe ich recht, dass Sie an der Intonation und Feinabstimmung beteiligt sind, Michael?

„Bach ist Anfang und Ende aller Musik, auf ihm ruht und fuszt jeder wahre Fortschritt“  - Max Reger


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04.07.2019 21:24
#25 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
tr

Sehr schön :-). Werden beim LiVE-Konzept eigentlich die zum Tonumfang der Hardware fehlenden Töne der Originalinstrumente ergänzt oder bleiben die entsprechenden Tasten stumm? Eigentlich müssten dann ja auch die Koppeln, die es im Original nicht gibt, funktionslos bleiben...

Viele Grüße
Trompetendulzian


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05.07.2019 07:45
#26 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
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Moderator

Nein, das fehlende Cis bei der Dresdenerin und die fehlenden Töne der kurzen Oktave bei der Schnitgerin wurden aus den real existierenden Nachbartönen gerechnet, ebenso bei allen Orgeln die Töne im Diskant, die über den Manualumfang hinausgehen. Zudem hat die Silberfrau im Pedal zusätzlich Subbass und Gedecktbass aus einer anderen Orgel des Meisters. Sie fehlen in Dresden und werden von den Interpreten (z.B. in Bachs Leipziger Chorälen) meistens aus dem Oberwerk beigekoppelt, wie uns Domorganist Johannes Trümpler beim jüngsten Forumstreffen darlegte.
1'er müssen generell ab c''' repetieren, die 1 1/3'-Quinten ab g'''. Das ist bei einer PO nicht anders. Wichtig ist, dass Zungen in der oberen Oktave stark zurückgenommen werden. Sie fangen sonst an zu kreischen.
M.W. kann man in den Samplesets, denen Töne oder Koppeln fehlen, die Originalsituation herstellen - aber wer will schon stumme Tasten in der unteren Oktave?
Alle Orgeln haben in der Basiseinstellung die originale Stimmtonhöhe, d.h. Silbermann 419, Schnitger 474, Sauer und Cavaillé 438 Hz. Sie können jedoch via Menü auf 440 Hz angehoben bzw. abgesenkt werden.

LG
Michael


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06.07.2019 21:54
#27 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
tr

Okay, also nimmt man sich die Freiheit, den Nutzen für das Orgelerlebnis zu Hause zu erhöhen. Interessant wäre es, die Meinung der jeweilig amtierenden Organisten der Originalinstrumente über die Samplesets bzw. die Gloria Nobilis zu hören. Ohne die aktive Unterstützung der Gemeinden und Kirchenmusiker können diese ja nicht entstanden sein.

Viele Grüße
Trompetendulzian


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06.07.2019 23:07
#28 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
cl

Es steht Dir frei, dort höflich anzufragen .

Liebe Grüße vom Clemens

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07.07.2019 07:05 (zuletzt bearbeitet: 07.07.2019 07:10)
#29 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
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Moderator

... und sie zur Begutachtung einzuladen. Nach Hause. Nach dem Kauf einer Nobilis, wohlgemerkt.

Mich würde noch mehr interessieren, was die seinerzeitigen Orgelbauer davon halten. Eine "Schwarze Messe" mit vier Geisterbeschwörungen scheint mir das angezeigte Mittel, um sie zu kontaktieren.

Dabei würde ich sie auch gern fragen, warum sie keine Setzer und keine Oktavkoppeln gebaut haben.
Auch den Crescendotritt vermisse ich an den barocken Originalen. Da kann man ja keinen Widor spielen ...



LG
Michael


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07.07.2019 08:04
#30 RE: Die neue Gloria "Nobilis"
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Administrator

Zitat von Wichernkantor im Beitrag #29
Mich würde noch mehr interessieren, was die seinerzeitigen Orgelbauer davon halten. Eine "Schwarze Messe" mit vier Geisterbeschwörungen scheint mir das angezeigte Mittel, um sie zu kontaktieren.

Können wir das bitte auf die Agenda für das nächste Forumstreffen setzen?

Ihr Schelme!


Auf Orgelsuche.

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