Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel

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07.06.2019 23:27
avatar  Flauten
#1 Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
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Guten Tag, oder wohl besser gesagt: Guten Abend, liebe Forums-Gemeinde!

Als inzwischen stolzer Besitzer einer Gloria-Concerto-Orgel und dem interessiertem Studium unzähliger Beiträge zur Intonation von Physis-Orgeln möchte ich mich gerne mit einer Bitte an Euch wenden:
Kann mir jemand Tipps geben, wie ich zuerst einmal meine Orgel grundsätzlich auf den Raum anpasse?
Bei meinen bisherigen Intonations-Versuchen - und es sind inzwischen doch schon eine ganz erkleckliche Anzahl davon - stoße ich immer wieder an Grenzen, und inzwischen glaube ich die Erkenntnis gewonnen zu haben, dass wohl zuerst mal die Orgel via Equalizer an den Raum angepasst werden muss. Doch wie gehe ich da vor?
Muss ich mir dazu ein Messmikrophon nebst Software kaufen, den Raum "vermessen", und dann aus den dadurch gewonnen Ergebnissen den Equalizer entsprechend einstellen?
Gibt es evtl. alternative Methoden dazu?

Ich bin mal gespannt ob Eurer Meinung/Tipps/Erfahrung zu diesem grundlegenden Thema . . .

Mit herzlichem Gruß

Flauten


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08.06.2019 14:56
avatar  Aeoline
#2 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
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Der wichtigste Intonationsparameter - wenn man sich an die Intonation einer Physis-DO begibt - ist IMHO die Lautstärke bzw. "die Lautstärken"

Bei einer PO kann man die Lautstärke meist nicht individuell regeln. Bei einer Physis-DO hat man viele unterschiedliche Lautstärke-Ebenen, deren Abhängigkeiten man wissen sollte, bevor man die Intonation beginnt, sonst gibt es frustrierende und ungewollte Mehrfacharbeiten...

Grundsätzlich gilt:

(Nachträgliche) Änderungen an einer unteren Lautstärke-Ebene wirken sich linear auf (bereits durchgeführte) Änderungen oberer Lautstärke-Ebenen aus. Daher sind grundätzlich die Einstellungen untergeordneter Ebenen zu erst durchzuführen (und festzuschreiben) - es sei denn, man liebt Frustration...


Zwei einfache Beispiele, bevor ich mich in die Details verstricke...

Man spielt an seiner Physis-DO und empfindet den Prinzipal 8' im HW als "zu leise". Spontan geht man ins Menu und erhöht die Lautstärke des Registers um plus 2. Ein paar Tage später findet man, dass das gesamte Positiv im Verhältnis zum Hauptwerk zu leise ist und schraubt das Werk "Positiv" im Lautstärke-Menu der Orgel nach oben. Wieder etwas später merkt man, dass der Prinzipal 8' im Hauptwerk zum Positiv viel zu leise ist...

oder...

Man stellt fest, dass das Dis im Pedal beim Subbass 16' die Gläser in der Vitrine zum Vibrieren bringt. Also geht man in den Editor und reduziert die Einzeltonlautstärke des Dis so weit, dass das vibrieren aufhört. Ein paar Tage später stellt man fest, dass das Pedal generell zu laut ist und vermindert die Lautstärke des Werks "Pedal" im Lautstärke-Menu der Orgel. Wieder etwas später merkt man, dass der Subbass grundsätzlich viel zu leise ist...

Diese Erfahrungen habe ich zu Dutzenden gemacht...



En Detail:

In der Grafik habe ich versucht, das anschaulich zu gestalten. Die Bedeutung der Ebenen (A) bis (E) sind unten näher beschrieben. Die Ebene (F) - also die Einzeltonlautstärke - ist in der Grafik exemplarisch an drei Registern festgemacht, deren Einzeltonlautstärken im Editor individuell angepasst wurden:
- Register x wird von c bis fis eher leiser (mit Ausnahme von Ton f)
- Register y ist "volatil" - also sehr schwankend von c bis fis
- Register z wird von c bis fis linear lauter

Wichtig ist halt nur, dass man an die Ebene (F) erst herangehen darf, wenn man vorher (A), dann (B), dann (C), dann (D) und dann (E) eingestellt hat.

Nun gehen wir ins Detail...

Mal angenommen, wir haben eine Physis-DO mit drei Manualen und Pedal an der eine ext. Abstrahlung angeschlossen ist. Die Bindung zwischen dem Drehregler MST und der externen Abstrahlung (Menu "Volume" = EXT) ist per Menu aufgehoben worden (das machen wohl alle so, die eine Physis-DO mit ext. Abstrahlung betreiben...) Dann haben wir für die interne Abstrahlung (IA) VIER Lautstärke-Ebenen (A), (B), (E) und (F) - Für die externe Abstrahlung (EA) haben wir sogar SECHS Lautstärke-Ebenen (A) bis (F) - siehe Grafik

Grundsätzlich gilt:

Jede Änderung, die ich an einer untergeordneten Lautstärke-Ebene vornehme, wirkt sich linear auf (bereits vorgenommene) Änderungen der übergeordneten Lautstärke-Ebenen aus.



Ebene (A)
Die Einstellung am Drehregler MST und am virtuellen Lautstärke-Regler EXT im Menu wirken sich auf alle weiteren Einstellungen der übergeordneten Ebenen (B) bis (F) aus.

Ebene (B)
Eine Physis-DO erlaubt im Volume-Menu die Lautstärke-Anpassung jedes Werkes (inkl. Pedal und Orchesterstimmen). Die Lautstärke-Einstellung dieser Ebene (je Werk) wirkt sich auf alle übergeordneten Einstellungen der Ebenen (C) bis (F) aus.

Ebene (C)
Diese Ebene gibt es nur bei einer angeschlossenen EA. Im Orgelmenu kann man nun für jeden Kanal der EA die Lautstärke verändern. Eine auf dieser Ebene durchgeführt Änderung der Lautstärke wirkt sich - jenachdem, welche Register auf diesen Kanal geroutet wurden - auch auf die Lautstärke-Einstellung dieser Register in den Ebenen (D) bis (F) aus.

Ebene (D)
Diese Ebene gib es nur bei einer angeschlossenen EA. Je nach Konfiguration ist an den Kanal angeschlossen:
- ein Verstärker, an dem wiederum passive Lautsprechr hängen, oder
- aktive Lautsprecher
Die Lautstärke-Einstellungen des Verstärkers u/o der aktiven Lautsprecher wirken sich auf alle weiteren Lautstärke-Einstellungen der Register der Ebenen (E) und (F) aus, die dem Kanal zugeroutet sind.

Ebene (E)
Im Intonations-Menu der Orgel kann man je Register die Lautstärke-Einstellung ändern. Die Lautstärke-Einstellung dieser Ebene wirkt sich auf alle weiteren Einstellungen der Ebene (F) aus.

Ebene (F)
Die finale und oberste Ebene der Lautstärke-Einstellungen. Hier kann im Editor je Ton die Lautstärke verändert werden.



Mein Tipp daher für jeden, der eine grundsätzliche Neu-Disposition und -intonation an einer Physis-DO vornehmen möchte:

1. Werkseinstellungen wiederherstellen
2. Den Drehregler (MST) auf 75% zwischen Min und Max stellen
3. Den virtuellen EXT-Regler auf 75% zwischen Min und Max stellen
4. Die virtuellen Regler je Werk auf 75% zwischen Min und Max stellen
5. Die angeschlossenen Vertärker (bei ext. Abstrahlung) auf 75% zwischen Min und Max stellen
6. Die angeschlossenen Aktiv-Lautsprecher oder Subwoofer auf 75% zwischen Min und Max stellen
7. Ein Standard-Style wählen - z.B. "Barock"
8. Im Menu und im Editor prüfen, ob noch individuelle Lautstärke-Veränderungen z.B. je Werk oder im Einzeltonbereich einzelner Register "überlebt" haben - wenn ja: Ausmerzen! - will sagen: Auf Null bringen...
9. Jetzt den maximalen Schalldruck ermittel, der bei vollgriffigem Spiel im Tutti ausgegeben werden soll. Dazu gerne eine App nutzen, die die Lautstärke misst - oder die betroffenen Nachbarn befragen - oder was auch immer... Jedenfalls durch Änderung des Drehreglers MST und des virtuellen Reglers EXT das gewünschte Maximum ermitteln. Von beiden Werten fünf Einheiten runtergehen und diese Werte für die Ewigkeit aufschreiben.

DIESE BEIDEN WERTE SIND VON NUN AN GESETZT UND WERDEN IM MST UND EXT NIE MEHR VERÄNDERT.

Warum?

Weil wir uns zwingen müssen, die Lautstärkeeinstellungen grundsätzlich "von unten" "nach oben" zu machen. Das heißt: Wir sind uns bewusst, dass eine Änderung einer unteren Lautstärke-Ebene sich auch linear auf weiter oben gelegene Lautstärke-Ebenen auswirkt. Das wollen wir aber meist nicht (mehr) weil es Lautstärke-Empfindungen ändert, die wir in der Vergangenheit bewusst so eingestellt haben.

VG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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10.06.2019 19:51
avatar  Flauten
#3 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
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Oh, vielen Dank für diese sehr ausführliche Antwort!!!

Etliche dieser Thesen kann ich 1:1 bestätigen. Nur: meine Frage war eigentlich auf die Einstellungen des Equalizers bezogen.

Mein Problem ist nämlich weniger die Abstimmung der einzelnen Ebenen der Lautstärke, vielmehr kämpfe ich mit der grundsätzlichen Intonation der einzelnen Register.

Vielleicht kann ich das mit einem Beispiel erläutern:
Über den Parameter "Character" verändert man ja den Obertonreichtum eines Registers. Nun, wenn ich jetzt beispielsweise einen Principal 8' intoniere, erhalte ich im Bereich von "C" bis etwa "a'" ein ganz passables Ergebnis. Der darüber liegende Bereich dagegen verliert an Qualität, wird "quitschig", schrill, stark obertonreich. Intoniere ich diesen Bereich via "Character" optimal, wirkt evtl. der Bass-Bereich "lahm", wenig ansprechend.
Reduziere ich die Frontlautsprecher via "PRS", reduziere ich natürlich die Obertöne, dazu die Lautheit (nicht zwingend die Lautstärke), verliere aber auch etwas an Präsenz.

Meine These lautet also nun: Zuerst müsste ich meine DO via Equalizer auf den Raum optimren, in dem diese steht, und dann kann ich beginnen, mein Orgelchen via "Character" etc. zu intonieren.
Nur: Wie finde ich die ideale Einstellung des Equalizers?
Ich muss einfach zugeben, dass mich das Thema "Equalizer" bis dato eigentlich wenig interessiert hat. Diverse Höhen-/Mitten-Bass-Regler unsere Stereo-Anlagen waren bisher beispielsweise immer in Null-Stellung geparkt . . .

Mit herzlichem Gruß

"Flauten"


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10.06.2019 20:14 (zuletzt bearbeitet: 10.06.2019 20:16)
avatar  Aeoline
#4 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
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Zitat von Flauten im Beitrag #3

Ich muss einfach zugeben, dass mich das Thema "Equalizer" bis dato eigentlich wenig interessiert hat. Diverse Höhen-/Mitten-Bass-Regler unsere Stereo-Anlagen waren bisher beispielsweise immer in Null-Stellung geparkt . . .

Meines Wissens nach sind auch an meiner Orgel alle EQ-Regler (noch) in Null-Stellung.

Clemens-cgn möge mich da korrigieren...

Es hat m.W.n. nie die Notwenigkeit sich aufgetan, den EQ zu nutzen. Die von Dir beschriebenen negativen Ergebnisse beim "Charakter" bezogen auf bestimmte Bereiche der Klaviatur kamen bei mir nicht vor.

Meine Hauptprobleme lagen in der Missachtung der Lautstärke-Ebenen und dem damit verbundenen Murx der sich ergibt, wenn man die Lautstärke eines Registers in einer oberen Ebene so regelt, dass es einem gefällt und dann ein paar Tage später eine der unteren Ebenen verstellt...

Vielleicht solltest Du einmal mit den Werkseinstellungen und dem EQ auf Null probieren, ob Dein Charachter-Erlebnis immer noch so chaotisch ist...

...also nicht "Dein" Charachter-Erlebnis, sonder das "Charachter-Erlebnis" an den Registern Deiner Orgel...

VG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

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10.06.2019 20:40
avatar  Flauten
#5 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
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Vielen Dank für Deine prompte Antwort!

Die Idee mit einer Zurücksetzung auf die Werksparameter hatte ich schon, hab diese auch schon zweimal ausprobiert, und damit keine Verbesserung erreicht.

Vielleicht höre ich auch einfach zu kritisch, oder ich habe zu hoch gesteckte (oder falsche?) Klangvorstellungen, oder ich akzeptiere einfach nicht, dass eine DO eben eine DO ist, und eine PO eine PO...

Und gaaanz so hoffnungslos ist meine bisherige Intonationsarbeit ja auch nicht gewesen: Die ein oder andere Flöte, ein Prinzipal 4', ein Teil "meiner" Streicher und Zungen, begeistern mich immer wieder. Nur halt die 8'-Prinzipale befriedigen mich bis dato noch so sehr...

Mit herzlichem Gruß,

Flauten


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10.06.2019 21:21
#6 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
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Administrator

So wie ich das sehe, legst du, Flauten, den Finger auf ein bekanntes Manko des Physis-Intonations-Menüs:
Der Parameter Character müsste sich zumindest hinsichtlich Bass-Diskant (auch) als Verlauf gestalten lassen. Das ist derzeit nicht möglich - und verursacht im Diskant mitunter quäkige, obertonreiche Ergebnisse.
Also: Ein Fall für die Physis-Wunschliste.


Auf Orgelsuche.

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10.06.2019 21:44
avatar  Michal ( gelöscht )
#7 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
Mi
Michal ( gelöscht )

Ein paar Anmerkungen zur Lautstärkeeinstellung und zum EQ.

Hier geht es erst mal nur um die von Aeoline beschriebene Ebene A.

Zuerst muss die Orgel mal ungefähr auf die Lautstärke in Ebene A eingestellt werden, die man maximal beim Tutti erreichen möchte. So viel ist klar.

Aber da geht es schon los. Bei Verwendung externer Abstrahlung ist das ein anderes Herangehen als bei den internen Lautsprechern.

Bei der internen Abstrahlung sollte man die Lautstärke so einstellen wie von Aeoline beschrieben. Bei meiner Unico 500 würde ich allerdings bei 75% glatt von der Bank gefegt. Das ist jetzt aber nicht der Punkt.

Wichtig ist, dass man bei der Verwendung einer externen Abstrahlung einiges berücksichtigt. Noch zumal, wenn man diese mit der internen Abstrahlung kombinieren will.

Entscheidend ist u. a., dass man wie von Aeoline beschrieben die Bindung zwischen dem Drehregler MST und der externen Abstrahlung (Menu "Volume" = EXT) per Menu aufhebt – alles andere hat keinen Sinn.
Warum?
Weil man auf digitaler Ebene möglichst bei 100% Lautstärke bleiben sollte (also bitte beim Lautstärke-Regler EXT im Menu nicht 75 % oder gar weniger).
Warum?
Weil eine digitale Lautstärkeregelung die schlechteste Variante ist. Zumindest in diesem Fall. Die Viscount Physis Orgeln regeln die Lautstärke rein digital! Jede Lautstärkereduktion kostet Auflösung, Rauschabstand und Detailreichtum! Bei der internen Abstrahlung hat man keine Alternativen - bei der externen Verstärkung schon – nämlich die Lautstärke an den externen Verstärkern zu regeln (oder an den Aktiv-Boxen).

Der Fehler, der gemacht wird ist, die externen Verstärker statt die digitale Lautstärkeregelung in der Orgel hochzudrehen. Bei einer Auflösung von 16 Bit im DAC kostet mich eine Lautstärkesenkung von 6dB glatt ein Bit.

-> Bei einer Lautstärkereduktion von 24 dB bedeutet das, dass hinten nur noch ein 12-Bit-Klang rauskommt!!!

Das ist alles andere als Highfidelity. Und da haben wir auch schon das Phänomen warum manche einfach den Klang der Mixturen nicht so gut finden. Gerade diese benötigen Rauschabstand und Auflösung! Nun die Physis Orgeln verwenden vermutlich 24 Bit DACs (weil die heute Stand der Technik und am meisten verbreitet sind). Da hat man noch etwas mehr Spielraum (es werden einfach Null-Bits an die Originalbits angehängt). Bei 48 dB ist aber dann der Originalklang doch wieder um ein Bit beschnitten worden. 32 Bit-Regelungen sind eher selten und wenn man das Platinchen der Viscounts so anschaut, kann man sehr davon ausgehen, dass hier kein exorbitant großer Aufwand betrieben wurde. DAWs beispielsweise arbeiten heute i. d. r. mit 96 Bit, aber die laufen auch auf potenten Rechnern und nicht auf einem Miniplatinchen.
Ich konnte beispielsweise eindeutig einen Unterschied hören als ich – wie man es halt sonst so macht – meine Unico mit dem MST-Regler auf „10 Uhr“ (als erster Anfang) eingestellt hatte und die Pipes entsprechend hochgedreht hatte. Der Klang – speziell die hohen Töne waren hingegen dann viel „glänzender“ wenn der DAC in der Orgel mit 100% angesteuert wurde (also volle Lautstärke) und die Pipes entsprechend nur noch auf ca. 30% liefen.

Und genau deswegen muss man auch die Bindung zwischen dem Drehregler MST und der externen Abstrahlung aufheben. Bei 100% MST wäre ich von der internen Abstrahlung taub (wenn man die vergessen sollte abzuschalten oder sie gar mitlaufen lassen möchte). Und das mag auch ein Grund sein warum die interne Abstrahlung – vor allem auch bei Zimmerlautstärke – so viel schlechter ist als eine gute externe Abstrahlung. Gerade das Argument, man wolle ja keinen ohrenbetäubenden Sound im Wohnzimmer oder die Nachbarn spielten da gar nicht mit und man brauche daher keine externe Abstrahlung ist aus diesem Grund Unsinn.

In den weiteren Ebenen (also darunter) bleibt einem dann allerdings nichts übrig als hier und da mal ein paar Prozent zu reduzieren, damit dann halt die Laustärkeverhältnisse so sind wie man es sich vorstellt. Wie gesagt, 24-Bit-Regelung mal vorausgesetzt, sollte da auch noch nichts passieren.

Somit wären wir beim EQ.

Den braucht man bei der internen Abstrahlung vielleicht – bei der externen Abstrahlung ziemlich sicher.

Die Frage ist, ob man den eingebauten digitalen EQ benutzt oder einen richtig guten in die externen Kanäle einschleift. Letztere Version ist sicher weit besser. Aber zugegeben, ich benutze der Einfachheit halber auch den eingebauten digitalen EQ. Aber hier muss man aus den oben geschilderten Gründen auch beachten, dass man nicht nur „absenkt“, sondern bevorzugt „anhebt“ Also wenn man die Mitten beispielsweise absenken will, ist es besser stattdessen die Höhen und Tiefen anzuheben!

Die von Aeoline beschriebene Ebene F benutze ich eigentlich nur um bei niederfrequenten Tönen die Raummoden auszumerzen. Auch hier wäre ein externer EQ mit Kerbfiltern sicher die bessere Lösung.

M. E. ist ein Betrieb mit hochwertiger Abstrahlung ohne diesen Eingriff – und somit ohne den Editor – gar nicht möglich – vor allem nicht in den relativ kleinen Wohnräumen wo es unten bei etlichen Frequenzen nur so brummt und wummert. Außer natürlich mit externen EQs. Da man bis auf die Ebene F das meiste auch mit dem Mäuseklavier machen kann (außer natürlich man intoniert halt sehr viel – eine Grundintonation schafft man aber auch ohne Editor – wenn da nicht die zwangsläufig nötige Einzeltonlautstärkeregelung exklusiv drin wäre), wäre es vielleicht sogar sinnvoll sich das Geld für den Editor zu sparen und dafür einen guten parametrischen EQ mit Notch-Filtereinstellmöglichkeiten zu kaufen.
Andererseits, wer Physis kauft will halt auch oft gerne „schrauben“ (oder wird zumindest vom System dazu angespornt) und da ist der Editor schon besser als die kleinen Drucktästchen zu malträtieren.

Kurz: Fehler bei der Lautstärkeregelung können den superben Klang, den die Physis-Orgeln prinzipiell liefern können, schnell zunichtemachen!


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10.06.2019 21:49
#8 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
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Administrator

Wieder einmal lerne ich eine Menge hinzu.
Dass digitale Lautstärkeminderung zugleich eine Qualitätseinbuße nach sich zieht, erschreckt mich...

An meiner Concerto kann ich nicht einmal mit halber Lautstärke in der Wohnung spielen, ohne mich selber vom Lärm belästigt zu fühlen... Das bedeutet dann wohl, dass ich nur noch 30 % der eigentlich möglichen Klangqualität erhalte?

Was kann man da sinnvollerweise tun, um Abhilfe zu schaffen?

Besteht bei Sampling-Orgeln das Problem in analoger Weise? Lautstärkeminderung = Qualitätsminderung?

Übrigens: Meine Gloria Concerto besitzt keinen Drehregler für das Volumen; das wird per Menü eingestellt.


Auf Orgelsuche.

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10.06.2019 22:00
avatar  Larigot
#9 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
La

Zitat von Gemshorn im Beitrag #8
Übrigens: Meine Gloria Concerto besitzt keinen Drehregler für das Volumen; das wird per Menü eingestellt.


Sicher? Ich meine mich zu erinnern, dass an der Box, wo der USB-Stick eingesteckt wird, auch ein Volume-Drehregler ist. Ich nutze aber auch lieber das Menü, anstatt da unten rumzufummeln...


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10.06.2019 22:09
#10 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
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Administrator

Tatsächlich!

Unter den Klaviaturen befinden sich sogar zwei Drehregler: Einer für "Master Volume", ein anderer für "Reverb Volume".
Na die sind ja beide sehr komfortabel angebracht...

Macht es denn einen Unterschied hinsichtlich der Klangqualität, ob ich sie per Drehregler oder per Menü regle...?


Auf Orgelsuche.

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10.06.2019 22:28
#11 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
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Also, meine Gloria Concerto besitzt auch diese beiden ergonomisch sehr günstig angebrachten beiden beschriebenen Drehregler..

Was ich beim Einstellen mal festgestellt hatte:
Schaltet man die Orgel aus und später wieder ein, kehren nicht die auf den Menues eingestellten Positionen, sondern jene auf den vorher auf den Drehreglern eingestellten Positionen zurück.

Ist meine Beobachtung auch Euch aufgefallen?

Herzliche Grüße
Canticus

PLZ (erste zwei Ziffern): 69

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11.06.2019 07:24 (zuletzt bearbeitet: 11.06.2019 07:26)
avatar  Flauten
#12 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
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Zitat von Gemshorn im Beitrag #10
Macht es denn einen Unterschied hinsichtlich der Klangqualität, ob ich sie per Drehregler oder per Menü regle...?

Sowohl Drehregler als auch das Menü greifen nach meinem Kenntnisstand auf die identische Funktion zu.

Zitat von Canticus im Beitrag #11
Was ich beim Einstellen mal festgestellt hatte:
Schaltet man die Orgel aus und später wieder ein, kehren nicht die auf den Menues eingestellten Positionen, sondern jene auf den vorher auf den Drehreglern eingestellten Positionen zurück.
Ist meine Beobachtung auch Euch aufgefallen?

Diese Beobachtung kann ich teilen. Es scheint beabsichtigt zu sein und hängt wohl damit zusammen, dass der Drehregler auf beiden Seiten einen Anschlag hat.

Mit herzlichem Gruß

Flauten


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11.06.2019 07:33
avatar  Flauten
#13 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
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Zitat von Gemshorn im Beitrag #6
So wie ich das sehe, legst du, Flauten, den Finger auf ein bekanntes Manko des Physis-Intonations-Menüs:
Der Parameter Character müsste sich zumindest hinsichtlich Bass-Diskant (auch) als Verlauf gestalten lassen. Das ist derzeit nicht möglich - und verursacht im Diskant mitunter quäkige, obertonreiche Ergebnisse.

Ah, jetzt bin ich schon beruhigt: Ich scheine also nicht der einzige zu sein, der diesen Klangeindruck hat (Das von Dir gewählte Wort "quäkig" beschreibt meinen Höhreindruck übrigens perfekt! Vielen Dank dafür.)
Für mich ist dies bis jetzt das größte Manko an der Physis-Technologie.

Mit herzlichem Gruß

Flauten


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11.06.2019 07:41
avatar  Flauten
#14 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
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Zitat von Michal im Beitrag #7
Ein paar Anmerkungen zur Lautstärkeeinstellung und zum EQ. . . .

Vielen Dank für diesen für mich sehr aufschlussreichen Beitrag.
Das bestätigt und erklärt meine Wahrnehmung, dass mit größerer Lautstärke der Klangeindruck sich signifikant verbessert, "authentischer" wird.
Und es bestärkt mich darin, möglichst bald zusätzlich zur internen Abstrahlung externe Lautsprecher an die Orgel anzuschließen, um damit den Klang noch zu verbessern. Aufgrund der verhältnismäßig geringen Abstände zwischen Ohr und Box denke ich da beispielsweise an Nahfeldmonitore . . .

Mit herzlichem Gruß

Flauten


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11.06.2019 11:03 (zuletzt bearbeitet: 11.06.2019 11:07)
avatar  Michal ( gelöscht )
#15 RE: Grundsätzliche Intonationsparameter bei der Intonierung einer Physis-Orgel
Mi
Michal ( gelöscht )

Kurze Erklärung zu den “analogen” Lautstärke und Hall-Reglern:

Die Regelung erfolgt bei Physis-Orgeln, wie bereits ausgeführt, rein digital. Die Potis unter der Orgel (und auch die Schweller) erzeugen zwar ein „analoges“ Signal, aber dieses wird einem kleinen A/D-Wandler zugeführt, also digitalisiert und steuert dann die digitalen Parameter.

Warum stellt sich die Orgel beim Einschalten immer auf die Stellung der physischen Regler ein, obwohl die anderen Parameter (vom Display) digital sehr wohl erhalten bleiben?
Weil beim Einschalten der A/D-Wandler das Signal des analogen Potis abgreift und digitalisiert und die Werte entsprechend als „aktuellsten Wert“ an die Steuerung übergibt.

Ein Problem ist oft, dass diese Potis, die ja keinen wirklichen Klang regeln müssen, sondern nur Spannungsänderungen „mitteilen“ müssen, recht billig ausgeführt sind. In der analogen Welt macht es nicht so viel aus, wenn ein Kohleschleifwiderstand nicht auf die Nachkommastelle genau die Spannung hält, aber die nachgeschaltete Digitalisierung quantisiert die Werte und dann kommt es zu „Sprüngen“. D. h. der Wert „hüpft“ (in Zahlen ausgedrückt) hin und her. Und das kann sehr wohl hörbare Effekte verursachen.
Das ist aber kein Viscount-Problem, sondern bei allen analogen Regelungen digitaler Werte so. Es schadet nicht, diese kleinen Regler hin und wieder „hin und her zuzudrehen“ damit die Kontakte der Schleifer und der Kohleschicht poliert (gereinigt) werden (insbesondere wenn die Orgel schon etwas älter ist). Die Potis können übrigens leicht ersetzt werden.

Also kurz: es gibt in den Viscount-Orgeln keine analoge Lautstärkeregelung.

Diese ist übrigens nicht zwangsläufig immer besser als eine digitale Regelung. Wie generell in der analogen Welt hängt, hier vieles von der Qualität der Bauteile und dem Aufwand des Bauteileinsatzes ab. Beides kostet – im Gegensatz zu digitalen Chips – richtig viel Geld, zumindest, wenn man es richtig machen möchte. Man kann sagen, dass eine digitale Regelung nach dem Stand der Technik immer noch besser ist als eine schlechte analoge Regelung. Genau deswegen wird die digitale Regelung auch eingesetzt – weil sie eben viel billiger ist!


Zur Frage, ob Sampler-Orgeln davon auch betroffen sind:

Ja!
Aus Kostengründen verwenden wohl die meisten (oder gar alle) Orgeln keine regelbaren analogen Vorverstärker mehr.

Aber es gibt zwischen den Orgelmarken dennoch Unterschiede.
Bei Viscount wirkt sich die digitale Regelung deswegen so nachteilig aus, weil hier so viel (herunter)geregelt werden muss! Die Viscount Class-D-Endstufen kommen aus der Profi-PA-Technik (Viscount hat da eine eigene Linie mit eigener Entwicklung) und die sind sehr laut. Das ist schön, weil man mit Viscount-Orgeln selbst mit der internen Abstrahlung mühelos größere Räume und Säle beschallen kann. Das ist bei anderen Orgelmarken ganz anders. Das bedeutet aber auch, dass man die Lautstärke verhältnismäßig weit runter regeln muss. Und da kommen eben die digitalen „Klangkastrationen“ zur Auswirkung. Schwächere Endstufen würden weniger Reduktion erfordern und hätten bei Zimmerlautstärke somit einen vermutlich besseren Klang (mal abgesehen von der klanglichen Qualität der Endstufen – eine schlechte Endstufe klingt, wie ein schlechter Lautsprecher, immer schlecht – egal was davor kommt).

So, jetzt ist auch deutlich geworden warum manche Orgeln (vielleicht also durchaus absichtlich) so viel weniger Power haben als die Viscounts.

-> Aber so ist es in der analogen (realen) Welt – MAN KANN NICHT ALLES HABEN, gell :-)

Hängt einfach eine externe Abstrahlung an die Viscounts - und es gehen Euch die Ohren auf!

PS: ob Nahfeldmonitore der Weisheit letzter Schluss sind wage ich zu bezweifeln. Vielleicht gibt es andere (bessere) und dennoch preisgünstige Alternativen wie z. B. Teufel & Co. (hab hier allerdings keine Erfahrungen). Ein Sub sollte ohnehin dran. Eine Orgel mit 16 oder gar 32 Füßen kann sonst ja gar keinen authentischen Fußabdruck aufs Trommelfell setzen :-)


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