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Renovierung Domorgel Passau
Das nächste Großprojekt wird konkret - man will versuchen, Steinmeyers Klangpracht wiederzufinden.
https://www.wochenblatt.de/kirche/passau...-generalsaniert
Spannend!
#2 RE: Renovierung Domorgel Passau
Hm, wohl eher Realsatire. Ich befürchte, da will mal wieder jemand, der an einer Großorgel amtiert, eine neue ...
Und nun wird die (gar nicht so) alte entsprechend beschlechtachtet ...
Der technische Neubau (heute nennt man das "Reorganisation") wurde in den 80ern propagiert, weil das Pfeifenmaterial aus 1928 (angeblich) beträchtliche Mängel aufwies und das Klangkonzept nicht mehr zeitgemäß war. (Die Neobarock-Welle war gerade abgeebbt und stattdessen mussten bei Neubauten auf möglichst vielen Registerwippen französische Namen stehen - am besten mit der Endung "harmonique" ...)
Jetzt ist diese Orgel wieder unzeitgemäß. Sie hat noch keine englischen Hochdrucktröten.
Ich vermute mal, bei Dr. Lampl liegen jede Menge Pfeifen im Depot, an denen man die klangliche Ästhetik studieren kann, die das Haus Steinmeyer zwischen den Kriegen pflegte. Auch die Orgel von Nürnberg/St. Lorenz dürfte Anhaltspunkte liefern.
Ich frage mich da schon, ob es jetzt Mode wird, dass jeder Domorganist erst mal ein neues Spielzeug bekommt ... (Dass ihnen gute Instrumente zustehen, steht natürlich außer Frage.)
Das Geld dafür scheint ja da zu sein.
Oder will man sich in Bescheidenheit üben und baut statt 228 nur 199 Register?
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Die Orgelsituationen in Mainz und Wien hätten m.E. schon vor 40 Jahren Neubauten erheischt. Aber manch andere "ecclesia cathedralis" (in beiderlei Konfessionen übrigens) scheint da nach dem Motto zu verfahren: Ersetzen wir etwas Gutes durch etwas Neues. Die Geschichte kann dann urteilen.
LG
Michael
Mit der Domorgel in Passau verbinde ich in erster Linie ein skuriles Erlebnis, welches nunmehr sicher 30 Jahre zurückliegt und welches ich gerne kundtue...
Ich war Mitte zwanzig und auf Dienstreise in Südost-Bayern. Wie immer hatte ich Noten dabei und als ich in Deggendorf ins Hotel ging, beschlich mich der Plan, am nächsten Tag nach der Arbeit nach Passau zu fahren. So nah war ich der größten Domorgel bislang nicht gekommen.
Nach zwei oder drei Whisky an der Hotelbar fasste ich den Entschluss, mal ganz kackfrech jemand zu fragen, ob ich nicht mal spielen dürfte... - "Fragen kostet nichts" und "Wer anständig fragt, bekommt auch anständig Antwort"... - beides hat mir mein Mutter eingebläut.
Gesagt, getan - am nächsten Tag nach den Geschäftsterminen ging es nach Passau und direkt in den Dom. Ich hatte extra den feinen Stoff anbehalten und schritt in Anzug und Krawatte durch die heiligen Hallen auf der Suche nach jemand, den ich um Zugang zur Orgel bitten könnte.
Irgendwann entdeckte ich eine kleine, gedungene Gestalt, die im Halbdunkel durch die Bänke und Seitenschiffe huschte und nahm all' meinen Mut zusammen - stellte mich ihm unmittelbar unter der Empore der Hauptorgel in den Weg und fragte in feinstem Hochdeutsch:
"Ach bitteschön - ich würde gerne mal die Orgel spielen. Könnten Sie mir zeigen, wie ich dort hinaufkomme und wo der Schlüssel ist?"
Er blickte zu mir auf - musterte mich von unten nach oben (er war tatsächlich von der Statue her noch kürzer als ich...) - blickte dann hinauf zur Orgelempore und wieder zu mir und entgegnete mir dann:
"Jo mei - wenn i sie da nauf loss, bin i übermorgen a laich..."
Dann hat er mich stehen gelassen. Ich hab's dann noch offiziell im Dombüro und bei der mir bekannten Adresse des Domorganisten versucht, aber es war schon spät und ich fand keine offene Tür - geschweige denn, eine offene Orgelempore...
Also fuhr ich zurück nach Deggendorf und setzte mich wieder an die Hotelbar - die war wenigstens offen...
OK - ist off-topic, aber ich wollte es hier und jetzt mal loswerden...
VG
Aeoline
#4 RE: Renovierung Domorgel Passau
Ist keine Realsatire. Am 18. September soll es eine Pressekonferenz geben, dann wissen wir mehr.
Klais/Schuke und Rieger sind wohl in Passau gesichtet worden, wie die Gerüchteküche verlauten lässt.
Das Ergebnis des Neubaus Anfangs der 80er war ja wohl seinerzeit nicht unumstritten. Nach der Orgelweihe sei Domorganist Schuster von der Orgelempore heruntergekommen und habe in fragende Gesichter geblickt, daraufhin zur Auskunft gegeben: “Ja, das war Pleno” ...
Schaun wir mal, was man in ein paar Wochen hört. Bin mal gespannt, ob die italienische Orgel auf der Seitenempore so bleibt. Die hatte der Domorganist ja bekommen, da sein Plan, der Bau einer kleinen Hauptorgel und die Rekonstruktion der Pfeilerorgeln (vgl. Salzburg) nicht realisiert wurde.
Ist jedenfalls eine bedeutende Cash Cow für Passau, dieses Instrument, wenn man den Andrang zu den täglichen Orgelkonzerten sieht!
#5 RE: Renovierung Domorgel Passau
Na ja, wenigstens bleibt dann wohl ein Teil des Geldes bei einem deutschen Orgelbauer hängen. Ich finde es beklagenswert, dass selbst renommierte Firmen seit Jahren im Wesentlichen von Restaurierungen und "Reorganisationen" leben und repräsentative Neubauten an (zweifellos gute) Firmen aus anderen Ländern gehen. Das hat nix mit Patriotismus zu tun. Immerhin ist unser Orgelbau Weltkulturerbe ...
Die Instrumente der damaligen Erbauerfirma aus den 80er Jahren sind auch nicht unbedingt meine Favoriten. Und mit meiner Meinung über die klanglichen Qualitäten dieses Hauses stand ich nicht allein. Insofern fiel die Wahl seinerzeit wohl aus Lokalpatriotismus auf einen Passauer Orgelbauer. Wer in der monumentalen Zisterzienser-Abteikirche von Ebrach die beiden warm singenden (von Klais mustergültig restaurierten) Köhler-Orgeln im Chor gespielt hat und danach den viermanualigen Plärrer auf der Westempore besteigt, kommt sich vor wie unter der kalten Dusche ...
LG
Michael
Ich muß gestehen, daß ich mich auf diese Nachricht zunächst gefreut hatte...
Denn viele, auch ich, empfanden die letzte "Renovierung" als verständnislos.
Und ganz ehrlich: Bei lauten Passagen kann man sich oft nur noch die Ohren zuhalten...Einfach nur BRUTAL!
Deshalb bin ich schon sehr gespannt, was dann am Ende herauskommen wird..
Es wäre sehr zu wünschen, die Verantwortlichen würden auf die Kompetenz und das Material unseres sehr verehrten Dr. Sixtus Lampl zurückgreifen...
Köstliche Story, lieber Harald.
Mit dem Zugang zu größeren Orgeln habe ich durchwegs sehr gemischte Erfahrungen. Voriges Jahr unternahmen wir einen Pfarrausflug nach Stift Lilienfeld; dort wurde mir der Zugang zur ramponierten Chororgel (ca. 15 Register) gestattet, nicht aber zur Hauptorgel.
Nächste Woche geht es nach Stift Admont; dort gibt es angeblich keinen Problem, den mitgebrachten Organisten an die große Orgel zu lassen. Ich werde berichten.
#8 RE: Renovierung Domorgel Passau
Na, wenn Rieger den Auftrag bekommen sollte, wird es wohl nicht unbedingt leiser ...
Der Passauer Dom ist mit mehr als 200 Registern üppigst bedient. Da wäre eine nobel zurückhaltende, füllebetonte Intonation mit gut verschmelzenden Zungen und weichen Mixturen sicher sinvoll - quasi eine Reger-Orgel, die bruchlose Crescendi ermöglicht. Irgendein Stilmix (deutsch-barockes, deutsch romantisches, italienisches, sinfonisch-französisches, spanisches Werk und als Krönung Willis-Hochdrucktuben auf 1,2 Atü Wind) entspräche wohl dem derzeitigen "Geschmack". Indes - muss das sein?
War das Wort "Universalorgel" nicht noch vor einigen Jahren ein Schimpfwort?
Na ja, ich bin mal gespannt ...
LG
Michael
#10 RE: Renovierung Domorgel Passau
OT: Die Orgeln in Weingarten und Ochsenhausen gehören (als säkularisiertes Klostergut) dem württembergischen Fiskus. Da brauchst Du eine Unbedenklichkeitserklärung des Finanzamtes ...
Ich habe bei der Planung des seinerzeitigen Forumstreffens im Oberschwäbischen gleich auf zwei Granitblöcke gebissen. In beiden Fällen verwiesen die Kirchengemeinden an den Staat und der wollte uns auf den Instanzenweg schicken ...
LG
Michael
#11 RE: Renovierung Domorgel Passau
@Gemshorn: Ich seh' keinen Beitrag von Harald ...
Aahhh - edit: Jetzt doch.
Das Tor zur Passauer Domorgel war nicht unüberwindlich. Ich befolgte den weisen Rat eines älteren, mit der lokalen Szene bestens vertrauten Kollegen: Am besten, man suchte den Kollegen Schuster zuhause auf, unter dem Arm ein Fläschlein von der Frucht des Weinstocks. Da er alle Nase lang im Dom zu orgeln hatte, nahm er dann den Bitsteller mit zum nächsten Dienst. Hat bei mir geklappt, einige Monate nachdem der Neubau fertig war. Ich habe mich erst getraut, mein Urteil abzugeben, nachdem der Hausherr sich selber geäußert hatte. Es war uns beiden alles zu gepreßt und plärrig. Aber immerhin: Handwerklich machte das Instrument damals einen tadellosen Eindruck. Nichts, was ein guter Intonateur mit viel Zeit und Sorgfalt nicht glattgebügelt hätte.
LG
Michael
#13 RE: Renovierung Domorgel Passau
#14 RE: Renovierung Domorgel Passau
#15 RE: Renovierung Domorgel Passau
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #8
Irgendein Stilmix (deutsch-barockes, deutsch romantisches, italienisches, sinfonisch-französisches, spanisches Werk und als Krönung Willis-Hochdrucktuben auf 1,2 Atü Wind) entspräche wohl dem derzeitigen "Geschmack". Indes - muss das sein?
Hmmh, der von dir beschriebene Stilmix ist doch - bis auf die Tuben - mehr oder weniger der derzeitige Zustand ...
Die Fernorgel wurde ja noch in den 90ern neugebaut, da wird man vermutlich nichts dran ändern müssen.
Ich stelle mir die Frage, ob man mit einem völlig anderen Ladensystem (Eisenbarth-Schleifladen) die mittels Taschenladen erzielten Steinmeyer-Klänge erzielen könnte, oder ob man da nicht sogar Windladen neu bauen müsste.
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