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Advent - oder was?
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #14
Wird das bei Euch zentral geregelt? Und wer ist der zentrale Entscheider - vor allem: aus welchen Quellen speist sich seine Kompetenz zu solcherlei Treiben? *kopfschüttel*
Da bleibt eigentlich nur übrig, als Form zivilen Ungehorsams das Literaturspiel ausschließlich mit Choralbearbeitungen über Adventslieder zu bestreiten. Oder kriegt Ihr das auch vorgeschrieben?
LG
Michael
Das ist das alte Thema, leider. Ich kann als Organist immer froh sein, wenn ich überhaupt einen Plan bekomme um irgend etwas vorzubereiten. Selbst dann wird manchmal durch den Gottesdienstleiter "geistgetrieben" kurzfristig geändert. Vielleicht kommt daher die Vorliebe für Improvisiertes ...
LG Bernd
Ja, das Thema haben wir so in etwa "alle Jahre wieder".
Natürlich kommen auch bei mir hin und wieder sparsame Liedplanänderungen vor - insbesondere wenn die in der Planung berücksichtigte gottesdienstliche Situation wider Erwarten eine andere ist (Zelebrant nimmt einen Heiligengedenktag anstatt der zu erwartenden Messe vom Tag, Gottesdienstgemeinde singt extrem dürftig mit, Predigtthema steht in direkter Beziehung zu einem bekannten Kirchenlied...). Solche Änderungen gibt es allerdings nur "alle heiligen Zeiten" einmal. Als "geistgetrieben" würde ich mich dabei aber nicht bezeichnen, eher als "praktisch veranlagt". Ich hege ein grundsätzliches Misstrauen gegen alle, die sich selber als geisterfüllt, -bewegt oder -getrieben betrachten.
#18 RE: Advent - oder was?
Zitat von wohli im Beitrag #16
Das ist das alte Thema, leider. Ich kann als Organist immer froh sein, wenn ich überhaupt einen Plan bekomme um irgend etwas vorzubereiten. Selbst dann wird manchmal durch den Gottesdienstleiter "geistgetrieben" kurzfristig geändert. Vielleicht kommt daher die Vorliebe für Improvisiertes ...
LG Bernd
Oha, da kommt mir mein alter Homiletikprof. in den Sinn, der zu sagen pflegte:
Verlassen Sie sich nie auf den Heiligen Geist, wenn Sie die Kanzel besteigen. Dann ist es zu spät. Sie hatten eine ganze Woche Zeit, ihn um Beistand zu bitten. Das einzige, was er ihnen da oben einflüstert, ist: "Fauler Sack, wieder nicht vorbereitet?"
(Und meine Frau bemerkt bei schlechten Predigten immer: Owei, die weiße Taube findet keinen Landeplatz ...)
LG
Michael
#19 RE: Advent - oder was?
Ich orgle, was auf dem Liedblatt steht. Nur bei schlimmen Stilentgleisungen und offensichtlichen Irrtümern der Geistlichkeit versuche ich Einfluss zu nehmen. Beides kommt aber selten vor.
Im Übrigen gibt es auch Einseitigkeiten beim hauptamtlichen musikalischen Personal, die sich stilprägend auf die Gottesdienste niederschlagen. In meiner Heimatgemeinde waren bis in neuester Zeit vor allem Lieder aus Entstehungsjahren mit einer vorangestellten 16 und 15 angesagt, »Stille Nacht« natürlich total verpönt. (Nicht nur) deshalb habe ich in der Nachbarstadt mal um Maiandachten nachgefragt und dort Marienlieder aus dem 18./19. Jh. rauf und runter gespielt. Das reicht dann wieder für ein Jahr.
Jahrelang habe ich in der NAK versucht, die Notwendigkeit eines Liedplanes zu vermitteln. Mehr als ein Verständnis dahingehend, dass der alleinige Sinn der vorherigen Ankündigung darin bestehe, dass der Orgelspieler (nicht Organist) die Lieder vorher üben kann, habe ich nicht erreicht. Bei einem Festgottesdienst 2017 hatte ich die Lieder vorher bekommen, mich vorbereitet, und als Eingangslied wurde kommentarlos ein anderes Lied (bewußt, nicht versehentlich) aufgesteckt. Ich habe das nicht gemerkt und als einziger das Lied vom Liedplan gespielt. So was ist peinlich, jeder bekommt das mit.
Seitdem verzichte ich darauf und achte nur noch auf die aufgesteckten Lieder. So kann ich dann jemanden in die Sakristei schicken mit dem Hinweis, dass kurz vor Gottesdienstbeginn noch gar keine Lieder aufgesteckt sind. So am 1. Advent 2019!
Wenn der Predigtmann das Gesangbuch zuklappt, habe ich aufzuhören. Auch muss ich zwischen den Strophen immer Gelegenheit geben zu: "Jetzt noch Strophe 5!" So ist es NAK-Tradition.
In der katholischen Kirche habe ich den Liedanzeiger in der Hand, keine Gefahr. In der evangelischen Kirche werde ich gefragt, ob ein anderes Lied ggf. auch o.k. ist. Es ist bei uns im Süden ausgeschlossen, dass Pfarrerin oder Pfarrer das Lied eigenmächtig ändern ohne die Organisten. Sollte das anderswo nicht der Fall sein, sollten die Geistlichen in ihren Regelheftchen nochmals nachlesen. Organisten in der evangelischen Kirche haben ein Verkündungsamt und sind etwas mehr (nicht die Person) als Musikanten.
Michael
#21 RE: Advent - oder was?
Zitat von Gemshorn im Beitrag #15
In solchen Fällen gilt, was jemand mal über die immer wieder gemunkelte Verbannung von Stille Nacht aus dem Gotteslob gesagt hat:
Wenn wir es [das „Stille Nacht“] aus den Kirchen vertreiben, werden sich die Kaufhäuser gnädig seiner erbarmen.
Ein Satz, über den man viel nachdenken kann...
Im alten EKG stand es nicht. Und als es ins neue EG sollte, bildete sich in den diversen Kommissionen eine kampfkräftige Phalanx aus Musikern und Theologen, die (nicht ganz grundlos) Musik- und Textkritik übten. Mit hauchdünner Mehrheit haben sich damals die Pragmatiker durchgesetzt und den Leuten gegeben, was sie singen wollten.
Dasselbe Phänomen ist ja bei den "guten Mächten" zu beobachten. Da siegten die Ideologen und es gab im EG-Stammteil eine "offizielle" Singweise, die spröder kaum sein kann. Die "Vox pupuli" trällerte weiter Siggi Fietz' Gassenhauer. Und der steht inzwischen in fast allen Regionalteilen. Und wo er nicht drinsteht, singen es die Gemeinden auswendig ...
LG
Michael
Zitat von Gemshorn im Beitrag #17
Ja, das Thema haben wir so in etwa "alle Jahre wieder".
Ich hege ein grundsätzliches Misstrauen gegen alle, die sich selber als geisterfüllt, -bewegt oder -getrieben betrachten.
Ich war von 1982 - 86 Organist, dann bis 2015 ehrenamtlich Amtsträger (davon 27 Jahre Priester) - da war gottesdienstliches Spiel für mich tabu, seit 2015 wieder Organist. In so fern kenne ich beide Seiten. Bei Vorbereitungen von Gottesdiensten war mir das Musikalische immer sehr wichtig, aber alle Beteiligten wussten dann auch im Vorfeld Bescheid.
Trotzdem kenne ich natürlich auch Momente, wo sich im Gottesdienst (die Predigt in der NAK ist frei) Gedanken hin zu einem Liedtext entwickeln und der Wunsch entsteht, das dann mit der Gemeinde singen zu lassen. Mir ist das in fast drei Jahrzehnten vielleicht dreimal oder so passiert, aber bei vielen ist das die Regel.
Ein typisches Beispiel von vor etwa drei Wochen: Der Gottesdienstleiter - ein "Wanderprediger" bei dem man immer mit allem rechnen muss ließ nach seiner Predigt - normalerweise singt dann der Chor - die Gemeinde "spontan" singen. Seine Liedwahl: 118 (da gibt es 2 Melodievarieanten A+B; A = Leierkastenmelodie, die die Gemeinde bis zum fis'' hochtreibt und B = seriöse Melodie, die auch für andere Texte gebräuchlich ist). Jovial sagte er: "Dann kann ja der Orgelspieler entscheiden, welche wir singen". Doch noch bevor ich überhaupt "pieps" und damit "B" sagen konnte erscholl aus der letzten Reihe von den dienstbeflissenenen Diakonen lautstark "A" - worauf der Dienstleiter breit grinsend verkündete: "Dann singen wir 118 A"
Einen Bruchteil einer Sekunde war ich geneigt trotzdem "B" zu intonieren, habe es aber dann doch nicht getan ... Alltag in einem neuapostolischen Gottesdienst ...
LG Bernd
Zitat von wohli
Bei uns ist (NAK) das noch erbärmlicher: Lt. Liedplan wird in der ganzen Adventszeit nur einmal ein Adventslied (und das war am 1. Advent) gesungen ... traurig, aber wahr. Im Weihnachtsgottesdienst steht JESUS IST KOMMEN zum Eingang an, noch nicht mal das O DU FRÖHLICHE kommt im Liedplan vor ...
Hallo Bernd,
ist das bei euch bezirksweise oder gebietskirchlich geregelt?
Bei uns, in NRW, nicht.
Aber wir haben es auch geschafft, schon ein Adventslied im GD zu singen.
LG Gerd
#25 RE: Advent - oder was?
Zitat
Da siegten die Ideologen und es gab im EG-Stammteil eine "offizielle" Singweise, die spröder kaum sein kann.[gute mächte]
ich mag die abel-melodie, eigentlich sogar sehr. und "meine" gemeinde (EKHN) mochte sie auch (aber kannte die andere nicht ;-) ). und ich mag den fietz-schunkler nicht, also gar nicht :-o. und bin froh, dass im NGL nun der lachende dritte zum zug kam (grahl). leider ist im regionalteil der fietz drin, so dass ich mich nicht drauf berufen kann, dass ich den nicht kenne :-/. wegen des melodie-dissenz wird das lied nurmehr selten gesungen hier.
Zitat von viola pomposa
...ist das bei euch bezirksweise oder gebietskirchlich geregelt?
Bei uns, in NRW, nicht.
Muss wohl so sein... - Wir in Hessen sind ja jetzt auch in der "Gebietskirche West". Ich kenne jedenfalls keine einheitlichen Liedplan. Bei uns macht das jede Gemeinde, wie sie es für richtig hält. Bei uns orgelt ja FestivalTrumpet8 und der erstellt den Liedplan für die Sonntagsgottesdienste.
Da ist es dann umgekehrt. Er legt dem Dienstleiter einen Zettel in die Sakristei mit den zu singenden Liedern und manche Lieder behält er sich vor, erst während des Gottesdienstes festzulegen. Dann sagt er von der Orgel aus das zu singende Lied an.
Wir haben auch am 1. und 2. Advent reichlich Adventslieder gesungen - den 1. eröffnet mit einem zünftigen "Macht hoch die Tür..."
Vielleicht verstoßen wir damit aber auch gegen eine (unbekannte...) Richtlinie... - jedenfalls hat uns bislang niemand die Ärmel abgerissen...
VG
Aeoline
#28 RE: Advent - oder was?
Zitat von 2nd_astronaut im Beitrag #25Zitat
Da siegten die Ideologen und es gab im EG-Stammteil eine "offizielle" Singweise, die spröder kaum sein kann.[gute mächte]
ich mag die abel-melodie, eigentlich sogar sehr. und "meine" gemeinde (EKHN) mochte sie auch (aber kannte die andere nicht ;-) ). und ich mag den fietz-schunkler nicht, also gar nicht :-o. und bin froh, dass im NGL nun der lachende dritte zum zug kam (grahl). leider ist im regionalteil der fietz drin, so dass ich mich nicht drauf berufen kann, dass ich den nicht kenne :-/. wegen des melodie-dissenz wird das lied nurmehr selten gesungen hier.
(Vorbemerkung: Siggi Fietz wohnt ein paar Dörfer weiter. Wir kennen uns gut und ich schätze ihn als Musiker und äußerst liebenswürdigen Menschen. Wir haben auch ein paarmal zusammen mit viel Spaß musiziert.)
Aber ich werde mit der Fietz-Melodie auch nicht warm, denn sie ignoriert das tiefe seelische Leid, das aus einigen Versen spricht. Aber zwei-, dreimal im Jahr - wenn die Leut' es doch so mögen ... das halte ich aus.
Die Abel-Melodie finde ich (vor allem im Metrum) fürchterlich "konstruiert" - ohne organischen Duktus.
Grundsätzlich ist Bonhoeffers Gedicht eigentlich nicht geeignet für eine strophische Vertonung. Er hat sicher nicht damit gerechnet, dass man das dermaleinst singen wird. Die Verse nehmen den Leser mit in ein Wechselbad der Emotionen und müssten eigentlich am Text entlang durchkomponiert werden. Eine gewaltige Herausforderung, finde ich.
LG
Michael
Als treuer Bonhoefferianer muss ich Wichernkantor jedenfalls zustimmen. Die Abel-Melodie gefällt auch mir gut - und sie ist nicht schwer, wie ich finde. Im Gotteslob machte man wieder mal halbe Sachen: Für den Stammteil entschied man sich für die Grahl-Melodie, die mir persönlich zu sehr nach NGL riecht. Dafür kam in gefühlt jeden Eigenteil die Fietz-Melodie hinein... ein Tribut an die faktischen Gegebenheiten.
Vor Jahren sah ich die Fietz-Melodie in einer Chorbearbeitung von Werner Reidinger; der 6/8-Takt war dort in einen herben 2/2 umgewandelt - schön im Stil der 70er-Jahre mit einer halben Note an den Versanfängen, gefolgt von einer Reihe von Viertelnoten. Wäre der Schunkelrhythmus nicht so tief eingesungen im Volke, könnte ich mir diese Fassung als zukunftstauglich vorstellen; allerdings sah ich sie später nie wieder.
Also ich mag die Fietz-Vertonung.
Die Diskrepanz zwischen dem schweren Text und der eher leicht tänzelnden Vertonung arbeitet für mich etwas ganz anderes heraus:
nämlich dieses tiefe Gottvertrauen, TROTZ allem;
das, was einen durch Tränen hindurch Lächeln lässt;
das, was einem immer wieder die Kraft gibt, nicht aufzugeben.
Und deshalb: Danke, für diesen musikalischen Gedanken!
(ich habe das Lied erst kürzlich auf Wunsch der Familie bei einer Beerdigung.... Nein, einem Auferstehungsgottesdienst! - - gespielt. Und es beeindruckt mich immer noch, wie sehr die Familie "von guten Mächten geborgen und getragen" wirkte.... Es ist IHR Lied. In genau DIESER Fassung...
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