Advent - oder was?
#31 RE: Advent - oder was?
@ Viola pomposa
@ aeoline
Lieber Gerd, lieber Harald -
noch mal ein wenig Off-Topic, aber vielleicht nicht wirklich: Wer bei uns den Liedplan erstellt, weiß ich nicht wirklich. Nach meiner Reaktivierung als Organist 2015 habe ich mich sehr engagiert um eine sinnvolle Liedgestaltung im Gottesdienst bemüht. Maßstab war für mich immer der Bezug der Musik zum grundlegenden Bibelwort. Im Eingangslied sollten also wichtige Aspekte bereits vorweggenommen werden, die Abendmahlslieder sollten, wenn möglich, ebenfalls einen Bezug zum Wort haben. Darüber hinaus sollten Melodiewiederholung innerhalb eines Monats möglichst vermieden werden (für nicht-NAK-Leser: im NAK-GB gibt es oft eine Melodie für verschiedene Texte - sehr praktisch für angehende Organisten: kannst du ein Lied, kannst du zehn ... führt aber oft dazu, dass sechsmal im Monat die Melodie von z.B. ALLES IST AN GOTTES SEGEN erklingt, manchmal sogar zweimal im selben Gottesdienst ...), Melodien, die der Würdigkeit eines Gottesdienstes eigentlich abträglich sind (Leierkastenmelodien und Schunkelliedchen), wurden konsequent ignoriert.
Einen solchen Plan für neun Gottesdienste pro Monat zu erstellen, bedarf erheblicher Zeit und viel Geschick, da ja auch alle Leitgedanken für die Gottesdienste gelesen und verstanden werden mussten.
Wenn man dann erleben muss, dass das Ganze dann boykottiert wird - ca. 50% der Gottesdienste werden hier von auswärtigen Dienstleitern bestritten, die (obwohl zuvor per Mail unterrichtet und gebeten wurden dazu Stellung zu nehmen, also auch ggf. abweichende Lieder zu wünschen) dann ohne Rücksprache ihre eigene Liedwahl mitbringen und darauf bestehen; die gemeindeeigenen Diakone, die während des Abendmahls aufgrund des Priestermangels den Altardienst versehen und dann statt des oft nötigen zweiten Abendmahlliedes, das im Plan steht, nach Gutdünken eigene Lieder angeben (was zu Kuriositäten führt, wie an Weihnachten 2017, wo der Diakon ein Osterlied vorgab und erst als die Gemeinde die Textzeile " brich an du schönes Osterlicht" sang, seinen Fauxpas bemerkte), hat man irgendwann mal keine Lust mehr sich das anzutun.
Wer da jetzt für zuständig ist, weiß ich nicht - und es stört mich nicht mehr wirklich - singen wir eben zehnmal die selbe Melodie, und wenn es ALLE MEIN ENTCHEN sein sollte, würde ich auch das spielen.
Nun haben wir in der NAK Nord/Ost ja seit geraumer Zeit mit Gerrit Junge einen hauptamtlichen von der Kirche bezahlten Kirchenmusiker, der mit viel Enthusiasmus durch die weitläufigen Bezirke gereist ist und engagiert für neue Ideen und Modelle geworben hat, aber bis sich das landläufig um- und durchsetzt, vergeht wahrscheinlich noch viel Zeit. Und bis dahin gilt leider oft, dass dem ehrenamtlich Engagierten drei Dinge widerfahren können:
1. er wird verheizt oder
2. er wird gemobbt oder
3. er wird erst verheizt und dann gemobbt.
Und nun wieder zurück zum Thema Advent ... 
LG Bernd
#33 RE: Advent - oder was?
#34 RE: Advent - oder was?
Zu: 8. Dezember Fest "Maria Immaculata" am Adventssonntag:
Doch, lieber Klaus,
das gibt es nicht nur in Österreich, daß dieses Fest, wenn der 8. Dezember auf einen Sonntag fällt, dann den Adventssonntag verdrängt!
Bis 1969, also bis zur Einführung des "Novus Ordo" im Namen DES Konzils, war es in der gesamten katholischen Welt Usus, daß das Fest "Maria Immaculata" sogar den Adventssonntag verdrängte, auch seit dem Rubrikenkodex von 1960 eine absolute Ausnahme!
Denn gerade DIESES Marienfest weist einen besonderen Bezug, auch auf die Adventszeit auf!
Maria wurde von Gott auserwählt, als Wohnung zur Menschwerdung.
Diese Auswahl hatte nach dem Willen Gottes zur Folge, daß die Auserwählte frei von jeder Schuld, also auch frei von der Erbsünde war.
Man kann es kurz und bündig so begründen:
"Ohne Maria kein Advent!"
Das ist die katholische Lehre, auch wenn sie in der gegenwärtigen, üblichen liturgischen Praxis nicht mehr so deutlich zum Ausdruck kommt. Sprich: Der marianische Charakter der Adventszeit wurde doch sehr verdrängt, was beispielsweise auch in den so genannten "Roratemessen" an den Wochentagen zum Ausdruck kommt, die "heutzutage", nicht mehr wie ursprünglich, Marienmessen sind, also die liturgische Farbe weiß zu verwenden wäre, sondern nun "Adventsmessen bei Kerzenschein" mit der liturgischen Farbe violett. Das ist jedenfalls die Praxis, wie ich sie aus meiner "Zeit der Zweigleisigkeit" kenne...
In allen katholischen Kirchen und Kapellen auf der Welt, in denen die liturgische Ordnung gilt, wie sie im Jahre 1962 in Kraft war, und das sind inzwischen wieder nicht mehr so wenige, gilt auch der liturgische Kalender nach der Ordnung des Missale Romanum von 1962!
Ergo feierten wir am letzten Sonntag auch das Fest "Maria Immaculata", wobei nach der liturgischen Ordnung die Gebete vom 2. Adventssonntag mit angehängt werden (Oratio, Secreta, Postcommunio).
Im Übrigen wird bei uns sehr viel Wert darauf gelegt, die Adventszeit auch wirklich als solche liturgisch zu begehen, auch in den Predigten und der Liedauswahl!
Also nix "Vorweihnachtszeit" etc...
"Macht hoch die Tür", "O Heiland, reiß die Himmel auf", "Macht weit die Pforten in der Welt", "Wachet auf, ruft uns die Stimme", "O komm, o komm, Emmanuel", "Maria war alleine", "Es kam ein treuer Bote", und nicht zuletzt natürlich "Tauet Himmel den Gerechten" (das darf nie fehlen!).
Also, lieber Klaus: Mich freut es, daß in Österreich auch im "Novus Ordo" das Fest "Maria Immaculata" nach wie vor an den Sonntagen gefeiert werden darf!
Mich freut es eher weniger, wie die Leser meiner Zeilen zu diesem Thema wahrscheinlich intuitiv erspürt haben.
Mit historischen liturgischen Normen habe ich in meiner kirchenmusikalischen Praxis nichts zu tun, da ich im Heute lebe - kann also recht wenig dazu beitragen. Mein alter Liturgieprofessor sagte einmal völlig zurecht, dass jene, die nach alten Traditionen rufen, oft nicht wissen, dass es auch noch ältere Traditionen gibt. Die sind den Rufern dann freilich oft weniger recht... 
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Mein Chemie-Prof sagte immer so schön "Die wissenschaftliche Erkenntnis von heute ist der Irrtum von morgen ..."
#39 RE: Advent - oder was?
Puh, dass da nicht gleich wieder eine Diskussion über „Was ist eine Gloria-Paraphrase“ hochkocht... 
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