Liturgisches Leben und Corona

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18.03.2020 08:50
#46 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Wir haben anstatt des Ostergottesdienstes bei uns eine familiere Morgen-Matinee in Vorbereitung mit Orgelspiel und Texten von den Teilnehmern, wo sie Ihre momentanen Gedanken ganz individuell zum Ausdruck bringen können. Ich denke, das ist die Zeit, wieder solche intensive Dinge zu generieren.

Ich wünsche Allen eine gute und gesunde Zeit in Richtung des Osterfestes.


Mit musikalischen Grüßen
Bernhard

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18.03.2020 09:19 (zuletzt bearbeitet: 18.03.2020 13:36)
#47 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Moderator

Gut zu wissen, dass die "Hauskirchen" eine Renaissance erleben in einer Zeit, in der öffentliche Gottesdienste per Erlass verboten werden.
Nebenbei: Ein gewisser Diokletian hat das in den Jahren 303 bis 311 (n.Chr.) auch mal probiert. Allerdings in weniger honoriger Absicht als unsere Bundesmutti. Genützt hat es nichts ...

LG
Michael


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18.03.2020 14:17
avatar  wohli
#48 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Ich werde heute Abend zur Wochengottesdienst üblichen Zeit rein privat ein halbes Stündchen Orgelmusik improvisieren. Ist nicht auszuschließen, dass sich das rumspricht ...


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18.03.2020 17:23
#49 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Administrator

Habe den Thread bereinigt - ganz im Sinne der Hygieneempfehlungen, die dieser Tage aller Enden zu hören sind.
Vielleicht kann es hier nun wieder um das im Titel angekündigte Thema gehen.

Kleiner Beitrag dazu: Mehrere deutsche Liturgiewissenschaftler haben sich im Zuge der Coronavirus-Krise dagegen ausgesprochen, dass Priester die Eucharistie alleine feiern, Näheres siehe hier.

Zuvor hatte sich der Wiener Professor für Dogmatik schon diesbezüglich zu Wort gemeldet: Theologe: "Leises Unbehangen mit Onlinemessen".


Auf Orgelsuche.

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18.03.2020 17:53 (zuletzt bearbeitet: 18.03.2020 17:56)
#50 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Moderator

Im protestantischen Verständnis von Gottesdienst geht es eigentlich noch weniger, dass nur der Liturg und eventuelle andere Rollenträger im Gottesdienst sind - wiewohl es hier in der Gegend vor einigen Jahren (nach Glatteis-Regen) mal einen Fall gegeben hat, in dem die Versammelten singen konnten: "Liebster Jesus, wir sind vier ..."
Der ev. Gottesdienst ist primär Gemeindeversammlung. Sein Ziel ist zunächst die Stärkung des persönlichen Glaubens der Teilnehmer durch das Gotteswort und die Auslegung. Das Abendmahl spielt in reformierter und lutherischer Form eine jeweils andere Rolle. Bei den Reformierten ist es (selten gefeiertes) Erinnerungsmahl. Bei den Lutheranern ist es die Gegenwart Jesu - nicht nur im Wort, sondern auch im Sakrament. In manchen Gemeinden (in Sachsen z.B.) wird allsonntäglich Abendmahl gefeiert in Form der "lutherischen Messe", die auf den Reformator selber zurückgeht. Ich habe das einige Male miterlebt, u.a. als Organist an der traumhaft schönen Silberfrau in Großhartmannsdorf. Abgesehen davon, dass es eine musikalische Herausforderung besonderer Art ist, weil alle Gebete und Akklamationen gesungen und begleitet werden, hat die lutherische Messe einen ganz eigenen, durchaus archaischen, aber nicht "altmodischen" Charakter. Sie atmet vielmehr Zeitlosigkeit. Im Prinzip ist es eine vortridentinische Messe in deutscher Sprache mit ausführlicher Predigt.

LG
Michael


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18.03.2020 18:19
avatar  kirchenmaus ( gelöscht )
#51 RE: Liturgisches Leben und Corona
ki
kirchenmaus ( gelöscht )

Liebes Gemshorn,
meinen Satz, der in etwa beinhaltete:

man sollte, da wir alle erwachsene und vernunftbegabte Wesen sind, wohl annehmen dürfen, dass rücksichtsvoll und nach reiflichem Abwägen von Vor- und Nachteilen für die seelische und körperliche Gesundheit der Teilnehmer entschieden und gehandelt wird",

... hättest Du m E. nicht bereinigen müssen!

Vielmehr sollte dieser Post doch ganz neutral manche dazu anregen, über die eigene Einstellung zum Thema nachzudenken.

Und denken kann ja wohl kein Fehler sein.
Auch das "Zum Nachdenken Anregen" sollte in einer Demokratie nicht geächtet werden!


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18.03.2020 22:57 (zuletzt bearbeitet: 19.03.2020 14:03)
#52 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Administrator

Die kritischen Beiträge in diesem Thread sehe ich als ein wichtiges Korrektiv zur allgemeinen Hysterie.
Dass es eine gefährdete "Zielgruppe" gibt (alte bzw. kranke Menschen), hat hier niemand geleugnet. Allerdings beschränkt sich auch hier die Gefährdung nicht allein auf das Coronavirus, was dir jeder Arzt bestätigen wird.
Hier im Thread geht es auch keineswegs um das Ausspielen von Pandemie und Liturgie, sondern um die Auswirkungen der Pandemie auf das liturgische Leben der Kirchen; dessentwegen wurde der Thread von mir auch angeregt - weil sich diesbezüglich in den letzten Tagen sehr viel verändert hat und in den kommenden Wochen wohl auch noch weiter verändern wird.

Der Philosoph Slavoj Zizek, den ich schon allein wegen seiner unkonventionellen Diskussionsbeiträge schätze, hat erst dieser Tage verlauten lassen, dass seiner Meinung nach die Pandemie eine nachhaltige Veränderung in unserer Gesellschaft nach sich ziehen wird. Ein Gedanke, der auch auf die Kirchen angewendet werden kann und gewiss eine Menge Potenzial in sich birgt.

Allein die Zahl der "Kündigungen" hier im Forum aufgrund der non-konformen Tendenz dieses Threads mag schon indizieren, wie wenig "kühl" sich über die Thematik diskutieren lässt.

LG
Gemshorn


Auf Orgelsuche.

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19.03.2020 00:14 (zuletzt bearbeitet: 19.03.2020 10:19)
#53 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Ja, unglaublich, was diese drei "Liturgiewissenschaftler" da von sich gegeben haben! Aber es gab dagegen auch, Gott sei Dank, berechtigten Gegenwind, und zwar nicht nur von Seiten der "üblichen Verdächtigen"!
Nach katholischem Verständnis, ist JEDE heilige Messe gleich viel wert, ob mit oder ohne Gemeinde! Auch das Kirchenrecht von 1983, also eindeutig nach DEM Konzil, enthält die Möglichkeit zur Feier der heiligen Messe ohne Volk!
Diese ewige Kirchenkampfatmosphäre, wie sie von jenen drei Herren gehypt wird, bleibt auf dem Stand wie vor 50 Jahren!
Dieses Immer-beweisen-müssen, wie schlecht doch alles vor DEM Konzil war, und wie "gut" es danach ist, geht mir so etwas von auf den Zeiger!
Wobei übrigens auch vor DEM Konzil bei jeder heiligen Messe wenigstens EIN Ministrant dabei sein MUSSTE (diese Vorschrift besteht seit Einführung der "neuen Messe" übrigens nicht mehr!), der die Gemeinde vertrat! So ist es auch heute wieder in der "außerordentlichen Form" des römischen Meßritus!
Auch nach DEM Konzil ist es noch immer der geweihte Priester, der die heilige Messe feiert, (für Lebende und Verstorbene übrigens und auch in Anwesenheit der Engel und Heiligen), auch wenn seither die "aktive Teilnahme" der Gemeinde, was äußerliche Attribute betrifft, gestärkt wurde!
Ob das alles wirklich so "gut" ist, darüber läßt sich trefflich streiten!
In Zeiten wie diesen wären MEHR Messen erforderlich, mit weniger Mitfeiernden, anstatt alles abzusagen!
Und wenigstens die Möglichkeit, online dabei sein zu dürfen, sollte in Zeiten des technischen Fortschritts, wo man Technik auch auf diesem Wege sinnvoll einsetzen kann, nicht auch noch beckmesserisch abgewatscht werden!
Diese Herren, die meinen, einen solchen Tinnef von sich geben zu müssen, sollten besser still in ihren Fachstuben bleiben, oder, noch besser, in einer leeren Kirche über ihr seltsames "Liturgieverständnis" nachdenken, vor allem dann, wenn sie selbst Priester sind!

Bleibt alle gesund und liebe Grüße
Bernhard

PLZ (erste zwei Ziffern): 69

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19.03.2020 00:42 (zuletzt bearbeitet: 19.03.2020 00:43)
avatar  fawe
#54 RE: Liturgisches Leben und Corona
fa

Nachdem ich lange mit mir gerungen habe, möchte ich nun doch auch meine Meinung zu diesem Thema beitragen:

Bei uns in Bayern sind seit heute alle öffentliche Gottesdienste abgesagt (wie auch in Österreich schon länger). Diese Entwicklung schmeckt nur mir nicht, sondern auch vielen aus unserer Pfarrgemeinde. Ich persönlich habe noch Glück, weil unser Generalvikar die Organisten zu "systemrelevanten Personen" erklärt hat, die an den "inoffiziellen" Gottesdiensten teilnehmen dürfen. Gleichzeitig sehen wir es in der Gemeinde aber auch als unbedingt notwendig an, den Anordnungen des Staates und der Bistümer zu folgen.

Meine Schwester hat gestern einen Anruf eines unserer Freunde aus Italien bekommen. Er spricht als kritischer Geist akzentfrei Deutsch, kann daher unserer Berichterstattung problemlos folgen und auch die Maßnahmen vergleichen: Er sieht Versammlungen von mehr als 5–10 Personen, die nicht ständig zusammenleben (ergo: Familie) mehr als kritisch und rät zur absoluten Mäßigung, auch wenn manche Maßnahmen schmerzhaft sind oder übertrieben erscheinen.

Ja, auch meiner Meinung nach ist ein Hausgottesdienst mit 20 Teilnehmenden in der momentanen Situation kritisch zu sehen. Persönlich würde ich das nicht verantworten wollen. Auch, wenn alle ein Attest mitbringen: Es geht um die Aussage, die damit vermittelt wird. Man kann vieles als "Hysterie" abtun, aber irgendwo geht es auch um den Charakter. Man kann nicht von jüngeren Leuten verlangen, dass sie im Park nicht zusammensitzen, wenn gleichzeitig eine andere Truppe ihre "Laetare-Sonntags-Gottesdienst-Corona-Party" feiert. Sorry für die Wortwahl.

Hysterie ist nicht angebracht, aber gesunder Menschenverstand.


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19.03.2020 01:13
avatar  Kornettmuse ( gelöscht )
#55 RE: Liturgisches Leben und Corona
Ko
Kornettmuse ( gelöscht )

Ich stimme fawes Äusserungen voll und ganz zu. Es geht ja hier nicht nur um Selbstverantwortung, sondern auch und vor allem um die Verantwortung gegenüber unseren Nächsten. Liturgie ist bestimmt mehr als Form, das ist auch mir als Laie klar. Doch dient sie nicht in erster Linie der Verwirklichung des christlichen Glaubens?
Auch finde ich „Diskussionsbereinigungen“, wo sie nicht krass sprachliches Fehlverhalten wie persönliche Anfeindungen oder Beleidigungen sanktioniert, mehr als problematisch. Wäre es nicht eine schöne Geste der Versöhnung, die Ausgetretenen oder Ausgeschlossenen einzuladen, dem Forum wieder beizutreten?
VG Ruedi


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19.03.2020 02:11
avatar  kirchenmaus ( gelöscht )
#56 RE: Liturgisches Leben und Corona
ki
kirchenmaus ( gelöscht )

Danke:-)

Selbst wenn meine Meinung hier auch nicht willkommen ist:
Grad eine Diskussion zum Thema im deutschen TV verfolgt... Nein, eigentlich nur den Anfang: Tenor: die Jungen sollen weiterhin so tun, als wäre nix. - aber auch da gibt's, Risikogruppen!!
Die Toten müsse man in Kauf nehmen und nachher halt die Wirtschaft neu aufbauen.
Na hallo??

Ich habe mich ja in Österreich schon geärgert: wie gesagt hätte ich persönlich schon letzten Sonntag keine öffentliche Messe mehr gefeiert, wenns nach mir gegangen wäre.
Der Virus klopft nicht erst höflich an, sobald von der ED die Erlaubnis (der Erlass die Messen auszusetzen) kommt.
Der ist einfach da, und wenns blöd hergeht, dann auch bei einem Gottesdienst zu 7t, wie wir ihn dann letztens hatten.
Ich hab heuer nur 4 EK- Kids, aber trotzdem entfallen die Virbereitungsstunden bis auf Weiteres.

Nochmal: Selbst ein Risiko einzugehen, oder sorglosere Menschen, die nicht so weit denken, einem Risiko auszusetzen, ist wirklich nicht angebracht!! Und in jedem der betroffenen Länder scheint es mehr oder weniger wichtige Menschen zu geben, die das nicht kapieren wollen/können/werden.

Der Situation angepasster wären zusätzliche, kostenlose, Telefonseelsorgemöglichkeiten. Ich sag ja nicht, dass die Risikogruppen sich selbst überlassen werden sollen! Aber sorglos ist nicht ok. Nicht in dieser Zeit.

Gott setzt auch das Vertrauen in uns, dass wir verantwortungsbewusst handeln! Dazu gehört auch, mal Nein sagen zu können, auch wenn das Nein dem Wunsch nach einem Gottesdienst gilt.

Und noch etwas: Seelsorge ist natürlich wichtig, in einer solchen Zeit besonders.
Aber: Wer geht zur Corona-Zeit beichten? Doch eher nur jemand, der Angst hat, diese Zeit nicht zu überstehen und noch irgendetwas loswerden möchte!

Da sitzt also der arme Priester wehrlos im Beichtstuhl und wird aus nächster Nähe mehr oder weniger lang angekeucht und angehustet.. .
Es genügt schon ein egoistischer Infizierter, der noch schnell beichten geht, bevor er sich in Quarantäne begibt, um ein ganzes Kloster anzustecken...
Wenn den "lieben" Verantwortlichen da nicht schnell irgendein Sondererlass einfällt (zur Not Absolution per Telefon, wenn Jemand infiziert ist), dann haben wir in absehbarer Zeit eine stark reduzierte Priesterschaft....
Das ist und bleibt eine himmelschreiende Sorglosigkeit!!!

Tut mir leid, wenn ich da jetzt manchem nicht nach dem Mund geredet hab- aber so bin ich nun mal.
Fawes Vorschlag find ich gut. Schlaft mal drüber, gute Nacht!


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19.03.2020 06:28
avatar  Positiv
#57 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Die Evangelische Landeskirche in Baden (EOK) untersagt bis 19. April 2020 den musikalischen Einzelunterricht. Es geht jetzt nicht mehr darum, ob wir einvernehmlich der Auffassung sind, den anderen nicht anstecken zu wollen. Vielmehr tragen wir die Verantwortung dafür, auch nicht ungewollt zu einer gesundheitlichen Schädigung unserer Umgebung durch unser Verhalten beizutragen.

Die Nerven liegen blank. Gebt auf euch acht.

Michael


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19.03.2020 08:24 (zuletzt bearbeitet: 19.03.2020 08:27)
#58 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Administrator

Liebe Leute,

dieser Thread geht fürs erste in Quarantäne. Gerne hätte ich die Thematik hier offen gelassen, aber es nützt vermutlich niemandem, wenn wir einander beargwöhnen und beißen.

Ich wünsche euch eine gute Gesundheit, zugleich Zuversicht und eine Prise Humor, der ja auch ein Stück weit gesund hält.

Es grüßt euch herzlich
Euer Gemshorn


Auf Orgelsuche.

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20.04.2020 17:01
#59 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Administrator

Es zeichnen sich leichte Verbesserungen der derzeitigen liturgischen Situation ab, siehe hier: https://religion.orf.at/stories/3001637/

Bemerkenswert ist folgende Passage:

Zitat
Für die Feier der Gottesdienste gab der Dresdner Bischof zudem eine Dienstanweisung an Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie Kirchenmitarbeiter mit detaillierten Abstands- und Hygieneregeln heraus. Diese sieht u.a. das penible Einhalten von Mindestabständen auch beim Betreten und Verlassen der Kirchen und verschiedene Einschränkungen wie eine Reduktion des Gemeindegesangs oder bei den liturgischen Diensten vor.



Reduktion des Gemeindegesangs also... Ob das soviel Sinn macht?


Auf Orgelsuche.

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20.04.2020 17:15
#60 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Moderator

Na ja, warten wir mal 14 Tage ab, meinetwegen auch noch drei Wochen. Dann "darf" auch wieder gesungen werden.

Ich werde darauf bestehen, dass im ersten nachcoronaren Gottesdienst ad Introitum "Nun danket alle Gott" gesungen wird.

LG
Michael


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