Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende

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01.06.2012 18:07
#76 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
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Moderator

Mit den Sakramentsliedern hätten die Lutheraner wohl wenig Schwierigkeiten. Und so manche theologische Bedenklichkeit ließe sich durch Umtextur ausräumen, um dem ev. Gemeindegesang ein paar schöne Melodien zu erschließen - bei "es ist ein Ros' entsprungen" hat's ja auch geklappt. Außerdem kennt Luthers Festkalender einige Marienfeste (für die Bach sogar Kantaten und das Magnificat komponierte) und als Heiligenfest den Michaelistag. Erst der Rationalismus des ausgehenden 18. Jh. hat damit aufgeräumt - übrigens auch bei Katholens. Wenn auch nicht dauerhaft. Stichwort: Josephinische Reformen.
In weiten Teilen des prot. Norddeutschland steht z.B. Nikolaus in hohem Ansehen - aus seiner Funktion als Patron der Seefahrer in vorreformatorischer Zeit. An den Küsten ist fast jede alte Stadtkirche eine Nicolaikirche.

FG
Michael


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01.06.2012 18:12
#77 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
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Administrator

Die Ersetzung von "und blieb doch reine Magd" durch "welches uns selig macht" habe ich nie so ganz verstanden... Die dichterische Sprache ist hier doch sehr offen und lässt auch bei der "reinen Magd" eine Vielzahl an theologischen Deutungen zu. Musste man den Originaltext hier so pressen?
(Auweh... nun bin ich selber schuld am off-topic...) Putz:

Im neuen EG sah ich übrigens eine für katholische Ohren sehr marianische Melodie; wir singen sie als Marienlied unter dem Titel "Lasst uns erfreuen herzlich sehr", auch bekannt aus einer Mr.-Bean-Folge. [grin]


Auf Orgelsuche.

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01.06.2012 21:46
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#78 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
pv
pvh

Hallo,

Zitat von Wichernkantor
Ach (*gemütlich zurücklehn*), manchmal ist es richtig schön, evangelisch zu sein ...


na ja, früher war ich ja manchmal auch ganz neidisch, aber in letzter Zeit kommt mir im Vergleich mit manchen evangelen (eher evangelikalen, keinesfalls lutherischen!) Fraktionen die kath. Kirche geradezu als Hort der Liberalität und Aufgeklärtheit vor. Von manchen musikalischen und liturgischen Ergüssen ganz zu schweigen. Die kath. nachkonziliare Liturgie mit ihrer starken Einbindung der Gemeinde finde ich eigentlich recht fortschrittlich. Und im Hinblick auf die Musik habe ich manchmal das Gefühl, dass anspruchsvolle Vor- und Nachspiele im evangel. Gottesdienst gar nicht so sehr geschätzt sind.

Zitat von Wichernkantor
Mit den Sakramentsliedern hätten die Lutheraner wohl wenig Schwierigkeiten.


...und mit gregorianischen Chorälen erst recht nicht. Übrigens haben die Mitglieder einer lutherischen Schwestergemeinde, die zu DDR-Zeiten eine Zeitlang unsere Gemeinde in ihrer Kirche beheimatet hat, auch das kath. ewige Licht wacker ertragen.

Zitat von Wichernkantor
In weiten Teilen des prot. Norddeutschland steht z.B. Nikolaus in hohem Ansehen - aus seiner Funktion als Patron der Seefahrer in vorreformatorischer Zeit. An den Küsten ist fast jede alte Stadtkirche eine Nicolaikirche.


klar, Nicolaikirchen sind die Kirchen der Seefahrer und Händler, da gibt es gerade in HansestäDten natürlich überall welche. Aber die stammen alle aus vorreformatorischer Zeit. Petrikirchen waren meist die Kirchen der Fischer, Marienkirchen, meist die größten, waren die der reichsten Fraktion, der Bürger und Kaufleute (der Pfeffersäcke sozusagen).

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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02.06.2012 07:15
#79 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
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Ich war letzes Jahr in der Wieskirche (Bayern) zum Gottesdienst. Absolut ein anderes Liedgut (super Klasse Lieder) als in Baden-Württemberg.
Warum bekommen das die Bischöfe nicht mal in Deutschland auf die Reihe, daß in allen Bundesländern das selbe Gotteslob vorliegt? Ich wollte schon gar nicht wissen, welches Klientel über den Inhalt entscheidet.

Aber hier ist der Ansatz, mal ein bischen weiter in die Zukunft blicken bei der Entscheidungsfindung, mal anecken und dann wirds funktionieren. Ein Gotteslob bundesweit für kath. und ev. Kirche.

Den Fortschritt hatt noch keiner aufgehalten, warum dann bremsen?


Mit musikalischen Grüßen
Bernhard

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02.06.2012 08:54
#80 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
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Moderator

Dass man sich 1974 auf einen Grundstock ökumenischer Lieder geeinigt hat (im GL mit "Ö", im EG gar nicht gekennzeichnet), war ja schon eine revolutionär-reformatorische Großtat. Bis zur nächsten Revolution dauert es jetzt erst mal wieder 500 Jährchen ...
Und nicht nur aus Sicht der Kirchenmusik gäbe es bei der Catholica vordringlichere Baustellen ...

FG
Michael


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02.06.2012 09:21
#81 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
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Administrator

Das stimmt.

Und was die Verschiedenheit des Liedguts betrifft: Ich halte das für eine gute Sache, dass es regionale und konfessionelle "Farben" gibt. M.E. geht das Gotteslob da einen guten Weg; es gibt einen umfangreichen Stammteil, der für Deutschland und Österreich gleich ist - und daneben eben einen Regionalteil, der manch Liebgewordenes bewahren hilft. Der Fundus an ökumenischen Liedern ist, so glaube ich, groß genug, dass zu jedweder liturgischen Jahreszeit ein gemeinsamer Gottesdienst damit gestaltet werden kann.
So gesehen schätze ich das Gotteslob sehr.

Umgekehrt will ich nicht verschweigen, dass die Umstellung auf das Gotteslob gerade für uns Österreicher ein grober Aderlass war: es fielen sehr viele vertraute Lieder ersatzlos weg, und bei den allermeisten Lieder galt es, auf neue (oder zumindest veränderte) Melodien umzulernen.


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02.06.2012 09:42
#82 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
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Moderator

Zitat von chp
aber in letzter Zeit kommt mir im Vergleich mit manchen evangelen (eher evangelikalen, keinesfalls lutherischen!) Fraktionen die kath. Kirche geradezu als Hort der Liberalität und Aufgeklärtheit vor.


Verschiedene "evangelikale" Gruppierungen, die alle oder mehrere Kriterien der klassischen Sektendefinition erfüllen, haben im ziemlich bunten ev. Spektrum zweifellos dieselbe tiefschwarze Funktion, die "PiusbrüDer", "Opus Dei" und "Engelwerk" in der Catholica haben. Sie füttern ihre Opfer ( überwiegend Menschen mit latenten Existenzängsten, in Lebens- und Sinnkrisen - Drewermann nennt sie "ontologisch Verunsicherte" an mit dem Versprechen, auf alle Sinnfragen eine Antwort zu haben - bei den Evangelikalen besteht die meistens aus wahllos zusammengeklaubten Bibelsprüchen, aus denen dann "unwiderlegbar" hervorgeht, dass die Erde eine Scheibe ist, die Schöpfung vor ca. 6000 Jahren genau sechs Tage dauerte, die Frau den Mund zu halten habe und Christen jede staatliche Obrigkeit, auch die perverseste Diktatur, als gottgegeben hinzunehmen hätten. Dann schlagen sie zu mit sinnfreien Unterwerfungsritualen, strikter Verhaltenskontrolle, rigider Sexualmoral, bis hin zu Nötigung, Freiheitsberaubung und Körperverletzung.
Vor allem das Frauenbild dieser Kreise steht dem der Salafisten kaum nach - bis in die Bekleidungsvorschriften: knöchellanger Rock und Kopftuch.
In manchen sog. BrüDergemeinden, einem Zweig der Baptisten, wächst die Zahl der Eltern, die sich weigern, ihre Kinder in die "gottlose" staatliche Schule zu schicken, weil da so sündhafte Dinge wie die menschliche Fortpflanzung thematisiert werden. Auch das eine auffällige Parallele zum militanten Islam - Stichwort: "Koranschulen".
Überhaupt zeichnet solche spirituellen Terroristen konfessionsübergreifend ein Denken aus, das überwiegend um das sechste Gebot kreist. Drewermann hat in seinem immer noch sehr lesenswerten Buch "Kleriker" sehr klar dargelegt, warum das so ist. Und dieses Buch hat eine erstaunliche ökumenische Dimension. In den vielen Fallbeispielen habe ich persönliche Bekannte aus beiden Konfessionen wiederentdeckt - ohne dass der Autor sie jemals kannte. Denn - und das war für mich die wesentliche Erkenntnis der Lektüre - es handelt sich nicht um individuelle Lebensschicksale, sondern um psychopathologische Archetypen, die zu ihrem "Gedeihen" das Binnenklima einer streng hierarchisch strukturierten Institution mit absolutem Gehorsamsanspruch brauchen. In genau dieser Einsicht bestand Drewermanns Ketzerei, nicht in der Leugnung irgendwelcher "heilsnotwendiger" Glaubenssätze.

Ich kenne persönlich Menschen (aus beiden Konfessionen), die in solche Fallen getappt - und wieder herausgekommen sind.
Einige von ihnen haben meine Frau und ich auf dem Weg zurück ins "richtige Leben" begleitet, in dem das Evangelium eine Frohbotschaft von Freiheit und Lebensfreude ist. Das war ein hartes Stück Arbeit und schärft den Blick dafür, dass alle Sektierer vor allem eines sind: gnadenlose Menschenverächter und Blasphemiker.

Sorry für diesen länglichen Exkurs, aber wenn ich an diese scheinheiligen schwarzen Vögel und ihre schwarze "PäDagogik" denke, dann fällt mir immer nur der Jesus ein, der mit der Peitsche den Tempel aufgemischt hat ...

FG
Michael


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02.06.2012 11:23
avatar  Abstrakte ( gelöscht )
#83 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
Ab
Abstrakte ( gelöscht )

@wichernkantor
Auch im EG sind die ökumenischen Lieder mit „Ö“ gekennzeichnet. Sowohl im Inhaltsverzeichnis, wie auch auf der Liedseite. Das gilt für 4 verschiedene Ausgaben die ich besitze.
Im Orgelbuch zum EG oder Posaunen- Choralbuch zum EG findet man den Hinweis nicht. Warum auch immer?

Zu den sektenähnlichen Absplitterungen:
Ich kenne mich nur in der EK etwas aus. Ich vermisse hier die Obacht der Kirchenleitung für diese Zustände. Die Keimzelle entsteht schon oft in unseren kircheneigenen Unterorganisationen. Deren Geschäfts- und Sinnesführung für mich nicht nachvollziehbar ist.


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02.06.2012 13:02
avatar  pvh
#84 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
pv
pvh

Hallo,

@Wichernkantor:
Genau das meine ich und ergänze mal die Liste um Exorzismus statt Schul- oder Erziehungsberatung bei Kindern mit üblichen Problemen im sozial-emotionalen und Verhaltensbereich.

Leider breiten sich diese Strömungen hier im Nordosten besonders aus und stoßen neben allerlei esoterischem Kram sozusagen in die Lücke, die der staatlich geförderte Atheismus in der ehem. DDR gelassen hat. Interessant auch, dass von vielen Leuten das Christentum als solches zwar abgelehnt wird, aber "Engel" derzeit hoch im Kurs stehen. Wenn man sich privat oder öffentlich als Christ bekennt, wird man scheel angesehen, wenn man sich als "Engelsgläubiger" outet, wird das aber akzeptiert.

Das Verhältnis zwischen Lutheranern und Katholen ist hier übrigens wirklich nicht so schlecht, vor Gründung der Mecklenburg-Vorpommerschen Kirche (inzwischen Nordkirche mit Nordelbien zusammen) hatte ich manchmal den Eindruck, dass die Mecklenburger Lutheraner (ehem. Gebiet des Herzogtums Mecklenburg, das nie dem preuss. Bund angehörte) lieber mit den Katholen fusioniert hätten als mit den reformierten Vorpommern (ehem. preussisch). Das galt gerade im Hinblick auf so Fragen wie Sakramente, insbesondere das Abendmahl. Im Vergleich mit den Verhältnissen in SüDdeutschland oder Österreich finde ich die kath. Kirche im Norden übrigens relativ lutherisch angehaucht (z.B. wird bei uns tatsächlich über die Predigten diskutiert), und bei den Lutheraner ist in der Liturgie anglikanischer und skandinavischer Einfluss sichtbar (u.a. liturgische Gewänder, Einzug des Chores mit dem Pastor und Kerzenträgern), was ja etwas katholisch-farbiger wirkt. Aber meine Erfahrungen stellen natürlich nur Stichproben dar und können verzerrt sein.

@Gemshorn:
Ich finde das GL genau wie auch das EG (kenne aber nur das hier im Nordosten genauer) recht gut gelungen, wobei das EG die Grenzen der Handlichkeit schon fast etwas überschritten hat. Beim GL finde ich auch, dass die Ergänzung des überregionalen Hauptteils (knapp 900 Seiten) um den Regionalteil (unter 150 Seiten) Sinn macht. Mal eine Frage zu Österreich: Mir fällt auf, dass dort teilweise dramatisch langsamer gesungen wird als hier im Norden. Kürzlich in Wien wurden einzelne Lieder mit etwa 60% des hiesigen Tempos gesungen, so dass ich kaum mitsingen konnte (also wenn das Tempo bei uns 100 Schläge pro Minute beträgt, waren das vielleicht 60, habe mal mitgezählt). Auch erscheint mir die Auswahl der Lieder und auch die Liturgie konservativer zu sein (singt man in Österreich überhaupt Oosterhuis-Lieder?).

@Abstrakte:
Die "ö"-Markierung ist im GL und EG natürlich besonders wichtig, weil diese Bücher für die Planung von ökum. Gottesdiensten herangezogen werden. Niemand nimmt zu diesem Zwecke ein Orgelbuch. Der Organist bekommt den Liedzettel und es kann ihm egal sein, ob das "ö"-Lieder sind oder nicht.

Was ich immer wieder kritisiere ist, dass bei Feiern wie Erstkommunion oder Firmung, die ja auch Familienfeste darstellen, wo ja auch viel evangelische Verwandtschaft dabei ist, nicht stärker auf "ö"-Lieder zurückgegriffen wird, sondern im Gegenteil die eingefleischten Katholenchoräle zum Zuge kommen. Da schlägt dann die Tradition die Ökumene.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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02.06.2012 17:05
#85 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
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Administrator

Zitat von chp
Mal eine Frage zu Österreich: Mir fällt auf, dass dort teilweise dramatisch langsamer gesungen wird als hier im Norden. Kürzlich in Wien wurden einzelne Lieder mit etwa 60% des hiesigen Tempos gesungen, so dass ich kaum mitsingen konnte (also wenn das Tempo bei uns 100 Schläge pro Minute beträgt, waren das vielleicht 60, habe mal mitgezählt).


En gros stimmt das wohl; wenn dir Wien schon langsam vorkommt, solltest du mal ins Burgenland fahren. [grin] Ich selbst neige eher zu flotten Tempi - was von mancher Gemeinde nicht unkritisch gesehen wird.

Zitat von chp
Auch erscheint mir die Auswahl der Lieder und auch die Liturgie konservativer zu sein


Auch das mag stimmen, kann aber stark von Ort zu Ort variieren. Die konservativere Liedauswahl mag immer noch ein Relikt des genannten Umstands sein, dass das GL bei Erscheinen sehr "norddeutsch" orientiert war und wir Österreicher nur wenig Bekanntes darin vorfanden. Bis heute gibt es hier Gemeinden, die vornehmlich aus dem Österreichteil und dem Diözesananhang singen. Ich beorgle so eine Gemeinde seit einem Jahr und zog schon manchen bösen Blick auf mich, weil ich nach und nach den Liedschatz erweitere.

Zitat von chp
singt man in Österreich überhaupt Oosterhuis-Lieder?


Natürlich wird Oosterhuis in Österreich gesungen; in den ergänzten Wiener Anhang flossen sogar zwei zusätzliche Lieder von ihm ein: "Bedenken wir dankbar die Taten des Herren" und "Wen Gott beruft ins Leben". In meinen Gemeinden gehört "Wer leben will wie Gott auf dieser Erde" und "Herr, unser Herr, wie bist du zugegen" sowie "Solang es Menschen gibt auf Erden" (nach Mel. GL 490) zum fixen Repertoire, das wunderschöne "Ich steh vor dir mit leeren Händen" nicht zu vergessen.


Auf Orgelsuche.

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04.06.2012 11:08
avatar  Regal
#86 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
Re

Zitat von Gemshorn
Die Ersetzung von "und blieb doch reine Magd" durch "welches uns selig macht" habe ich nie so ganz verstanden... Die dichterische Sprache ist hier doch sehr offen und lässt auch bei der "reinen Magd" eine Vielzahl an theologischen Deutungen zu. Musste man den Originaltext hier so pressen?



Hab ich auch nie verstanden. Schließlich ist die "Jungfrauengeburt" ausdrücklich im Augsburger Bekenntnis festgeschrieben - siehe Artikel 3: "..geboren aus der reinen Jungfrau Maria".


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04.06.2012 11:25
avatar  Regal
#87 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
Re

Zitat von Wichernkantor

Zitat von Gemshorn
Wenn die Römer den guten Oosterhuis rausstreichen, wird bei uns garantiert ein Ergänzungsheft gedruckt, und zwar mit seinen Liedern - jenen aus dem alten GL und solchen, die auch dort nicht enthalten sind. Der Schuss geht nach hinten los, liebe Inquisitoren...



Tjaa, Oosterhuis' Kirchen- und Gemeindebild ist halt nicht romkompatibel. Er hat da so ein paar Typen als Vorbild, die vor 2000 Jahren in Vorderasien so zusammenlebten, dass die bösen Heiden sich sagten: "Seht, wie sie einander lieben." Und das ist gerade sowas von "out" unter den alten Männern mit den violetten Kragenspiegeln an der Uniform und den spitzen Mützen auf dem Kopf ...



Manches von Oosterhius ist einfach nur peinlich. Wenn die Gemeinde sich zum Gottesdienst versammelt und dabei fröhlich singt, daß sie weder Gott noch seine Wege kennt, dann frage ich mich schon ob den Beteiligten bewußt ist, was sie tun?
Wie wenn ich zur Feier eines Freundes komme und ihm sage, ich weiß eigentlich gar nicht wer er ist und woher ich ihn kenne?
Bei Oosterhuis sind nicht die Typen vor 2000 Jahren das Problem, sondern die Tatsache, daß so manche seiner theologischen Ansichten sich nicht mit dem vertragen, was die Kirche lehrt. Glaube ist halt kein Gemischtwarenladen, wo ich mir aussuchen kann, was mir passt. Wenn es so wäre, dann hätte etwa Moses beim Anblick des goldenen Kalbes seine Tafeln nicht zertrümmern müssen.


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04.06.2012 11:38
#88 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
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Administrator

Hier muss ich widersprechen.
Soweit ich weiß, wurde auch das Buch Jesaja bislang nicht aus dem biblischen Kanon entfernt; bei Jes 55,8 finden wir den bekannten Spruch Gottes:

Zitat von Jesaja
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken / und eure Wege sind nicht meine Wege.


Dass Oosterhuis gerade das Aufgreifen dieses bekannten biblischen Topos' vorgeworfen wird, darf einen getrost nachdenklich stimmen.


Auf Orgelsuche.

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04.06.2012 12:01
#89 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
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Moderator

Na ja, es gibt natürlich Leute, die ganz genau wissen, was Gottes Wille ist - vor allem was er von Dritten will. Es gibt auch Leute, die nicht mit leeren Händen vor Gott stehen, sondern mit einem prallem Sack voll guter Werke, aus denen sie Ansprüche auf einen Schreibtischposten in Ewigkeit ableiten.

Ich kann mir nicht helfen - aber die, die genau wissen, wie Gott zu sein hat, sind mir suspekt. Sehr sympathisch ist mir dagegen das Bilderverbot - vor allem im übertragenen Sinne. Und mit Martin Luther (und Huub Oosterhuis) glaube ich, dass ich vor Gott mit leeren Händen stehen werde - durch nichts gerechtfertigt, als durch seine Gnade. Letzteres wiederum ist ein Grund zu feiern. So steht es jedenfalls in meiner Bibel. Vielleicht haben andere Leute ja andere Bibeln. Mir erweist sich Gott immer als der, den ich nicht fassen kann, nicht in Gesetze, Dogmen, Riten; ein Gott, der alles "übersteigt", der "transzendent" ist. Wollte ich ihn fassen, ihn "Definieren" würde ich ihm Grenzen setzen (lat. finis). Dann wäre er nicht mehr Gott, sondern ein Geschöpf nach meinem Willen. Und in der Bibel steht's nun mal genau umgekehrt.

An Oosterhuis' Einsicht, begnadigter Sünder zu sein, kann ich nichts Lächerliches finden. Schließlich steht am Anfang jedes noch so "fröhlichen" Gottesdienstes das "kyrie eleison", die Vergebungsbitte.

Schmunzeln muss ich vielmehr darüber, dass eine sonntäglich-festlich gekleidete, meistens auch frisch gewaschene Gemeinde in einer blitzblank geputzten Kirche STEHT und singt: "Hier LIEGT vor deiner Majestät im STAUB die Christenschar." Oder wenn ein Brautpaar in die Kirche einzieht und der eigens engagierte KnöDeltenor "Wohin soll ich mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich drücken" von der Empore säuselt. (Jaaa, ich weiß, es geht ja dann etwas freudiger weiter...) [wink]

Da treffen die Texte von Herrn Oosterhuis die Lebenswirklichkeit eines (fröhlichen) Christen im 21. Jh. wohl eher. Im fast 3000 Jahre alten "Einheitsgesangbuch" von Juden und Christen, dem Psalter, lese ich - und das gleich an mehreren Stellen: "Singet dem Herrn ein neues Lied". Das heißt vor allem: Für die biblischen Wahrheiten sollte man immer eine neue, kreative und verständliche Sprache finden.

Das hat nichts mit "Gemischtwarenladen" zu tun, sondern ist die Missionsmethode eines gewissen Herrn Paulus.
Und das "goldene Kalb" entdecke ich oft an ganz anderen Stellen...
Gerade dazu erspare man mir Einzelheiten, zumal wir (d.h. vor allem ich gerade) jetzt immer OT-iger werden. Und die Konfessionskriege sind ja schon ein paar Jahrhunderte her ...



FG
Michael


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04.06.2012 13:31
avatar  Regal
#90 RE: Gotteslob neu - Verzögerungen ohne Ende
Re

Zitat von Gemshorn
Hier muss ich widersprechen.
Soweit ich weiß, wurde auch das Buch Jesaja bislang nicht aus dem biblischen Kanon entfernt; bei Jes 55,8 finden wir den bekannten Spruch Gottes:

Zitat von Jesaja
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken / und eure Wege sind nicht meine Wege.


Dass Oosterhuis gerade das Aufgreifen dieses bekannten biblischen Topos' vorgeworfen wird, darf einen getrost nachdenklich stimmen.



Und wie ist es mit der Bibelstelle "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben?"
Wenn Oosterhuis den Weg nicht kennt, kennt er also Christus (den Weg) nicht?


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