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Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
Lieber Michael,
Deinem Urteil über Steinmeyer kann ich aus langjähriger Erfahrung nur zustimmen. Dazu zwei Anmerkungen. Nach dem 2. Weltkrieg baute Steinmeyer 1946 (!) unter großen Schwierigkeiten der Materialbeschaffung in der Nachkriegszeit und ähnlichem eine dreimanualige Orgel in der Evangelischen Stadtkirche im Firmensitz Oettingen. Das Instrument war - zumindest bis 2002, als ich es das letzte Mal spielte - unverändert erhalten und ich denke, dass es somit seine gefährdendsten Jahre überlebt hat. Ganz klar dem Stil der Zeit geschuldet, weiss man aber auch, warum an diesem Instrument nichts geändert wurde, das sich ja an den Stil der 30-er Jahre anschlossen hatte. Aus dieser Retrospektive heraus: Welches Instrument von 1946 "lebt" noch? "Moderne" Umbauten von und mit einer namhaften Orgelbaufirma vor Ort wären kein Problem gewesen...
Eine andere Perspektive, die ich hier nur andeuten möchte. Der durch die Konzeption des Midmer-Losh-Instrumentes in Atlantic City in den USA bekannte Senator Emerson Richards (der auch einige andere Instrumente von erheblicher Größenordnung konzipierte) war mit in gutem Kontakt mit den Orgelbaugrößen seiner Zeit wie z.B. G. Donald Harrison von Aeolian-Skinner, Henry Willis und eben auch Steinmeyer, dessen Werke er auf Europareisen kennen gelernt hatte. Richards hatte selbst auch eine große 4-manualige "Haus-"-Orgel von erheblicher Größe, die er noch um eine typische Positiv-Division (wie man sich eine solche damals eben im Amiland vorstellte) erweiterten wollte. Diese Division sollte Steinmeyer bauen. Ich müsste es nachschlagen, ob Steinmeyer diese wirklich gebaut hat, aber es ist ein Beleg für die ungeheure Wertschätzung, die Steinmeyer damals besaß. Stefan Engels hat ja seinen gesamten Karg-Eiert fertiggestellt und weist zu Recht auf die Steinmeyer-Orgel in Altoona/Pennsylvania hin, die in einer Aufnahme verwendet wurde. Zusammen mit der von Engels leider in der letzten Organ-Ausgabe nicht erwähnten Steinmeyer-Orgel der Basilika of Christ the King im kanadischen Hamilton (1933/Hauptorgel III/53 und Chororgel II/1) bilden diese Instrumente in Nordamerika die sog. Steinmeyer-Legacy. Altona ist übrigens von 1931. Es müssen nicht immer die Goldenen 20-er Jahre sein ...
#2 RE:Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
Fritz und Albert Steinmeyer waren in den 30ern mehrfach in den USA auf Dienstreise, ein anderer Steinmeyer-Bruder arbeitete dort auch einige Jahre. Seit der Fertigestellung der Passauer Domorgel galten sie in den USA als befähigte und berufene "Großorgelbauer":
Eine herausragendes Instrument ist die Orgel der Marianhiller Missionare in Würzburg (III/53) aus 1948 - vor einigen Jahren exzellent restauriert und vom dortigen Kantor Rudolf Müller liebevoll gepflegt und gehegt.
http://organindex.de/index.php?title=W%C...esu_(Marianhill)
In die gleiche Schublade darf man auch die Orgel in der Ev. Stadtkirche Kitzingen/Main aus den frühen 50ern stecken (vier Manualwerke an III/58). Sie wartet leider noch auf die Restaurierung und auf eine repräsentative CD-Einspielung. 2015 habe ich Aufnahmen mit dem Kantor der Dresdener Frauenkirche, Matthias Grünert, gemacht. Da ließ sich ein gewisser Renovierungsstau nur schwer kaschieren, die Kantorenstelle war damals auch vakant.
http://organindex.de/index.php?title=Kit...che_(Hauptorgel)
LG
Michael
#3 RE:Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
Lieber Michael,
ja, wenn ich das gewußt hätte...
Diese Landauer Steinmeyer-Orgel der Marienkirche Landau/Pfalz, die ich nach ihrer mustergültigen Restaurierung durch die Firma Seifert mehrfach live gehört hatte (zufällig auf Youtube auf eine kurze Filmsequenz von den ersten Klängen nach der Restaurierung gestoßen, gespielt von Rudolf Peter!), hatte es mir auf Anhieb angetan!
Landau ist für mich ja nicht so weit weg, Entfernung kein Problem!
Allerdings war Rudolf Peter, der ja diese Restaurierung mit Nachdruck auf den Weg gebracht hatte, leider gerade weg, und die Stelle bekam ein anderer Organist. Zu den Umständen möchte ich mich hier besser nicht weiter äußern...
Bei der Pfarrei wegen CD-Aufnahmen vorstellig geworden, verwiesen sie mich auf Rudolf Peter, bei dem ich nach dem ersten Anhören und Lesen dieser außerordentlich in Wort, Bild und Ton gelungenen Dokumentation über dieses Ausnahmeinstrument, das ja leider recht bald "orgelbewegt" klanglich und gehäusegestalterisch ordentlich verhunzt wurde, mir gleich mehrere Exemplare bestellt hatte, die ich gerne als Geschenk für Leute verwende, die so etwas zu schätzen wissen...
Über die Qualität dieser Dokumentation hast Du Dich, lieber Michael, ja schon sehr erschöpfend geäußert, so daß ich mir weitere Details ersparen kann.
Was soll ich sagen: Diese Steinmeyer-Orgel der Marienkirche Landau ist eine "Leib-und Magenorgel" von mir! Sie ist meine Lieblingsorgel von Steinmeyer überhaupt!
Was auf diesem Instrument in seinem Urzustand alles geht, und das m.E. sehr überzeugend, ist so außergewöhnlich gut!
Die Aufnahmen und das Live-Hörerlebnis zeigen es auf eindrucksvollste Weise!
Leider ist seit dem Weggang von Rudolf Peter orgelmäßig nicht mehr allzuviel in der Landauer Marienkirche los, sehr schade!
Ja, und über die Bestellungen habe ich dann auch Rudolf Peter persönlich kennengelernt:
Ein sehr liebenswürdiger, tadelloser Künstler und Mensch!
Ich hatte auch einige Konzerte besucht, ausgezeichnet, und wir stehen in regelmäßigem Kontakt.
Rudolf Peter schätzt auch die heilige Messe im überlieferten römischen Ritus , singt den Gregorianischen Choral und hatte auch schon an unserer Messe in Heidelberg teilgenommen.
Leider trifft auch ihn als "freischaffender Künstler", wie viele andere auch, die "Corona"-Krise gerade sehr hart, weil er dadurch juristisch keinen Honoraranspruch hat...
Wir können nur hoffen, daß sich die Situation bald wieder bessert!
Viele Grüße
Bernhard
Orgelkater
(
gelöscht
)
#4 RE:Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
Lieber Michael,
ja, Hans Steinmeyer war einige Jahre in den USA und hat etliche Erfahrungen auch mit wieder nach Oettingen gebracht. Zum Beispiel bot er 3-fach geschweifte Pedal (also nach AGO-Art) an, die aber auf so gut wie keine Resonanz in Dland stießen. Auch die Idee von Setzern nach amerikanischen Muster war einfach suspekt (was man nicht sehen kann ...)
Es ist schwer zu sagen, inwieweit die amerikanischen technischen Erfahrung von Hans St. größere Resonanz in Passau oder auch anderswo fanden. Ich vermute dies eher im elektrischen Trakturbereich und der Verbindung der verschiedenen Teilorgeln. Dafür gab es auch in den USA so keine Vorbilder: wenn dann eine auf der Empore oder im Chorbereich platzierte Hauptorgel und die dem gegenüber eine viel kleinere Art von "Chororgel", Echo oder Antiphonal oder was auch immer . Die Konkurrenz schlief ja nicht, und wenn man einmal zu Walcker herübersieht, hinkte dieser in Bezug auf die Größenordnung Passaus erst einmal hinterher, wenngleich in den beiden Dekaden bei dieser Firma 1910-20 die Dreistelligkeit beginnend mit Hamburg, Dortmund usw. schon auftauchte. Passau war natürlich für Steinmeyer von der bisherigen zweistelligen Registerzahl her die Verdoppelung: 1927 baute die Firma in Ludwigshafen für das Vereinshaus der IG Farbenindustrie als op.1450 ein 4-manualiges Instrument mit 102 Registern, ein Jahr später kamen dann 208 Register in Passau hinzu, gefolgt 1929 in Dom zu Trondheim als op. 1500 die 139 Register. Chapeau für Größe der Instrumente und auch für 50 gebaute Orgeln von 1927-30!!! Und dies bei sehr hohen Qualitätsmaßstäben. Dann ging ja das Wettrüsten weiter ... und einige Instrumente unter...
Der Einfluss Steinmeyers in Nordamerika war durch die beiden Instrumente in Altoona und Hamilton indes auch vorhanden. Klanglich damals ultramodern und europäisch waren es zwei weiße Elefanten, die dort auftauchten. Dies Instrumente unterschieden sich maßgeblich von damaligen nordamerikanischen noch sehr orchestral geprägten Orgelbau: Die Dispositionen mit ihren Aliquoten, Mixturen und kurzbecherigen Zungen und auch der Verzicht auf Manualextensionen (wenngleich Pedaltransmissionen in geringem Maße gebaut wurden) waren klangliche Novitäten, die die entsprechenden Entwicklungen im nordamerikanischen Orgelbau vorwegnahmen und gleichzeitig beeinflussten. Aeolian-Skinner mit G. Donald Harrison und Walter Holtkamp sen. übernahmen in den 30er Jahren etliche Stilelemente. Der typische deutsche Spieltisch mit 3 Freien Kombinationen mag im Land der Setzerkombinationen indes sehr seltsam vorgekommen sein. Warum das 4. Manual in Altoona als Chororgel niemals gebaut wurde, kann spekulativ mit den politischen Entwicklungen in Deutschland in Zusammenhang gebracht werden. Allerdings hätte dies ja keine amerikanische Firma davon abgehalten, so etwas zu bauen - was allerdings in knapp 90 Jahren auch nicht passierte.
Aeolian-Skinner schätze Steinmeyers Instrument in Altoona so hoch ein, dass bei 1954 erfolgten Reparaturen das Instrument als A-S op. 1291 auftauchte, eine durchaus gängige Praxis im Orgelbau, die gerade bei hochreputierten Firma ein gewisses Risiko mit sich bringt. Aber auch die Walcker-Orgel in Methuen (ehemals Boston Music Hall) erhielt diesen "Ritterschlag".
Der Respekt for dem Instrument außerhalb des Firmenschildes blieb erhalten, was auch in den USA nicht selbstverständlich ist. Zwar wurden laut Angaben Pfeifenwerk im Chor verändert, ansonsten respektierte man die Anlage, restaurierte die drei Kombinationen und den Rollschweller und fügt eine Setzeranlage mit Pistons unter den Manualen und im Pedal hinzu. In den Jahren 1990-92 hatte diese Vorgehensweise einen absoluten Vorbildcharakter.
#5 Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
Ich habe mir vor wenigen Tagen eine Doppel-CD mit Aufnahmen der Steinmeyer-Orgel in der Landauer Marienkirche gekauft. Nicht nur der Interpret, auch der Klang dieser Orgel aus den 20ern haben mich begeistert. Daraufhin hat sich ein Faden über die Instrumente aus diesem Haus entwickelt, der an dieser Stelle besser aufgehoben ist als im CD-Thread.
LG
Michael
#7 RE: Steinmeyers Großrorgeln im 20. Jh.
M.W. baute man rein pneumatische Systeme in kleineren Dorforgeln als Kegellade, die Pedale als Taschenlade, gelegentlich als Einstrom- und Abstrom-System in derselben Orgel. (Ich hab' mal eine aus 1907 begutachtet, da hatte das Hw. Abstrom, das Nebenwerk Einstrom, das Pedal Wechselwind.)
Mit dem Vordringen der Elektropneumatik ab ca. 1920 entwickelte die Firma ein eigenes Taschenladen-System mit stehenden Taschen, die sich auswechseln ließen, ohne die Komplette Lade abräumen zu müssen. Ein Mitarbeiter namens Witzig erhielt dafür das Patent.
Ich vermute mal, dass man die Pitman-Lade Ende der 20er aus den USA mitbrachte. Aufgrund ihrer komplizierten Bauweise wurden sie wohl nur bei sehr repräsentativen Instrumenten verbaut - Passauer Dom z.B.
Es ist denkbar, dass die Laden von Anfang an aus US-Fertigung stammen. Die Orgelbauer bezogen sie fabrikmäßig von Zulieferern. Wenn sie nach 30, 40 Jahren heruntergenudelt waren, baute man einfach neue ein. Das passiert übrigens heute noch. Insofern war ich "amused", als hier im Forum das Gerücht herumgeisterte, die neue Wiener Domorgel bekäme Pitman-Laden ...
LG
Michael
Das ist natürlich witzig. Im Rahmen einer Nachhaltigkeit geht bei uns so etwas natürlich nicht. Die stehenden Taschenladen waren mir bekannt, allerdings nicht die Verwendung von Pitman-Chests. Ich muss einmal in meinem Archiv suchen. Vor etlichen Jahren bekam ich vom ehemaligen Werksleiter (?) von Steinmeyer noch Material aus der Erbauungszeit von Passau geschenkt. Ich gehe heute Abend einmal auf die Suche.
Die Casavant-Leute zeigten mir Erfahrungswerte aus ihrer eigenen Firmengeschichte, die sie bei einer 100-jährigen Betrachtung und Abschätzung der Anschaffungs- und Folgekosten sowohl für mechanische und elektropneumatische Orgeln ermittelt hatten: bei einer sachgemäßen Pflege täte sich das je nach Fall nicht viel.
#9 RE: RE:Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
#10 RE: RE:Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
Zitat von Canticus im Beitrag #3
Leider ist seit dem Weggang von Rudolf Peter orgelmäßig nicht mehr allzuviel in der Landauer Marienkirche los, sehr schade!
Das ist wirklich ein Jammer. Welche Tondokumente wären mit diesem Mann an dieser Orgel möglich!
Falls Du noch Kontakt zu ihm hast und er mal jemanden brauchen sollte, der ihm einen brennfähigen bzw, pressfähigen Master macht: Ich würde (gegen Übernahme der Spritkosten) mit dem ganzen Besteckkasten anrücken ...
LG
Michael
#11 RE: RE:Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
Die Erfolgsserie der Großorgeln aus Oettingen begann ja 1911 mit der Orgel der Mannheimer Christuskirche. In ihr waren die Ideale der elsässischen Orgelreform mustergültig verwirklicht. Emile Rupp jubilierte darob in seiner "Entwicklungsgeschichte der Orgelbaukunst" und bescheinigte dem Hause Steinmeyer, "warme Befürworterin der Reformideen" zu sein.
Ursprünglich rein pneumatisch, wurde die Orgel später elektrifiziert, mit neuem Spieltisch barockisiert, dann rekonstruiert. Inzwischen hat sie auch wieder einen dem Original angenäherten (elektrischen) Spieltisch. Zum 100jährigen Geburtstag habe ich über diese Orgel und ihren Organisten, Bezirkskantor Johannes Michel, eine einstündige Sendung gemacht. Da war die Rückführung in den Originalzustand noch nicht ganz abgeschlossen. Gerade war das Fernwerk mit der Celesta fertig geworden. Die Zungen und Mixturen dieser Orgel sind ein Traum.
In Passau trägt man sich ja ebenfalls mit Gedanken, den Originalzustand von 1928 wieder herzustellen. Den technischen Neubau Anfang der 80er Jahre hat ja ein Großteil des Pfeifenmaterials überlebt. Das Konzept dieses Neubaues habe sich auf lange Sicht nicht bewährt, sagen Leute aus dem Umfeld. Ich habe munkeln hören, die Zuverlässigkeit der Trakturen lasse inzwischen zu wünschen übrig, so dass eine Generalüberholung unvermeidlich scheint, die sinnvoller Weise zu einer "Reorganisation" führen sollte. Mitte der 80er war ich mal dort und Walther Schuster, der damalige Domorganist, hat mir das damals neue Instrument ausführlich gezeigt. Er war vom Fleck weg wohl nicht ganz glücklich mit dem Klang. Und mich hat diese Orgel live und auf CD-Einspielungen auch nicht sonderlich überzeugt. Irgendwie nur groß und laut, dabei eher mager im Plenum, die Mixturen recht scharf.
Ich glaube, sie waren weitgehend aus neuem Material. Inzwischen kann man sowas ja anhand von überlebenden Originalregistern sehr gut rekonstruieren, was ich mir sehr reizvoll denke.
LG
Michael
#12 RE: Steinmeyers Großrorgeln im 20. Jh.
Vermutlich verlaufen die Kurven gegenläufig. Elektrik ist günstiger in der Anschaffung, langfristig teurer bei den Folgekosten. Bei Mechanik ist es umgekehrt.
Wiewohl ja kleinere Orgelbauer komplette mechanische Trakturen von spezialisierten Zulieferern beziehen. Ich habe mal eine (interne) Preisliste für derlei gesehen, deren Zahlen mich positiv überrascht haben.
LG
Michael
Passau wird wohl ein weiteres Thema werden, weil man sich wohl mit dem Gedanken trägt auch noch einiges der Eisenbarth-Substanz zu halten und im Bereich von Registern englischer und amerikanischer Provenienz nahe der Chorvierung raumerfüllend aufrüsten will. Das Ergebnis muss man abwarten und ob der labile 32' wieder die Bänke erbeben lässt (wie es Zeitzeugen der alten Steinmeyer vor deren nahezu klammheimlichen Umbau berichten), das wird sich zeigen bzw. zu hören sein. Casavant wirbt jedenfalls (noch) nicht damit, dass das Solowerk aus Kanada kommen soll und auch die Dispositionsüberlegungen sind wohlweislich noch in Verschluss vor den sachkundigen Orgelöffentlichkeit.
Apropos Erfolgsserie größenmäßig (Kleinorgel) herum gedreht. Vor vielen Jahren hatte ich häufig die Gelegenheit Kollegen aus dem In- und Ausland die Baumeister-Orgel in der ehemaligen Klosterkirche zu Maihingen zugänglich zu machen. Einerseits waren alle von diesem nahezu unberührten Instrument von 1737, das von Steinmeyer in vorsichtigster Art und Weise und voller Respekt vor dieser Substanz wieder spielbar gemacht und einem Gebläse versehen worden war, begeistert. Verdächtig lange - manchmal sogar viel länger - hielten sich viele Kolleginnen und Kollegen an der kleinen Steinmeyer-Kegelladenorgel auf, die ohne Gehäuse optisch kläglich und auch mechanisch vernachlässigt auf einer Seitenempore ihr Dasein fristete. Das häßliche Entlein konnte jedoch hervorragend singen und trug gewiss auch einmal im Rahmen ihrer beschränkten Möglichkeiten zu dieser Erfolgsserie bei.
Die Firma Eisenbarth, deren Instrumente ich übrigens sehr schätze, hat sich mit dem Umbau Passaus meiner Meinung nach eigentlich keinen Gefallen getan.
Einen Größtauftrag vor Ort an dieser prominenten Stelle und mit der Reputation der (damals) größten Kirchenorgel der Welt - zu verlockend und wer hätte dies abgelehnt. Die Diskussion darüber: geschenkt! Eigentlich spielen drei Faktoren bei einem Umbau eine Rolle:
1. Das Geld und das Kirchturmdenken. Die täglichen Orgelkonzerte sind eine Goldmine.
2. Die Vorstellungen und Fähigkeiten der beauftragten Firma.
3. Die Wünsche und Überlegungen der Sachverständigen, die nach Fertigstellung des Projektes aus ihrer Verantwortung entlassen sind.
Gerade als Hauptorganist weiss man eigentlich doch sehr genau, was man ändern oder optimieren müsste und was sich bewährt hat. Wenn ich aufgrund eines Motorschadens in mein Auto statt des vorherigen Hochleistungsmotors nun die schwächste Version einbauen lasse, darf ich mich über das Resultat nicht wundern. Der prinzipielle Fehler dieses Umbaus war eigentlich, dass man etwas haben wollte, was die Substanz - für ein anderes Klangbild hervorragend geeignet - nicht hergab.
Und auf www.klais.de sind einiges Infos über Passau zu finden.
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