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Wie spielt man Bach "richtig"?
#1 Wie spielt man Bach "richtig"?
Mich treibt diese Frage seit fast 50 Jahren um. Und die Literatur mit Ratschlägen, philosophischen, philologischen, theologischen und esoterischen Denkansätzen, nicht zuletzt mit Vorschriften, Belehrungen oder gar "Dogmen" über die "einzig wahre Art" des Bachspiels füllt in meiner Bibliothek knapp zwei Regalmeter.
Als ich zu Jahresbeginn beschloß, mein privates (und sicher finales) Bachprojekt zu beginnen, habe ich mich mal umgesehen, was derzeit an neuen Essays zur Thematik auf dem Markt ist und bin auf dieses Büchlein gestoßen:
https://www.breitkopf.com/work/8795/17618
Gedacht war es wohl als Vorwort zu den beiden Bänden der neuen Bach-Ausgabe bei Breitkopf, die Jean-Claude Zehnder editorisch betreut hat. Auf mehr als 100 Seiten trägt der Autor prägnant und übersichtlich zusammen, was in der Bach-Forschung derzeit als gesichert und im so genannten "historisch informierten" Spiel als weitgehend anerkannt gilt. Aus Zehnders Zeilen spricht nicht der "Maitre", der unumstößliche Weisheiten verkündet und den Anspruch auf absolute Gefolgschaft erhebt. Denn dann hätte ich es unter der Rubrik "Bücher, die die Welt nicht braucht" abgelegt. Stattdessen habe ich es mit wachsendem Interesse quasi auf einen Sitz durchgelesen.
Denn zu Wort kommt vielmehr der erfahrene, viel herumgekommene Konzertorganist, der Titulaire der Arlesheimerin von Andreas Silbermann. Ein Orgeltypus, der für mich zunehmend zu einem Idealinstrument für das Bachspiel geworden ist, weil er die selbe Synthese deutscher und französischer Stilelemente darstellt, die Bachs gesamtes Werk kennzeichnet.
Zehnder legt seine Auffassung und seine Einsichten überzeugt und überzeugend dar. Er wird nie weitschweifig und bleibt immer verständlich. Wer sich in einzelne Disziplinen (wie Fingersatztüfteleien oder Zahlenspiele) vertiefen will, kommt nicht um das Zuziehen einschlägiger Spezialliteratur herum. Ich habe das kleine Buch mit Vergnügen und viel Gewinn gelesen. Es ist weit weg vom "elfenbeinernen Turm" entstanden - aus der Praxis für die Praxis.
Wer dadurch "angefüttert" ist, sich mit den diversen Sichtweisen gegenwärtigen Bachspiels auseinander zu setzten, dem kann ich diesen (huch! schon 25 Jahre) alten Band empfehlen:
https://merseburger.de/produkt/zur-inter...ebastian-bachs/
Er hört auf den "prickelnden" Titel "Zur Interpretation der Orgelmusik Johann Sebastian Bachs". Auf mehr als 200 Seiten legen Ewald Kooiman (+), Gerhard Weinberger und Hermann Josef Busch (+) Ihre Einsichten zum Bachspiel mit einer Vielzahl von Beispielen und Quellen dar. Vor allem der gesamte kulturgeschichtliche Kontext wird m.E. mit genügender Präzision ausgeleuchtet, um zu eigenen Einstellungen und Vorstellungen zu kommen.
Dass das Buch aus 1995 nach so langer Zeit immer noch beim Verlag gelistet ist (und das, obwohl zwei seiner Co-Autoren inzwischen verstorben sind) kann man als Beleg dafür werten, dass der Inhalt nicht sooo falsch sein kann. Mein Verständnis für das Bachspiel an der Wende vom 20. zum 21. Jh. hat dieses kluge - da ebenfalls undogmatische - Buch jedenfalls nachhaltig geprägt.
LG
Michael
Vielen dank für die hinweise und Kompetente rezensierung. Die Zehnder ware mich bisher unbekannt, sieht sehr Interessant aus.
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #1Dafur gibst es vielleicht das werk van Fagius, ebenfals aus die Praxis entstanden und historisch informiert.
Wer sich in einzelne Disziplinen (wie Fingersatztüfteleien oder Zahlenspiele) vertiefen will, kommt nicht um das Zuziehen einschlägiger Spezialliteratur herum.
Das ziel ist, laut das 'Preface': "to explain as much as possible how you can perform Bach's organ music according to what we know today about the interpretation of baroque music."
Die inhalt ist: "49 pieces....(with) detailed fingering according to system based on our knowledge of how keyboard fingering was created in the baroque time."
Es ist also einerseits 'Dogmatisch' da jedes Stuck fingersatz bekommt, andererseits, Fagius ist sicher ein man von der Praxis, es ist daneben hilfreich konkrete Vorbilder zu haben und schliesslich, man kan auf einzelheiten von seine fingersatze abweichen. Für mich persohnlich hat das buch sehr geholfen, ich studiere fast Taglichs daraus.
Siehe https://www.gehrmans.se/musicnotes/12727_notex.pdf
Siehe auch
Bach: 49 Organ Works wiht Fingering from Hans Fagius - Empfehlenswert?
LG PM
#3 RE: Wie spielt man Bach "richtig"?
#4 RE: Wie spielt man Bach "richtig"?
Ich besitze beide Bücher und nutze sie viel. Gerade das Zehnder-Buch besticht für mich auch dadurch, dass es trotz einer Fülle an Informationen sehr leicht zu lesen ist und man keinerlei Ermüdung spürt.
#6 RE: Wie spielt man Bach "richtig"?
Zitat von Guilain im Beitrag #5
1982 habe ich in Arlesheim bei Jean-Claude Zehnder und Marc Schaefer einen Orgelkurs besucht. Der hat meine Auffassung von Orgelspiel total umgekrempelt.
Kannst Du das „Umkrempeln“ mal genauer beschreiben?
Cavaille-Coll St. Sernin / Toulouse - oder so was in der Richtung... ;-)
Gloria Concerto 469 CC - 2021
www.orgelmusik-kelkheim.de
#7 RE: Wie spielt man Bach "richtig"?
Zitat von Clarinette 8 im Beitrag #3
Die Frage aller Fragen. Richtig immer Sinne Bachs oder richtig für unsere heutige Ohren? Was, wenn das eine nicht zum anderen paßt? Schwierige Fragen.
Ich denke, es hat halt in allen Stilepochen nach Bach Interpreten gegeben, die sich redlich bemüht haben, den jeweiligen Zeitgenossen die Orgelwerke Bachs "genießbar" (im wahren Wortsinn) zu machen. (Man denke an Griepenkerl/Rotzsch, die im Vorwort ihrer Bach-Ausgabe bei Peters den 1. Satz der Pastorale mit Manual-16' und Pedal-32' empfehlen.) Es ist durchaus erkenntnisreich, die Bach-Rezeption während der vergangenen 250 Jahre zu verfolgen - und sie vor allem in Korrelation zum jeweils vorherrschenden Instrumententypus zu setzen.
Insofern ist Karl Straubes "Einrichtung" der Orgelwerke Bachs für die "moderne Orgel" (d.h. die spätromantischen Großorgeln Wilhelm Sauers) authentischer und intellektuell redlicher als seine "Bekehrung" zur "Orgelbewegung". Zum Hintergrund dieses Gesinnungswandels gibt es ja auch alle möglichen "Verschwörungstheorien" ...
Mir hat u.a. Albert Schweitzers Bach-Buch trotz aller spekulativen Aussagen intellektuelle und vor allem geistliche Zugänge zu etlichen Orgelwerken eröffnet - und Schweitzers Einsichten und Deutungen (losgelöst von neueren Erkenntnissen der Musikwissenschaft) darf man durchaus vom damaligen geistesgeschichtlichen Kontext lösen und aus der historischen Distanz als "absolut" betrachten. Wer sich nur über seine altväterlichen Tempi lustig macht, geht an diesem geistbegnadeten Mann weit vorbei.
Auch Spittas Bach-Studien sind nach rund 150 Jahren immer noch lesenswert, wiewohl sie - noch mehr als Schweitzers Analysen und Deutungen - durch die aktuelle Forschung teilweise widerlegt bzw. weiter entwickelt sind.
Stellt man sich in diese Traditionslinie, dürfte es legitim sein, Bach für "heutige Ohren" zu interpretieren. Denn sie rezipieren anders als die des Jahres 1750. Was m.E. alle "historisch informierten" Praktiken auf den Prüfstand stellt. (Dem sie durchaus standhalten können, wenn sie durch eine entsprechende Künstlerpersönlichkeit "abgedeckt" sind.)
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #7Sehr interessante Diskussion, auch im verwandten Thema Bach: 49 Organ Works wiht Fingering from Hans Fagius - Empfehlenswert?Zitat von Clarinette 8 im Beitrag #3
Die Frage aller Fragen. Richtig immer Sinne Bachs oder richtig für unsere heutige Ohren? Was, wenn das eine nicht zum anderen paßt? Schwierige Fragen.
Stellt man sich in diese Traditionslinie, dürfte es legitim sein, Bach für "heutige Ohren" zu interpretieren. Denn sie rezipieren anders als die des Jahres 1750. Was m.E. alle "historisch informierten" Praktiken auf den Prüfstand stellt. (Dem sie durchaus standhalten können, wenn sie durch eine entsprechende Künstlerpersönlichkeit "abgedeckt" sind.)
Aber ... was ist das, das "heutige Ohr"?
Ewald Kooiman? Marie-Claire Alain? Marcel Dupre? Hans Fagius? Ton Koopman?
Okay, ihr sagt, diese sind schon etwas älter also nicht 'heutiges'.
Dann höre zum Beispiel
- Balint Karosi (eindeutig alte Finger – und Füß sätze): https://www.youtube.com/watch?v=Ls8JbMHGu0s
- Martin Lücker (eindeutig 'moderne' Finger- und Fuß sätze): https://www.youtube.com/watch?v=JbvNPWCftQg
- Leo van Doeselaar? https://www.bachvereniging.nl/nl/bwv/bwv-768/
Welches der drei ist für das heutige Ohr? Für mich sind dies drei kompetente Spielern. Welche Versionen man am besten gefällt ist m.E. Geschmackssache. Für mich sind das die historisch informierten Aufführungen von Karosi und Van Doeselaar aber das ist hier nicht den Punkt.
Das Punkt ist, ich glaube das Argument „heutige Ohren sind anders als damalige Ohren“ ist, bezüglich die Aufführungspraxis, weniger Relevant dann es scheint. Vielleicht sogar nicht relevant.
Das die historisch informierten Praktiken nur standhalten können wenn sie durch eine entsprechende Künstlerpersönlichkeit "abgedeckt" sind ist sehr wahr. Aber man kann das auch umdrehen: „nicht historisch informiert Praktiken können nur standhalten wenn sie durch eine entsprechende Künstlerpersönlichkeit "abgedeckt" sind.“ Auch das ist wahr. ich denke dan z.B. an Richter und Walcha, immer noch hörenswert m.E.
Nichts für ungut, selbstverständlich! Ich glaube ein intensive Auswechslung von Argumente kann vielleicht unsre Einsichten vertiefen oder der eine oder andere sogar weiter helfen. Das gilt für mich - hoffentlich auch vor euch.
Also, ich freue mich auf neue Einsichten oder weitere Argumente.
LG PM
#9 RE: Wie spielt man Bach "richtig"?
Ich vertrete entschieden die These, dass wir heute "anders" hören als die Zeitgenossen Bachs.
Der Erfolg der "Epidemischen" Toccata in den 60er und 70er Jahren beruhte vor allem auf dem arpeggierten verminderten Septakkord und dem Triolengang über denselben Akkord, der in der U-Musik der damaligen Zeit gängig war. Auf den Hörer der Bach-Zeit mag er so gewirkt haben, wie wir heute einen Cluster empfinden.
Noch Mozart schließt die jubilierenden Gloria- und Credo-Sätze seiner Orchestermessen mit einer leeren Quinte im Chorpart, weil die Durterz bei den Theoretikern der Zeit (z.B. Padre Martini) noch nicht als konsonanter Intervall galt. (Eine der "Harmoniestimmen", meistens das Horn, darf dann im C-Dur-Schlussakkord ein verschämtes "e" blasen.)
Der frei eintretende Septakkord, Standardgewürz romantischer Kompositionsrezepte, war im "strengen Satz", den man uns zu schreiben lehrte, absolut verboten. Im "württembergischen Choralbuch", dem weitverbreiteten Standardwerk aus den 50er Jahren, war der strenge Kantionalsatz der Schütz-Zeit quasi kanonisiert. Er wurde indes mit seinen öden leeren Quinten auf den Zeilenschlüsen auch von uns Orgelschülern als "langweilig" empfunden. Dennoch liegt der Band (i.d.R. mit deutlichen Gebrauchsspuren) noch an vielen Orgeln in meinem Beritt, weil die Sätze gut in den Fingern liegen. Wir waren aus der U- und Jazzmusik längst daran gewöhnt, eine "sixte ajoutée" als Konsonanz zu hören.
Mein jüngster Bruder, in seiner zarten Jugend Schlagzeuger diverser Amateur-Rockformationen, fiel in nervöse Zuckungen, wenn er eine Dur-Kadenz hörte. Für ihn war das "Mozart-Schnulze". Ich revanchierte mich dafür immer mit der Frage "sind die noch am Stimmen oder spielen die schon?" wenn er sich mit den Opera von Jimi Hendrix zudröhnte.
LG
Michael
Die These des "anderen Hörens" möchte ich unbedingt unterstützen.
Was du richtigerweise über die Hörgewohnheiten und die damit verbundenen konsonanten und dissonanten Intervalle sagtest, hat sich über die Jahrhunderte ja permanent gewandelt. Auch in unserer Zeit hat es da nochmals eine Verschiebung gegeben, über deren Ursachen man forschen müsste. Ich persönlich habe da die Film- und Fernsehmusik stark im Verdacht, die uns ja doch in nicht unbeträchtlichem Umfang umgibt – und wohl auch prägt.
Einmal noch muss ich auf Eric Whitacre* hinweisen, dessen vielstimmige Chorsätze oft komplexe Intervalle mit Dissonanzen aller Art beinhalten, die plötzlich (?) viel weniger dissonieren, als man bei solchen Konstellationen "üblicherweise" erwarten sollte. Nonen, kleine Septimen, Undezimen kommen darin ebenso vor wie noch entlegenere Teiltöne - und sie werden in solcher Musik wundersamerweise als sphärische Farben und nicht als kontaminierte Harmonien wahrgenommen.
Tempora mutantur - auch in der Wahrnehmung von Musik.
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*) Eine Suche bei YouTube offenbart wahre Perlen, z.B. die Komposition Lux aurumque, die ich bereits einmal erwähnt hatte.
@Frankfudde Bub: An der Wiener Musikhochschule, an der ich nach Mitte der 60er Jahre studierte, wurde nicht nach der Dupré-Methode oder Ähnlichem unterrichtet. (Ich erinnere mich gut daran, wie Walter Pach in Kellers Buxtehude-Ausgabe und in einem Straube-Band die dort angebrachten Bögen durchstrich.) In barocker Musik spielte man Auftakte kurz, dazu kam das (vor allem von Anton Heiller praktizierte) "Schnellen" - innerhalb von Figuren fast unmerkliches Absetzen vor schweren Taktteilen. Der Grundanschlag war freilich weithin legato. Jean-Claude Zehnder hat uns ermutigt, im Sinne von Marpurgs "ordentlichem Fortgehen" konsequent durchzuartikulieren.
#12 RE: Wie spielt man Bach "richtig"?
Unsere Musiklehrerin am Gymnasium hat uns damals aufgefordert, im Kino einfach mal die Augen zu schließen und nur auf die Musik zu achten. Wir waren selber erstaunt, was den Zuschauern an Zwölftonmusik oder anderen Formen der Atonalität und Freitonalität "zugemutet" wurde. Und wie gut das passte ...
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #9
Ich vertrete entschieden die These, dass wir heute "anders" hören als die Zeitgenossen Bachs.
Der Erfolg der "Epidemischen" Toccata in den 60er und 70er Jahren beruhte vor allem auf dem arpeggierten verminderten Septakkord und dem Triolengang über denselben Akkord, der in der U-Musik der damaligen Zeit gängig war. Auf den Hörer der Bach-Zeit mag er so gewirkt haben, wie wir heute einen Cluster empfinden.
Zitat von Gemshorn im Beitrag #10Liebe Leute, vielen Dank für die informativen Antworten. Es ist jedoch nicht die Frage oder These, ob wir heute anders Hören wie in Bachische Zeit. Das ist ganz klar!
Die These des "anderen Hörens" möchte ich unbedingt unterstützen.
Was du richtigerweise über die Hörgewohnheiten und die damit verbundenen konsonanten und dissonanten Intervalle sagtest, hat sich über die Jahrhunderte ja permanent gewandelt.
Mein Punkt (oder These) ist ein andere: Unsere "heutige Ohren" (die wir definitiv haben) sind gar nicht relevant für Akzeptanz oder Ablehnung historisch informierter Auffuhrungspraktiken. Meiner Meinung nach steht diese These bis jetzt noch aufrecht. Siehe (höre) auch die Beispiele in meinem früheren Beitrag,
LG PM
#14 RE: Wie spielt man Bach "richtig"?
Zitat von PM im Beitrag #13
Mein Punkt (oder These) ist ein andere: Unsere "heutige Ohren" (die wir definitiv haben) sind gar nicht relevant für Akzeptanz oder Ablehnung historisch informierter Auffuhrungspraktiken.
Ich sehe das völlig anders. Unsere Ohren, bzw. völlig subjektiv die meinen, sind entscheidend. Denn Ich entscheide mich, ob mir eine Spielweise gefällt oder nicht. Und dieses Ohrenpaar hat ja auch eine lebenslange Entwicklungsgeschichte des Hörens hinter sich.
Als mein Orgellehrer mir zum ersten Mal Reger vorspielte und ich die Noten sah, dachte ich: "Hoffentlich muss ich sowas nicht spielen." Heute bade ich gern in regeresken Klängen.
Wenn wir als Studiosi reife Interpreten hörten und Agogik bemerkten, haben wir uns angegrinst: "Der kann ja kein Tempo halten ..." Erst Jahre später lernte ich, auf Kulminationspunkte hinzuspielen, einen organischen Wechsel von Stauung und Fluß zu gestalten.
Als ich zum ersten Mal "historisch informierten" Bach spielen hörte, dache ich: "Was ist denn da für ein "Holzhackerbua" unterwegs? Der soll erst mal richtig Legatospiel üben ..." Heute höre ich solche Spielweisen mit Gewinn, ja bisweilen mit Genuss, wiewohl ich nicht alles nachvollziehen kann.
Ich denke, das Leben eines Musikers (und vielleicht auch anderer Zeitgenossen) besteht im Wesentlichen aus lebenslangem Hören, Lernen und beständiger Erweiterung des Horizontes.
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #14Das sagst du, aber ich glaube dein Argument konzentriert nicht auf meine These. Denn deine Aussage hier handelt sich über Hörentwicklung innerhalb eine Person. Das ist mutatis mutandis auch meine Erfahrung, aber das ist nicht das Punkt. Meine These gehet über 'heutige Ohren' im vergleich mit '1750 Ohren' und die einfluss davon auf die Auffuhrungspraxis.
Ich sehe das völlig anders
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #7
Stellt man sich in diese Traditionslinie, dürfte es legitim sein, Bach für "heutige Ohren" zu interpretieren. Denn sie rezipieren anders als die des Jahres 1750.
Unsere Ohren rezipieren selbstverständlich anders als in 1750. Und das hat unzweifelbar einfluss auf die auffuhrungspraxis. Aber, ich meine das ist nicht Relevant. Es gehet um was gefällt mir, was ist für mich ein schöne Musikalische Vortrag von Bach. Meine beispiele (beitrag oben) haben als ziel zu Erlautern das Musikalische vortag möglich ist innerhalb unterschiedene Praktiken. Die Ligitimität von eine Auffuhrunspraxis ist also n.E. nicht abhängig von heutige Ohren die anders sind als 300 jahre zurück, nür abhängig von (gute) Geschmäck oder (gute oder schlechte) Gewohnung
Musikalisches Bachspiel kann mit oder ohne historisch fundierte Aufführungspraxis gemacht werden. Est is Geschmäck- und Gewohnungssache was man Preferiert (wie du selber auch sagt, hier und irgendwo, wenn ich gut lese). Nur, ich glaube die differenz zwischen heutige Ohren und Ohren aus Bachzeiten ist dabei nicht relevant.
Also, m.E. sehen wir es nicht so ganz anders, wir sollten es nicht größer machen als es ist. Die 'streit' gehet tatsächlich nur um meine relativierung des Unterschieds zwischen Ohren anno 750 und anno 2020, bezuglich Auffuhrungspraxis.
LG PM
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