Digitalorgel in Filialkirche

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10.02.2021 17:34
#1 Digitalorgel in Filialkirche
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Hallo liebe Digitalorgelfans,
ich verfolge und lese fast täglich eure informativen Posts in diesem Forum. Es ist einfach super!
Nun erlaube ich mir, einmal selbst etwas zu schreiben:

Ich bin 28 Jahre, Chorleiter und Organist in Südtirol. In einer kleinen Filialkirche meiner Heimatgemeinde mit 60 Sitzplätzen steht eine Gloria Cantus 238. Sie war im Jahr 2015 ein Geschenk eines anonymen Spenders für diese Kirche. Die Kirche hat keine Empore, daher steht die Orgel vorne im Altarraum. Lange Zeit wurde die interne Lautsprecheranlage mit "Hosenbeinbeschallung" verwendet, welche völlig unzufriedenstellend war. Auf mein Zutun hin, wurde dann ein "Ld Dave 8 Roadie" angeschlossen, welches hinter dem Hochaltar montiert ist. Der Klang wird somit indirekt in den Kirchenraum abgestrahlt. Nun ist die Orgel tragfähiger und eine Gemeindebegleitung möglich. Leider ist der Klang der Orgel für mich jedoch nicht wirklich zufriedenstellend... Die Gloria Cantus 238 ist ja eigentlich eine Hausorgel ist und nicht für einen Kirchenraum konzipiert.

Nun bin ich am Überlegen, wie man einen Mehrwert für die Orgelmusik herausholen könnte. Es wäre einerseits die Möglichkeit eine neue Digitalorgel anzuschaffen, die dem Kirchenraum entspricht, also ein Instrument, welches für Kirchenräume gemacht ist, aber das würde dem Spender wohl nicht gerecht werden...

Gibt es die Möglichkeit, die Orgel umbauen zu lassen? Zum Beispiel in das bestehende Gehäuse der Cantus 238 die Samples der Optimus 238 einzubauen? Das würde an sich eine Klangverbesserung ergeben und müsste theoretisch günstiger als eine komplett neue Orgel sein.

Als weitere Idee schwebt mir die Verwendung eines Orgel-Expanders vor. Was wäre da am besten? Taugt der
Viscount Accupipe CM100 für einen Kirchenraum? Aus welchem Jahr ist er, ist er noch erhältlich und besitzt er die neueste Technik der Physis-Entwicklung (gleich einer Gloria Concerto Orgel)?
Wie schätzt ihr den Expander von Hoffrichter SE24m ein? Da habe ich diesem Forum nur gutes gelesen.

Wie würdet ihr an meiner Stelle an die Sache herangehen und was könnt ihr mir empfehlen?
Ich würde mich sehr um eure Einschätzung freuen.
LG


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10.02.2021 17:52
#2 RE: Digitalorgel in Filialkirche
Ni

Ich würde einen Computer über MIDI verbinden, das kostenlose Programm Grand Orgue drauf laden, das kostenlose Set Friesach von PG und schon hat man bei entsprechender Abstrahlung eine Super Orgel.

Der Computer sollte nicht der aller schlechteste sein, ggf. kann man aber einen sowieso vorhandenen nehmen.

MIDI/USB Interface und Kabel kosten zusammen sicher weniger als 100 EUR.

Man muss allerdings etwas Zeit mitbringen, um das ganze zum laufen zu bekommen.


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10.02.2021 17:52
avatar  Flauten
#3 RE: Digitalorgel in Filialkirche
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Hallo lieber Mitforianer,

ohne die Situation vor Ort genau zu kennen, glaube ich, dass der "Fehler" momentan vor allem in der ungeeigneten Klangabstrahlung liegt. Ich kenne vom Prinzip baugleiche Orgelmodelle, und bei vernünftiger Abstrahlung kann man da in akustisch günstigen Kirchen ganz ordentliche Ergebnisse erreichen.
Ich selbst hab als Zweitorgel eine Cantorum Duo und für die Verwendung im Freien auch das Dave Roadie dazu. Aber wie gesagt, für die Verwendung im Freien. Für einen Kirchenraum halte ich diese Abstrahlung für nicht ausgwogen und "fein" genug. Kisselbach bietet hier bessere Lautsprechersysteme an, und man müsste überlegen, wo die in der Kirche am besten platziert werden. Zudem sollte man sich nicht auf 2 Lautsprecher + Subwoofer beschränken, sondern mindestens ein 4.1-System vorsehen. Dadurch wird der Klang transparenter etc.
Meine Erst-Orgel betreibe ich auch mit externen Lautsprechern, und da merk ich jeden weiteren LS - das Ziel sind 12 + SW - als ungemeine Bereicherung.

Mit herzlichem Gruß

Flauten

PS: Und natürlich: Herzlich willkommen im Forum!


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10.02.2021 18:07 (zuletzt bearbeitet: 10.02.2021 18:18)
avatar  Ebi ( gelöscht )
#4 RE: Digitalorgel in Filialkirche
Eb
Ebi ( gelöscht )

Zitat von stplattner im Beitrag #1
...Wie schätzt ihr den Expander von Hoffrichter SE24m ein? Da habe ich diesem Forum nur gutes gelesen....


Hallo und willkommen

Wie du eventuell gelesen hast, habe ich von Hoffrichter beide Expander: den SE24 m und den SE20.
Beide klingen unglaublich gut - zumindest in meinem Dachstübchen. Wenn ich sie in einer kleinen Kirche verwenden sollte, dann würde ich eventuell dem SE20 den Vorzug geben.

Warum?

Bei diesem Expander ist praktisch kein Hall vorhanden und du hörst den reinen Pfeifenklang - der Nachhall kommt dann natürlicherweise aus dem Raum. Wie ich sehe, ist deine schöne Kirche jedoch eher klein und der Nachhall dürfte gering sein. Der SE24m hingegen bringt etwas Hall mit, er wäre somit bei geringem eigenen Hall auch eine Option.

Es ist so schade, dass es zur Zeit so dermassen eingeschränkte Reisemöglichkeiten gibt: ansonsten hätte ich einen Kurztrip in deine schöne Gegend gemacht und hätte dir beide Expander zum Ausprobieren mitgebracht (dein Einverständnis vorausgesetzt)....

Wie auch schon angedeutet: die Verwendung von Grande Orgue oder Hauptwerk ist sicher auch bedenkens- und prüfenswert.


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10.02.2021 18:30 (zuletzt bearbeitet: 10.02.2021 18:59)
#5 RE: Digitalorgel in Filialkirche
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Moderator

Die Orgel ist nicht das Problem - die Abstrahlung auch nicht. Denn beide Komponenten der Hardware taugen etwas. Mit entsprechender Positionierung lässt sich da sicher etwas verbessern. In Unkenntnis der räumlichen Situation kann ich keinen konkreten Rat geben. Aber Probieren hilft vielleicht weiter ...

38 Register sind eine Menge (m.E. genug) Holz für den Raum, den Du beschreibst. Natürlich sind die Hoffrichter-Expander richtig feine Teile. Ich betreibe von beiden Arten jeweils das Original und eine customisierte Variante. Der eigene Hall des SE 24 ist übrigens abschaltbar.
Eine vierkanalige Abstrahlung von Kisselbach ist in einer Dorfkirche in Unterfranken an einer Gloria Capella 235 verbaut. Sie leistet dort ausgezeichnete Dienste - unser Mitforist "Orgelpunkt" spielt dort und kann sicher Eindrücke beitragen.

Mein Vorschlag: Erst mal mit der vorhandenen Hardware probieren, ob sich durch geschickte Platzierung eine Verbesserung erzielen lässt. Die Satelliten des Dave zwecks Schalldiffusion gegen die Wand zu drehen, ist grundsätzlich sinnvoll. Auch der Abstand der Membranen von der Reflexionsfläche ist ein Parameter, der ausgetestet werden sollte.

Wenn das alles keine Verbesserung bringt, wäre Nachbarbeit an der Intonation der nächste Schritt. Da gut zu raten, erfordert aber lokalen Ohrenschein. Jede Form der Ferndiagnose wäre unseriös.

Erst in der dritten "Eskalationsstufe" würde ich über andere oder zusätzliche Komponenten nachdenken. Auch das nur in Kenntnis des konkreten Raumes.

Herzlich willkommen im Forum, LG und gutes Gelingen!
Michael


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10.02.2021 19:21
avatar  Aeoline
#6 RE: Digitalorgel in Filialkirche
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Auch ich möchte - in Unkenntnis der Raum- und Akustiksituation - nur sanfte Hinweise geben.

Die Idee, in der Kirche zur Gottesdienstbegleitung einen PC mit GrandOrgue zu betreiben, würde ich an letzter Stelle ins Auge fassen. Die Idee mit dem Expander ist da m.E. schon viel besser. Diese Kisten sind super und irgendwo im Forum hat / hatte ja vor wenigen Tagen jemand einen angeboten...

Jedoch auch der Expander wird Dir nix nutzen, wenn die Klangabstrahlung suboptimal installiert / ausgerichtet ist. Da pflichte ich meinen Vorrednern bei: Erst mal mit der vorhandenen Hardware experimentieren. Ich kann mir nicht vorstellen dass die Cantus 238 das nicht "stemmen" könnte.

Vielleicht kannst Du uns mit ein paar Fotos vom Kirchenraum bzw. der derzeitigen Installation neue Impulse geben...

VG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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10.02.2021 20:34
#7 RE: Digitalorgel in Filialkirche
cl

Hallo St. Plattner,
Dein Orgeltyp aus der Vivace-Serie (40) (die Kisselbachsche CANTUS ist ein Modellableger) beschallt in mehreren belgischen Kirchen mit jeweils nur! zwei Viscount V 28 bis zu 400 Gottesdienstbesucher. Die Kollegen dort spielen Bach und C. Franck mit Freude. Und die Gemeinden singen nach der Orgel!
Bislang ist bei Dir das klangliche Nadelöhr die Klangabstrahlung (durch das ggfs. auch der Expandersound bzw. eine GO oder HA-Lösung ohne weitere externe Abstrahlung hindurch gepresst werden muß!).
Bitte die Hinweise von Wichernkantor unbedingt probieren, aber erst als 2.
Nach Deinen Beschreibungen scheinen mir nicht sämtliche Ressourcen der Orgel (Verkabelung und Anschlußwege, Equalizer und Routing) ausgeschöpft zu sein:
Zuerst wäre die Frage zu klären, wo genau bislang für das Dave das OUT-Signal abgegriffen wird.
Falls Du für das Dave die Buchsen unter dem Manual verwendest, sollte zuerst geprüft werden, ob Deine Modellausführung von Kisselbach auf der Rückseite ein Connectorboard hat (ggfs. die Rückwand abschrauben - Liegt bei Viscount i.d.R. in der linken unteren Ecke, mit mindestens zwei großen Klinkenbuchsen). Die sind mit OUT 1 und OUT 2 beschriftet.
Wenn dem so ist, schickst Du bitte ein Signal. Denn die Werkseinstellungen strahlen auf Kanal 1 das Orgelsignal und auf Kanal 2 den Hall ab. Für Dein Vorhaben geht das ggfs. geschickter.

Liebe Grüße vom Clemens

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10.02.2021 20:34
#8 RE: Digitalorgel in Filialkirche
Ab

Zitat von stplattner im Beitrag #1
Es wäre einerseits die Möglichkeit eine neue Digitalorgel anzuschaffen, die dem Kirchenraum entspricht, also ein Instrument, welches für Kirchenräume gemacht ist, aber das würde dem Spender wohl nicht gerecht werden...
Das kann man geschickt einfädeln und den Spender erneut in Szene oder würdigen. Neue Orgel wäre mein Vorschlag, wenn Wichernkantors 1. und 2. Lösungsansatz, den Klangeindruck nicht wesentlich verbessert.

Die Gloria Cantus taugt nicht für die beschriebene Kirche. Zusätzliches Geraffel (Hauptwerk oder Expander) taugt auch nichts, da der dümmste Aushilfsorganist mit solch einem Instrument sofort losspielen muss, ohne die Technik bedienen zu können.

Hier haben wir die Cantus mit anderen Orgeln von Kisselbach (Preislage bis 7000€) in einer ca. 60 Plätze Kirche verglichen. Selbst die gute Fee, die nur für die Brötchenversorgung beim Test zuständig war, erkannte die Cantus für nicht brauchbar für den Einsatzzweck.

https://tantower.wordpress.com/2013/05/1...hat-neue-orgel/


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10.02.2021 21:02
#9 RE: Digitalorgel in Filialkirche
cl

Hallo Abstrakte,
das bei Euch damals angeschaffte Instrument war ja auch schon in 2013 preislich schon erheblich teurer als die Cantus...
Ferner gibt es auch immer klangliche Präferenzen und Geschmäcker.
.... und einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Insbesondere, wenn vorher kein Instrument vorhanden war.
Über einen geschaffenen (gespendeten!) Istzustand (egal, ob DO oder PO!), ohne Augen- und Ohrenschein ... ist für mich nicht fair und wird dem Spender wirklich nicht gerecht. Unter Umständen war es ja damals die einzig finanzierbare Möglichkeit...
Für die Schweizer Cantus in Verbindung mit dem Dave gibt es sicher technisch und akustisch noch ein paar Optimierungsmöglichkeiten, die Du bislang noch gar nicht in den Blick genommen hattest.

Liebe Grüße vom Clemens

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10.02.2021 21:05 (zuletzt bearbeitet: 10.02.2021 21:11)
avatar  Ebi ( gelöscht )
#10 RE: Digitalorgel in Filialkirche
Eb
Ebi ( gelöscht )

Zitat von Wichernkantor im Beitrag #5
.... Der eigene Hall des SE 24 ist übrigens abschaltbar.

Hallo
Michaels Bemerkung trifft absolut zu; ich hatte es jedoch vollkommen verdrängt, weil ich die Einstellung einmal vorgenommen und dann nie mehr verändert habe. Der Hall lässt sich beim Hoffrichter-Expander SE24m in mehreren Stufen variieren und natürlich auch ganz eliminieren....


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10.02.2021 21:15 (zuletzt bearbeitet: 10.02.2021 21:15)
avatar  Ebi ( gelöscht )
#11 RE: Digitalorgel in Filialkirche
Eb
Ebi ( gelöscht )

Zitat von clemens-cgn im Beitrag #9
...Für die Schweizer Cantus in Verbindung mit dem Dave gibt es sicher technisch und akustisch noch ein paar Optimierungsmöglichkeiten, die Du bislang noch gar nicht in den Blick genommen hattest.

Ich nehme an, dass du die Südtiroler Orgel gemeint hast, n`est pas?.....


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10.02.2021 21:29
#12 RE: Digitalorgel in Filialkirche
cl

ja und da kann wirklich klanglich was rauskommen ;-)

Liebe Grüße vom Clemens

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10.02.2021 21:38
#13 RE: Digitalorgel in Filialkirche
Ab

@ Clemens

ich bin da voll bei dir, dennoch. Ich war schon bei 5 DO´s für Kirchen involviert. Trotz wenig Ahnung meinerseits, rufen mich die Pastoren an, um Projekte anzubahnen. Die Gegenseite Kisselbach fragt mich dann, warum die Kirchengemeinde so lange auf die Unterschrift oder Auftrag warten lässt.

Die Problematik des Spendens, Sensibilität und Geldbeschaffung ist mir durchaus bekannt. Wie gesagt, wenn die vorgeschlagenen Schritte 1 und 2 nicht helfen gibt eben Handlungsbedarf mit allen Konsequenzen.

Den Handlungsbedarf muss dann auch die Kirchengemeinde erkennen und nicht nur der einzelne Organist. Zu nörgeln gibt es eigentlich immer etwas.


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10.02.2021 23:25
#14 RE: Digitalorgel in Filialkirche
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Hallo,

ich klinke mich an dieser Stelle einfach mal ein, denn als Besitzer einer Cantus 342 kann ich hier mitreden, ohne mich mit Hörensagen aus dem Fenster lehnen zu müssen. Ich werde mich auch bemühen, mir allzu kernige Aussagen zu verkneifen, ohne die Installation vor Ort zu kennen. Denn da liegt man ja doch ganz schnell mal falsch.

Außerdem komme ich aus dem medizinischen Bereich und dort führt Behandlung ohne Diagnose zu etwas, was landläufig als "Kunstfehler" bezeichnet wird, und im Zweifel einen Haufen Geld kostet.

Das ist dann einer übereilten und nicht sauber geplanten Änderung oder Neuanschaffung einer Digitalorgel nicht unähnlich.


Die Meinung, dass eine Cantus in einer Kirche nichts taugt, teile ich ausdrücklich nicht. Allerdings kann es ein wenig tricky sein ihr Potential freizulegen.

Zunächst muss man sich dazu einmal die Charakteristika der Orgel bewusst machen:

Ja, sie ist zunächst für eine Heimanwendung gedacht, aber das hat nichts mit den Samples, sondern lediglich mit der Abstrahlung zu tun, denn diese ist letztendlich dafür verantwortlich, wie der Klang in den Raum kommt.

Ich habe bisher noch keine DO gesehen, die nur mit einer Hosenbeinbeschallung in einer Kirche super geklungen hätte.

Es hat ja z.B. auch Gründe, warum manche Instrumente schon von vornherein keine Abstrahlung im Spieltisch vorsehen. Einfach, weil es für den geplanten Verwendungszweck nicht sinnvoll wäre.

Hier vielleicht noch ein kleiner Beleg für diese Behauptung:
Die Johannus Live Instrumente verfügen ja durch die Hauptwerktechnik nun wirklich über hochwertige Samples und die Abstrahlung ist so ausgelegt, dass der Organist an seinem Platz einen möglichst dem Vorbild entsprechenden Höreindruck bekommt. Für jeden anderen im Raum ist das aber nicht so, denn die Interaktion mit dem Raum verändert dann natürlich den Klang.

Nimmt man das zusammen, so wird deutlich, dass Instrument und Raum eine funktionelle Einheit bilden und das Instrument mit seiner Abstrahlungsanlage mit dem Raum interagieren können muss. Mit einer sinnvollen Erweiterung der Abstrahlung kann es das auch.

Ok, aber wie hilft dir das jetzt weiter? Also neben den Hilfestellungen aus berufenem Munde von Wichernkantor und Clemens, kann ich dir nur meine Herangehensweise, wenn ich an meiner Orgel arbeite schildern, vielleicht hilft dir das ja weiter.

Vorneweg muss ich sagen, dass ich mich von Clemens, der meine Orgel an einem Wochenende freundlicherweise damals intoniert hat, auch habe überzeugen lassen, die werkseitige Abstrahlung durch 2 zusätzliche Lautsprecher zu erweitern. Zunächst hat mir das nicht so recht eingeleuchtet, weil eigentlich sollte die Orgel auch nicht lauter werden, damit ich keinen Ärger mit den Nachbarn bekommen.
Allerdings musste ich dann feststellen, dass Wohlklang mit einer gleichmäßigen Ausschallung des Raumes kommt, und die Orgel dadurch tatsächlich sogar leiser geworden ist. Die angepasste Beschallung füllt jetzt den Raum angenehm und nuancenreich aus, ohne dass die Hosenbeinbeschallung noch laut brüllen muss, um den gleichen Effekt zu erreichen.

So kann ich die Orgel auch ohne Kopfhöhrer spielen, und mein Vermieter über mir sagt, dass er nix davon mitbekommt, wenn ich nicht gerade das volle Mixturenplenum abfeuere.

Was die Samples angeht, so besitzt die Cantus eine umfangreiche Registerbibliothek, mit der man auch sehr viel erreichen kann. Hier habe ich dann lernen dürfen, dass man sich nicht sklavisch an die Registerbezeichnungen halten darf, denn durch eine gute Einstellung des Equalizers und der Registerlautstärken kann man den Gesamteindruck sehr gut beeinflussen. Gleichzeitig werden dann auch die Grenzen zwischen verwandten Registern zu einem gewissen Grad durchlässig und so erfüllt bei mir ein schönes Krummhorn die Aufgaben einer Vox humaine zu meiner vollsten Zufriedenheit, klingt aber etwas feiner. Oft hilft es schon eine ganze Menge, wenn man die Register erstmal alle als angenehm empfindet, ohne dass man sich an einzelnen Stimmen geschmacklich stört.

An meiner Dienstorgel, einer fast 20 Jahren alten Benedikt, ist das z.B. ein Schwiegel 2' dessen Klangfarbe mir geschmacklich so gar nichts gibt, obwohl mir verschiedene Orgelprofis sagen, dass dies ein tolles Sample eines Schwiegels ist. Das ist sicher auch so, aber mein verwöhntes Ohr kommt da trotzdem nicht ran, weshalb es wahrscheinlich das Register mit den wenigsten Betriebsstunden in den letzten 20 Jahren ist.

Wenn dann noch die einzelnen Werke in ihren Lautstärken gut gegeneinander abgestimmt sind, kommt da wirklich etwas sehr Feines aus der Orgel (die nötige Fingerfertigkeit an den Tasten mal vorausgesetzt).

Wenn man dann noch die Lautstärken der einzelnen Kanäle, mit den zusätzlichen Lautsprechern gut auf den Raum abstimmt und ausbalanciert, dann füllt die Orgel den Raum auch gleichmäßig und akzentuiert aus.

Natürlich würde eine Abstrahlung mit mehr Kanälen noch mehr bringen, wenn die Orgel dafür die Ausgänge hätte, aber jetzt kommen wir dann wieder zum Anfang:

Es handelt sich um eine Filialkirche, in der ca. 60 Leute zum Gottesdienst gehen, und man war schon auf einen Spender angewiesen, um die jetzige Orgel zu bekommen. Dafür muss es reichen und vernünftig klingen.
Nicht für konzertantes Spiel usw.

An dieser Zielsetzung sollten sich der Einsatz orientieren, und nicht an irgendwelchen Ansprüchen, die vielleicht für einen anderen Anwendungsbereich sinnvoll wären.

So, dass waren meine 2 Cent zum Thema, und ich hoffe sie bringen dich ein bisschen weiter.

Nur Mut, in so einer Cantus steckt eine ganze Menge, man hat es wahrscheinlich nur noch nicht richtig freigelassen.

Viel Erfolg und Organistenglück

Festival Trumpet 8'

"Warum Bach auf der Liste meiner fünf liebsten Komponisten nicht auftaucht? Ich würde in die Liste der fünf größten Religionsstifter ja auch nicht Gott aufnehmen." Daniel Cope

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11.02.2021 07:49 (zuletzt bearbeitet: 18.01.2022 10:29)
#15 RE: Digitalorgel in Filialkirche
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Moderator

Vielen Dank @ Festival Trumpet für dieses kompetente Statement.

Auch ich habe meinen Augen nicht getraut, zu lesen, dass jemand in totaler Unkenntnis der lokalen Situation ein Verdikt über einen Orgeltypus ausspricht.
Ja, von einer 40 Jahre alten Farfisa mit Stummelpedal würde ich auch unbesehen abraten ...

Im Gottesdienstraum eines Seniorenzentrums habe ich für meine ehemalige Dienstgemeinde 2013 eine Cantus 231 beschafft, die sogar mit der vielgescholtenen Hosenbeinbeschallung im Literaturspiel und bei der Begleitung einer 50-60köpfigen Gottesdienstgemeinde bis heute gute Dienste leistet. Und sie hat keine Registerdatenbank, sondern "nur" eine sehr brauchbare Disposition "von der Stange" mit schlaffen 31 Registerchen. (Ich stehe mit gewissem Kopfschütteln vor dem Phänomen, dass inzwischen wohl jedes Kapellchen uuuuunbedingt eine Viermanualige "braucht", die 600 Schattenregister französisch-sinfonischer Prägung und mehr externe LS als Gottesdienstbesucher bietet.)
Nur mit Lautstärken-Balance der Register und dem im Menü enthaltenen werkweisen Equalizing haben wir einen ordentlichen Klang hinbekommen.

@ stplattner:
Ich kann Dir nur wiederholt raten, erst mal die vorhandene Hardware zu optimieren,
Der Gedanke, die Orgel zu "entkernen" und die vorhandenen durch "bessere" Samples zu ersetzen, ist mit Sicherheit aufwändiger und kostenträchtiger als ein Neukauf. Denn es ist eine Arbeitsleistung, die singulär erbracht werden muss. Wenn ihr am Ende wirklich völlig unzufrieden wärt, würde ich - aus Kostengründen - eher zu einem Neukauf raten.

Aber - um es ein drittes Mal und damit hoffentlich in hinreichender Deutlichkeit zu sagen: Jede Ferndiagnose ist unseriös, auch wenn sie mglw. gut gemeint ist.

Lass Dich nicht verwirren.

LG
Michael


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