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Fundstück ...
#1 Fundstück ...
... ohne Worte.
https://www.youtube.com/watch?v=uC2br24hDCE
Das Brautpaar scheint's mit Fassung zu tragen.
LG
Michael
#4 RE: Fundstück ...
Jo, damit das niemand in den falschen Hals kriegt: Es geht mir nicht darum, irgendjemanden an den Pranger zu stellen und zu sagen: "Boah, hört mal wie miserabel der/die spielt."
Mich treiben beim Anhören solcher "Genüsse" folgende Gedanken um:
Es kommt zwangsläufig zu solchen Entwicklungen, wenn sich immer mehr Kirchenmusiker mit höherer Trefferquote aus dem Beorgeln von Kasualien ausklinken. (Ich klopfe da u.a. an meine eigene Brust.)
Dann bleiben nur noch die Reserve-Aushilfs-Organisten übrig, die dann alle Vorurteile über Orgelspiel bestätigen. Lahm, unrhytmisch und (im vorliegenden Fall) einfach viel zu falsch.
Die "Eventmanager", die sich ja heute in vielen Fällen auch um den Ablauf der kirchlichen Feier kümmern, greifen dann zwangläufig zum Ghettoblaster und damit liegen dann alle musikalischen und geschmacklichen Optionen auf dem Tisch - seriöse Kirchenmusik ausgenommen.
Meine zwei Grundthesen:
1.) Kasualien sind keine Privatveranstaltungen, sondern öffentliche Gemeindegottesdienste.
2.) In öffentlichen Gemeindegottesdiensten gibt es keine "Konzerte", sondern gemeindegemäße Kirchenmusik - vor allem Gemeindegesang.
Ich habe da in meinen Jahren an der Wichernkirche offenbar auf einer "Insel der Seligen" gelebt, denn zwischen Kantor, Pfarrerschaft und Kirchenvorstand herrschte Konsens über meine Thesen. Jedes Brautpaar wusste vom ersten Kontakt an: Bei uns gibt es keinen inhaltlichen und musikalischen Firlefanz (wozu ich das im verlinkten YT-Video gespielte Stück ausdrücklich nicht rechne). "Künstlerische" Darbietungen Dritter haben wir stets auf Plätze vor oder nach dem Traugottesdienst verwiesen, wobei auch Beginn und Schluß der gottesdienstlichen Feier der Kirchenmusik vorbehalten blieben. Damit war deutlich: Die Karaoke-Gesangsdarbietungen der Freundin der Braut und die Schlachtrufe der Fußball- oder Feuerwehrkameraden des Bräutigams gehörten nicht in den Gottesdienst.
Durch die landläufige Praxis ist das längst ausgehebelt. Und ich beobachte mit wachsendem Entsetzen, dass es auch bei Trauerfeiern immer weniger um christliche Inhalte geht, sondern darum, den Verstorbenen mit "Musik" zu verabschieden, die er zu Lebzeiten mochte. Da sind dann schon mal "Good bye, Jonny", "Junge, komm bald wieder" oder der Radetzkymarsch zu hören. (Alles live erlebt.)
Ich bin weitgehend ratlos, ob und wie man sich dem entgegenstellen kann. Ich werde es weiter tun - im Wissen darum, dass mir ein Teil der Pfarrerschaft in den Rücken fallen wird. Ansonsten sehe ich für mich selber keine andere Möglichkeit, als meine Beteiligung zu verweigern. Und damit beißt sich die Katze in den Schwanz.
Aber mit dieser Tragik muss ich wohl leben. Andere können das offenbar gut ...
LG
Michael
#5 RE: Fundstück ...
wenn ich die Lala drauf hab bin ich bereit sowas gegen ein kräftiges Schmerzensgeld nicht UHU zu machen. Ich orientiere mich dabei an den russischen Avemariasängerinnen.... Dann fehlen mir in der Regel die Noten, die vom Brautpaar mindestens 3 Wochen vorher als Orgelarrangement beizustellen sind.... damit lassen sich bereits im Vorfeld einige Problemstellungen ganz galant aus der Welt räumen
#6 RE: Fundstück ...
Meine Lebenszeit ist kostbar und wird als Ressource täglich einen Tag knapper. Ich will erst gar keine Zeit darauf verschwenden, irgendeinen musikalischen Dünnpfiff auch noch zu üben.
Auf Anfrage habe ich mal gesagt: "Wenn Sie das unbedingt wollen: Das kostet 1000€ für die Vorarbeiten (i.E. das Erstellen eines am bereitstehenden (Minimal-)Instrument realisierbaren Orgelsatzes) und 1000€ Schmerzensgeld. Die Aufführung selber ist dann als Hochzeitsgeschenk gratis." Die kamen sich offenbar vera....t vor, was durchaus intendiert war. Es muss noch Leute geben, die das Signal setzen: Wir machen nicht jeden Blödsinn mit.
Ich entsinne mich noch an ein Vikärlein, das mich um einen Orgeldienst bei einer Trauung bat und mir gleich am Telefon sagte, es habe mit den Brautleuten bereits den "Hochzeitsmarsch" und andere meiner "Lieblinge" abgesprochen. Der Pfarrerslehrling hatte den Unterton drauf, auf den ich absolut allergisch reagiere: "Musikneger, spiel' er mal! Aber was Zackiges!"
Der junge Mann war sehr verdutzt, als ich ihm sagte, dann müsse er sich jemanden suchen, der das spielt. Er kam mir dann mit der moralischen Keule: "Wissen Sie, welches Bild von Kirche sie abgeben, wenn Sie sich weigern?" Ich antwortete mit einem schlichten "Ja" und beendete das Gespräch.
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #6
...das mich um einen Orgeldienst bei einer Trauung bat und mir gleich am Telefon sagte, es habe mit den Brautleuten bereits den "Hochzeitsmarsch" und andere meiner "Lieblinge" abgesprochen. Der Pfarrerslehrling hatte den Unterton drauf, auf den ich absolut allergisch reagiere: "Musikneger, spiel' er mal! Aber was Zackiges!"
Der junge Mann war sehr verdutzt, als ich ihm sagte, dann müsse er sich jemanden suchen, der das spielt. Er kam mir dann mit der moralischen Keule: "Wissen Sie, welches Bild von Kirche sie abgeben, wenn Sie sich weigern?" Ich antwortete mit einem schlichten "Ja" und beendete das Gespräch...
Das passt wieder zu einem meiner liebsten Organistenwitze:
Was ist der Unterschied zwischen einem Organisten und einem Terroristen?
Mit dem Terroristen kann man verhandeln...
VG
Aeoline
Michaels Sicht der Dinge kann ich nur teilen. Auch ich durfte schon viele wirklich feierliche Trauungsgottesdienste mit Orgelmusik verschönern.
Gott sei Dank sind die reinen Selbstdarsteller wie im folgenden „Sing-Hallelujah-Einzug“-Video noch in der Minderzahl - und wenn, ist in erster Linie die Geistlichkeit gefordert, solchem Wildwuchs vorzubeugen. Wer es noch nicht gesehen und sich darüber aufgeregt hat, kann es ja mal anklicken:
https://m.youtube.com/watch?v=HfeSk2XwS0w
Ich bin nicht besonders konservativ, aber das läuft meinem (katholischen) Verständnis eines Sakralraums entschieden zuwider.
Hallo,
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #1
... ohne Worte.
https://www.youtube.com/watch?v=uC2br24hDCE
Das Brautpaar scheint's mit Fassung zu tragen.
Welches Lied ist denn da eigentlich gemeint?
Zitat von Martin78 im Beitrag #8
Gott sei Dank sind die reinen Selbstdarsteller wie im folgenden „Sing-Hallelujah-Einzug“-Video noch in der Minderzahl - und wenn, ist in erster Linie die Geistlichkeit gefordert, solchem Wildwuchs vorzubeugen. Wer es noch nicht gesehen und sich darüber aufgeregt hat, kann es ja mal anklicken:
https://m.youtube.com/watch?v=HfeSk2XwS0w
Ein Pastor ist hier ja gar nicht zu sehen und es sieht auch nicht so aus, als würde ein Gottesdienst stattfinden. Insofern könnte das ja eine entweihte Eventkirche sein. Die Event-Fraktion hat hier im Nordosten mit vielleicht 15 % Christen keine oder extrem geringe kirchliche Bindung, so dass so etwas eigentlich kaum nachgefragt wird.
Übrigens habe ich mich zuerst sehr gewundert, was für einen alten Knacker die Braut denn heiratet. Aber das war ja anscheinend der Vater. Ich verstehe echt nicht, wieso man heutzutage, besonders Frauen, noch solche stocktraditionellen Rituale mitmacht, nach denen der Vater die Tochter dem Schwiegersohn übereignet.
Wie auch immer. Als ehrenamtlicher Hobby-Orgelspieler, der seine Aufwandsentschädigung sowieso dem Cäcilienverein spendet, kann ich immer sagen, dass ich das nicht kann. Das gilt auch für solche Dinge wie "Einzug der Königin von Saba", wo mir der Aufwand viel zu hoch ist, das einzustudieren.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Und das kommt heraus, wenn Hochwürden selber singt:
https://www.youtube.com/watch?v=XYKwqj5QViQ
Hallo,
Zitat von trm im Beitrag #10
Und das kommt heraus, wenn Hochwürden selber singt:
https://www.youtube.com/watch?v=XYKwqj5QViQ
immerhin hat er den Text umgedichtet.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Zitat von pvh im Beitrag #9
Welches Lied ist denn da eigentlich gemeint?
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
This one:
https://www.youtube.com/watch?v=XiPIndcmvY0
LG Bernd
#13 RE: Fundstück ...
Zitat von pvh im Beitrag #9
Welches Lied ist denn da eigentlich gemeint?
Auch wenn's schwer zu erkennen ist: () Charles Hubert Parry, "Jerusalem". Einer der patriotischen Gesänge, die die Briten ohne Scheu in der Kirche singen. Eigentlich ein wirklich schönes Stück Musik.
Aber man stelle sich mal vor, bei uns im Gottesdienst würde die "Wacht am Rhein" gesungen ... oder: "Der Gott, der Eisen wachsen ließ". Da würde man sich bei unseren Nachbarn in Deckung bringen vor den Soldatenstiefeln der Hunnen ...
LG
Michael
(der sich gleich in seine Kirche setzt und den Leuten, die zufällig vorbeikommen und sich etwas hinhocken, ein paar Variationen über bekannte Passionschoräle vororgelt.)
#14 RE: Fundstück ...
ja wenn schon, dann die royale Fassung:
https://www.youtube.com/watch?v=4yIWBO_7nio
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #6
Ich entsinne mich noch an ein Vikärlein, das mich um einen Orgeldienst bei einer Trauung bat und mir gleich am Telefon sagte, es habe mit den Brautleuten bereits den "Hochzeitsmarsch" und andere meiner "Lieblinge" abgesprochen. Der Pfarrerslehrling hatte den Unterton drauf, auf den ich absolut allergisch reagiere: "Musikneger, spiel' er mal! Aber was Zackiges!"
Genau, hier sehe ich auch ein wesentliches Problem. Passende Kirchenmusik kann man nur ernsthaft durchsetzen, wenn es auch um den Altar herum passt. Das wirkt sich dann nahezu zwangsläufig auf die Musik bzw. die Wünsche hinsichtlich der Musik aus. Wenn Eheleute, Täuflinge (bzw. deren Eltern) sich von Pfarrern/Diakonen u.a. alles wünschen dürfen und die Ansprüche an den Inhalt und Ernsthaftigkeit der ganzen Geschichte (Taufe, Hochzeit u.a.) gen Null tendieren, bleibt dem Organisten/Kirchenmusiker nur die undankbare Rolle, das zu schlucken oder - im Rahmen der Möglichkeiten - zu verweigern.
Die grundsätzliche Frage, die sich jede Gemeinde bzw. primär jeder verantwortliche Pfarrer stellen muss, ist halt, ob gewisse Ernsthaftigkeit und inhaltliche Auseinandersetzung mit der jeweiligen Kasualie Voraussetzung für deren Durchführung ist oder ob den Kirchenraum samt "Ausstatung" für das Event "Hochzeit" u.a. als Aufführrungsort zur Verfügung gestellt werden soll.
Ich halte es so, dass ich als nebenamtlicher Organist unter dem Aspekt "Schmerzensgeld" gewisse Stücke spiele - ich bin da schließlich nicht in der Hauptverantwortung, habe aber auch eine Schmerzgrenze. Eigene Vorschläge helfen manchmal auch. Ich kenne auch Pfarrer, mit denen man sich gut auf eine musikalische Linie abstimmen kann. Ist aber natürlich Glückssache, ob man gerade so jemanden hat...
VG
CMP1985
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