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Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
#136 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #131
Und um den Leuten das Lied zu vergällen, kam dann die dröge Abel-Melodie in den Stammteil
Hm, also eine Absicht den Leuten den Text zu vergällen kann ich mir ehrlich gesagt schwer vorstellen. Er ist doch quasi Kernbestand.
Über Geschmack lässt sich ja nicht streiten, aber die Abel-Melodie habe ich nie als dröge empfunden sondern immer als tiefgründig und auf eine angenehme Art sehr protestantisch. Eines der wenigen Verdienste des EG+ aus meiner Sicht ist es deshalb mit +76 (Behüte, Gott, die ich dir anbefehle) die Abel-Melodie wiederbelebt zu haben.
An der Fietz-Melodie sehe ich als großes Problem, dass die siebte Strophe zum Kehrvers umgedeutet wird, was aus meiner Sicht ein zu freier Umgang mit einer Textvorlage ist.
Aber es ist jetzt auch egal, was ich persönlich empfinde. Die Fietzmelodie hat sich weitestgehend durchgesetzt und das ist dann wohl auch zu akzeptieren.
#137 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
Zitat von kargelertfan im Beitrag #124
Wenn wir schon beim Einmischen sind, so muss ich gestehen, dass ich Lieder, deren Liedzeilen mit einer Pause anfangen (man also innerlich immer die schwere Zählzeit des Taktes antizipieren muss) für den "großen Gemeindegesang" tendenziell tricky finde. Aber das hängt sicher von der Gemeinde und ihrer Singfähigkeit ab.
Aber eine Liedmelodie sollte sich doch nach dem Wortakzent der Dichtung richten. Das erste unbetonte Wörtchen "Von" kann man eigentlich nicht mit einer betonten Eins im Takt, sondern nur entweder mit einer Auftaktnote (wie bei Fietz) oder einer Pause (wie bei Grahl) realisieren. Das ist m. E. auch ein schweres Manko der Fassung von Abel: Wer spricht denn so: "VOOON guten Mächten"?
Novch schlimmer wird es, wenn die Melodie mit einer Halben beginnt und dann Viertel-Noten folgen, wie in den Beiträgen #132 und #135 zu sehen. Das ist gänzlich indiskutabel. Besser ist es, die Melodie von Fietz statt im 6/8-Takt in einem 4/4- oder 8/8-Takt zu singen und eine "Inegalité" zu kultivieren, ähnlich wie in der franz. Orgelmusik des etwa bei Grigny oder Couperin. So habe ich da mal von den Limburger Domsingknaben gesungen gehört.
Zitat von kargelertfan im Beitrag #137
Novch schlimmer wird es, wenn die Melodie mit einer Halben beginnt und dann Viertel-Noten folgen, wie in den Beiträgen #132 und #135 zu sehen. Das ist gänzlich indiskutabel. Besser ist es, die Melodie von Fietz statt im 6/8-Takt in einem 4/4- oder 8/8-Takt zu singen und eine "Inegalité" zu kultivieren, ähnlich wie in der franz. Orgelmusik des etwa bei Grigny oder Couperin. So habe ich da mal von den Limburger Domsingknaben gesungen gehört.
Stimmt, das mit der Halben als Auftakt in dem 4/4-Beispiel ist wirklich Unsinn. Da hätte ich eher eine Viertel gesetzt, damit die Betonung klar auf die Silbe GU kommt.
Diesen "Unsinn mit der Halben" findet man doch in den Gesangbüchern aller Enden:
"Nun singt ein neues Lied dem Herren"
"Beim letzten Abendmahle"
"Was uns die Erde Gutes spendet"
"Den Herren will ich loben"
"Im Frieden dein, o Herre mein"
"Mein ganzes Herz erhebet dich"
"Es ist ein Ros entsprungen"
"O Mensch, bewein dein Sünde groß"
"Erbarme dich, erbarm dich mein"
"O Herr, aus tiefer Klage"
"Aus tiefer Not schrei ich zu dir"
Das war jetzt ein wahlloses Brainstorming, die Beispiele lassen sich noch um ein Vielfaches vermehren.
#140 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
Zitat von Christian_Hofmann im Beitrag #130
Es geht zwar etwas von Thema weg, aber eine letzte Frage habe ich noch. Bestimmen die Gemeinden selbst welches Buch sie verwenden, oder wird dass von der Landeskirche festgelegt?
Ich habe einen Text bezogen auf die Landeskirche in Braunschweig gefunden, der die Einführung beschreibt. Leider fehlen in der Quelle sämtliche Umlaute und weitere Sonderzeichen:
Zitat
Einf?hrung des Evangelischen Gesangbuches
Im Mai 1994 beschlo? die Landessynode die Einf?hrung des Evangelischen Gesangbuches einheitlich in allen Kirchengemeinden zum 1. Advent 1994 und stellte 500.000 DM zur Anschaffung in den Kirchengemeinden zur Verf?gung.
Es gab keinen einheitlichen Einf?hrungstermin. Die Berlin Brandenburgische Landeskirche hatte es bereits ohne Regionalteil am Reformationsfest 1993 in Gebrauch genommen.
In L?neburg, wo Hans Christian Dr?mann Landessuperintendent geworden war, fand am 2. Advent 1994 ein festlicher Gottesdienst f?r alle nieders?chsischen Landeskirchen statt. Die musikalische Ausgestaltung lie? nichts von der reformatorischen Strenge des EKG anklingen. Zu Beginn schmetterte der Posaunenchor einen Festmarsch aus H?ndels ?Judas Makkab?us? und die Gemeinde begann, wie der EZ-Reporter berichtete, mit dem ?vertrauten Choral? ?Tochter Zion?. Der Chor der Johanniskirche sang Mendelssohn-Bartoldys ?Lasset uns frohlocken? und zum Ausklang spielte der Kantor die Toccata in F-dur von Charles-Marie Widor, geb. 1845. G?tz Wiese hatte vor Beginn mit der Gemeinde den Kanon ?Nun sei uns willkommen? ge?bt. Landesuperintendent Dr?mann nannte in seiner vom ZDF ?bertragenen Predigt das Evangelische Gesangbuch ein ?Kursbuch der Seele?, OLKR Becker hob den ?kumenischen Charakter und Bischof Hirschler das orthodoxe Glaubensbekenntnis aus dem Nieders?chsischen Regionalteil hervor (EZ 11.112.1994).
In der Rheinischen, Westf?lischen, Lippischen und W?rttembergischen Landeskirche wurde das Gesangbuch zum 1. Advent 1996 in Gebrauch genommen.
Keine Einigung gab es bei der Gestaltung des Gesangbuches. Die bayrische Landeskirche bevorzugte einen dreifarbig abgesetzten Einband und auch dreifarbig abgesetzte Seiten bei den unterschiedlichen Kapiteln und Bildern, in Norddeutschland blieb es bei blau und schwarzer Pappe.
Joachim Piper kommentierte den Unterschied: ?Da bewundere ich die Bayern. Die haben sich von dem Gesangbuch-Eintopf in der EKD abgesetzt? (EZ 18.12.1994).
Vom Oktober 1993 bis Ende 1995 waren 2.711.551 Exemplare verkauft, davon allein in Bayern 692.000 St?ck (Ev. Kommentare 1996 S. 307).
In keines der zur?ckliegenden vier Gesangbuchgenerationen hat sich die Gemeinde schneller eingelebt als in das Evangelische Gesangbuch. Das hatte zwei Gr?nde. Im EG befanden sich sehr viele alte bekannte Chor?le zu verschiedenen Anl?ssen und im Kirchenjahr. Der Wiedererkennungseffekt war sehr gro?. Au?erdem trafen die Gemeindemitglieder auf viele bekannte, aber bisher vermi?te Chor?le. Und die l?ngst einge?bten, vielleicht sogar schon ausgeleierten, zun?chst vom Zettel abgesungenen neuen Lieder befanden sich nun in ordentlicher Form sozusagen jetzt seri?s zwischen zwei Pappdeckeln. Und doch hatte das EG ein ausgepr?gtes, eigenes, neues Profil.
In den niedersächsischen Landeskirchen fand die Einführung also im Advent 1994 auf einen Schlag statt. Ich war damals Vorkonfirmand in der hannoverschen Landeskirche und kann mich noch gut erinnern, dass wir die Konfirmandenzeit mit dem "Beiheft 83" begannen und dann irgendwann das Evangelische Gesangbuch anschaffen durften.
Viele Grüße
Trompetendulzian
#141 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
Zitat von Gemshorn im Beitrag #139
Diesen "Unsinn mit der Halben" findet man doch in den Gesangbüchern aller Enden:
"Nun singt ein neues Lied dem Herren"
"Beim letzten Abendmahle"
"Was uns die Erde Gutes spendet"
"Den Herren will ich loben"
"Im Frieden dein, o Herre mein"
"Mein ganzes Herz erhebet dich"
"Es ist ein Ros entsprungen"
"O Mensch, bewein dein Sünde groß"
"Erbarme dich, erbarm dich mein"
"O Herr, aus tiefer Klage"
"Aus tiefer Not schrei ich zu dir"
Das war jetzt ein wahlloses Brainstorming, die Beispiele lassen sich noch um ein Vielfaches vermehren.
Da hast du natürlich Recht, Klaus. Möglicherweise hat es mich bei diesen Liedern nie gestört. Bei dem Beispiel "von guten Mächten" erschien mir der gedehnte Auftakt hingegen irgendwie unnötig bzw. nicht intuitiv. Hätte geschworen, da gehört eine Viertel hin. Ich habe mich wohl geirrt.
VG
Stephan
Der gedehnte Auftakt ist in Wahrheit auch bei den anderen Liedern sinnstörend, aber wir alle haben uns wohl daran gewöhnt und es akzeptiert.
Manche dieser Lieder existierten auch in älteren Gesangsbüchern bei uns in Österreich, waren dort aber isometrisch notiert. Im Lichte dieser Diskussion hier finde ich die alten Fassungen gar nicht schlecht.
PS: Mit anderen Texten wäre erkennbar, dass die Schuld nicht bei der Melodie liegt, sondern an einer klaffenden Diskrepanz zwischen Melodie und unterlegtem Text. Ersetzte man beispielsweise das unglückliche "Nun" durch ein ermunterndes "Auf!", träte keine Missbetonung auf: "Auf! Singt ein neues Lied dem Herren"
Bei Liedern wie "Den Herren will ich loben" oder "Beim letzten Abendmahle" wäre ein Viertelauftakt allerdings eine unschätzbare Verbesserung.
#144 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
Vielleicht ist der gedehnte Auftakt ja auch eine verschriftlichte Form der leider von vielen Organisten praktizierten "Sammelfermate" (warten, bis alle da sind) auf dem ersten Ton eines Liedes?
Interessant übrigens, dass "O Haupt voll Blut und Wunden" im alten GL (#179) mit einem solchen gedehnten Auftakt beginnt, im neuem GL (#289) hingegen nur mit einer Viertel...
VG
Stephan
"Nur" mit einer Viertel - das klingt ja fast, als hätte man dem Lied etwas weggenommen, was im Grunde unbedingt zu ihm gehörte.
So verhält es sich aber wohl nicht. Die Halbe am Beginn war meines Wissens eine "Erfindung" des Gotteslob1975, die sich in den älteren Gesangbüchern nicht findet.
Ich war 2013 zugleich erleichtert und verärgert, als mit dem neuen GL die Halbe am Beginn von "O Haupt voll Blut und Wunden" weggefallen war. Erleichtert, weil ich nie verstanden hatte, woher die überhaupt gekommen war - der Rest der Melodie im GL verlief ja hübsch isometrisch (ausgenommen eine weitere Halbe gegen Ende...). Verärgert, weil ich fast 30 Jahre darum gerungen hatte, meine Gemeinden an den langen Auftakt zu gewöhnen. Ich muss allerdings zugeben, dass die Rück-Umstellung auf die Viertelnote nach dem ersten Mal spielen vollzogen war; ein gutes Beispiel für eine misslungene "Neuerung", die wohl irgendeinem sehr gescheiten Mann eingefallen und völlig am Volk vorbei aufgezwungen worden war.
Bitte um Entschuldigung, für Offtopics wie diese bin ich sehr verführbar.
Es geht hier im Thread nach wie vor um das Evangelische Gesangbuch 2030. Bitte dazu um eure Beiträge!
#146 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
Zitat
Aber es ist jetzt auch egal, was ich persönlich empfinde. Die Fietzmelodie hat sich weitestgehend durchgesetzt und das ist dann wohl auch zu akzeptieren.
aus meiner sicht hat der zwist dem lied geschadet. "früher" in der EKHN haben wir es mindestens 1x im jahr gesungen nach der abel-melodie im EG (der schunkelwalzer war in meiner region unbekannt).
jetzt habe ich es jahrelang nicht mehr gespielt (Franken) -- ich vermute als grund, dass der mehrheit der pfarrern und organisten (inkl mir) der fietz nicht gefällt, aber die gemeinden es eher bevorzugen.
Karl Chr. Thust schreibt in einem Artikel, in dem er 12 Melodien zu den "guten Mächten" vergleicht: "Die Melodie [Fietz] bedeutet geradezu ein Hohn gegenüber Bonhoeffers Todesringen im Gefängnis, der Ernsthaftigkeit der Gedanken wie der Situation, und stellt außerdem eine extreme Diskrepanz zwischen verdichtetem Sprachgehalt und saloppem Song dar. Es geht nicht nur um eine makabere stilistische Entgleisung, sondern darum, dass ohne die oben angedeutete vielschichtige gewissenhafte Auseinandersetzung mit dem Text dieser, mehr noch sein viel gewichtigerer Inhalt billig vermarktet und auf diese Weise zur Oberflächlichkeit geradezu erzogen wird."
;-)
#148 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
Ich persönlich mag ja die alten Sätze noch am liebsten. Im Normalen Alltag kann man die zwar nicht mehr verwenden, aber hin und wieder gebe ich mal ein Blatt mit in den Gottesdienst und wir machen dass dann auf die alte Art. Auch mit dem Chor funktioniert so was noch super. Es ist eben doch auch mal was anderes als aus den heutigen Gesangsbüchern und aufgrund des Alters auch frei von Urheberrechten :)
Screenshot_20230305_182133.png - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Gemeinde hier macht das gerne mal mit, natürlich kann man so was wohl nicht überall machen und das begleiten ist doch etwas schwerer finde ich. Ohne selber mitsingen klappt das nicht wirklich gut :)
#150 RE: Neues Evangelisches Gesangbuch 2030
Zitat von Gemshorn im Beitrag #147
Wer ist dieser Karl Chr. Thust?
siehe Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Christian_Thust
Sein zweibändiges Werk "Die Lieder des Evanglischen Gesangbuchs" (Bärenreiter) ist wohl das derzeitige führende hymnologische Standardwerk (auch für Katholiken durchaus interessant zum Nachschlagen).
Das kath. Pendant zum Gotteslob/Stammteil ist "Die Lieder des Gotteslob", hrsg. von Franz, Kurzke und Schäfer
https://www.bibelwerk.shop/produkte/die-...gotteslob-42900
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