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Viscount Cantorum Trio
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #60
Mit Rücken und Drücken hätte sicher noch eine Registerwippe mehr auf die Staffelei gepasst. Aber - wie ich es vermutete - die Speicherkapazität war ausgereizt. Und es geht ja nicht um ein Register mehr, sondern um deren vier - wg. vier eigenständiger Styles. Man hätte also den nächstgrößeren Speicher verbauen müssen und lediglich rund 20 Prozent von dessen Kapazität benötigt - bei verdoppeltem Einkaufspreis des Bauelementes. Das hätte den Endpreis um knapp 400 Euronen erhöht.
Das ist interessant, danke für die Erklärung. Das ist ein Argument. Und welches Register man dann weglässt, ist natürlich eine Frage der Strategie / Präferenz. Da ich Flöten 8'+4' in beiden Manualen als essenziell bewerte, hätte ich vermutlich eher etwas anderes geopfert (z.B. eine der beiden Pedal-4').
Das ändert nichts an der grundsätzlichen Attraktivität des Instruments, das sind jetzt Feinheiten.
VG
Stephan
#62 RE: RE:Viscount Cantorum Trio
Gestern Abend bekam ich die Mitteilung, dass eine erste Charge Trios in Baunatal eingetroffen sei. Da bin ich heute früh mal hin und habe das Gerät, frisch aus dem Karton ausgepackt und auf eine Orgelbank als provisorischen Untertisch aufgelegt, in allen Gangarten geritten.
Ein erster Eindruck: Das Möbel ist kleiner, kompakter als die bisherigen Fotos es mir suggerierten. Es ist weder so tief, noch so hoch wie ich vermutete. Aber es ist schwer.
Alleine würde ich es nicht umherwuchten wollen. Und als erste Maßnahme würde ich an den Seitenwangen zwei massive Handgriffe anschrauben, um die 32 Kilo im Zweimann-Betrieb etwas handlicher zu bewegen. Bei drei Manualen liegt eine Menge Tastenfläche beim Transport „blank“. Da wäre nur mit einem (leichten) Deckel über den Klaviaturen der allfälligen Gefahr von Beschädigungen zu wehren – oder aber mit einem Hardcase. Die weiche, gut gepolsterte Tasche des „Duo“ – eine Nummer größer geschnitten – reicht da nicht aus.
Ein kleiner Mangel aller Cantorums, der eigentlich leicht zu beheben wäre, ist der als Notenständer dienende Drahtbügel. Den mit einer dünnen, festen Platte versehen, die über die Breite der Klaviatur geht, würde die Cantorums höchstens im einstelligen Euro-Bereich verteuern, das Gewicht kaum erhöhen und die Stabilität aufliegender Notenbände erheblich verbessern. (Ich selber habe mir einen festen Karton zurecht geschnitten, den ich auf den Bügel auflege. Nicht schön, aber funktionell.)
So, jetzt aber genug herumgenölt. Die Disposition umfasst 46 Register, also eine mittlere Stadtkirchenorgel. Sie ist vielseitig angelegt, vor allem die Farben der Zungen und der Aliquoten erlauben c.f.- und Trio-Mischungen in zahlreichen dynamischen Abstufungen und mit differenzierten Farbwerten.
Dass es den Klang in vier Styles gibt – Neobarock, Barock, Romantik, Symphonik –, ist inzwischen bewährter und guter Standard.
Die Register sind nicht intonierbar. Aber sie klingen vom Fleck weg ordentlich. Ausgesprochen gut gefallen mir die Flöten 8‘ und 4‘ in jedem Werk, die sehr farbenreich ausdifferenziert sind und hervorragende Begleitstimmen zu Solofarben der anderen Manuale bieten. Eine weitere Stärke der Disposition ist die doppelte Anlage der charaktervollen, unterschiedlich ausgelegten Trompeten und der 8‘-Prinzipale in Haupt- und Schwellwerk, die sich effektvoll gegeneinander ausspielen lassen.
Lediglich die Lautstärke jeder Stimme lässt sich via Bordmenü verändern. Und für die Verstärker gibt es eine m.E. sehr wichtige Funktion: Mit einem Equalizer lässt sich der Klang in fünf verschiedenen Frequenzbändern an eventuelle Tücken des Raums anpassen.
Das Pedal lässt sich von C bis c1 im Hauptwerk mitspielen, das am II. Manual liegt. Allerdings halte ich das für eine (immerhin gut funktionierende) Notlösung. Eine Orgel dieser Größenordnung sollte m.E. ein eigenständiges Pedalklavier haben.
Falls jemand mit dem Kauf liebäugelt, rate ich auf jeden Fall gleich oder zeitnah zum Zukauf eines passenden Midi-Pedals, das die Spielfreude mindestens verdoppelt.
Im hinteren Teil des Gehäuses liegt die Bass-Reflexröhre quer, dazu zwei seitlich abstrahlende Breitband-Mitteltöner, zu beiden Seiten der Notenauflage zwitschern zwei Tweeter. Ihre Lautstärke ist regelbar, werkseitig arbeiten sie sehr diskret. Da man in der Sitzposition beim Trio deutlich weiter entfernt von den Tweetern ist als beim Duo, sollte man sie gleich im Menü höher pegeln als die Werksteinstellung.
Die Verstärker leisten 2x 55 Watt – und da kommt im Plenum (mit saftig grummelnder Zungenbatterie im SW) doch ziemlich Freude auf. Das klingt auch jenseits üblicher Zimmergröße noch recht substantiell in den Mitten. Mich hat es erstaunt, was die Reflexröhre an Klang hergibt, die natürlich die Physik nicht austricksen kann.
Im Pedal marschiert Prinzipal 16‘ rund und druckvoll bis ganz nach unten. Subbass 16‘ beginnt – in Ermangelung verstärkender Obertöne – von G abwärts und zunehmend zu schwächeln. Vom lingualen 32‘ sind ab G nach unten nur noch die Obertöne zu hören. Im Ensemble der übrigen Pedalzungen und der Labialen ist dieser Bruch jedoch weitgehend kaschiert.
Abhilfe schafft hier eine mit bis zu vier Kanälen anschließbare externe Abstrahlung. Mein Duo hat keinen 32‘ und dennoch möchte ich den tragenden Bass und die zusätzliche Substanz eines Lucas Nano oder Dave 8 nicht missen. Der Zukauf (mindestens) eines externen 2.1-Systems würde ich Interessenten dieses Instrumentes in jedem Fall empfehlen.
Die Option, sogar mit vier Kanälen abzustrahlen, ist auf jeden Fall löblich. Um die klanglichen Ressourcen dieser Orgel (mit den sehr guten Viscount-Samples der neuen Generation, die auch in den Gloria-Reihen Cantus und Optimus werkeln) optimal auszuschöpfen, hielte ich eine sechskanalige Abstrahlung (wie sie der Viscount-Expander CM 100 serienmäßig bot) für wünschenswert. Die serienreif entwickelte Hardware dazu liegt bestimmt in Mondaino im Schrank.
Auf dem Registertableau oberhalb des III. Manuals sind nur die klingenden Stimmen angeordnet. Koppeln und Tremulanten befinden sich in der Vorsatzleiste vor Man. II., unter Man I. liegen werkweise getrennte Midi-Schalter, die Setzer und die Funktionstasten für automatisches Pedal etc. Ungewohnt, daher gewöhnungsbedürftig. Und Versuch macht kluch. Meine Gemeinde hatte in einer Freiluft-Adventsandacht mit Duo-Beteiligung ein kleines Schreckerlebnis, als ich – blind tastend – statt eines Tremulanten einen Kombinationsknopf erwischte, hinter dem sich ein fettes Plenum verbarg, das unerwartet losröhrte …
Betrachten wir mal die Kostenseite: Das Trio – nur der spielbereite Manualblock – ist mit 3.190 € gelistet. Ein 30-Tasten-Pedal von Viscount (doppelt geschweift parallel oder flach) kostet 1.765 €, hinzu kommen 250 € für zwei Schwelltritte (die ich persönlich beim Feldeinsatz für entbehrlich halte). Andere Anbieter haben günstigere Midi-Pedale. Ich besitze das Original von Viscount und bin damit sehr zufrieden. Es ist sehr exakt gearbeitet und geführt, allerdings ob seines Rahmens aus massivem Stahlprofil kein Leichtgewicht. Der (gegenüber dem Duo) verstärkte Untertisch liegt preislich bei 410 €, die passende Bank kostet 280 €. In Summa kostet das Trio als Komplett-Instrument also 5.895 Euronen.
Dafür gibt es eine Dreimanualige mit mehr als wohnraumfüllendem Klang, mit einer brauchbaren Disposition, guten Samples und minimalem Platzbedarf, die von zwei Mann ohne großen Aufwand in einem Kombi oder Van transportiert werden kann. Für eine gute externe 2.1-Abtrahlung muss man nochmal mit rund 500 € rechnen, dann läge man am Ende bei rund 6.400 €.
Was gibt’s Vergleichbares aus dem Hause Viscount? Wie eben erwähnt, arbeitet dieselbe Technik in den Gloria-Reihen Cantus (allerdings nur in den neuen Zweimanualigen) und Optimus. Die Instrumente unterscheiden sich lediglich in einigen Bedien-Optionen und dem Gehäusedesign, nicht jedoch im Klangkonzept und der Samplequalität. Ein vergleichbares dreimanualiges Pendant wäre die Optimus Trend 3.44 zum Preis von 8.290 Euronen.
https://kisselbach.de/de/produkt/gloria-optimus-344-trend/
Sie ist mir schon vor einiger Zeit bei einem Besuch in Baunatal sehr positiv aufgefallen. Sie hat zwar nur eine 2.1-Abstrahlung im Untergehäuse. Aber der Klang schlägt „unten herum“ den des Trio (ohne externe LS) deutlich.
Ein repräsentatives Vollmöbel mit sicher höherem WAF ist die Optimus 3.47 mit etwas größerer Disposition für 9.790 Euro.
https://kisselbach.de/de/produkt/gloria-optimus-347-8/
Das sieht dann schon richtig nach „großer Orgel“ aus. Und klingen tut es allemal so.
Mein Fazit: Klanglich ist das Trio ein sehr schönes Instrument. Das modulare Konzept kommt vor allem dem studentischen Geldbeutel entgegen und demjenigen, der eine gleichermaßen bewegliche und raumsparende Lösung sucht, ohne auf den "interior architecture award" zu spekulieren.
Die Mobilität, das große Plus der gesamten Cantorum-Serie, wird hier durch das hohe Gewicht der Kernkomponenten Tastaturblock/Pedal gegenüber dem Duo etwas eingeschränkt.
Wünschenswert wären aus meiner Sicht ein verbesserter Transportschutz und eine bessere Lösung der Notenauflage.
Ansonsten könnte ich mit dieser „Feldorgel 3.0“ durchaus leben – immer unter der Prämisse, am Einsatzort stehen ein Aufbauhelfer und etwas Zeit zur Verfügung.
Wenn’s schnell und im Einmann-Betrieb gehen muss, ist für mich das Duo ohne Pedal auf X-Ständer und mit Lucas Nano die angemessene Option.
Bilder gibt’s ja bereits genug. Und die Klangdemos auf der Viscount-Page sind – mit allen Vorbehalten gegen solche Demo-Aufnahmen – durchaus realistisch. Am Ende hilft eh nur der Realohrenschein. Und der ist ja ab sofort auch bei Kisselbach möglich.
LG
Michael
Wie immer, eine sehr ausführliche Beschreibung. Sind diese Samples auch beim Cantorum V am Werk?
Hier fiel mir bei Abstrahlung über Dave8 der sehr schöne Principal 8' auf. Ich nutze diese Zusammenstellung ja auch als Feldorgel, da ich meistens alleine bin, ist das geringe Gewicht von Vorteil.
LG Ulrich
#64 RE: RE:Viscount Cantorum Trio
Nein, das ist noch die alte Sampling-Generation. Die neuen sind erst ab dem neuen Cantorum VIplus verbaut.
Aber ich kenne einige Leute, die sagen, das Cantorum V gefalle ihnen besser als das (alte) Cantorum VI.
Ich habe es leider nie gehört - jedenfalls nicht bewusst.
LG
Michael
#65 RE: RE:Viscount Cantorum Trio
#66 RE: RE:Viscount Cantorum Trio
Hallo,
auch von mir ein Dankeschön, nicht nur an Michael, für die bisherigen Infos und Erfahrungen zu dieser Orgel.
Ich möchte mir dieses Modell selbst gerne kaufen, bin aber gerade noch dabei das nötige Kleingeld zusammenzusparen.
Auch wenn Youtube Videos generell nicht den Klang im Raum darstellen können, vermisse ich aktuell dennoch ein paar gute Demovideos um mir einen besseren Eindruck von dem Instrument machen zu können. Vielleicht hat einer der hier anwesenden Besitzer Lust ein paar kleine Aufnahmen zu machen? Der "Review" von Michael ist auch der einzige ausführliche Schriftliche Erfahrungsbericht, den ich bisher finden konnte.
Ich wohne in der Nähe der Firma Thomann und die haben auch ein Exemplar in der Austellung stehen. Spätestens wenn ich die Zeit finde dort hinzufahren, werde ich mehr wissen. Bis dahin hoffe ich, dass ich hier noch weitere Informationen sammeln kann.
Viele Grüße
Joni
#68 RE: RE:Viscount Cantorum Trio
Hi Joni,
Ich nochmal, bist natürlich herzlich eingeladen zum Probespielen.
Richtig, ordentliche YouTube Klangbeispiele gibt es nur sehr wenige. Noch.
Ich bin leider noch nicht gut genug, um das zu leisten.
Bin in Schlüsselfeld - Aschbach daham.
LG. Josef
Hi,
danke für das Angebot. In Schlüsselfeld war ich diese Woche erst rein zufällig. Das ist aber ein sehr seltener Fall
Allerdings komm ich aus dem Landkreis Hassberge, und das auch noch nördlich des Mains. Da ist in der Tat der Thomann ein Stück näher für mich als Schlüsselfeld.
Ich habe festgestellt, dass es generell sehr wenige Videos im Sinne von Reviews zu Digitalorgeln gibt. Woran das wohl liegen mag? Es gibt natürlich sehr viele Leute die sehr virtuos irgendwelche Stücke vortragen und man einen guten Gesamteindruck von manchen Instrumenten bekommt... aber Videos im Sinne von (vll. sogar technischen) Reviews hab ich bisher nicht wirklich gesehen. Dabei geht's mir wirklich nicht darum, dass der Vortragend ein super Organist ist, sondern eher systematisch das ganze Instrument vorstellt. Einzelne Register der jeweiligen Styles zum Beispiel.
Wie ich in meinem Vorstellungsthread erwähnte, spiel ich auch in diversen Rockbands und bin dabei vor Jahren auch in die "Analoge Synthesizer" Schiene gerutscht. Vll. hab ich aus der Szene eine falsche Erwartungshaltung, weil in der dortigen Community sogar Leute davon leben solche Videos für jeden neu erscheinenden Synthesizer zu drehen. Gerade nach den entsprechenden jährlich stattfindenden großen Messen gibt es eine wahre Flut von Modellen und Videos. Viele von diesen Reviewern haben sogar so viele Follower, dass die Hersteller ihnen bereits vor Veröffentlichung ein Exemplar zu kommen lassen, so dass das Review Video am selben Tag wie der Synthesizer veröffentlicht werden kann. Irgendwie hatte ich ganz naiv erwartet, dass das bei Digitalorgeln auch so ist.
Ich vermute allerdings, dass die Synthesizer Community doch etwas größer ist, als die Organisten Community... wenn man das auf die Zahl der Youtube Videos abbildet, ist's vll. nur logisch, dass es da einfach weniger gibt.
Liebe Grüße
Joni
#70 RE: RE:Viscount Cantorum Trio
#71 RE: RE:Viscount Cantorum Trio
#72 RE: RE:Viscount Cantorum Trio
Zitat von Joni im Beitrag #69
Ich habe festgestellt, dass es generell sehr wenige Videos im Sinne von Reviews zu Digitalorgeln gibt.
Vermutlich nicht ganz das, was Du suchst, aber vielleicht trotzdem interessant: Paul Fey, ein Kirchenmusikstudent aus Halle, stellt auf seinem YouTube-Kanal unter dem Titel "Tour of Stops" oft Hauptwerk-Samplesets sehr detailliert und kompetent vor:
https://www.youtube.com/c/PaulFey/videos
Zitat von Spielflöte im Beitrag #72
Vermutlich nicht ganz das, was Du suchst, aber vielleicht trotzdem interessant: Paul Fey, ein Kirchenmusikstudent aus Halle, stellt auf seinem YouTube-Kanal unter dem Titel "Tour of Stops" oft Hauptwerk-Samplesets sehr detailliert und kompetent vor:
[URL=https://www.youtube.com/c/PaulFey/videos]https://www.youtube.com/c/PaulFey/videos/URL]
Das ist in der Tat ein sehr interessanter Channel... ich bin zwar beim Orgeln, wie auch als Keyboarder eher der Hardware-Typ... aber spannend ist das trotzdem. Nicht Hauptwerk wegen, sondern der Klänge wegen.
Ich habe gerade gesehen, dass in den Viscount Chorum 90 Modellen die selbe ARTEM Klangerzeugung werkelt, wie im Cantorum Trio. Kann ich also davon ausgehen, dass zumindest Recordings über den Line-Out der beiden Modelle ziemlich gleich klingen sollten? Oder ist das zu naiv gedacht?
Ich habe heute das Cantorum Trio endlich ausprobiert. Ich werde da jetzt nochmal eine Nacht, bzw. das kommende Wochenende drüber schlafen. Allerdings bin ich aktuell Feuer und Flamme für einen Kauf. Ich war sehr positiv überrascht, speziell von der Tastatur. Ich hab mir diese irgendwie „klappriger“ vorgestellt. Sicherlich ist das kein vergleich zu Holztasten, oder dergleichen, aber immerhin kann man solide darauf spielen.
Ich habe am Dienstag zum ersten mal Unterricht bei einem neuen Lehrer. Sofern der mich nicht gleich wieder rausschmeisst, weil ich doch ungeeignet für die D/C-Ausbildung bin, werde ich mir das Trio als Übeinstrument zu meinem bereits vorhandenen Pedal kaufen.
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