Content Cambiare 312

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08.11.2021 11:09 (zuletzt bearbeitet: 08.11.2021 16:57)
#1 Content Cambiare 312
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Moderator

Vergangene Woche hatte ich kurz Gelegenheit, in der Ausstellung bei Kisselbach die neue Content Cambiare 312 zu betasten.

Content will mit diesem Modell eine „Workstation“ für Hauptwerk (installiert ist HW 5) bieten, die das einfache Handling der LIVE-Modelle von Johannus mit einem größeren Speicher für Hauptwerk-Samplesets verbindet.
Doch zunächst das Äußere: Wie bei Content nicht anders zu erwarten, ist der geradlinige Spieltisch, der bei den Glorias als „Trend“ bezeichnet wird, ausgezeichnet verarbeitet. Die Kanten sind ordentlich gerundet, die Tafeln haben genügend Stärke, alles wirkt sehr solide. Das Vorführmodell hatte Holzkern-Klaviaturen, standardmäßig sind allerdings die Content-üblichen Kunststofftasten verbaut. Zu beiden Seiten der Klaviaturen befinden sich Touch-Displays, die etwas kleiner sind als Querformat DIN A5. Bei Orgeln mit ca. 40 Registern ist das noch gut abzulesen, bei größeren Sets (z.B. der Görlitzer „Sonnenorgel“) wird es etwas eng und die Schrift der Registerbuttons ist nicht mehr ganz so angenehm zu lesen.

Die interne Abstrahlung hat acht Kanäle, die LS strahlen nach vorn („Hosenbein“) nach der Seite und nach oben ab. In der Spielerposition hat man einen runden, integralen Klangeindruck. Der Klang ist recht druckvoll, deutlich saftiger als die "Huiskammer"-Orgeln eines Mitbewerbers. Wenn ich es richtig gesehen habe, war im Lautstärkepegel noch ziemlich viel Luft nach oben.
Leistungsdaten habe ich mir natürlich nicht gemerkt. Auf der Kisselbach-HP oder bei Content findet sich sicher ein Datenblatt.

Die Orgel wird mit einem von sechs verschiedenen Rechnern ausgeliefert, die sich vor allem durch die Speicherkapazität unterscheiden. Das Modell, das ich gespielt habe, hatte den zweitgrößten Speicher, in dem 13 verschiedene Instrumente steckten – sechs davon die allbekannten Grabowski-Gratis-Sets: Menesterel, Friesach, Krakau etc. aber auch richtig große Hauptwerk-Sets wie die vorerwähnte Sonnenorgel oder eine Sauerin.

Die Menüführung ist simpel: Nach dem Start wählt man via Display eine der Orgeln aus. Das Laden dauert etwas, abhängig von der Größe des Sets. Das geht bei der LIVE schneller.
Wenn auf den Displays die Registratur aufscheint, kann es losgehen.
Die Orgeln, die in diesem Instrument geladen waren, hatten jede Menge Raum mit dran. Mit einem Schieberegler (auf dem Display) kann man die „Präsenz“ der Orgel verstellen. Der Hall klingt zwar sehr gut, aber mit persönlich ist er zu deftig. Tonansatz und Vorläufer der leisen Register werden in den meisten Sets vom Hall „gefressen“.
Am natürlichsten wirkte in meinen Ohren die Menesterel, vielleicht auch deshalb, weil ich sie in meinem barocken Cecilia-Expander habe und an den Klang gewöhnt bin. Latenzen, die mich immer sehr stören, sind mir nicht aufgefallen.
Da ich die Görlitzerin mehrfach für Rundfunksendungen aufgenommen habe, kenne ich da die Tücken des Objektes und des Raumes und kann sagen, dass das Set ebenfalls sehr authentisch klingt.
Dasselbe gilt für die herrliche Walckerin aus Annaberg. Da ist mir der Hall zu stark, was wohl daran liegt, dass ich für die eigenen Aufnahmen andere Mikrophonierungen verwendet habe. Klanglich ist diese Orgel natürlich erste Sahne.

Ich weiß nicht, wieviel Aufwand es macht, im Speicher der Cambiare eine Orgel auszutauschen. Ich vermute aber, so einfach per Stick wie bei der LIVE geht es nicht ab.

Mein Fazit: Eine solide gearbeitete Orgel, eine aufwändige Abstrahlung mit sehr räumlichem Klang und ein Handling, das dem der LIVE kaum nachsteht.
Eindeutiger Vorteil gegenüber der LIVE ist die größere Speicherkapazität. Mit einem Dutzend Orgeln im Speicher ist auch ein verwöhnter Geschmack sehr gut bedient.
Das Beste: Man kauft ein Komplett-Instrument, so wie ich es schon lange einfordere. Einschalten und losspielen.
Da könnte Content erfolgreich in eine bisher kaum besetzte Nische eingerückt sein.

Ein weiterer dicker Pluspunkt: Die verwendete Technik hat offenbar keine Tücken. Alles klappte tadellos und sogar ich habe auf Anhieb verstanden, wie. Ich entsinne mich da an eine Vorführung einer großen Noorlander, bei der ein Orgelwechsel partout nicht gelingen wollte und nach einer halben Stunde erfolglos abgebrochen wurde. (Wer beim damaligen Forumstreffen dabei war, wird sich erinnern …)

LG
Michael


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08.11.2021 11:48
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#2 RE: Content Cambiare 312
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Hallo Michael,

vielen Dank für deine Ausführungen.
Wie ich an anderer Stelle schon angemerkt habe, halte ich die Orgel für sehr interessant und erfolgversprechend.
Weißt du noch zufällig, wie viel Zeit der Prozess "Einschalten" benötigt?

Ich fürchte, ich komme um einen Besuch in Baunatal nicht herum ... ;-)


LG
Gerd


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08.11.2021 11:58
#3 RE: Content Cambiare 312
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Die Orgel ist bemerkenswert, weil Content endlich merkt, dass es auch andere Klang-Geschmäcker gibt und sie diese bedienen müssen, wenn sie am Markt bleiben wollen. Dein Bericht -- besten Dank! -- zeigt jedenfalls, dass sie das schaffen könnten.

Die Frage wird dann, wer einem wie hilft, wenn sich der Rechner aufhängt. Jedesmal Anreise eines Technikers ist schon bei dem Mangel an denselben keine Option.

Spannend ist die Frage, ob die riesige Jubiläumsorgel noch eine eigene Technik-Entwicklung war oder Content nur noch auf Hauptwerk aufsetzt. Für Hauptwerk wäre letzteres ein Coup, denn damit hätten sie endgültig den Fuß im Digitalorgelmarkt.

Grundsätzlich wird das aber den Markt verändern, denn wenn im niederländischen Stammland nun endgültig die Ohren auf realistischen Orgelsound "orientiert" werden (ich mag die Vieldeutigkeit dieses Begriffs), dann kann man an viele Orgelserien innerlich bereits einen Haken machen. Dafür gibt dann schon bald kein Mensch mehr Geld aus. Und womit wollen die Firmen künftig Geld verdienen, wenn die Authentizität des Klangs eigentlich mit einem neuen Instrument nicht mehr groß zu toppen ist?


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08.11.2021 12:06
#4 RE: Content Cambiare 312
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@ Laurie3.0:
"Und womit wollen die Firmen künftig Geld verdienen, wenn die Authentizität des Klangs eigentlich mit einem neuen Instrument nicht mehr groß zu toppen ist?"

Eine durchaus berechtigte Frage, die sich m.E. jetzt schon stellt...

Viele Grüße
Bernhard

PLZ (erste zwei Ziffern): 69

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08.11.2021 12:13
avatar  wohli
#5 RE: Content Cambiare 312
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Mit Kundenorientiertheit und Flexibilität. Ich kann nur noch einmal betonen, dass man in Baunatal jede meiner Ideen und Wünsche ernst genommen und nach Lösungen gesucht und gefunden hat. Und so ist meine GLORIA Nobilis 352 eben eine 352er, aber trotzdem in meiner Ausführung einmalig ...

Lieben Gruß
Bernd


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08.11.2021 12:23 (zuletzt bearbeitet: 08.11.2021 12:24)
avatar  geris
#6 RE: Content Cambiare 312
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Ich denke auch, dass der Weg zur Individualität beschritten wird.

LG
Gerd


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08.11.2021 12:33
#7 RE: Content Cambiare 312
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08.11.2021 12:51
avatar  wohli
#8 RE: Content Cambiare 312
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08.11.2021 14:18
avatar  geris
#9 RE: Content Cambiare 312
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Weiß denn jmd. zufällig, auf welchem Betriebssystem die ganze Sache läuft? Windoof oder Linux?
Persönlich würde ich Linux bevorzugen.

LG
Gerd


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08.11.2021 15:04 (zuletzt bearbeitet: 09.11.2021 07:49)
#10 RE: Content Cambiare 312
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Moderator

Zitat von geris im Beitrag #2
Weißt du noch zufällig, wie viel Zeit der Prozess "Einschalten" benötigt?



Ich habe natürlich nicht auf die Uhr geguckt. Aber es war nicht so lange, dass es mich genervt hätte.
Bei der Ladezeit der großen Sets habe ich gedacht: "Na ja, jetzt dürfte sich mal langsam was tun ..."
In diesen Disziplinen liegt die LIVE eindeutig vorn, da sie in Echzeit von einer SSD lädt. Sie ist nach wenigen Sekunden da und eine angewählte Orgel ist schon spielbar, bevor die Schilder die neue Beschriftung zeigen!

LG
Michael


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08.11.2021 15:10
#11 RE: Content Cambiare 312
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Moderator

Zitat von geris im Beitrag #9
Weiß denn jmd. zufällig, auf welchem Betriebssystem die ganze Sache läuft? Windoof oder Linux?
Persönlich würde ich Linux bevorzugen.



Ich glaube, David Kisselbach sprach von Linux.

Es ging ja alles relativ schnell, weil ich "heiß" auf die "Kathedrale" war und mir ständig Registrierungen durch den Kopf gingen, die ich unbedingt noch probieren muss. Da habe ich auch vergessen, zu fragen, ob sich die Abstrahlung extern noch etwas aufbohren lässt. Ein ordentlicher Sub würde den Sets mit 32'ern sicher guttun.

LG
Michael


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08.11.2021 15:25
avatar  wohli
#12 RE: Content Cambiare 312
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Habe einen Mivoc drangehängt ... da kommen die bösen ungewollten Resonanzen noch ärger ... Schätze aber, dass das Problem sich beheben lassen sollte ... wenn man denn Zeit für so was hätte

LG Bernd


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08.11.2021 15:31
#13 RE: Content Cambiare 312
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Administrator

Dass Content sich auch auf dieses Terrain wagt, begrüße ich grundsätzlich.
Allerdings sei mit Blick auf den Preis gesagt, dass exzellenter Klang auch in deutlich darunter liegenden Dimensionen möglich ist und sein soll. Knapp EUR 14.000 für das allerkleinste Modell - das hat nicht unbedingt das Zeug zu einer "Volksorgel".


Auf Orgelsuche.

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08.11.2021 15:35
avatar  DigitalPipes ( gelöscht )
#14 RE: Content Cambiare 312
Di
DigitalPipes ( gelöscht )

14000 euro for a midi controller with speakers.

There we go with face-value pricing again.


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08.11.2021 15:49
avatar  geris
#15 RE: Content Cambiare 312
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Indeed.


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