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Altes Liedgut weiterpflegen
Gestern Sonntag hörte ich per Radio in die Gottesdienstübertragung aus dem Wiener Stephansdom herein, was ich zuweilen tue, um mich über die Auswahl der Lieder und Gesänge an dieser so wichtigen Kirche meines Landes zu informieren.
Zu meinem Erstaunen fand ich das schöne "O heilger Leib des Herrn" (GL1975 Nr. 538) auf dem Liedplan, das es - zumindest bei uns in Österreich - nicht mehr ins neue Gotteslob geschafft hat. Ein bisschen wehmütig fragte ich mich, wieviele Gemeinden wohl aus eigenem Antrieb (mittels Liedblättern, Ergänzungsheften usw.) altes Liedgut, das im aktuellen Gotteslob eben nicht mehr enthalten ist, weiterpflegen.
Dazu würden mich eure Erfahrungen interessieren.
Gibt es Lieder und Gesänge aus dem alten Gotteslob (oder aus noch älteren Gesangbüchern), die sich unausrottbar in euren Gemeinden halten? Wenn ja: Welche sind das?
Und werden diese Lieder von der Gemeinde gewünscht? Oder ergreifen Pfarrer/Organist/Chorleiter die Initiative, die alten Lieder im Repertoire der Gemeinde zu halten?
Bald sind es ja 10 Jahre, dass das neue Gotteslob eingeführt worden ist; vielleicht eine gute Gelegenheit, die Frage nach dem Liedschatz ein wenig zu evaluieren.
Bitte schreibt doch ein paar Zeilen dazu.
#3 RE: Altes Liedgut weiterpflegen
Tolles Thema!
Hier im Osten des Bistums Würzburg hätte man sich am liebsten ja das Bamberger Gotteslob gewünscht, da dieses den eigentlichen Bedarf viel besser abdeckt. Ein gemeinsames Gotteslob der fränkischen Bistümer (plus evtl. Eichstätt) ist ja leider gescheitert.
In Franken braucht es viele Marien- und Wallfahrtslieder, leider sind aus dem Würzburger Buch typische "Klassiker" verschwunden. Die Reaktionen beim wallfahrtsliebenden Frankenvolk (Kreuzberg in der Rhön, Basilika Vierzehnheiligen etc.) waren dementsprechend. Ergebnis: Im sogenannten "Prozessionsbüchlein zum Gotteslob" (Bläserbuch im Bistum Würzburg: siehe hier) werden die fehlenden Lieder bereits mit einer GL-Nummer aufgeführt. Hinweis auf ein künftiges Beiheft?
Hier die Ergänzungen:
910 Du gabst, o Herr, mir Sein und Leben
911 Mein Heiland, Herr und Meister
912 Am Ölberg in nächtlicher Stille
913 Zieh an die Macht, du Arm des Herrn
914 Zu deiner Ehr, Gott, wallen wir
915 Gott Vater, schau auf deine Kinder
916 Kommt und lobet ohne End
917 O Christ, hie merk
918 O höchste Gut, o Heil der Welt
919 Maria, wir dich grüßen
920 Schön glänzt in der Nacht
921 Sei gegrüßt, du Gnadenreiche
Was vielen im Bistum noch abgeht, ist die sogenannte "Majestätsmesse" (Michael Hadyn) - theologisch fraglich aber schöne Musik :-)
Die "Staubmesse" ist im Rheinland glücklicherweise nicht drin und von den Schubert Teilen wird höchstens mal das Heilig bei Exequien gesungen.
Jedenfalls bei uns.
Es wird für das Erzbistum Köln aber tatsächlich ein Ergänzungsheftchen zum "einkleistern" geben, nur wann, weiß ich noch nicht.
So ein Beiheft - mehr: ein Beibuch - gibt es im Burgenland bereits seit einigen Jahren. Es umfasst um die 80 Nummern, von denen gewiss nicht alle dem realen Bedarf entsprungen sind - es wurde nämlich die Gelegenheit genützt, auch gleich einiges Neue (allerdings nach bekannten Melodien) einzufügen.
Durch eine Verkettung unseliger Umstände war Österreichs kleinste Diözese Eisenstadt gerade zur Erstellungszeit des neuen GL, als es darum ging, Eingaben für den gemeinsamen Österreichteil zu machen, kirchenmusikalisch vakant, sodass heute selbst das für das Burgenland Essenzielle fehlt. Ein schreckliches Manko, das bereits mit 5-6 Liedern ausgeglichen, zumindest aber deutlich abgemildert werden könnte; manches aus dem burgenländischen Liedgut steht auch ohne Intervention der Diözese im GL, entweder im Stammteil oder im Österreichteil - aber eben nicht alles und schon gar nicht das, was die Eigenart der Diözese wirklich ausmacht.
Was das Burgenland betrifft, vermissen wir besonders folgende Lieder im neuen Gotteslob:
- Von dem Himmel wird jetzt kommen (Messlied aus Gloria, Sanctus, Agnus Dei)
- Ans Kreuz mit ihm (Kreuzweglied)
- Gelobt sei Jesus Christus
- Mein Jesus, in dein Herz hinein
- O du mein Heiland hoch und hehr
- O Speise der Engel, lebendiges Brot
- Schweigend sank der Abend nieder
- Geleite durch die Welle
- Mit frohem Herzen will ich singen
- Milde Königin, gedenke
Es wären noch einige mehr zu nennen, aber dies wären die "Essentials".
Da ich derzeit nicht im Burgenland aktiv bin, kann ich auch für den Bedarf in der Wiener Diözese sprechen, der durch das neue GL derzeit nicht abgedeckt wird. Es fehlen uns:
- Du schweigst, Herr (Kreuzweglied)
- O heilger Leib des Herrn
- Der Herr bricht ein um Mitternacht
- O Christ, schau an das Wunder groß
- Herr des Himmels, Herr der Welt
- Schweigend sank der Abend nieder
- Gelobt sei Jesus Christus
- Milde Königin, gedenke
Wie man sieht, gibt es durchaus gemeinsame Desiderate mit der Diözese Eisenstadt.
#8 RE: Altes Liedgut weiterpflegen
Zitat von Subbass im Beitrag #4
Ein gemeinsames Gotteslob der fränkischen Bistümer (plus evtl. Eichstätt) ist ja leider gescheitert.
Ah, das war geplant? Spannend ...
Ja, in Bamberg gibt es eine Unzahl von Marienliedern im Anhang. Ich wundere mich immer, dass die Leute doch recht gut mitsingen können bei den Schinken mit ganz ähnlichen Melodien. Als Organist muss ich da schon aufpassen, dass ich nicht im Tran in ein anderes Lied rutsche bei den ewigen Schlenkern. Ich glaube, man merkt, dass ich den Würzburgern ohne Bedauern da einiges abgeben würde ;-)
#9 RE: Altes Liedgut weiterpflegen
Da sieht man mal wieder die lokalen Unterschiede zwischen Österreich und NRW z.B.
Ich meine, dass keines der genannten Lieder hier schon im alten GL vorhanden war. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.
Ich erinnere mich an eine facebook-Diskussion mit "Labialpfeife", der das Lied "Menschen, die ihrwart verloren" scharf kritisierte, weil es zu kompliziert und deshalb "unsingbar" sei. Die Kommentare aus dem Rheinland, waren dementsprechend, denn hier wird das Lied mit Inbrunst gesungen, es darf in keiner Christmette fehlen.
Aus dem alten GL vermisse ich tatsächlich das etwas "spröde" Credolied "Ich glaube an den einen Gott" und, seit ich nicht mehr im Bistum Essen tätig bin: "Gott, du bist Sonne und Schild" sowie "Ein Herz ist uns geschenket", die stehen im Erzbistum Köln leider nicht im GL. "Ach wie flüchtig" steht ja leider auch nicht mehr drin.
Zitat von Guilain im Beitrag #11
Wollte man alle Lieder ins Gotteslob aufnehmen, die irgendjemand vermisst, hätte das Buch zwei Bände.
Und wie wäre es umgekehrt mit einem Band mit all den Liedern, die keiner braucht bzw. haben will. Den kann man dann feierlich wegwerfen zur Entlastung des Notenschranks
#15 RE: Altes Liedgut weiterpflegen
Bei meiner sehr sangesfreudigen Gemeinde, gibt es halt bei Bedarf ein Liedblatt mit dem Desiderat für diese oder jene Liturgie. Da ist dann nicht nur gaaaanz altes zu finden, sondern auch noch unbekanntes.
Im Bereich der Hallelujas und Credos hat mit dem neuen GL ja eine in meinen Augen üble Verarmung stattgefunden. Gut eingesungenes ist durch neue zweifelhafte neu geschaffene Vertonungen ( von ziemlich häufig auftretenden Schöpfern <ein Schelm, der Böses dabei denkt!>) ersetzt...
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