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Orgelvertrieb ohne Händler?
Zitat von Laurie 3.0 im Beitrag Hands on Physis Plus!
Mit dem Thema Customization bestätigtst Du nun, was ich schon so oft gesagt habe: Genau da liegt die größte Wertschöpfung der Zukunft und genau damit würden die Händler überflüssig und somit die Orgeln auch günstiger!
Orgeln ohne Händler? Ich zweifle, dass ich diese Ära erleben werde.
Aber der Gedanke ist lustig, wie ganze Firmen, die bislang nur übles Marketing betrieben haben, nun in Fortbildungen sitzen und sich mühsam aneignen, was ihnen die Händler bisher abgenommen haben.
Wie eine Orgel ganz ohne Händler wohl ins Wohnzimmer des Kunden findet? Und zu welchem Preisaufschlag?
Ich denke heute noch an meine erste und zugleich letzte Erfahrung mit einer österreichischen Spedition zurück, der ich meine erste Orgel zum Transport nach Norddeutschland überantwortet hatte: Die Orgel fiel beim Umladen vom Stapler und war Schrott.
Aus dieser Erfahrung möchte ich meinen obigen Satz korrigieren: Ich hoffe, dass ich diese Ära nicht erleben muss.
#2 RE:Orgelvertrieb ohne Händler?
Ich erinnere mich noch gut an Forums-Diskussionen darüber, dass Service von Händlern nichts kosten dürfe... Oder an Kritik über die Beratungsleistung eines Händlers und und und. Alles nachzulesen in der langjährigen Geschichte dieses Forums.
Der allgemeine Fachhandel verdient im allgemeinen etwa ein Fünftel bis ein Viertel an verkauften Produkten und muss bisher ja auch eine Gewährleistung einpreisen. Auch wenn ich keine aktuelle Zahlen im Orgelhandel habe, so ist das ein nicht unerheblicher Anteil. Ebenso gibt es in vielen Branchen längst den Trend zum Direktvertrieb. Letzter Punkt: Nicht jeder ist zum Informatiker und Orgelspezi gemacht und erst einmal muss es Leute geben, die das Geschäft in der nächsten Generation fortführen wollen und vor allem auch können. Nun käme hinzu, dass man als Händler eine Customisierung auch praktisch umsetzen können müsste. Da fehlt mir leider der Glaube...
Daher sehe auch ich der Entwicklung durchaus mit gemischten Gefühlen entgegen! Je wichtiger die Software wird und das, was man damit machen kann, desto unwichtiger werden die Händler. Denn es zeigt sich leider in ganz vielen Bereichen, dass sich solches Spezialwissen nicht beliebig skalieren und in andere Köpfe einpflanzen lässt. Außerdem nützt eine Händlergarantie auch nichts, wenn der Händler vor Ablauf der Garantie aufhört. Demgegenüber ist eine Garantie eines Herstellers aus dem Ausland auch kein Spaß und wären Optionen zum Probespielen natürlich auch zu lösen. Aber wir kommen vom spannenden Thema Customisierung ab.
Zitat von Gemshorn im Beitrag #42
Orgeln ohne Händler? Ich zweifle, dass ich diese Ära erleben werde.
Ich kann mir auch nur schwer verstellen, dass auf Händler verzichtet werden kann. Das derzeitige Netz ist ja ohnehin nicht gerade sehr dicht. Bei einem so speziellem Produkt wie eine Digitalorgel dürfte man auf den Vertriebsweg über Händler nach meiner Empfindung nur schwer verzichten können.
#4 RE:Orgelvertrieb ohne Händler?
Ich kann mir auch nur schwer vorstellen, wie es in einigen Jahren sein wird, wenn man auf dem Land zum nächsten Bäcker und ....... (bitte Einzelhandelssparte nach Wunsch einsetzen) 20 oder 30 Kilometer fahren muss... Das Bäckereisterben ist längst Fakt und niemand regt sich groß auf. Von der Generation Z will nämlich niemand mehr um 2 Uhr aufstehen, damit es frische Brötchen gibt. (Kluge Bäcker verkaufen ihre Brötchen inzwischen zum Aufbacken, womit dieser Teil des Produktionsprozesses erfolgreich an die Kunden deligiert wurde, obwohl das energiewendemäßig kompletter Wahnsinn ist, wenn alle Kunden ihre Backöfen einzeln aufheizen.)
Im Handwerk erlebt man inzwischen bereits die Folgen des demographischen Wandels, dass sogar junge Gesellen, die zwar wirklich nett sind, von ihrem Fach häufig keine Ahnung haben. Vor zehn, fünfzehn Jahren hätte die nie jemand für solche Jobs eingestellt.
Und nun stelle ich mir die Generation Z im Orgelhandel mit Customization vor, wenn jede zweite fachliche Spezialfrage mit "Da muss ich erst beim Hersteller nachfragen" beantwortet wird. Denn wenn man so hochkomplexe Instrumente an den Start bringt, dann wächst der Beratungsbedarf (fast hätte ich gesagt "exponentiell"). Ob Du Dir das vorstellen kannst, ist da leider zweitrangig. Wie es weitergeht, entscheidet die normative Kraft des Faktischen. Und ob ein Hersteller etwas tut, um das zu beschleunigen...
Lessons from History: Der Verkäufer bei Steinway Hamburg in der Orgelabteilung musste 1990 keine Ahnung haben sondern nur einen seriösen Anzug tragen und sich im Milieu der Friedhofskapellen und Kirchen sicher bewegen können. Die Ahlborns gab es von der Stange. Aufstellen und fertig. Der besondere Beratungsbedarf bestand aus den Feldern externe Lautsprecher, Gehäusefarbe und Registeranzahl. ("Aber eine Mixtur brauchen Sie doch nun wirklich.") Den Service machte jeder Feld-Wald-Wiesen-U-Orgeltechniker. Erst gab es keine Orgelabteilung, dann kein Ladengeschäft mehr und in HH existiert inzwischen nicht mal mehr ein Musikaliengeschäft, das in irgendeiner Weise das Niveau einer "Weltstadt" hätte (in der die Eingeborenen zu leben behaupten). Und so sah es in jeder größeren Stadt aus: Fast jeder Musikalienhändler hatte irgendwo auch eine Ahlborn o.ä. stehen - genau so lange, bis der Beratungsbedarf größer wurde und die Klavier- und Keyboardverkäufer das nicht mehr glaubwürdig abdecken konnten und so die fachlich versierten Kunden wegblieben. Ein Dritteljahrhundert ist das gerade mal her...
(Vielleicht ist eine Abtrennung tatsächlich eine gute Idee, solange der originäre Bezug auf die Info erhalten bleibt, dass es bei Physis+ sehr umfangreiche Customization geben könnte.)
Zitat von DigitalPipes im Beitrag Hands on Physis Plus!
I am not part of Generation Z but I went to Mondaino exactly for this reason. I received too many "we need to ask Viscount" answers in the past and did not want to go through the same nerve-wracking experience once more.
Hm, ja. Das kann ich - nach ähnlicher Erfahrung - nachvollziehen.
Auch in einer von mir getätigten Nachfrage erwies sich der zwischen Hersteller und Kunde zwischengeschaltete Händler als zusätzlicher Zeitfaktor. Ich wartete lange auf die endgültige Antwort, die am Ende dann ja doch negativ ausfiel.
Aus heutiger Sicht bin ich darüber fast froh, da der Verbleib meiner alten Orgel zumindest zur Diskussion steht, nachdem PhysisPLUS nun gerade dabei ist, auf dem Markt aufzuschlagen. Damals war ich allerdings enttäuscht und etwas verärgert.
#7 RE: Orgelvertrieb ohne Händler?
Aus dem Akkordeonbereich kenne ich es so, daß die Händler die Ware einkaufen und dann mit Gewinn weiterverkaufen. Kommissionsgeschäfte sind aus der Mode gekommen. Da es sich beim Akkordeon wie bei der Orgel um ein Baukastenprinzip handelt, kann der Hersteller die meisten Customisierungsfragen in einem Katalog abdecken, die er seinen Händlern mitgibt. Der Händler kann auf seiner Internetseite etc. entsprechende Hinweise bzw. wie schon geschehen Modifikationen bereitstellen. Und wenn es zu speziell wird, muß eben nachgefragt werden bzw. kann über den Katalog von vornherein ausgeschlossen werden.
Aus der Sicht des Herstellers sorgt der Händler für Verbreitung der Instrumente und die Möglichkeit, diese auch anzutesten, ohne zum Hersteller fahren zu müssen. Die meisten von uns werden die Instrumente erst ausprobieren wollen, bevor ein Kauf stattfindet. Und nicht jeder ist gewillt, dafür nach den Niederlanden oder Italien zu fahren, um sich ein Bild zu machen. Weiter kaufen die Händler ja die Orgeln und stellen sie aus, so daß im Idealfall eine Sofortverfügbarkeit besteht, was ein weiterer Pluspunkt für die Händler ist und den sie nicht aufgeben sollten.
#8 RE: Orgelvertrieb ohne Händler?
#9 RE: Orgelvertrieb ohne Händler?
#10 RE: Orgelvertrieb ohne Händler?
Ich hätte auch sehr gern die Zeit zurück, in der man in jeder ganz normalen Großstadt in ein Musikhaus gehen und dort eine gescheite Auswahl an Noten, Klavieren und sonstigen Instrumenten erst einmal ausgiebig betrachten und testen konnte und meist auch mindestens eine Sakralorgel!! Ob Bielefeld oder Karlsruhe oder Bremen... Und daneben gab es ja auch noch das Filialnetz von Dr.Böhm, wo ebenfalls "Sakralorgeln" verkauft wurden.
The new generations will decide if and how they will buy classic organs in the future. I already wonder how many of those who buy midi controllers for haupwerk have gone to see the consoles in person at a showroom (where?). I have a number of friends that ordered the console via mail to a private producer, waited some months and got it delivered by post. Times are already changing.
Das Argument mit dem Ausstellungsraum bleibt m.E. gültig.
Eine Soundkarte oder einen PC kaufe ich gerne per Amazon oder einem anderen geeigneten online-Kaufhaus.
Aber eine Orgel?
Nach welchen Kriterien sollte ich entscheiden?
Welches Datenblatt nimmt mir den Höreindruck ab?
Welches Youtube-Video und welche Lautsprecherkonfiguration bei mir zuhause - ich verweise auf die kritische Diskussion im PhysisPLUS-Thread - kann mir zuverlässig (!) den Klang einer Orgel erläutern?
#13 RE: Orgelvertrieb ohne Händler?
Im Showroom hörst Du auch nicht wirklich, wie die Orgel bei Dir zuhause klingt. Denn je kleiner der Raum, desto problematischer die Bässe und unteren Mitten. Was im große Showroom toll klingt, muss in der Orgelkammer mit niedriger Decke noch lange nicht genauso überzeugend klingen. Wer da zuerst eine wirklich funktionierende und einfach zu bedienende Raumkorrektur mitliefert, wird die Nase vorn haben.
Ob der Aufwand von hunderten Kilometern Fahrt bei steigenden Mobilitätskosten künftig noch vom Kunden akzeptiert wird, bleibt ebenfalls abzuwarten. In sofern hat Digital Pipes es auf den Punkt gebracht: Es liegt in der Hand der künftigen Generationen an Orgelkäufern, wie viel sie noch bereit sind für ein Instrument auszugeben, was sie davon erwarten und wo sie es kaufen werden. Daran wird sich die Branche anpassen.
Ich höre in der Ausstellung genug, das ist meine x-malige Erfahrung und Entscheidungsgrundlage gewesen. Somit kann ich dir da leider nicht zustimmen, Laurie.
Mir kommt das alles sehr theoretisch vor. Die Raumakustik in Ausstellung und Wohnzimmer ist beiderorts variabel. Neue Küche im Wohnraum: Statt angerauter Oberfläche nun glatte Flächen. Eine Kommode weniger, ein Teppichläufer mehr. Das alles verändert den akustischen Rahmen. Ich hätte noch nicht bemerkt, dass meine Orgel dadurch nennenswert anders klänge.
Zitat von Gemshorn im Beitrag #14
Neue Küche im Wohnraum: Statt angerauter Oberfläche nun glatte Flächen. Eine Kommode weniger, ein Teppichläufer mehr. Das alles verändert den akustischen Rahmen. Ich hätte noch nicht bemerkt, dass meine Orgel dadurch nennenswert anders klänge.
it is a pity that we do not live closer, I am sure you would find it very interesting to listen to the surround audio system of my Sonus 60 with and without digital correction. Believe me, without correction it is a mess, and so is the response of the environment to the inbuilt speakers of the organ. Same for my hi-fi, sitting beside the organ. DIRAC Live runs on it too if I want to have something decent. The problem is that we are somehow used to this kind of "messy sound" and we ignore how better the sound could be if the room was treated and the output calibrated.
During my recent visit in Mondaino, I first used the organ totally dry to have a first impression of the quality of the sound, being very close to the speakers. But to be able to make a serious comparison with the "old" physis, I had to make some recordings and hear them with calibrated heaphones. In no way I could make an assessment based on how the organ sounded in that room.
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