Richtig, und dennoch gibt es die Kunst des Registrierens, heißt, den Klang der Orgel im Raum zu kennen und einschätzen zu können, mit welchen Registern welches Ergebnis erzielt werden kann. Ich meine auch, daß es wichtig ist, verschiedene Kombinationsmöglichkeiten zu kennen, z.B. was man alles aus einer Batterie von 4, 2 2/3, 2, 1 3/5, 1 1/3 und 1 an schönen Klangfarben basteln kann, aber auch das Gespür, was klingt und was nicht klingt.

Meine Schülerin lernt bei mir die ganzen verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten und deren Einsatz in der Praxis, um so viel Variation je Orgel erzeugen zu können (nicht müssen). Genauso soll sie sich in die Stücke einfühlen und so die für die jeweilige Orgel beste Registrierung herausarbeiten, so daß das Stück zur Geltung kommt.
Ebenso ist es eine gute Übung zu behaupten, daß z.B. das erste Manual einen Heuler hat und man den Gottesdienst komplett auf dem zweiten begleiten müsse oder daß das Pedal ausgefallen sei, da solche Vorkommnisse immer wieder auftreten können und man dann nicht verzweifeln sollte.

Ich wäre nicht so vehement, wenn ich nicht das Gegenteil schon erlebt hätte, also ein krasses Fehlen der Kunst des Registrierens.

Richtig, man KANN.
Auch kann man Bach auf der Mundharmonika, dem Harmonium oder auf der Hammand-Orgel spielen, sofern man kann. Doch sollte dieser Spieler immer auch ein offenes Ohr haben für möglichst vieles, was die Musikwissenschaft dazu sagt. Er sollte wissen, was er tut.
Denn: "Nur wer den Knigge beherrscht, darf sich danebenbenehmen."
Aber auch: "Es irrt der Mensch, solang er strebt."
Und endlich: "Was ist Wahrheit?"
Orgelditi

Vielleicht einmal eine absurde Frage:

Gibt es eigentlich Kompositionen oder kleine Abschnitte die man ausschließlich mit einer Mixtur spielen könnte? Klar kann ich einen Choralsatz mit nur einer Mixtur spielen, zumindest wenn ich ein Menschenhasser wäre und die Besucher animieren möchte niemals wieder einen Gottesdienst zu besuchen :)

Aber einmal im Ernst, gibt es irgendwelche Stücke/Zwischenspiele in dieser Art? Vor allem in den tieferen Lagen könnte es ja funktionieren oder?

Ich kenne ein zeitgenössisches Stück, das damit spielt, verschiedene Klangfarben gegeneinander zu setzen.
Es heißt Partiamo von einem niederländischen, avantgardistischen Komponisten namens Dirk van der Heijde.
Er schreibt an kleinen Abschnitten vor, dass nur eine hochliegende Mixtur verwendet werden soll, an anderen Stellen nur eine Zungenstimme, ausserdem soll die Windzufuhr gedrosselt werden, entweder durch Abschalten des Motors oder einem Windschweller.
Klingt sehr konstruiert und für mich nicht besonders interessant.
Hab ich vor Jahren mal bei einem Festival für neue Musik im Ruhrgebiet gehört. Ob es Noten gibt, weiß ich nicht.

LG

Die "moderne" Mixtur (also nicht die frühen Blockwerke oder romantische Besonderheiten etc.) ist ja eine repetierende Stimme, die genau deswegen nicht alleine genutzt werden kann. Es braucht noch irgendwelche nichtrepetierende Register, um Tonhöhenklarheit zu schaffen. Auch in den Tiefen bringt das Spielen der Mixtur alleine nichts, da sie auch da repetiert.

Ausnahme könnten moderne Kompositionen sein, die auf Effekthascherei aus sind. Ansonsten wird eine Mixtur erst schön, wenn sie einen dazu passenden Unterbau hat.

(Nachtrag: Wenn man sich zu lange beim Schreiben aufhält, sind andere schneller)

Zitat von Sc1978 im Beitrag #34

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Er schreibt an kleinen Abschnitten vor, dass nur eine hochliegende Mixtur verwendet werden soll, an anderen Stellen nur eine Zungenstimme, ausserdem soll die Windzufuhr gedrosselt werden, entweder durch Abschalten des Motors oder einem Windschweller.

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Ich habe gerade mal an meiner Hausorgel das Spielen in den Mixturen alleine probiert. Da meine gewählten Mixturen von Grund auf nicht "scharf" repetieren, könnte man sogar in den tiefen Lagen da etwas spielen. Spielgenuß ist dennoch etwas anderes: Für mich z.B. ein schönes sattes romantisches Plenum auf 16er Lage. Wenn die Mixtur dann wie ein vollmundiger Wein rund ist, ist das für mich traumhaft.