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"Ars Organi" 71. Jg. Heft 3, Sep. 2023, S. 203-204
Zitat von Gemshorn im Beitrag #9Zitat von Ippenstein im Beitrag #8
Jede Pfeifenorgel ist auf die Kirche abgestimmt.
Ja - mal besser und mal schlechter.
In meiner Gemeinde stand eine Orgel aus 1937, brüllend laut für den sehr kleinen Kirchenraum intoniert. Jedes Manual besaß 4 Register, im HW war die Rohrflöte 8', ein flüsterleises Register, darüber thronte ein brüllender Prinzipal 4', danach kam eine scharf-laute Quinte 3', über allem eine Plärr-Mixtur 4f.
Jede Pfeifenorgel ist auf die Kirche abgestimmt? Fragt sich bloß, wie.
So isses. Genau das hab ich alle 2 Wochen vor mir. Inzwischen habe ich eine einigermaßen akzeptable Lösung gefunden.
In den 1970er Jahren war das wohl auch en vogue … dazu Sesquialter, Mixtur 🤦🏻
#17 RE: "Ars Organi" 71. Jg. Heft 3, Sep. 2023, S. 203-204
Zitat von Hornprinzipal im Beitrag #14Zitat von Wichernkantor im Beitrag #10
Tant de bruit pour une omelette ...
Wow! Hast du das etwa in deinem Musikarchiv oder ist das Zufall?
https://www.youtube.com/watch?v=haXBpuQn0fw
Weder noch. Ich spreche französisch.
Urheber des Sprichwortes ist übrigens ein gewisser Graf Talleyrand, einer der Protagonisten des Wiener Kongresses 1815. In vorrevolutionären Zeiten war er im Zivilberuf Bischof gewesen. Die Fama berichtet, er habe an einem Fastentag ein Omelette mit Speck gegessen. Beim ersten Bissen habe es vom Himmel her gedonnert - worauf er erschreckt die Gabel niedergelegt und gesagt habe: "Soviel Lärm um ein Omelette." Seither meint dieses Bonmot: Viel Geschrei um nichts.
LG
Michael
#18 RE: "Ars Organi" 71. Jg. Heft 3, Sep. 2023, S. 203-204
Also...:
Zuerst schreibt der Autor, daß sich Pfeifen, die nahe beieinander stehen, in ihrer Tonhöhe beeinflussen und zu einem neuen Klang verschmelzen. Dann bricht er das auf die ganze Orgel runter und zum Schluß beeinflussen sich plötzlich auch noch eine Oboe und ein Continuoinstrument sowie die ganze Orgel mit dem Gemeindegesang.
Während ich letzteres für absoluten Humbug halte, ist es klar, daß sich zwei nahestehenden Pfeifen fast gleicher Tonhöhe beeinflussen können, wenn die Intensität der Schallwellen hoch genug ist.
Da ich gute Mikrophonie und ein Testprogramm habe, das drei Töne in Echtzeit analysieren kann, werde ich mich gerne mal an eine Schleiflade und eine Taschenlade setzen und das selbst ausprobieren. Als drittes werfe ich mein Gehör in den Ring, das fürs Reinstimmen trainiert ist.
Sofern die Effekte in jeder Orgel wie vom Autor beschrieben auftreten sollten, wäre es ein leichtes für die Digitalorgel, diese Verschmelzungen nachzubilden. Damit bliebe nur noch die Behauptung, daß sich die Orgel vom Gemeindegesang beeinflussen ließe.
Und bei aller Fehlerberechnung und Klangverschmelzung immer die Frage: Wer hört es?
Der Autor gibt am Anfang selbst zu, daß es sehr schwer zu unterscheiden ist, was nun gerade spielt. Das Heranziehen teils sehr alter Quellen und die Nichtbeachtung der heutigen Möglichkeiten der Digitalorgel, das krampfhafte Suchen nach dem Unterschied, der bei der Digitalorgel mit dem nächsten Update berücksichtigt werden kann... zeigt, daß sich der Autor krampfhaft an überkommenen Vorstellungen festklammert.
Viola da Gamba
(
gelöscht
)
#21 RE: "Ars Organi" 71. Jg. Heft 3, Sep. 2023, S. 203-204
Die GdO ist eine unserer renomiertesten wissenschaftlichen Zeitschriften zum Thema Orgel in deutscher Sprache. Viele Artikel vergangener Zeiten regten zur Diskussion an oder waren grundlegend für Teilgebiete und werden regelmäßig in wissenschaftlichen Arbeiten etc zitiert. Ich könnte jetzt noch weiter dazu ausholen.
Für mich ist es wirklich unverständlich, dass man gerade in diesem Randbereich ... nennen wir es mal digitale Orgel ... einfach nur mit ungefilterten Argumenten schmeißt und das noch als Wissenschaft verkauft.
Leider hängt Altersstarrsinn nicht immer am Alter. Der Digitalorgler/ Hauptwerkler hat einen weiteren Horizont (und informiert sich - hoffentlich - auch genauer). O. Latry hat auch in einem Ars Organi Artikel mal ein deutliches Wort der Kritik gegenüber der Digitalorgel geäußert und hat dann aber auch entsprechende Gegenantwort bekommen. Hoffentlich fühlt sich hier auch jemand berufen. Ich denke fast jeder von uns könnte dem Kollegen mit drei oder vier Fachbegriffen mitteilen, dass das wissenschaftlich nicht richtig ist.
Das erste Argument, dass die digitale Orgel keine Aura erzeugt, ist ein rein persönliches Empfinden, welches man natürlich niemandem absprechen kann.
So kann es dann passieren, dass ein langjähriger Freund von mir an einem Konzert an einer privaten Hauptwerksinstallation zu Gast ist und mit lange gehegten Vorurteilen dann feststellt, dass alle benutzten Samples des Interpreten grausam geklungen haben.
Als persönliches Empfinden .. klar geht in Ordnung... als Wissenschaft... nee!
Übrigens mit den führenden OSV' lern (Kares, Kaufmann ...) ist das aus persönlicher Erfahrung kein bisschen besser!
Das ist traurig, aber nicht zu ändern! Es ist nur erstaunlich, dass dies in Deutschland (und meines Wissens in Frankreich) schon extrem ist.
Viola da Gamba
#22 RE: "Ars Organi" 71. Jg. Heft 3, Sep. 2023, S. 203-204
@Viola da Gamba
Ja, so empfinde ich das auch:
Sie bleiben in Sachen Digitalorgel auf dem Stand der 1960-er bis 1980-er Jahre, haben nichts dazugelernt, wollen das auch offensichtlich gar nicht, was etliche von ihnen allerdings nicht daran hindert,
ihre subjektiven Meinungen mit höchst "wissenschaftlich" aufgeblasenen "Argumenten" zu untermauern versuchen...
Sehr traurig, daß diese Verweigerungshaltung besonders
in Deutschland und Frankreich noch immer so extrem daherkommt...
Es ist schon grundsätzlich richtig, was der Artikel beschreibt. Gerade hier in diesem Kreis wurde bemängelt, dass beim Gemeindegesang die Mittellage der Digitalorgel quasi aufgesogen wird. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass bei der Gemeindebegleitung mit einer Digitalorgel diese Schwierigkeiten auftauchen. Bei einer soliden kleinen Pfeifenorgel mit gesunder Principalbasis besteht dieses Problem nicht.
Dann zur Klangverschmelzung: Wenn ich richtig informiert bin, war gerade dieses Problem ein wichtiger Grund für die Entwicklung von Physis+. Mein Paradebeispiel ist immer Quintade 8' und Rohrflöte 4'. Beide gut intoniert, ergeben wunderschöne neue Klänge, wenn man sie mischt. Diese Effekte sind bei der Digitalorgel nur begrenzt erfahrbar. Die Reihe ließe sich fortsetzen.
Es hat auch nichts mit Gnadennachhall zu tun. In meinem Wohnzimmer ist kaum Nachhall und die Register mischen sich und bringen neue Klänge hervor.
Im Gegensatz dazu wird so manche Digitalorgel erst mit entsprechendem Hall erträglich.
Grundsätzlich mag ich ja alle extremen Haltungen nicht, weil es einfach für alle Orgelsysteme gute Gründe gibt. Ich hatte selbst mehrere Modelle an Digitalorgeln (Eminent, Johannus Vivaldi 350, Gloria Concerto 350). Für beengte Platzverhältnisse und klimatisch schwierige Räume sind es gute, wenn nicht sogar die einzigen Lösungen. Aber es gibt eben auch die anderen Bedingungen.
Was den Erhalt der Orgelkultur betrifft ist sicherlich die Digitalorgel nicht das alleinige Heilmittel.
In einer Kirche ist in jedem Fall eine vielkanalige externe Abstrahlung erforderlich und natürlich ein entsprechend stabiles Instrument erforderlich. Beides ist ja nun mal nicht die Serienausstattung und deswegen relativ teuer. Demgegenüber steht ein Gebrauchtorgelmarkt mit einem guten Sortiment und akzeptablen Preisen.
Also bitte keine Digitalorgel Baujahr 2023 mit umfangreicher Zusatzausstattung und externer Abstrahlung mit einer ungepflegt Pfeifenorgel Baujahr 1960 vergleichen.
Genießen wir die vielen Möglichkeiten beider Systeme in den entsprechenden Räumen.
Einen schönen Restsonntag und herzliche Grüße in die Runde
#24 RE: "Ars Organi" 71. Jg. Heft 3, Sep. 2023, S. 203-204
Danke UlrichDu für Deine Gedanken.
Bitte weitere Beiträge, die sich mit der Thematik befassen. Und bitte vor der Kommentierung den Beitrag lesen. So mein Wunsch.
Ich hoffe, es gelingt, den Aufsatz von Ehlbeck euch zugänglich zu machen. Er schreibt in der Einführung, es ginge nicht um Quack-Quack Pfeifenorgel gegen Digitalorgel, sondern darum, "ein naturwissenschaftlich-objektives Ergebnis über den kopierten Klang der Digitalorgel zu liefern" Mir ist dabei durchaus bewußt, dass dieser Satz bereits eine Wertung enthält. Aber wenn "Erkenntnisse aus der Physik, aus der Akustik und Strömungslehre für Gase" die Diskussion leiten, kann es mir nur recht sein.
Michael
#25 RE: "Ars Organi" 71. Jg. Heft 3, Sep. 2023, S. 203-204
@UlrichDu
...soso, "grundsätzlich richtig"!?
"Strömungslehre für Gase"!? 💨💨💨
Aha...👆🏻
Nun ja:
Ich begleite die Gemeinde in der Kirche
mit einer Digitalorgel, einer Viscount "Cantorum Duo" mit Pedal und einer zweikanaligen, externen Abstrahlung.
Da wird vom Gemeindegesang
nichts "weggesogen", wie auch Aufnahmen beweisen...
Sorry, aber diese GdO- und sonstigen Digitalorgel-Hasser hören, wenn es sein muß, "das Gras wachsen", um die Digitalorgel
auf plumpe oder raffiniertere Weise
zu verteufeln!
Genau so kommt dieser Artikel m.E. rüber:
Wenig Wissen über die verschiedenen Techniken digitaler Klangerzeugung;
Die Physical-Modelling-Technik existiert für den Verfasser, dem Herrn E., offensichtlich
überhaupt nicht.
Zuviel Theoretiker-Zwirn kann alles Mögliche madig machen! Das gilt nicht nur für den Bereich "Digitalorgel"...
Mir jedenfalls gehen diese "wissenschaftlich" aufgeblasenen Ergüsse
derart auf den Zeiger...
Viele Grüße
Bernhard
[quote="Canticus"|p73963]@UlrichDu
Mir jedenfalls gehen diese "wissenschaftlich" aufgeblasenen Ergüsse
derart auf den Zeiger...
---und ich mag ein pauschales bashing nicht. Dafür ist mit die Zeit zu wertvoll. Wer mag dann Herrn Ehlbeck direkt fragen, ob er so wie beschrieben ist?
Ich fange mal insoweit an, als ich im Jahre 2023 die Fußnote Wolfgang Adelung, Einführung in den Orgelbau, 1955 in der sechsten Auflage nicht sehr zielführend empfinde. Trotzdem interessiert mich die Richtigkeit der Behauptung: "Eine Pfeifenorgel macht also aus dem gleichzeitigen Erklingen von zwei Pfeifen einen neuen Klang" "Bei der Digitalorgel verschmelzen zwei gesampelte Töne im Wiedergabeklang nicht"
Für meine bescheidene Wahrnehmung erscheint der Unterschied in zwei Pfeifen im Gegensatz zu einem Lautsprecher. Zwei Pfeifen-zwei Lautsprecher-zwei Töne würden aber zum selben Ergebnis führen und die Behauptung Ehlbeck widerlegen?
Michael
...manche "Beweisführungen" sind so durchschlagend, daß man sie nicht kommentieren braucht...
Jedenfalls besteht kein Grund, die Digitalorgel ständig madig zu machen...
Und genau das versuchen die Realpfeifenorgel-Fanatiker auf jede erdenkliche Weise...
#29 RE: "Ars Organi" 71. Jg. Heft 3, Sep. 2023, S. 203-204
Eigentlich verschmilzt der Klang am meisten, wenn ich ihn durch einen Lautsprecher jage. Wie viel dabei von jedem einzelnen ursprünglichen Klang verloren geht, wird in Abhängigkeit der Intensität und der Obertonstruktur sein. Je mehr Lautsprecher und ein geschicktes Routing und um so weniger Verluste muß man beklagen. Den Rest macht dann der Kirchenraum. Hier bitte auch den Abschnitt Truepipe lesen: https://www.google.com/url?sa=t&source=w...sOjiVPlClA0obc4
Das ist schon lange her! Seitdem hat sich bei den Herstellern noch was getan.
Jetzt wäre die Frage, wie sehr sich die nahestehenden Pfeifen und in welcher Art beeinflussen und wie ist dann der Charakter des neuen Klanges im Vergleich zum alten. Das wäre noch aus der Quelle zu erschließen.
Mir kommt aber auch in den Sinn, daß die Tonkanzellenlade die Verschmelzung der Pfeifen auf der Kanzelle begünstigt, während das bei Kegellade oder Taschenlade nicht funktioniert.
Der Orgel in Oelsnitz wurde seinerzeit eine schlechte Klangverschmelzung attestiert. Wie geht das aber an, wenn die Pfeifen "grundsätzlich"? sich zu einem neuen Klang verschmelzen?
Nachtrag: Könntest Du bitte mal ein Klangbeispiel von Quintade 8 und Rohrflöte 4 geben?
Was lasst ihr euch so treiben von einem Theoretiker?
Selbst wenn er recht hätte und die Register bei einer DO nicht verschmelzten: Was macht das aus?
Wie immer ist es hilfreich, gewisse Thesen auf Ideologien abzuklopfen.
Auch die Frage "Wer hat Interesse an der Diskreditierung digitaler Orgeln?" hilft weiter.
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