New Viscount Opera 400 installation and voicing

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24.07.2024 13:10
#16 RE: New Viscount Opera 400 installation and voicing
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Physis bietet im Vergleich zu den Samplelösungen tatsächlich weitergehende Möglichkeiten, sich die eigene Orgel zu basteln und dennoch besteht die Limitierung, weil es nur einen begrenzten Satz an vorintonierten Registern gibt. Will ich mir meine Orgel bauen, brauche ich entweder noch mehr VCEs oder gleich das Erstellungsprogramm. Und dann bleibt die Frage, wie flexibel das Erstellungsprogramm ist.

Hier kommt dann das Wissen der Orgelbauer ins Spiel: Wohin soll die Reise gehen.... Da gibt es eine Menge theoretisches Wissen und am Schluß muß man beim Erstellen der VCE schon im Kopf haben, wie das Gesamtkonzept sein soll.

Automatismen können beim Erstellen des Registers helfen - wie gesagt - wie flexibel das Programm ist. KI wird vielleicht künftig etwas beitragen können, ersetzt aber nicht Wissen und Geschmack.

Ich habe lange gebraucht, bis ich den romantischen Gambenstreicherklang hatte, zu dem das Prinzipal richtig abgestimmt sein muß. Mit dem Wissen kann ich die KI füttern, aber bringt die mir dann das Ergebnis, das meinen Geschmack trifft?
Das Problem gibt es ja schon immer: Eine Sauer ist keine Walcker, keine Bärmig oder Jehmlich... da ist immer ein eigener Charakter. Und spätestens da werden der Parameter zu viele, die berücksichtigt werden müssen.

Würde ich also VCEs erstellen und nachher zusammenbauen, käme vermutlich eine waschechte Ippenstein raus, oder ich muß nach einer Vorlage eine Orgel imitieren. Die Walcker Hoffenheim ist ein ganz spezielles Beispiel. Herr Bossert hat sie aug YouTube ausführlich dargestellt.


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24.07.2024 13:36
#17 RE: New Viscount Opera 400 installation and voicing
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@Gemshorn: Das Zitat stammte wie gesagt aus sehr berufenem Munde und wurde außerdem gut begründet, was ich dann "volkstümlich" vereinfacht auf unser Beispiel und viel zu wenige Worte herunter gebrochen habe. Natürlich sind die Dinge wesentlich komplizierter, als sich das in einem Forumsbeitrag darstellen lässt.

Ich konnte meinen Beitrag wegen Deiner gerade geposteten Antwort nicht mehr ergänzen (und jetzt doppelt sich manches mit den interessanten Ergänzungen von Ippenstein):

Intonation bei Preifenorgeln bleibt in wesentlichen Teilen "analog" und genau das kann KI mit den jetzigen Möglichkeiten auf viele Jahre kostruktionsbedingt nicht. KI kann "nur" alles, was sich mathematisch berechnen lässt. KI "lernt", in dem man sie mit hunderten, besser tausenden Beispielen "trainiert". Am Ende kann aber nur herauskommen, was die KI aus diesen Beispielen als "Idealform" ableitet. Echte Kreativität ist im Gegensatz dazu immer "Regelverletzung" und damit mathematisch nicht erfassbar. Das "Gefühl" für guten Orgelklang ist per Definition von KI also nicht lieferbar, während dagegen der von Dir angeführte Warp-Antrieb fast schon ein Kinderspiel ist - solange er nicht in der realen Welt für jeden Menschen sicher funktionieren muss. Zusammen mit dem Input kluger Physiker und einiger Visionäre könnte man vermutlich einen Prototypen bauen und dann folgt eine lange Erprobungsphase, in der die Erfahrungen in der analogen Welt nach und nach mit "antrainiert" werden.

Doch zurück zur Intonation:

Jeder Kirchenbau ist individuell und hat eine eigene Akustik. (Fast) jede Pfeifenorgel ist ein Unikat. KI könnte Intonation evtl. "lernen", in dem man sie mit Klängen von allen Orgeln füttert und dazu die entsprechenden Raumdaten liefert. Ein riesiger Aufwand, den die Orgelhersteller dafür wiederum in der anlogen Welt treiben müssten. Ein Intonateur hat dagegen ein "Gefühl" für den Raum und den Klang und kennt jede Menge Tricks, also auch die Regelverletzungen: Paolos Kunst lässt sich nicht in ein mathematisches Modell pressen (so gern ich das hätte). Darüber kann man evtl. bei der übernächsten Stufe von KI nachdenken. Vorher scheitert die mathematische KI an vielen analogen Vorgängen.

Das heisst aber nicht, dass KI "nichts" kann!! Man kann viele Dinge damit machen. "Orgelportraits", also "akustische Fotos" drängen sich in diesem Fall auf und deren Kombination mit einer Raumanpassung, so dass die heimische Orgel den Klang des Originals optimal ins Wohnzimmer bringt.

Wie in diesem Forum früher mehrfach diskutiert, ist der enorme Vorteil von Hauptwerk (und nun LiVE), dass "durchintonierte" Orgeln als Gesamtkunstwerk klanglich reproduziert werden und damit eben gerade die in vielen Wochen am Original erreichte Abstimmung aller Register aufeinander. Während bisher der Ansatz im Sampling immer war, dass man sich schöne Register aus verschiedenen (!) Orgeln suchte und diese dann in eine Disposition gekippt hat. Die Fehlklänge bei einem solchen Vorgehen wird KI auf dem mathematischen Level evtl. nach festen Modellen mildern können. Nicht zu verwechseln mit der Raumanpassung, wie sie Ippenstein beschrieben hat. Aber um eine "schöne", individuelle Intonation zu erzeugen und zwar mit einem überschaubaren Rechenaufwand, müsste KI "fühlen" können. Darüber kann man in den 2030er Jahren mal wieder reden.


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24.07.2024 13:47
#18 RE: New Viscount Opera 400 installation and voicing
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Ich ergänze noch: Die Kunst des Intonateurs zeigt sich gerade an kleinen Orgeln, so man durch sehr geschickte Intonation einzelner Bereiche eines Registers erreicht, dass man z.B. für ganz bestimmte solistische Zwecke dort zwei Register kombinieren kann, die im restlichen Verlauf nicht passen usw.. Eine sehr gut und wohlüberlegt intonierte Orgel kann schon mit 12 bis 15 Registern fast alles -- wenn man denn weiss, wie. Schon da scheitern aber Aushilfsorganisten und würde man solche hochindividuellen Intonationen einfach der KI antrainieren, würde am Ende ein falsches "Idealbild" von Intonationen herauskommen. In einer DO erwarten wir solche Tricks (fast) nicht, sondern baut man die nötigen Register vollständig ein.


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24.07.2024 15:47
#19 RE: New Viscount Opera 400 installation and voicing
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Administrator

Zu all diesen Ausführungen wirst du von mir keinen Widerspruch hören.
Ich bin ja selber gespannt, wie schnell KI sich unter den Bedingungen unserer Zeit entwickeln wird können und wohin der Weg führt.
Mr. Data's positronisches Gehirn mag noch sehr weit von uns entfernt sein; dass es aber eines Tages Wirklichkeit wird - daran habe ich eigentlich kaum Zweifel.

Die KI muss ja gar nicht die komplette Intonation einer Orgel übernehmen. Aber so wie es KI-gesteuerte Beratung gibt ("Welches Smartphone entspricht am ehesten Ihren Bedürfnissen?"), so wäre für mich auch eine KI-gesteuerte Orgeldisponierung denkbar. Einige gezielte Fragen, welchem Typus die Orgel nahe kommen soll - und die KI schlägt eine entsprechend angelegte Disposition mit ausgewählten VCEs vor. Das ist durchaus schon auf heutigem Stand denkbar, wenn sich den jemand die Mühe macht, die Intelligenz zu trainieren.


Auf Orgelsuche.

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24.07.2024 19:42
#20 RE: New Viscount Opera 400 installation and voicing
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Zitat von Gemshorn im Beitrag #15
Vielleicht offtopic, aber wenn wir nun schon dabei sind...
KI mag im volkstümlichen Sinn "dumm" sein; diese Redeweise ist vielleicht auch ein Tribut an jenen Teil der Menschheit, der technischen Neuerungen mit Skepsis gegenübersteht und auch gewisse Ängste vor technologischen Revolutionen zeigt...

Die KI hat keine eigenen Wünsche oder Motive, macht "im Kopf" kein dialektisches Für und Wider und wird keine wirklich originellen Ideen haben, außer man dreht an den Parametern so sehr herum, dass jeder Kontakt zur Realität verloren geht. Das ist halt der Tradeoff.
Für bestimmte Probleme ist die schon jetzt hervorragend einsetzbar, und die Gefahren sind längst sichtbar. Die Leichtigkeit, mit der Amateure vollwertige Fälschungen erzeugen können, wird ja schon längst in Wahlkämpfen etc zur Desinformation ausgenutzt. Darauf soll die Regulierung ja im Grunde abzielen.
Und schon heute haben sich Teile der Gesellschaft (die sich durch "social" media so schön vernetzen können) vom Konsens abgekoppelt, was eigentlich Wahrheit ist und ob man Fachleuten noch Glauben schenken muss (sie sagen "nein" und klopfen sich dafür noch mit dem Wort "Skepsis" auf die Schulter). Wenn dieser Konsens über die Realität verloren geht, gewinnt am Schluss wieder, wer am besten den anderen Leuten auf den Kopf hauen kann; das hatten wir vor ein paar zehntausend Jahren schon und hatten es danach eigentlich teilweise überwunden =/

Zitat von Gemshorn im Beitrag #19
Mr. Data's positronisches Gehirn mag noch sehr weit von uns entfernt sein..

Das ist das Gehirn, das nicht im Stande ist, "I'm" statt "I am" zu sagen, oder? (=
Aber es mag anscheinend Katzen, also ist alles verziehen!

Zitat
Wenn ich in den Google-News nun aber wiederholt lese, dass Forscher sich einen Warp-Antrieb ala Star Trek inzwischen (grundsätzlich und in Zukunft) als realisierbar vorstellen..


Was für Forscher sind das denn? Sind das dieselben Leute, die prophezeit hatten, dass der LHC-Beschleuniger ein schwarzes Loch erzeugen würde?
Und wo ist das Dilithium für die kontrollierte Reaktion? (Asking for a friend :D)


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25.07.2024 01:10 (zuletzt bearbeitet: 25.07.2024 01:10)
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#21 RE: New Viscount Opera 400 installation and voicing
li

As background, a pointer to my forum post on the Viscount machine learning process for Physis-Plus.

Zitat von Ippenstein im Beitrag #12
Mich würde mal interessieren, ob bei Physis Pfeife für Pfeife eines Registers definiert werden kann, oder ob bestimmte Parameter auf alle Pfeifen eines Registers übertragen werden. Grund der Frage: Bei Einzelpfeifenerstellung ließen sich changierende Register erstellen.


It is unclear from the published materials if Viscount's use of machine learning has been applied to a rank of pipes as Ippenstein wondered. It seems likely that if Viscount hasn't done this yet, they will surely know that a rank of pipes varies over its octaves and they need to address that. They are using "manual" human judment if not using machine learning at this time.

Zitat von Laurie 3.0 im Beitrag #17
Wie in diesem Forum früher mehrfach diskutiert, ist der enorme Vorteil von Hauptwerk (und nun LiVE), dass "durchintonierte" Orgeln als Gesamtkunstwerk klanglich reproduziert werden und damit eben gerade die in vielen Wochen am Original erreichte Abstimmung aller Register aufeinander. Während bisher der Ansatz im Sampling immer war, dass man sich schöne Register aus verschiedenen (!) Orgeln suchte und diese dann in eine Disposition gekippt hat. Die Fehlklänge bei einem solchen Vorgehen wird KI auf dem mathematischen Level evtl. nach festen Modellen mildern können. Nicht zu verwechseln mit der Raumanpassung, wie sie Ippenstein beschrieben hat. Aber um eine "schöne", individuelle Intonation zu erzeugen und zwar mit einem überschaubaren Rechenaufwand, müsste KI "fühlen" können. Darüber kann man in den 2030er Jahren mal wieder reden.


I agree. The larger issue of machine learning-aided pipe organ division design involves a whole different set of "meta" acoustic parameters than those for a pipe/rank. While a pipe/rank acoustic sound is affected by the organ division design, the size of project to develop machine learning tools for the task seems so large such that no company is probably working on it at this time. Think of this as the change in task size when a pipe voicer moves from voicing one rank to tonally integrating a whole division of ranks or integrating all the divisions of an organ. At this time, such work requires immense experience and judgment of a master voicer who uses their acoustic understanding of instrument's room to make changes in divisions' ranks (and some experimenting;) to make a harmonious whole!


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25.07.2024 07:55
#22 RE: New Viscount Opera 400 installation and voicing
So

"Wie in diesem Forum früher mehrfach diskutiert, ist der enorme Vorteil von Hauptwerk (und nun LiVE), dass "durchintonierte" Orgeln als Gesamtkunstwerk klanglich reproduziert werden und damit eben gerade die in vielen Wochen am Original erreichte Abstimmung aller Register aufeinander."

Kann ich nur unterstreichen.


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25.07.2024 20:04 (zuletzt bearbeitet: 25.07.2024 20:04)
#23 RE: New Viscount Opera 400 installation and voicing
cl

Hat sich denn hier im Forum jemand mit "Dante" befaßt, bzw. kann mit bitte erklären wo der Vorteil bei einer Abstrahlung mit 28 geplanten Kanälen liegt. Bzw. was ich damit sonst noch machen kann? Dante ist auf Seite 11 im Katalog beschrieben.

Liebe Grüße vom Clemens

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25.07.2024 21:58
avatar  live3TA
#24 RE: New Viscount Opera 400 installation and voicing
li

Zitat von clemens-cgn im Beitrag #23
Hat sich denn hier im Forum jemand mit "Dante" befaßt, bzw. kann mit bitte erklären wo der Vorteil bei einer Abstrahlung mit 28 geplanten Kanälen liegt. Bzw. was ich damit sonst noch machen kann? Dante ist auf Seite 11 im Katalog beschrieben.


Here's a forum post from @trompetendulzian about the capabilities of Viscount's Dante: https://www.sakralorgelforum.net/t5054f1-My-new-Cantorum-Duo-Plus.html#msg77058


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28.07.2024 07:28
avatar  live3TA
#25 RE: New Viscount Opera 400 installation and voicing
li

DigitalPipes posted progress on voicing the plenum with Duruflé's Veni Creator Spiritus as the test "tune":


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06.08.2024 01:45 (zuletzt bearbeitet: 06.08.2024 01:49)
avatar  live3TA
#26 RE: New Viscount Opera 400 installation and voicing
li

DigitalPipes continues the voicing on the strings/celestes and demonstrates the results again using Durufle but his Chant Donné this time:


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17.08.2024 14:15
#27 RE: New Viscount Opera 400 installation and voicing
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Falls es jemand interessiert: Im US-Forum wird ebenfalls über die Videos diskutiert. Dort äußert sich Digital Pipes auch selbst.

Link zur Seite6, dort ab Post #84 Video-Diskussion (Englisch)


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