Danke für die Antwort.
Da bin ich schon auf manches gespannt.

Habe das Werkbuch zum noch aktuellen GL nie in die Hand bekommen.
Eigentlich geht es mir auch weniger um ein "Werk"buch (als Arbeitshilfe), sondern vielmehr um ein wenig Backgroundinformation, warum man sich für diese und jene Melodiefassung (vor allem hinsichtlich der Abweichungen vom derzeitigen GL) entschieden hat: Wollte man den Noten-Urtext zur Geltung bringen? Oder folgte man einer besonders weit verbreiteten Variante? Darüber würde ich gerne mehr lesen/hören.

Danke auch für diese Auskunft; man gewinnt den Hauch einer Ahnung, was für ein Arbeitsaufwand hinter mancher Entscheidung stecken mag.

Konkret würden mich drei Dinge interessieren:

1. Warum änderte man "Ihr Freunde Gottes allzugleich" auf die Viertelnotenfassung zurück?[/*]
2. Warum wurde bei "Schönster Herr Jesu" (Melodie im Österreichteil) der Aufschwung zur Note d'' bei "Gottes und Marien Sohn" durch ein a' ersetzt? Selbst im EG steht die hierzulande bekannte Melodiefassung (Leipzig 1842) - ohne diese Veränderung, die durch keine mir bekannte Gesangspraxis gedeckt ist. Auch anderssprachiger Versionen dieses Liedes, wie man sie im Internet zuhauf findet, führen den melodischen Ausbruch nach d'' durch. Warum nicht das Gotteslob?[/*]
3. Warum wurde die allgemein bekannte Melodiefassung von "Dem Herzen Jesu singe" (Österreichteil) im Refrain bei den Worten "in alle Ewigkeit" (vorletzte Zeile in der Druckfassung des Österreichteils) abgeändert?[/*]

Danke, Guilain.
Es erklärt zumindest Einiges...

Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung, dass die Regionenvielfalt Österreichs sich nicht mit einem "universellen" Eigenteil abbilden lässt. Das war ein Fehler, liebe Leute...

Was mir beim Durchssehen auffiel: Beim Choral "Gottheit tief verborgen" fehlt jeder zweite Gliederungsstrich* im Notenbild.

Im alten GL gab es kürzere und längere Gliederungszeichen; ich empfand das stets als sinnvolle Anweisung für die Ausführung der Choralmelodie mit kürzeren und längeren Pausen. Das Ganze sah bislang so aus:

Zitat

---

Gottheit tief verborgen, ' betend nah ich dir. |
Unter diesen Zeichen ' bist du wahrhaft hier. |

---

Im neuen GL wird es so aussehen:

Zitat

---

Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir. '
Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier. '

---

Ist das sinnvoll? Wer den Choral nicht kennt, könnte auf die Idee kommen, ohne gliedernde Pausen nach "verborgen" und "Zeichen" durchzusingen. Oder ist das am Ende so gewollt?
__________________________
*) Sorry, kenne den Fachausdruck nicht.

Zitat von Guilain

---

Die Lied-AG wollte vermeiden, dass Gliederungszeichen als Zäsuren oder gar Pausen interpretiert werden.

---

Diese Begründung kann ich für "normale" Liedern durchaus nachvollziehen - und in der Tat sind die Atemzeichen im neuen GL ja drastisch reduziert worden. Fraglich aber, ob eine bloße Reduktion verhindert, dass die verbliebenen Atemzeichen nicht doch wieder von manchen Organisten als Pausenzeichen missinterpretiert werden. Um dieser Unsitte zu wehren, hätte man schon gänzlich auf die Strichlein verzichten müssen... Zudem blieb bei den Strophen auch der nach Versen gliedernde Schrägstrich erhalten.

Bei choralmäßigen Gesängen wie "Gottheit tief verborgen" erfüllten die Strichlein aber doch eine andere Funktion; da waren sie ja tatsächlich als Pausenzeichen zu verstehen.
Nun aber fehlen sie - und es bleibt unklar, wie die Choralmelodie interpretiert werden soll.

Ich glaube, das wurde schon irgendwo verneint, u.a. aus lizenzrechtlichen Gründen.
Das "Gotteslob auf CD-ROM" war alles andere als eine 1:1 Ausgabe des Gotteslobs; es handelte sich um recht lieblos gelayoutete capella-Dateien der GL-Lieder.

Beim Durchsehen fand ich einige Fehler, z.B. fehlende Bindestriche bei "Christ ist erstanden" und "Gelobt sei Gott im höchsten Thron". Irgendein Lied, welches nach der Melodie von "Ihr Christen, hoch erfreuet euch" gesungen wird (die Nr. reiche ich nach), wurde mit dem Verweis auf eine Alternativmelodie unter Nr. XY versehen; schlägt man dort nach, findet man jedoch dieselbe Melodie vor - allerdings in anderer Tonart.

Ich freu mich schon auf die 2. Auflage... [wink] ... und hoffe, dass die zuständigen Stellen auf die hier geäußerte Kritik aufmerksam gemacht werden.