Renovierung Domorgel St. Stephan

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05.10.2020 07:23
#181 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
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Moderator

Hallo, Ihr Konzertnachteulen!

*Neugiermodus ein* Wie war's denn? Erzählt doch mal ...

LG
Michael


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05.10.2020 08:29
#182 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
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Administrator

Guten Morgen.
Nach kurzer Nacht ein noch kürzerer Bericht: Das Konzert war mir deutlich zu lang; es begann um 22:30 (auch nicht ganz pünktlich) und endete erst um Mitternacht. Für jemand, der Montag Früh um 5:55 aus den Federn muss, eine herbe Uhrzeit, zumal ich nicht gleich neben dem Stephansdom wohne.

Die dargebotene Musik war mir samt und sonders unbekannt. Das Programm bestand aus drei Stücken, die - bei genannter Konzertdauer - auch ziemlich lang dauerten:

Richard Wagner, Tannhäuser Ouverture (Bearbeitung Nathan Laube)
Maurice Duruflé, Prelude, Adagio, et Choral sur le “Veni Creator”
Franz Schmidt, Chaconne in cis-Moll

Erstes Stück spielte Laube gänzlich ohne Noten, höchst erstaunlich. Die Vielfalt der Orgelfarben kam in vielen Nuancen zur Geltung, was übrigens auch für die beiden anderen Stücke galt: Vom sanften Streicher, der gerade noch hörbar den Dom durchsäuselte bis zum donnernden Plenum auf mehrfacher 32'-Basis.

Mehr kann ich auch schon nicht sagen. Zur Musik selber: Meinen Geschmack traf das Programm leider nicht; am ehesten konnte ich noch mit der Wagnerschen Ouverture etwas anfangen. Durufles Veni Creator blieb für mich ohne erkennbares Highlight, die Schmidtsche Chaconne war vor allem eines: unendlich lang. Die harmonischen Verläufe und melodischen Themen erschlossen sich mir nicht wirklich.
So blieb das Konzert für mich über weite Strecken ein Hinhören auf die Orgelfarben, was schon aus dieser Perspektive lustvoll genug war.


Auf Orgelsuche.

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05.10.2020 08:36
#183 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
ka

Mir hat das Konzert und die Präsentation gestern Nachmittag sehr gut gefallen. Gerne hätte ich ein paar Klänge für die Dorforgel eingepackt. Lg


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05.10.2020 10:01
#184 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
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Administrator

Der High-Tech-Spieltisch erinnert mich übrigens fatal an meine alte Lieblingsfernsehserie Raumschiff Enterprise:




Auf Orgelsuche.

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05.10.2020 10:07 (zuletzt bearbeitet: 05.10.2020 10:11)
#185 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
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Moderator

Ich finde die Wippen superpraktisch. Stell' Dir diese Anlage mal mit lauter Garderobenhaken-Zügen vor ... *würg*
Das Möbel selber würde ich anhand seiner Kubatur von vorn selbst aus der Nahdistanz nicht als Spieltisch ansprechen, sondern für einen mobilen Altar, ein Taufbecken oder eine Kredenz halten. Aber das ist ja mglw. Absicht (des Architekten/Designers).

Auch bei der Schuke in Brandenburg/Havel, die ich kürzlich beäugt habe, ist der Zentralspieltisch ein Muster an Übersichtlichkeit und Ergonomie. Hans Klais läßt grüßen. Der hat m.E. bereits in den 30er Jahren den ultimativen Spieltisch gebaut, den damals (fast) alle nachgemacht haben.

LG
Michael


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05.10.2020 10:15
#186 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
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Administrator

Ich wollte mich vor allem auf den metallischen Look der Spieltischaußenseite beziehen. Keine Ahnung, ob das Holz, Stein, Beton oder Metall ist: Es sieht jedenfalls aus wie aus einem Sci-Fi-Film der 60er Jahre.


Auf Orgelsuche.

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05.10.2020 10:49 (zuletzt bearbeitet: 05.10.2020 10:54)
#187 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
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Moderator

Die Zeiten, dass man an der Form auch die Funktion eines Objektes erkennen kann, sind wohl definitiv passé. Heutzutage lautet die Kernfrage: Was ist das? Orgelspieltisch? Gefriertruhe? Computertomograph? Sarkophag?

Ich kenn' eine Orgel aus den späten 80ern, die sieht aus wie eine blaue Kaffeemaschine. Der zuständige "bischöfliche Kunstreferent" lebte seine farbliche Vorliebe voll aus aus und ließ alle neuen Orgeln blau/grau anpinseln. Einige ähneln den Schlachtschiffen der Reichsmarine im Tarnanstrich.

Stell' Dir vor, irgendein "Künstler" wäre in Wien auf die Idee gekommen, den ungemein stimmigen und beeindruckenden Prospekt durch ein paar hochkant gestellte Kisten zu ersetzen (wie es kürzlich im Emsland geschehen ist). Oder nein - stell' es Dir besser nicht vor ...

LG
Michael


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05.10.2020 10:53 (zuletzt bearbeitet: 05.10.2020 10:54)
#188 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
Ma

Naja, im Emsland hat man „keinen Prospekt“ durch Holzlamellen ersetzt. Passt doch.
Diese Orgel dort würde ich mir gerne mal ansehen.
Der Wiener Spieltisch gefällt mir, wie der großartige Prospekt, sehr gut! Ist bestimmt eine tolle neue Rieger-Orgel geworden.

Gloria Concerto 350 Trend

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05.10.2020 11:02 (zuletzt bearbeitet: 05.10.2020 11:02)
#189 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
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Moderator

Jo, im Emsland fehlen nur noch die Aufkleber "zerbrechlich" und die Hinweispfeile "oben" dran. Egal, wie gut sie klingt: Sie sieht scheußlich aus, finde ich. Aber wenn sie gut klingt, kann einem die Optik egal sein.
Ich kenne ein paar potthäßliche Lattenzaun-Haerpferinnen in meiner Heimat, die phantastisch klingen. Und ein paar optisch sehr gelungene Orgeln einer untergegangenen moselländischen Firma, die klingen wie ein Sack rostiger Nägel - wenn sie denn mal funktionieren ...

LG
Michael


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05.10.2020 13:26 (zuletzt bearbeitet: 05.10.2020 13:59)
#190 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
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Hmm..

Von der tastenlosen Seite gesehen erinnert es mich frappierend an diverse "modern" gestaltete "Volksaltäre"...😉

PLZ (erste zwei Ziffern): 69

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05.10.2020 17:06
#191 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
ka

Ich weiß nicht, was euch nicht gefällt? Die Orgel auf der Empore ist ja nicht neu sondern erneuert und musste auch so erhalten werden. (Denkmalschutz, so habs ich verstanden)


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05.10.2020 18:09
avatar  pvh
#192 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
pv
pvh

Hallo,

Zitat von Wichernkantor im Beitrag #187
Die Zeiten, dass man an der Form auch die Funktion eines Objektes erkennen kann, sind wohl definitiv passé. Heutzutage lautet die Kernfrage: Was ist das? Orgelspieltisch? Gefriertruhe? Computertomograph? Sarkophag?

Aber konnte man in früheren Zeiten von der Rückseite eines freistehenden Spieltisches wirklich auf die Funktion des Objekts schließen? Diejenigen, die ich kenne, sehen aus wie beliebige Schränke bzw. Kommoden ohne Türen oder wie die Rückseite von Schränken bzw. Kommoden. Die Funktion erschließt sich nur, wenn man die andere Seite sehen kann oder aus der räumlichen Nähe zu Orgel/Prospekt oder vielleicht auch, wenn man die oftmals darauf herumliegenden Folianten als Orgelbücher erkennt.

Da es sich hier im Stephansdom ja um einen Spieltisch mit elektrischer Traktur handelt, folgt die Form vermutlich der eingebauten Technik der eben halbrundförmigen Spielkonsole, die man von der Spielerseite klar als solche erkennt. Insofern folgt die Form m.E. schon der Funktion (die Konsole nach hinten abzuschließen, um die innenliegende Technik zu schützen). Ob die Gestaltung jetzt zu der übrigen Ausstattung des Domes passt oder einen isolierten Fremdkörper darstellt, kann ich natürlich nicht beurteilen.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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05.10.2020 18:10 (zuletzt bearbeitet: 05.10.2020 18:12)
#193 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
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Moderator

Zitat von kasi040552 im Beitrag #191
Die Orgel auf der Empore ist ja nicht neu sondern erneuert


Na, na, das ist wohl Definitionssache. "Technischer Neubau mit vollständiger Reorganisation unter weitestmöglicher Verwendung vorhandenen Registerbestandes" wäre wohl die zutreffende Umschreibung. Wenn man das Buch zur Orgel liest, erfährt man, warum.

Ich werde mich zudem hüten, etwas über die klangliche Qualität der Orgel zu sagen, bevor ich sie nicht live gehört habe.
Ferndiagnosen überlasse ich gern anderen ...

LG
Michael


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05.10.2020 18:54
#194 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
Me

Na dann sag ich mal was zur klanglichen Qualität und auch zum Spieltisch und zu Konzert und zum Prospekt.
Der Prospekt ist denkmalgeschützt und musste erhalten werden. 50% der Pfeifen aus den 60ern wurden wiederverwendet, der Rest ist neu. Gestern fiel häufig das Wort: die renovierte neugebaute Orgel, hm.

Der Klang ist sehr fein, da kann man nichts meckern - der Umbau, der etwa 47000 Arbeitsstunden erforderte, brachte eine sehr schöne Orgel hervor. Besonders, wenn man damit umgehen kann, hat sie doch zusammen mit den 55 Registern der Chororgel 185 Register, lässt sie keine Wünsche offen.
Nathan Laube war gestern für mich der "Mann der leisen Töne", was sicher nur in der Nacht wirklich stimmig ist. Am Nachmittag mit dem Lärm am Platz von Bläsern, vielen Menschen wäre die Registrierung der 3 großen Werke nicht ganz so schön gewesen. Da gabs etliche Sorten von einem Pianissimo vom Feinsten. Gleich der Anfang vom Tannhäuser mit dem Thema, das, vermute ich, von Prinzipalen in 8'-Lage gespielt wurde, zeigte die Qualität des Orgelspiels von Laube (das war eines der ganz wenigen Arrangements von Opernmusik, die mir je gefallen haben). Ich war sofort in den Bann gezogen, da stimmte einfach alles - Tempo, Duktus, Registrierung - zum Entspannen schön! Viele Registerwechsel, Klangfarben, die die Orgel facettenreich zeigte, souveränes und unprätentiöses Spiel. Auch die nachfolgenden Stücke in gleicher Qualität - ein Meister am Werk an einer schönen Orgel. Einer Meinung mit Gemshorn punkto Lautstärke bin ich nicht - ein großes FF gabs gar nicht. Auch nicht am Schluss der Chiaconne vom berühmten österreichischen Komponisten Franz Schmidt. Das war nur ein Prinzipalchor. Nachdem ich hinter dem Spieltisch etwa in der Mitte des Doms saß, hatte ich ich die Leuchten der Setzeranlage direkt vor Augen und da leuchtete nicht viel.
Ich denke, ich hatte einen idealen Sitzplatz, die Riesenorgel füllte dort den Raum gut und wenn ich mich nicht irre, erklang keine Pfeife der Chororgel.
Am Nachmittag war ich im Seitenschiff ein paar Reihen weiter vorne und hatte den Eindruck, dass die Riesenorgel wie auch davor schon, den Raum allein nicht ganz füllt. War die Chorogel im vorderen Teil des Domes dabei, konnte man sich über einen Mangel an Lautstärke aber sicher nicht beklagen. Die Zungen und tiefen Pfeifen erfüllten auch ohne die Chororgel jeden Wunsch nach Lautstärke und sonorem Klang.
Der Stephansdom ist akustisch ein schwieriger Raum, weil in der Mitte der Klang bricht/versickert, was am Sandstein und am Bau liegt. Schließlich war die Westempore nie als Musikempore gedacht. Ich hatte aber den Eindruck dass die neue Riesenorgel auf jeden Fall auch weiter vorne präsenter ist als die alte Riesenorgel.
Das Crescendo beider Orgeln während der Orgelpräsentation ließ keinen Wunsch offen, da war alles da, vom ppp bis zum fff im prächtigen Zungenklang - ein Traum, von gerade noch hörbar bis zur ganzen Fülle, die nicht schrie...

Aber zurück zum Programm, das war ein Marathon für den Organisten, aber auch für die Zuhörer, drei Riesenwerke in etwa 80 Minuten. Ein wenig Ecken und Kanten habe ich vermisst- da wäre ich wieder etwas munterer geworden. Aber es war großartig gespielt und hat großartig geklungen.

Übrigens der ganze Sonntag war einfach ein gelungenes helles schönes Fest, das in diesen Zeiten noch mehr Genuss als sonst bereitete, trotz der Masken und Abstandregeln.

Möge es noch viele gelungene Konzerte geben und ein langsames Kennenlernen des großen feinen Instrumentes!
Man kann nur hoffen, dass die berühmten Organisten der kommenden Wochen ein- und ausreisen dürfen.

Übrgens das geschmähte Metall am Spieltisch, der mir übrigens von der Tastenseite aus betrachtet, sehr gut gefällt, ist Weißgold - als Blattgold aufgetragen.

LG Metallgedackt


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05.10.2020 19:20
#195 RE: Renovierung Domorgel St. Stephan
Ma

Ganz herzlichen Dank für die präzise Schilderung!

Das Konzert mit Laube muss wirklich ein Fest gewesen sein ... ein ganz toller Spieler.

Nach dem, was ich bislang von dieser Maßnahme gelesen habe, denke ich, dass klanglich kein Stein bei der neuen Hauptorgel auf dem anderen geblieben ist, so dass man eigentlich von einer Rieger-Orgel sprechen sollte.

Gloria Concerto 350 Trend

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