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Liturgisches Leben und Corona
#511 RE: Liturgisches Leben und Corona
Hallo,
wir haben für den Gottesdienst um 22 Uhr bei 300 Sitzplätzen 61 Anmeldungen (inkl. mir und der Helfer), darunter mehrere "Familienverbände" mit 4-8 Personen, die kompakt gesetzt werden können, so dass ansonsten 1,5 Abstand und mehr möglich sind. Die angemeldeteten Besucher/innen kenne ich zu 2/3, alles regelmäßige Gottesdienstbesucher und vernünftige Leute. Bei einer 7-Tage-Inzidenz von noch ein Stück unter 40 ist das Risiko hier schon begrenzt. Dennoch werde ich FFP2-Maske tragen und auch damit zu singen versuchen, weil ich das Risiko, andere anszustecken, für die nächsten Tagen minimieren möchte. Die letzten 10 Tage habe ich niemanden getroffen, lediglich Kollegen/innen zu 2-Minutengesprächen auf dem Flur (Maskenpflicht im ganzen Gebäude!). Ich habe mit Maske auf dem Markt (im Freien bei Wind) eingekauft und war nur 10 Minuten im Supermarkt , das aber mit FFP2-Maske. Seit März nutze ich keinen ÖPNV mehr und fahre alles mit dem Fahrrad. Von daher fühle ich mich relativ sicher und glaube, auch für andere keine große Gefahr zu sein. Natürlich gibt es keine 100prozentige Sicherheit, aber die gibt es ja niemals.
Also: Vernünftige Regeln für den Gottesdienst und persönliche Aufmerksamkeit und Achtsamkeit können, so denke ich, die Risiken drastisch auf ein sehr überschaubares Maß reduzieren. Was die neuen, ansteckenderen Mutationen angeht, so werden wir sehen, bis jetzt sind die anscheinend noch nicht hier in der Region.
Im Gottesdienst werde ich Choralvorspiele zu Weihnachtsliedern spielen, die die Lieder klar erkennen lassen und Assoziationen wecken sollen, bei denen man aber nicht mitsingen kann (u.a. von "wichernkantor"). Ich selber werde dem Pastor vorschlagen, "Kyrie", "Antwortpsalm" (am Stück ohne Kehrverse zwischen den Versen), "Hallelujaruf" und ein kurzes "Agnus Dei" vorzusingen. Ich überlege, je nach Ablauf des Gottesdienstes, am Ende eine Strophe "Stille Nacht" vorzusingen. Ansonsten gibt es eben Choralvorspiele und andere Stücke über "Stille Nacht".
Mal sehen, kann doch auch ganz gut werden.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Ich kann viele Argumente nachvollziehen, die meine Vorredner genannt haben, und respektiere sie. Aber vermutlich muss in dieser Zeit jeder zusammen mit den jeweiligen Geistlichen seinen eigenen Weg finden.
Für mich persönlich wäre Weihnachten trostlos, wenn ich nicht in der Kirche Musik machen könnte. Ein Heiliger Abend ohne "Transeamus" und "Stille Nacht", ein erster Feiertag, an dem nicht ein strahlend-kräftig-gregorianisches "Puer natus est" den Gottesdienst eröffnet – da würde mir persönlich was abgehen. Ich möchte einfach loswerden, was ich gemacht habe – egal ob das für andere umsetzbar ist, oder ob es alle für richtig empfinden.
Momentan haben wir in Bayern Singverbot und Maskenpflicht für die Gemeinde in den Gottesdiensten und dürfen mit maximal 10 Personen als "Ensemble" musikalisch tätig werden. Proben sind nicht erlaubt, nur zur Abstimmung vor dem Gottesdienst). Vor diesem Hintergrund gestalte ich jeweils mit einigen SängerInnen des Chores die Gottesdienste mit Gemeindeliedern, die wir stellvertretend singen. – Die Botschaft an die Gemeinde ist: Ihr dürft nicht, aber wir als Chor sind da und nützen die Möglichkeiten, wir leihen euch unsere Stimmen. Jede(r) SängerIn darf dabei selbst entscheiden, ob er/sie unter den aktuellen Umständen singen möchte, oder nicht. Ich habe normalerweise keine Probleme, meine vier Plätze auf der Empore mit einzelnen oder Paaren zu füllen.
Für die auf Geheiß unseres MP Söder vorgezogene Christmette hatte ich daher folgendes Programm:
- Weihnachtsmartyrologium (Kantor)
- Einzug: Nun freut euch, ihr Christen (3 Str., SängerInnen)
- Kyrie: Robert Führer, Messe op. 171 (Solo+Orgel)
- Gloria: Missa de Angelis (Kantor/SängerInnen)
- N.d. 1. Lesung: Es ist ein Ros entsprungen (3 Str., SängerInnen, "Antwortgesang" auf die Jesaja-Lesung)
- Halleluja+Vers
- Credo: Credo III (Kantor/SängerInnen) mit Einschub "Et incarnatus est" (Solo+Orgel)
- Gabenbereitung: Anonym (Schnabel), Transeamus usque Betlehem (Solo, Orgel, Violine beim "Gloria")
- Sanctus/Benedictus/Agnus Dei: Robert Führer, Messe op. 171 (Solo+Orgel)
- Kommunion: Reichardt, Heilige Nacht (Orgel+Violine)
- Dank: O du fröhliche (3 Str., SängerInnen+Violine)
- N.d. Segen: Stille Nacht (3 Str., SängerInnen+Violine)
Zugegeben – das kann man nicht überall durchziehen.
Die Anspannung war allen Beteiligten (Pfarrer, SängerInnen, Chorleiter, Gemeinde) vor Beginn deutlich anzumerken. Als der Pfarrer aber am Ende des Gottesdienstes dazu ansetzte, sich für die Kirchenmusik zu bedanken, wurde er von einem spontanen langanhaltenden Applaus der bis dahin schweigenden Gemeinde unterbrochen. Wir hatten ganz offenbar den richtigen Ton getroffen. Und wir standen allesamt mit dicken Tränen in den Augen auf der Empore. Nach dem abschließenden "Stille Nacht" wurden die SängerInnen von vielen Kirchenbesuchern am Ausgang erwartet und noch einmal ausdrücklich gelobt.
Wir haben schwierige Zeiten, und wir müssen abwägen, was wir tun. Mich motiviert aber immer der Spruch unseres Bischofs: "Wir lassen nichts ausfallen ... – ... wir lassen uns was einfallen!"
Darum wünsche ich allen auch im kommenden Jahr noch viele kreative Momente, den Aktiven eine dankbare und nicht immer nur nörgelnde Gemeinde, und vor allem Geistliche, die offen sind für manche durchaus spontane Gottesdienstgestaltungen.
Bei uns wurde die Kuhstalloption zum HA kurzfristig verworfen und als Outdoorversion auf dem Kirchenvorplatz ausgeführt.
Als KiMu ohne Ausbildung (nur D- Prüfung) sind die Gottesdienste ohne Gemeindegesang eine Herausforderung. Wo ich sonst nur begleite und meine laienhaften Harmonisierungen im Gemeindegesang egalisieren konnte, musste ich jetzt konzertant (Solo) spielen. Alle hören mir zu. Ganz neue Erfahrung. Mag ich nicht.
Outdoor mit dem Keyboard im Winter hat auch so seine Tücken. Kalte Finger, feuchte Tasten, der Wind zauselt an den Noten trotz Wäscheklammersicherung. Nach der dritten Christvesper wünscht man sich nur noch in der warmen Bude zu sitzen.
Corona lernt einem mit diesen Umständen umzugehen. Ob man will oder nicht.
Zitat von Abstrakte im Beitrag #513
...Als KiMu ohne Ausbildung (nur D- Prüfung) sind die Gottesdienste ohne Gemeindegesang eine Herausforderung. Wo ich sonst nur begleite und meine laienhaften Harmonisierungen im Gemeindegesang egalisieren konnte, musste ich jetzt konzertant (Solo) spielen. Alle hören mir zu. Ganz neue Erfahrung. Mag ich nicht.
Outdoor mit dem Keyboard im Winter hat auch so seine Tücken. Kalte Finger, feuchte Tasten, der Wind zauselt an den Noten trotz Wäscheklammersicherung. Nach der dritten Christvesper wünscht man sich nur noch in der warmen Bude zu sitzen.
Gerade deshalb zolle ich Dir gerne Lob, Anerkennung und Bewunderung. Dir und allen anderen, die in dieser "besonderen" Zeit eben auch "besonderes" leisten um den Gottesdienstbesuchern wenigstens "eine Art" von musikalisch-gottesdienstlichem Weihnachtserlebnis zu retten.
Es sind schon komische Zeiten...
VG
Aeoline
#516 RE: Liturgisches Leben und Corona
Zitat von wohli im Beitrag #515Zitat von fawe im Beitrag #512
... der Spruch unseres Bischofs: "Wir lassen nichts ausfallen ... – ... wir lassen uns was einfallen!"
Ich wünschte bei uns gäbe es auch nur ansatzweise diese Einstellung ...
Lieber wohli,
auch mir gefällt dieser Spruch des Bischofs. Dergleichen sind auch in unserem Kirchenbezirk Marburg der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland bis zum 10.01.2021 alle Präsenzgottesdienste ausgesetzt...
Obwohl... - die Infektionszahlen in unserem Bereich sind fünfmal höher als im Lockdown im Frühjahr. Warum also jetzt "Mut" zeigen? - die "Gefahr" ist fünfmal höher als im Frühjahr. Vielleicht haben wir uns an die "Gefahr" mittlerweile gewöhnt. Das gefährliche daran ist, dass sich die "Gefahr" nicht ändert - wohl aber unsere Vorsicht ihr gegenüber.
VG
Aeoline
#517 RE: Liturgisches Leben und Corona
Hallo,
@fawe: Das war aber ein langes Programm zu Hl. Abend! Da muss man ja aufpassen, dass man die Ausgangsperre in Bayern ab 21 Uhr nicht verletzt! Bei uns wäre so etwas nicht möglich gewesen, weil trotz 7-Tage-Inzidens von < 40 (heute 33) im Gottesdienst aufgrund der Verordnung der Landesregierung nur 1 Person singen darf. In Landgemeinden darf die Person dann von einer zweiten Person unterstützt werden. Das hat das Bistum wohl ausgehandelt, weil sich auf dem Land manchmal niemand findet, der sich traut, alleine vorzusingen. Weiter sind auch keine Gruppen von Musiker/innen erlaubt: "Ein_e Kantorin/ ein_e Organist_in (oder ein alternatives Begleitinstrument) können die Gottesdienste musikalisch gestalten."
Wir haben die Vorgabe, die Gottesdienste möglichst kurz zu halten. Dennoch dauerte bei uns die Christmette mehr als 1 Stunde. Das lief in etwa so ab, wie ich oben geschrieben habe. Der Anwortgesang fiel aus, weil der Pastor in eine Statio an der Krippe nach der Begrüßung die alttestamentliche Lesung einbaute. Und der Schluss wurde modifiziert: Nach dem Segen verließen alle die Kirche und stellten sich vor der Kirche im 2m-Abstand auf. Währenddessen spielte ich 2 Choralvorspiele zu "Stille Nacht". Dann eilte ich nach draußen und stimmte "Stille Nacht" an. Singen im Freien mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz ist erlaubt. Dann schnell wieder zurück zur Orgel und noch ein Nachspiel zu "Stille Nacht" den Leuten mit auf den Nachhause-Weg gegeben. War so den Umständen entsprechend eigentlich ganz OK. Auch Vorsingen ohne Mikro mit FFP2-Maske ging schon. Auf alle Fälle wird die Infektionsgefahr im sehr niedrigen Bereich geblieben sein.
Heute im Gottesdienst nur ca. 40 Personen auf 300 Sitzplätze. ich denke, das war auch kein Problem bei einer Inzidenz von 33. Ich habe auch einzelne Liedstrophen vorgesungen. Sich selbst beim Singen mit MNS begleiten, ist schon nicht ganz einfach und anstrengend.
Noch eine Information aus einem Wissenschafts-Potcast zu Aerosolen. Wenn man die beim Atmen produzierte Menge an Aerosolen = 1 setzt, dann ergeben aufgrund von Experimenen sich stark vergröbert und nach Pi x Daumen folgende Werte:
Atmen = 1
Leises Sprechen = 2
Blasinstrument = 5
Lautes Sprechen = 6
Singen = 10
Schreien = 100
Husten = 200
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
@ aeoline -
Bei uns gibt es nach wie vor Präsenzgottesdienste, wenngleich auch nicht in allen Gemeinden des Bezirks. Würden sie mal ausgesetzt ...
Nach der Pause im Frühjahr ging es mit viel Enthusiasmus und den begrenzten Möglichkeiten voran, mittlerweile ist die Luft raus. Von 15 Instrumentalisten sind noch 4-5 übrig, die immer zusammen spielen, von 6 Organisten einer. Gottesdienste werden lieblos musikalisch umrahmt, selbst das vorhandene Potential wird kaum genutzt - im Weihnachtsgottesdienst waren 22 Personen anwesend, von einer Gemeinde mit ca. 200 Mitgliedern, 40 hätten gedurft, in normalen Zeiten wären wir mindestens 120 gewesen ... Gründe dafür ist sicherlich nicht nur Corona, aber das gibt uns den Rest.
LG Bernd
Hallo Christoph,
wir haben nicht "gehudelt" (würde unser Pfarrer gar nicht zulassen) und waren trotzdem um 20.15 fertig. Da hatten die Leutchen sogar noch Zeit, sich gesegnete Weihnachten zu wünschen. Die Führer-Messe ist sehr kurz, jeder Abschnitt 1–2 Seiten.
Auch wir sind vorsichtig, wir wägen ab, was möglich und erlaubt ist. Und das Singen für die Gemeinde haben wir komplett eingestellt, wenngleich z.B. der Dialog vor dem Evangelium oder der Präfation erlaubt wäre. Klarer Schnitt: Es singt nur eine Kleingruppe oder der Organist selber. Wir haben in unserer Pfarrei wohl Glück. Mir selber (auch als nur C-Musiker) macht Singen und Spielen gleichzeitig nichts aus.
Und ich bewundere aber auch alle, die sich unter schwierigeren Umständen durchkämpfen, um denen, die sich in die Kirche trauen, wenigstens etwas Weihnachtsfeeling zu vermitteln. Patentlösungen gibts vermutlich nirgends ...
LG fawe
Ich erwähnte ja, dass wir im Burgenland derzeit eine bischöfliche Sondererlaubnis zum Singen eines Schlusslieds haben. Wird ab Montag irrelevant, weil die Kirchen wieder einmal schließen.
Von kleinen Landgemeinde höre ich, dass sie trotz Verbotes singen - sicher mit MNS und Abstand. Die 7-Tages-Inzidenz liegt bei uns im Osten zwischen 112 und 133.
#521 RE: Liturgisches Leben und Corona
#522 RE: Liturgisches Leben und Corona
Ich hatte heute meinen 5. Gottesdienst in vier Tagen. Bei uns sind katholische Gottesdienste nach örtlicher Entscheidung erlaubt, in Erfurt und im katholischen Eichsfeld wurde sich bspw. komplett dagegen entschieden.
Bei uns nur mit Voranmeldung, genereller Maskenpflicht und Verbot jeglichen Gemeindegesanges. Ich habe also alles selbst spielen und singen müssen, teilweise unterstützt durch ein, zwei Mutige auf der Empore. Einzelne Liedstrophen und liturgische Antworten wurden von der Gemeinde gesprochen.
Der Gottesdienstbesuch ist stark eingebrochen, nur noch 15 - 35 Leute.
Ich wünsche allen eine gute restliche Weihnachtszeit und ein besseres 2021. Bleibt gesund!
Beste Grüße von
Seltengedackt
#524 RE: Liturgisches Leben und Corona
Die Evangelische Kirche von Westfalen hat gestern ihre Empfehlung zum Verzicht auf Präsenzgottesdienste bis zum Ende des Monats verlängert.
#525 RE: Liturgisches Leben und Corona
Jo, bei uns im Rheinland ist es ähnlich. Kluger Weise ist die Entscheidungskompetenz von der Kirchenleitung an die Presbyterien delegiert, so dass es zu lokal angemessenen Entscheidungen kommen kann. Wir setzen aus und sitzen aus.
Sonntags öffnen wir die Kirche von 11 bis 16 Uhr für private Besuche. Die Presbyter fahren als Ansprechpartner für die Besucher Schichtdienst und achten darauf, dass die Corona-Regeln eingehalten werden und auch sonst kein Unsinn passiert.
Wir beschallen den Raum leise mit Choralvariationen "de tempore", die ich aufgenommen habe. Und an den Weihnachtstagen habe ich mich auch für jeweils ein Stündchen selber an die Orgel gesetzt.
LG
Michael
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