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Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
#46 RE: RE:Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
Jo, Stöckers Klangkonzepte waren schlüssig und hatten Charakter. Man höre sich die Orgel in der kath. Stadtpfarrkirche von Lohr am Main an (III/40). Da passt einfach alles ...
Aber vor allem unter den dörflichen Zweimanualigen mit 20 plus x Registern befinden sich wahre Kabinettstücke. Wir haben bei einem Forumstreffen mal die in der Wallfahrtskirche Violau bei Augsburg belauscht und betastet. (Einziger Knackpunkt: Freie Kombinationen musste man Meister Sandtner regelrecht abringen, weil er sich konsequent weigerte, elektrische Registertrakturen zu bauen. Er konnte da richtig heftig herumzicken. Nur eine Allianz aus OSV, Kirchenvorstand und lokalem Organisten brachte ihn gelegentlich zum Einlenken. Hatte man ihn dann so weit, baute er lieber ohne Berechnung von Mehrkosten (!) eine Doppeltraktur.)
Zungen und Streicher kriegte Schorsch Jann aber noch einen Tick besser hin. Vor allem, weil Jann Streicher baute, die in der deutschen Tradition (vor allem Ladegast) stehen. Seine Salizionale sind samtweich und die Gamben "sägen" prächtig. Hört man in einem Raum mit halbwegs Orgelakustik eine Jann'sche Gamba in Tenorlage, denkt man, da oben spielt ein Cellist. Die Münchener Domorgel hat bezaubernde Streicher. Ich hatte mal das Glück, Meister Lehrndorfer beim Üben zu erwischen, als er mit seiner neuen Domorgel noch in den "Flitterwochen " war. Mit der Streicherei zauberte er feine Klanggespinste unter das Gewölbe - "himmlische Längen" à la Schubert.
Die Beckmesser, also alle "Experten", die nicht gefragt worden waren, warfen der Münchener Orgel vor, sie klinge nicht "französisch" genug. Das stimmt sogar. Sie passt eher in den Schweriner (und in den Münchener!) Dom als nach Paris. Aber - was um des Himmels willen ist "schlecht" daran?
LG
Michael
Hallo,
in Augsburg werden von der philharmonischen Gesellschaft seit Jahren Gelder für eine Renovierung gesammelt (Stand z.Zt. ca. 140.000 €). Die Orgel im Münchner Herkulessaal wurde von Orgelbau Kaps vor 2, 3 Jahren erweitert und ergänzt (jetzt IV/80). Von Eisenschmid wurde dort außerdem ein neuer Spieltisch installiert.
Gruß in die Runde von
Thomas
#48 RE: RE:Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
Danke, gut zu wissen!
Dann gibt es ja Hoffnung, dass die Augsburgerin überlebt ...
Wobei - mit 140 T€ kann man heute bei Restaurierungen keine großen Sprünge machen. Das langt eben mal so für die Balganlage und (vielleicht) für einen neuen Spieltisch ...
Nebenbei: Was macht denn Deine Eule? Schon eingeflogen?
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #48
Nebenbei: Was macht denn Deine Eule? Schon eingeflogen?
Die Brutzeit geht zu Ende, das Tier will gerade schlüpfen, ab Oktober soll dann das Aufpäppeln in der Zuchtstation in Bautzen beginnen. Im Dezember wird man feststellen, dass das Tier wohl zu groß für das dortige Gehege wird und es dann im Januar 2021 in einem großen Käfig nach Pasing in ein neu hergerichtetes Gehege bringen. Dort kann die Eule sich dann eingewöhnen und ihre Flügel endlich vollständig ausbreiten. Ab März 2021 wird ihr dann ein Dompteur verschiedene Rufe beibringen, wobei sie diese auf 49 verschiedene Arten hervorbringen soll. Den staunenden Zuhörern soll der Kauz dann Ende Juni / Anfang Juli 2021 vorgestellt werden.
Aktuellste Dispo momentan auf organindex, dazu kommt noch eine Physharmonika 16/8' in der Brüstung und eine runde "Tuba Mirjam" 8' auf ca. 200mm WS.
Thomas
Sehe gerade, dass auf organindex die Physharmonika und die Tuba schon eingetragen sind.
Außer den elektrischen Normalkoppeln (II-I zusätzlich auch mechanisch) noch: IIISub - III, IIISuper - III, IIISub - II, IIISub - I, IIISuper - II, IIISuper - I sowie IISub - I, im Pedal noch IIISuper - P, Registerfessel. Physharmonika Wind- und Deckelschweller als mechanischer Tritt. Die Kanzellenanspielung der Physharmonika aber elektrisch, dadurch zusätzlich oktavversetztes Anspielen als 32' (im Manual ab c°) und als 4' (im Manual bis c³) möglich. Physharmonika und Tuba Mirjam frei zuschaltbar auf alle Manuale und ins Pedal.
Thomas
In St. Ursula in München-Schwabing befindet sich auf der Empore noch eine Steinmeyerin aus 1952 mit III/58 - allerdings im Dornröschenschlaf und in unrenoviertem Zustand. Pfeifen tw. vom Vorgängerinstrument (Behler&Waldenmaier 1926 , evtl. noch von Maerz 1897). Im Altarraum hatte Albiez 1984 eine zweiteilige neue Orgel im italienischen Stil gebaut (III/45).
Thomas
Die Orgel der Kongreßhalle Augsburg wird jetzt von Siegfried Schmid renoviert. https://www.augsburger-allgemeine.de/aug...id57562646.html
Das sind ja dann sehr gute Nachrichten. Und irgendwann wird es in Schwabing wie in Wiesbadens Lutherkirche kommen, wo es eine neue Klais-Orgel auf der Empore gab und als die Zeit reif, wurden die Werte der Walcker-Orgel wieder erkannt und diese auch restauriert.
In meiner Gegend gibt es eine Kirche, wo sich der Pfarrer entgegen dem damaligen Mainstream der beauftragten Orgelbauer für eine Mühleisen-Orgel auf der Hauptempore engagierte, und auch einiges an eigenem Geld investierte. Auf einer Seitenempore schläft still eine kleinere 2-manualige Breil-Orgel aus den 30ern in ihrer Mischung aus Orgelbewegung und romantischem Hintergrund.
@ ThoFi: Danke für all die Hinweise!
#55 RE: Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
Ja, Steinmeyer ist aus der Mode. Die Großorgeln haben es teilweise schon überstanden (Hamburger Michel, Nürnberger St. Lorenz u. Ä.), aber mittelgroße sind größtenteils bereits vernichtet. Mir hängt die traurige Geschichte in Ansbach immer noch nach. Die damalige Steinmeyer-Orgel in St. Gumbertus aus dem 1961 (III/47) musste dem Wiegleb-Nachbau weichen. Der Nachbau hat allerdings auch keinen Weltruhm erreicht. Aber die Mode der Stilkopien hat gesiegt. Jetzt sind die romantische Instrumente an der Reihe, die werden nachgebaut. Irgendwie will man aus der Geschichte nicht lernen.
#56 RE: Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
Ich hätte noch eine einigermaßen große von Steinmeyer anzubieten, nämlich die in der Stadtkirche Karlsruhe (1958, renoviert 2005). Ich komme beim Zählen auf (IV/71) plus Zimtstern. Die bleibt sicher noch eine ganze Weile dort, und ich finde sie klingt wirklich gut. Eine schöne Gelegenheit, sie zu hören, ist immer der Orgelsommer mit 5-6 tollen Konzerten.
https://www.musikanderstadtkirchekarlsru...eln/#Steinmeyer
#57 RE: Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
Gerade im ersten Nachkriegs-Jahrzehnt, als gute Materialien knapp waren, hat Steinmeyer eine erstaunliche handwerkliche und klangliche Qualität geliefert. Wer mal nach Würzburg kommt, sollte unbedingt in die Kirche der Marianhiller Missionare. Da steht eine große Steinmeyerin aus 1949, vor gut zehn Jahren blitzblank renoviert. Die ist eine Wucht. Ebenso die Orgel in der Ev. Stadtkirche Kitzingen aus 1951, die noch einer Generalüberholung harrt.
LG
Michael
Oh ja, die Orgel in der Würzburger Marianhiller-Kirche ist wirklich klasse!
Auch der derzeitige Organist, Rudolf Müller, ist ein sehr versierter Meister seines Faches, wovon man sich durch zahlreiche YouTube-Videos überzeugen kann!
Viele Grüße
Bernhard
#59 RE: Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
#60 RE: Steinmeyers Großorgeln im 20. Jh.
Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich trotz meiner Studienzeit in Würzburg nie was von dieser Orgel gehört. In Nürnberger Friedenskirche steht aber eine sehr ähnlich disponierte Steinmeyer aus dem Jahr 1953, zwar ohne 32´ und Schwebung (da evangelisch), aber immer noch funktionsfähig. Kennt sie noch jemand im Forum?
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