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Einsteigerorgel
#78 RE: Einsteigerorgel
Ein vierstimmiger Choralsatz für die Plena und die Prinzipalchöre, ein Bicinium (evtl. nur Bass und Diskant desselben Satzes auf zwei Manualen) und ein Trio, damit kommt man schon weit. Noch ein Solo mit Sesquialter, den Solozungen und ein Adagio für die Streicherei und alles was wackelt - das ist m.E. schon ein recht brauchbares "Testprogramm".
Für die Polyphonietauglichkeit nehme ich meistens eine der Magnificat-Fugen von Pachelbel. Es gibt 94 Stück und davon gehen zwei Dutzend vom Blatt oder sind schnell erarbeitet.
Immer dabei unter meinen Prüfstücken ist ein Basse-deCromorne-Stück eines barocken Franzosen.
Und was der Prinzipal 8' taugt, finde ich gern mit einer italienischen "Elevazione" heraus. (Tipp: Die Streicherschwebung des Nebenmanuals dazukoppeln - wg. Lebendigkeit des Klangs.)
Wichtig: Nicht auf Verspieler achten, sondern nur darauf hören, wie es klingt und ob Du es subjektiv "schön" findest. Bei den Fugen auf die Mittelstimmen hören - wie zeichnen sie durch?
LG und viel Erfolg beim Probieren
Michael
Bei meinen Orgelevaluationen bin ich immer nach folgendem System vorgegangen:
1. Auswahl aller in Frage kommenden Orgeln (via Infos Webseiten und im Forum)
2. Zusammenstellung der technischen Daten (s. Datei) --> Übersicht
3. Reduktion auf 3-4 Orgeltypen
4. Auswahl von gezielt ausgewählter Literatur (4 - 5 Stücke)
5. Besuch beim oder bei den Händlern
Beim Händler bin ich folgendermassen vorgegangen:
1. Anspielen und Kombinieren der einzelnen Registergruppen:
- Flöten
- Prinzipale
- Aliquoten
- Streicher
- Zungen
2. Spielen der 4 -5 ausgewählten Stücke auf jedem Instrument mit gleicher oder ähnlicher Registrierung (Achtung: nicht nur via Kopfhörer!)
3. Testen der Stücke mit anderer Registrierung
Damit konnte ich die vielen, wichtigen Faktoren etwas objektiver vergleichen, was mir zum richtigen Kaufentscheid verholfen hat.
Diese Vorgehen benötigt viel Zeit! Bei den Händlern habe ich jeweils ca. 4 Std. verbracht. Diese Investition lohnt sich - eine DO ist schliesslich kein Alltags-Gegenstand.
LG
Martin
2014 - 2020 Gloria Concerto 234 DLX
2020 - ......... Gloria Concerto 350 Trend
- 20_07_17_Zusammenstellung.pdf
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Sonst tut es auch eine modale Impro.
Da kann man nicht viel falsch machen und man kriegt sehr leicht stimmig klingende Ergebnisse. (Je nach Modus eben ein anderer Charakter)
Man drücke z.B. für dorisch ein D als Orgelpunkt im Pedal und fängt an (nur auf weißen Tasten) Melodien zu spielen, 2, 3 stimmig. Am besten keine zu großen Sprünge, tendenziell eher Schrittweise vorgehen. Gerne auch mal paar Dissonananzen.
Das gleiche geht natürlich auch mit sämtlichen anderen Modi.
Lydisch z.B. auf F (Macht auch sehr viel Spaß)
Klingt etwas spaciger.
Oder auch ganz andere Modi,
Ganztonskala (z.B. nur C,D,E, Fis, Gis, Ais verwenden)
Die klingt dann etwas impressionistisch, wie Debussy z.B.
oder Messiaenmodus (Halbtonschritt, Ganztonschritt abwechselnd)
Klingt sehr interessant. Ist aber Geschmackssache.
Bei letzteren beiden braucht man allerdings keinen Orgelpunkt oder Bezugston mehr.
Vielleicht noch ein Aspekt, der auch nicht zu unterschätzen ist: unter Umständen hat jemand vor dir an dem zu testenden Instrument gesessen, der signifikante Eingriffe in den Einstellungen vorgenommen hat. Daher solltest du den Händler unmittelbar vor dem Test bitten, zu prüfen, dass das Instrument zumindest nahe am Auslieferungszustand ist. Schon eine Kleinigkeit (ein verstellter Hall, eine andere historische Stimmung oder vielleicht aktivierte Alternativregister/-intonation) kann den Eindruck von einem Instrument erheblich beeinflussen, nicht immer zum Positiven.
VG
Stephan
#82 RE: Einsteigerorgel
Ja, das ist ein wichtiger Hinweis. Ich habe schon an einigen durch Unkenntnis und/oder geschmackliche Verirrung "verschlimmbesserten" Ausstellungsorgeln gesessen. Die Möglichkeit zum Reset auf die Werkseinstellung ist ein wichtiges Detail aller Intonationsprogramme!
Mein heftigstes bisheriges Horrorerlebnis war eine (damals brandneue und sehr hochwertige) "Hymnus" von Ahlborn in einer Münchener Freikirche, an der ich die Hochzeit meiner damaligen Sekretärin beorgeln sollte. Der "Organist" hatte mit dem sog. "Interactive Programmer" die Flöten laut, die Prinzipale leise und die Mixturen quasi unhörbar gemacht. Ich brauchte zwei Stunden (die ich zum Glück früher da war), um wenigstens die korrekten Lautstärke-Relationen wieder herzustellen. Am Tag danach habe ich dann nochmal über die (Nicht-)Intonation drübergebügelt und dem Gemeindeleiter geraten, die Fernbedienung in die Isar zu werfen, um die Orgel vor weiteren intonatorischen Vergewaltigungen zu schützen.
Platz zwei in der Liste klanglicher Perversionen besetzt ein Digitalpianierer, den unsere Gemeindesekretärin in Wichern mal für einen Vertretungsdienst an der Gloria Klassik 224 geheuert hatte, die seit 2008 (und hoffentlich noch) im Gemeindesaal steht. Nach der Anlieferung hatte ich seinerzeit mehrere Tage mit dem Intonaten gearbeitet, um das klangliche Ergebnis einer externen Abstrahlung zu optimieren.
Aussagen des Küsters zufolge kam der Jungvirtuose, zog alle Register, drehte alle Lautstärkeregler auf und rummste los. Und statt sich auf das Instrument einzustellen, fummelte er in sämtlichen Menüs herum. Mit hörbarem "Erfolg".
Ich ließ im hinterher mitteilen, dass die Gemeinde einen Vertretungsorganisten bestellt habe und keinen Intonateur. Ich bot ihm dann folgende Alternativen an: Entweder er verzichtet auf Honorar oder er ersetzt mir meinen Stundenlohn für die Zeit, die ich zur Wiederherstellung des Klanges quo ante brauche. Er entschied sich - klug rechnend - für ersteres und ward nie mehr gesehen. Niemand bedauerte das. Denn er muss sogar für das Empfinden unserer älteren Damen in der Gemeinde zu "lahmarschig" (O-Ton einer alten Chorsängerin) gespielt haben ...
Hätte ich eine dieser Orgeln irgendwo "zum Vergleich" gehört, wäre sie durch alle Raster gefallen, denn sie hätte mir alle kursierenden Vorurteile über "elektronische Orgeln" bestätigt.
LG
Michael
Zitat von SJL im Beitrag #81
Vielleicht noch ein Aspekt, der auch nicht zu unterschätzen ist: unter Umständen hat jemand vor dir an dem zu testenden Instrument gesessen, der signifikante Eingriffe in den Einstellungen vorgenommen hat. Daher solltest du den Händler unmittelbar vor dem Test bitten, zu prüfen, dass das Instrument zumindest nahe am Auslieferungszustand ist.
Dieser Hinweis ist eminent wichtig und kann nicht oft genug bestätigt werden.
Das ist mir 2012 bei der Orgelauswahl auch passiert. Ich war am Tag x bei Kisselbach und habe die Unico 400 ausführlich ausprobiert und dabei auch jede Menge wirklich dummes Zeug an den Intonationsparametern gemacht um die Auswirkungen zu hören. Natürlich habe ich die Einstellungen nicht wieder zurück genommen...
Beim nächsten Besuch am Tag x+y habe ich mich wieder an die Unico gesetzt und die klang furchtbar. Ich dachte noch "Welcher Idiot hat denn hier dran rumgespielt??!?" - bis mir dann einfiel und auffiel, dass die Änderung signifikant mit denen übereinstimmten, die ich vor y-x Tagen vorgenommen hatte...
Vermutlich ist die Unico 400 deshalb kein Verkaufsschlager geworden...
Also: Unbedingt vor jedem Proberitt den Händler bitten, das Instrument auf "Null" zu stellen.
VG
Aeoline
...vielleicht ginge es auch weniger mystisch...
...in einer Schachtel liegen dutzende USB-Sticks mit integriertem WLAN-Modul. Der Händler geht rum und steckt je Orgelhersteller den richtigen Stick rein. Vom Rechner im Büro aus schickt dann ein Stückchen Software die richtigen Befehle für das Strg-Alt-Entf an alle Instrumente...
Danach die Stücks wieder einsammeln und die Ausstellung ist bereit für die Intonations-Terminatoren des nächsten Geschäftstages...
"Ich komme wieder..."
VG
Aeoline
Ebi
(
gelöscht
)
#88 RE: Einsteigerorgel
Zitat von Gemshorn im Beitrag #87Hallo
Erwähntes WLAN-Modul sollte allmählich fixer Bestandteil jeder DO werden... Wenn ich an die Kabelverlegerei denke, wenn ich meinen Stand-PC mit der doch ca. 4 m entfernt stehenden Orgel verbinde...
Das ist mal eine gute - und so weit ich weiss auch neue - Idee hier in diesem Kreis, n`est pas?
Ich denke, dass dies manch weitere Möglichkeiten neben der Intonation eröffnen würde.
Auch die serienmässige Verwendung von bluetooth könnte gute Dienste leisten, einen Kopfhörer (z.B.) dafür habe ich bereits....
#89 RE: Einsteigerorgel
Zitat von Ebi im Beitrag #88
Auch die serienmässige Verwendung von bluetooth könnte gute Dienste leisten, einen Kopfhörer (z.B.) dafür habe ich bereits....
Aufgrund der systembedingten Latenz ist gerade Bluetooth eher ungeeignet. Mit dem Codec aptX Low Latency sind wohl um die 40 ms möglich, bei anderen Codecs geht es bis in die 100e ms. Das fällt schon beim Abspielen von Videos auf (Ton und Bild sind nicht synchron) und dürfte beim Orgelspielen überhaupt nicht mehr funktionieren.
Viele Grüße
Trompetendulzian
Ob man die mühsam an der Soundkarte/am Soundinterface errungenen Millisekunden an weniger Latenz mit einem Bluetooth-Kopfhörer wieder mehr als hergeben sollte?
Ich bin da nicht so überzeugt. Ein handelsüblicher Bluetoothkopfhörer generiert mal schnell eine zweistellige Zahl an zusätzlichen Millisekunden auf dem Weg zum geneigten Organistenohr.
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