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Historische Orgel
#61 RE: Historische Orgel
Na, das klingt nicht unbedingt nach "Denkmalswert" ...
Es sei denn, es handelt sich um historischen Preßspan aus der frühen Romantik ...
Mit Generalüberholung und Zubau eines Prinzipal 8' wäre das Begleitproblem für Solisten nicht gelöst. Denn um die fehlenden Töne zu ergänzen, müßte man wohl ohnehin eine neue Windlade bauen. Sie irgendwie elektrisch dazuzupfriemeln, macht wenig Sinn. An der Orgel ist ja wohl schon genug gepfriemelt worden.
Deine Aussage mit dem Vorsänger-Begleiten verändert natürlich das Anforderungsprofil. Unter Einbeziehung des alten Materials modifiziere ich meinen Vorschlag so:
Technischer Neubau - alle Windladen neu mit üblichen Tonumfängen, neue Spielanlage mit normierten Stichmaßen.
Inwieweit das Gehäuse weiterverwendet werden kann, wäre wohl prüfenswert.
Wenn das Pfeifenmaterial intakt ist (evtl. verwurmte Holzpfeifen?) wäre folgendes sinnvoll:
I: Prinzipal 8' neu und der ganze Altbestand des Manuals, ergänzt um die fehlenden Töne (immer unter der Voraussetzung, die Pfeifen sind stabil, die Lötnähte intakt, das Material ordentlich)
I: als reines Begleitwerk mit Gedackt 8' Salizional 8' ab c0 (tiefe Oktave mit Ged. verführt) und - Referenz an den Titulaire - ein sanft streichendes Gemshorn 4'. (Das wäre der individuelle Farbtupfer.)
Empfehlung: Die Lade von II mit fünf Stöcken bauen, den nachträglichen Einbau von Piccolo 2' (weich perlende Offenflöte) und einer leicht trompetigen, etwas kecken Schalmey 8' vorsehen, d.h. soweit vorbereiten, dass beim Einbau nur noch das Pfeifenwerk einrastriert werden muß - alle Stockbohrungen und die Stöcke selber müssen bereits vorhanden sein, sonst müßte man hinterher die ganze Lade abräumen, öffnen und nacharbeiten. Unbedingt mit dem Orgelbauer vertraglich vereinbaren, zu welchen Zeitpunkten (nach drei Jahren, nach fünf Jahren), die Zusatzregister geliefert werden - mit Festpreisgarantie. Sonst wird daraus nichts.
Pedal: Wenn die vorhandenen Register etwas taugen, ergänzen, ansonsten Neubau, dazu ein Fagott 16' mit eher enger Mensur und Metallbechern in korrekter Länge (dh. C mit 10 2/3' länge, c0 5 1/3' etc.). Das meint nämlich der häufig falsch gebrauchte Terminus "volle Becherlänge" bei konischen Aufsätzen.
Dann wären wir bei 13 Registern, im Endausbau bei 15. Ich denke, damit wärst Du prima bedient und das müßte die Gemeinde eigentlich stemmen können.
FG
Michael
Hallo,
ich kenne ja die Platzverhältnisse nicht, aber könnte man zu der (unveränderten) historischen Orgel nicht einfach ein D/E-Piano oder Sakralkeyboard für bestimmte Zwecke daneben stellen? Das könnte dann auch flexibel in der ganzen Kirche eingesetzt werden.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Platz ist genug, aber was hätte ich gewonnen durch ein Keyboard?
Ich will den Gemeindegesang begleiten, ohne im Kopf 4-5 zusätzliche Denkoperationen durchführen zu müssen, weil an allen Enden Tasten und Töne fehlen.
Wenn, dann könnte ich mir allenfalls vorstellen, eine vollwertige Digitalorgel samt Abstrahlung neben die alte Orgel zu stellen...
Wie in einem anderen Thread gewünscht, habe ich nun einige Fotos von Orgel und Kircheninnenraum hochgeladen. Euch zur Begutachtung, gespannt auf eure Kommentare. [smile]
Innenraum der Kirche (Blick von der Empore)
Blick zur Orgelempore
Orgelansicht 1
Orgelansicht 2
Spieltisch
Orgelrückwand
Prospektdetail
Orgelseitenwand
Windanlage
Die ist ja niedlich, im Vergleich zum Kirchenschiff. Sehr klein. Am Prospekt würde ich mir regelmäßig den Hinterkopf stoßen.
Was steht denn eigentlich genau unter Denkmalschutz? Das Pfeifenmaterial mit Spielanlage und/oder das Gehäuse? Vielleicht kann man das Gehäuse nach einer fachgerechten Restaurierung als Rückpositiv wieder verwenden.
Hat an der Rückwand der Holzwurm zugelangt?
Zitat von Copula
Die ist ja niedlich, im Vergleich zum Kirchenschiff. Sehr klein.
Jo. Wenn ich mir die Höhe der Empore anschaue und sehe, dass ein offener 16füßer möglich wäre... [sad]
Zitat von Copula
Am Prospekt würde ich mir regelmäßig den Hinterkopf stoßen.
Das habe ich mit den Monaten zu vermeiden gelernt; meine Sitzhaltung leidet jedoch sehr - und würde bei einem OrthopäDen nur Kopfschütteln verursachen.
Zitat von Copula
Was steht denn eigentlich genau unter Denkmalschutz? Das Pfeifenmaterial mit Spielanlage und/oder das Gehäuse?
Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Angesichts des Baujahres 1757 vermute ich: alles. Das Gehäuse wurde übrigens restauriert, und zwar 2009 anlässlich der Ausreinigung der Orgel.
Zitat von Copula
Hat an der Rückwand der Holzwurm zugelangt?
Gut möglich. Die mittlere Gehäusefüllung an der Rückwand unterhalb der Subbasspfeifen fiel ja heuer mal während des Spielens heraus: die Verriegelung war völlig durchsetzt von der Arbeit des Holzwurms.
Aber auch das Sonnenlicht dörrt das Holz gewaltig aus. Kaum zu glauben, aber der Subbass (am Bild zu sehen, Blickrichtung Fenster) funktioniert unbeeinträchtigt.
Zitat von Gemshorn
Jo. Wenn ich mir die Höhe der Empore anschaue und sehe, dass ein offener 16füßer möglich wäre... [sad]
Vielleicht war früher ein größeres Instrument geplant. Du schreibst am Anfang, die Orgel wäre eine hinterspieleige Brüstungsorgel gewesen, was auf ein realisiertes Rückpositiv einer nicht komplett realisierten großen Orgel schließen lässt. Weißt du etwas darüber?
Zitat von Gemshorn
Das Gehäuse wurde übrigens restauriert, und zwar 2009 angesichts der Ausreinigung der Orgel.
An so etwas hatte ich bei den Bildern schon gedacht. Warum wurde die Rückwand nicht überarbeitet? Wahrscheinlich sollte die Orgel nur gut aussehen und nicht gut bespielbar sein.
Zitat von Gemshorn
Gut möglich. Die mittlere Gehäusefüllung an der Rückwand unterhalb der Subbasspfeifen fiel ja heuer mal während des Spielens heraus: die Verriegelung war völlig durchsetzt von der Arbeit des Holzwurms.
Aber auch das Sonnenlicht dörrt das Holz gewaltig aus. Kaum zu glauben, aber der Subbass (am Bild zu sehen, Blickrichtung Fenster) funktioniert unbeeinträchtigt.
Der Orgelbauer, der sorgfältig arbeitet, möchte, dass seine Orgel ewig hält.
Zum Spieltisch:
Was sind das für 3 Löcher über der Bank?
Wenn ich so durch das Loch in der Seitenwand schaue, siehts da drin an offenen, tiefen Registern recht leer aus.
Schade, wo doch so viel Platz auf der Empore ist.
Wofür liegen unter dem Motor die Steine?
Ob die Orgel lediglich das Rückpositiv einer geplanten größeren Orgel war, weiß ich nicht. Da müsste ich einmal Zugang zur Pfarrchronik erlangen. Ich kenne da jemanden, der gern in so etwas forscht; den werde ich fragen.
Die drei Löcher am Orgelgehäuse oberhalb der Orgelbank waren laut Auskunft des betreuenden Orgelbauers "Gucklöcher", durch die der Organist der ursprünglich hinterspieligen Orgel zum Altar sehen konnte. Wie das angesichts des Innenlebens (Balg, Abstrakten usw.) möglich war, ist mir ein Rätsel und wurde mir vom Orgelbauer nicht beantwortet.
Die Ziegelsteine beschweren den Balg, um den gewünschten Winddruck zu erlangen; das ist durchaus üblich.
Ich sah den Balg nicht, sondern dachte, es wäre eine Bodenplatte.
Ist der Motor bei dieser Konstruktion wenigstens schön laut?
Zitat von Gemshorn
Die drei Löcher am Orgelgehäuse oberhalb der Orgelbank waren laut Auskunft des betreuenden Orgelbauers "Gucklöcher", durch die der Organist der ursprünglich hinterspieligen Orgel zum Altar sehen konnte. Wie das angesichts des Innenlebens (Balg, Abstrakten usw.) möglich war, ist mir ein Rätsel und wurde mir vom Orgelbauer nicht beantwortet.
Musste der Organist dann immer unter dem Notenpult durchgucken? So viel ich weiß, gab es die sogar schon zu der Zeit. [smile]
Zitat von Copula
Ist der Motor bei dieser Konstruktion wenigstens schön laut?
Seltsamerweise nein. Unten im Kirchenschiff kann man nicht ausmachen, ob das Gebläse läuft oder nicht, oben auf der Empore hört man es ein wenig, was aber nicht weiter stört.
Zitat von Copula
Musste der Organist dann immer unter dem Notenpult durchgucken? So viel ich weiß, gab es die sogar schon zu der Zeit. [smile]
Keine Ahnung (irgendwie muss ich das bei Thema oft sagen, was?).
Ich kann mir beim besten Willen nicht denken, wie das funktioniert haben soll - zumal eine Brüstungsorgel ja möglicherweise in die Brüstungsmauer eingelassen und darin abgesenkt war. Wäre dies der Fall, kämen die sog. Gucklöcher ungefährt auf Pedalhöhe zu stehen... was augenscheinlich nur wenig Sinn macht. Aber selbst wenn die Orgel auf gleicher Höhe stand wie heute, dürfte ein Hindurchblicken nicht so einfach bewerkstelligbar gewesen sein.
Ich selbst hatte ja vor dem Gespräch mit dem Orgelbauer die Theorie, dass durch diese Löcher der Pfeifenklang direkt an den Organisten dringen sollte - vor allem die Töne der Bassregister.
@Gemshorn: Ein Foto von dem Contergan-Pedal wäre auch eine Erleuchtung gewesen, doch nach dieser Erwähnung kann sich jeder das Schlimmste vorstellen.
Was ich nicht wußte: Die Orgel befindet sich allein durch das Versetzen des Spieltischs schon gar nicht mehr in denkmalschutzfrenetisierendem Zustand.
Wenn die Substanz des Instruments noch brauchbar wäre (ist sie aber nicht), würde ich für einen Rückbau pläDieren. Der Organist könnte als aufrechter Mensch spielen und sogar bei Bedarf während der Predigt diskret seine Nase reinigen, ohne daß jemand daran Anstoß nehmen kann.
Dieser alte Umbau stellt für den Spieler in der Tat eine arge Verschlimmbesserung dar, indem er das Orgelhäuse hart im Kreuz hat, wie ich mich selbst mal qualvoll überzeugen konnte. Ein kleiner Trost: Er genießt den holden Blick auf den Herrn Pfarrer.
Ein schon erwähnter Spiegel hätte das Sichtproblem auch schon vor 100-200 Jahren billiger gelöst.
Sorry, wenn ich bei diesem speziellen Thema nicht mehr ernst bleiben kann, dazu kenne ich diesen Spätbarock-Hobel ebenfalls gut. Irgendwann kann man nicht mehr heulen, da bleibt nur noch die Satire.
An der Orgel ist vieles nicht mehr original erhalten. Der Spieltisch wurde nicht bloß versetzt, sondern im 19. Jhdt. erst gebaut. Vermutlich gab es davor lediglich eine Spieltafel an der Rückwand der Orgel.
Der Prospekt wurde in Zinn erneuert, die Quinte wurde überhaupt rekonstruiert, nachdem 1908 an ihrer statt eine Gambe eingebaut worden war.
Zitat von PeterW
Was ich nicht wußte: Die Orgel befindet sich allein durch das Versetzen des Spieltischs schon gar nicht mehr in denkmalschutzfrenetisierendem Zustand.
Gewachsener Zustand?
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