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»Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #15
Gedankengang würde ich nochmal auf seine Folgerichtigkeit überprüfen.
Tja, dann sollten wir zunächst vllt. mal die Intention des Autors der ursprünglichen Behauptung klären. Was war denn mit
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #5nun gemeint?
Alle anderen Musizierformen sind ersetzbar. Das Singen nicht.
Die Aussage meines Statements oben aus Post #14 ist, denke ich, eindeutig - da braucht's kein "Sezieren" meines Textes unter Beschränkung auf lokale Gegebenheiten (sorry!). Die Kirche befindet sich in einem Umbruch, und ebenso wird sich die Kirchenmusik einem Umbruch unterwerfen müssen. Mag sein, dass es manche in ihrem Elfenbeinturm vllt. noch nicht bemerkt haben...nix für ungut!
Ja, eh.
Vielleicht besteht für die eine oder andere Gemeinde der Inbegriff ihres musikalischen Vollzugs ja auch im Klatschen...
In den Elfenbeinturm setzen müssen wir einander hoffentlich nicht. Nicht wegen so etwas.
Unlängst verriet mir ein Vollblutkirchenmusiker, dass er „keine singende Seele“ habe; ein Satz, der mich schwer ins Grübeln brachte - aber letzten Endes sagte ich mir, dass er so viel Musik dirigiert, komponiert, musiziert, dass damit genügend Musik aus seiner Seele kommt, sodass er persönlich des Singens nicht bedarf. Wer weiß.
Für mich sprechend kann ich nur sagen: Ich habe eine singende Seele, freilich solcherart, dass mir einsames Solosingen nicht genügt. Nichts war für mich härter als die Ächtung des gemeindlichen Singens zu den Spitzenzeiten der Pandemie.
Gerne würde ich zum Anfangsthema zurückkehren und mir ein wenig den Kopf zerbrechen, wohin Kirchenmusik sich künftig entwickeln soll.
Eine ebenfalls sehr persönliche These: Das Drucken von Gesangbüchern, die jahrzehntelang unverändert im Dienst stehen sollen, ist ein Anachronismus.
#18 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Zitat von Gemshorn im Beitrag #17
ine ebenfalls sehr persönliche These: Das Drucken von Gesangbüchern, die jahrzehntelang unverändert im Dienst stehen sollen, ist ein Anachronismus.
In der Freikirchen-Szene ist diese These schon seit mehr als 20 Jahren in die Praxis umgesetzt. Da gibt's die Texte längst nur noch per Beamer. Leider ohne Noten. Wer fremd ist und mitsingen will, hat geloost.
Etliche Gemeinden der Landeskirche sind auf diesen Zug aufgesprungen und haben - meist als Loseblatt-Ordner in Form eines Ringbuches oder Schnellhefters - eigene Zusatzgesangbücher veröffentlicht. Oft aus diversen Liederbüchern "raubkopiert". Ich habe immer wieder in den entsprechenden Gremien unseres Kirchenkreises angemahnt, die Urheberrechte zu klären. Wenn da mal einer auf die Idee kommt, zu klagen, wird's vermutlich teuer ...
LG
Michael
#19 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Wenn auch die Ausführungen von Herrn Bayreuther in der Radiosendung etwas unkonkret waren, so ist es selbstverständlich legitim, den status quo der Kirchenmusik mal auf den Prüfstand zu stellen – quasi in der Form des Innehalten oder neudeutsch »Evaluation« (sei es auch nur darum, dass man mal darüber gesprochen hat).
Doch … sind denn so viele Gemeindemitglieder oder Kirchgänger – wo auch immer – wirklich unzufrieden mit der Kirchenmusik der beiden großen christlichen Konfessionen? Ist es nicht gerade der große Schatz einer Jahrhunderte währenden Entwicklung, die uns eine Musik geschenkt hat, die durch ihre Kraft nicht nur über unseren Alltag sondern auch über unser irdisches Leben hinwegweisen kann?
Ich persönlich, der typisch europäisch-abendländisch mit Religion in Kontakt kam, könnte mit Klangschalen- und Glöckchen-Sound oder was auch immer nicht das Göttliche schauen. Und singen, sei es im Gottesdienst als Besucher oder als Chormitglied, ist nunmal der einfachste gemeinschaftliche Weg, der die Seele erhebt.
Die Chorliteratur aus neuerer Zeit ist reichhaltig, mancherorts auch schon experimentell. Da könnte man sich mal in Skandinavien, auf dem Baltikum, Polen oder in Tschechien umschauen, was die in den letzten Jahrzehnten auf die Beine gestellt haben.
#20 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Zitat von Mark Elert im Beitrag #19
Die Chorliteratur aus neuerer Zeit ist reichhaltig, mancherorts auch schon experimentell. Da könnte man sich mal in Skandinavien, auf dem Baltikum, Polen oder in Tschechien umschauen, was die in den letzten Jahrzehnten auf die Beine gestellt haben.
Danke für den Verweis auf's Baltikum. Da ist wirklich eine unglaublich kreative Chorszene entstanden - mit Komponisten, die einen durchaus grenzüberschreitenden, experimentellen Vokalsatz beherrschen. Und das gilt gerade auch für die geistliche Musik. Ich habe etliche Sendungen über diese Musik gemacht und aus dieser Zeit einen erklecklichen CD-Stapel im Fundus.
Da ist vieles dabei, was Laienchöre singen können, was Laien-Chorleiter vermitteln können und was gottesdiestliche Hörer erreicht.
Nach wie vor scheinen mir in unserer Komponisten-Szene Leute zu fehlen, die inspirierte Melodien jenseits von NGL und Neutönerei schreiben, die die Gemeinde gut und gerne singt. Da haben m.E. die Angelsachsen die Nase vorn.
LG
Michael
Ja, die Kirchenmusik hält aus den vergangenen Jahrhunderten wahre Schätze bereit. Und ja, Singen ist die unmittelbarste Form gemeinsamer Artikulation, die jedem Menschen sofort zur Verfügung steht. Doch was nützt es, wenn das Angebot davon im Gottesdienst die jüngere Generation nicht mehr anspricht und immer weniger sich dafür interessieren? Kirchenmusik als Selbstzweck? Nein!
Wenn irgendetwas wirklich die Chance hat, hier positiv entgegenzuwirken, dann die Kirchenmusik. Und ich kann mein Statement aus Post #14 nur nochmal wiederholen: Der Schlüssel dafür ist die persönliche Teilnahme, die Begeisterung aus dem gemeinsamen Tun - nicht mehr das Konsumieren von Dargebotenem. Deshalb sind Chöre, Ensembles, Bands usw. aus der Gemeinde so wichtig. Das Singen von Chorälen zu einer Orgelbegleitung aber wird dabei immer weniger eine Rolle spielen. Ich sehe den Schwerpunkt der Orgelmusik in der Zukunft eher im konzertanten und bzgl. Gottesdiensten, eher im instrumentalen, seltener noch im klassischen akkompagnierenden Bereich.
Keine Ahnung, welche Art von Jugendlichen du in deiner Gemeinde hast...
Bei uns gehen die nur, wenn es unbedingt sein muss. Was da geboten wird, ist ziemlich egal - Hauptsache es dauert nicht zu lange.
Übrigens sehe ich mich als verantwortlicher Kirchenmusiker nicht im Dienst einer bestimmten Interessensfraktion, sondern im Dienst der ganzen Gemeinde. Und die schätzt die überkommene Kirchenmusik mit ihren alten Liedern und Gesängen immer noch sehr.
#23 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Zitat von Gemshorn im Beitrag #3
Wenn ich an die durchschnittliche kirchenmusikalische Situation hierzulande denke, finde ich im Regelfall jemand am Orgelbock vor, der irgendwann ein bisschen Klavier gelernt hat und nun mit selbst dazu erlerntem Pedalspiel mehr schlecht als recht eine singende Gemeinde begleitet. Kurze, einfallslose Vorspiele, zumeist aus den ersten oder letzten vier Takten des Liedes gebildet - wenn man Glück hat! Ich habe schon A-Kirchenmusiker (!) erlebt, die keine Ahnung hatten ...
Möchte nur kurz bemerken, dass ohne C-Kirchenmusiker, pensionierte Lehrer, mutige »Pedalspieler« und andere Schicksalgenossen die Kirchenmusik in manchen Landstrichen ausgestorben wäre.
Da böte sich ein weites Feld, den die Ämter für Kirchenmusik mal beackern könnten: Fortbildung für diese durchaus große »Berufsgruppe«, zu der ich mich auch zähle, obwohl ich jedes Lied im Gottesdienst mit einem mehr oder weniger ausgefeilten Vorspiel versehe und auch Ein- und Auszug dem Anlass entsprechend gestalte.
Ich geh mal davon aus, dass solche Laien-Organisten hier im Forum nicht diskriminiert werden.
#25 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Zitat von Mark Elert im Beitrag #23
Da böte sich ein weites Feld, den die Ämter für Kirchenmusik mal beackern könnten: Fortbildung für diese durchaus große »Berufsgruppe«
In den meisten Landeskirchen liegt das in der Zuständigkeit der Kreis- bzw. Bezirkskantoren. Nicht ganz zu Unrecht, denn sie kennen die Verhältnisse und die personellen Konstellationen in ihrem jeweiligen Beritt am besten. Wie gut das funktioniert, hängt natürlich von den Personen ab.
LG
Michael
Jedenfalls scheint mir ein garstig breiter Graben zwischen Bayreuthers Ruf nach Neuem und den bestehenden Verhältnissen zu klaffen. Das und nicht mehr wollte ich sagen, um eine Abwertung der C-Musiker oder der Unbescheinigten (wie mir) ging es mir nicht.
Der Bogen des in der KiMu Möglichen ist weit gespannt: Er reicht von klassischer Chorliteratur bis hin zu schrägen Neukompositionen. Dem einen gefällt dies, dem anderen das andere.
Bayreuthers Anspruch, dass Musik eine Gottesbegegnung ermöglichen müsse (könne, dürfe, solle...), scheint mir ebenfalls verwegen hoch. Über die „Machbarkeit“ der mystischen Erfahrung müssen wir hier gewiss nicht streiten.
Mir selbst lege ich die Latte da durchaus tiefer: Wenn mein Musizieren die Gemeinde zu gemeinsamen Singen anspornt, ist alles geschehen, was ich wollte.
Zitat von Gemshorn im Beitrag #22
Was da geboten wird, ist ziemlich egal - Hauptsache es dauert nicht zu lange.
Gemshorn spricht es in Post #22 exakt an: Das reguläre gottesdienstliche Angebot geht immer mehr an den "Jüngeren" - damit meine ich nicht nur Jugendliche, sondern bereits die U70-Generationen - vorbei. Ein großer Teil der Anhängerschaft der [Zitat] "überkommenen Kirchenmusik" wird in 5-10 Jahren also kaum noch da sein. Indem bereits U70 eine große Lücke klafft, zeigt, dass hier irgendwas (im Ohrensessel oder nicht...) "verschlafen" wurde. Im Moment versucht man, mit speziellen mehr oder wenig aufwändiger gestalteten Gottesdiensten, die von Zeit zu Zeit stattfinden, jüngere Menschen und insbesondere Familien anzusprechen, die dann auch gut besucht sind. Aber wie will man daraus ein regelmäßiges Angebot formen? Hier liegt doch das Problem. Mein Credo deshalb: Die Kirchenmusik hat das Potential, über Angebote der Mitwirkung in Gruppen und Kreisen, die Menschen wieder mehr zusammen zu bringen. Unter diesem Aspekt sind [Zitat aus Post #5] "andere Musizierformen" als das tradierte Singen der Gemeinde nun eben nicht ersetzbar.
#28 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Zitat von Biffaro im Beitrag #27
Im Moment versucht man, mit speziellen mehr oder wenig aufwändiger gestalteten Gottesdiensten, die von Zeit zu Zeit stattfinden, jüngere Menschen und insbesondere Familien anzusprechen, die dann auch gut besucht sind. Aber wie will man daraus ein regelmäßiges Angebot formen? Hier liegt doch das Problem. Mein Credo deshalb: Die Kirchenmusik hat das Potential, über Angebote der Mitwirkung in Gruppen und Kreisen, die Menschen wieder mehr zusammen zu bringen. Unter diesem Aspekt sind [Zitat aus Post #5] "andere Musizierformen" als das tradierte Singen der Gemeinde nun eben nicht ersetzbar.
Eine solche Infrastruktur braucht lange Zeit, bis sie sich selbst trägt. In meiner Heimatgemeinde haben wir das Glück, dass es schon über Jahrzehnte drei Kinderchöre gibt (Wichtelchor, Kinderchor, Jugendchor – und das in der Diaspora!). Das zieht die Eltern in die Kirche, aus denen sich wieder Interessierte für die Gemeindearbeit gewinnen lassen. Und daraus schließen sich wieder Musikinterssierte einer musikalischen Gruppe an (Kantorei, kleines Chorensemble, Posaunenchor, Flötenkreis – wir haben zwei A-Musiker als KantorInnen). Wenn ich jetzt aber die Gemeinden anschaue, in denen ich als Aushilfe orgle, dann sieht es dort meist düster aus, weil dieser »Mittelbau« fehlt.
Ja, genau das ist die Situation. In manchen Gemeinden sieht man den positiven Effekt durch das stetige und intensive Engagement in den Gruppen, in anderen Gemeinden hat sich der "Zug" bereits abgehängt und es fehlt nun besagter "Mittelbau". Dort wird es eine Zeit dauern und sehr mühsam sein, den Anschluss (der Familien) wieder zu gewinnen. Aber der Kirchenmusik traue ich es, wie gesagt, noch am ehesten zu - im Gegensatz zu anderen Bereichen wie bspw. der Seelsorge, wo man es deutlich schwerer haben wird.
Ich halte sehr wenig davon, eigene Gottesdienstformate mit eigenem Liedgut, eigener Musik usw. für Kinder, Jugendliche, Senioren usw. zu entwickeln. Wenn man im frühen Kindesalter nur Sonderliturgien serviert bekommt, wird man mit dem normalen Gemeindegottesdienst später fremdeln - das kann nicht das Ziel sein.
Auch junge Menschen kann man an die Gepflogenheiten des Gottesdienstes heranführen - in Katechese und Religionsunterricht. Daran mag es da und dort fehlen.
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