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»Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Zitat von Choralbass im Beitrag #42
Hier ein besonders abschreckendes Beipiel: https://www.youtube.com/watch?v=fTDT2ruL3JY
Wenn man die Kommentare unterhalb des Youtube-Videos liest, weiß man, wo wir heute stehen. Das erschreckt mich noch mehr als die (einmalige?) Vergenusszwergelung der Kirchenorgel...
#47 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
#48 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Hier noch etwas zur Steigerung :
https://youtu.be/BqTW8YhRnu0
Viele Grüße
Bernhard
#51 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Kirchenmusik sollte sich nach Ansicht des rheinischen Präses Thorsten Latzel nicht nur am Gesangbuch, sondern stärker an den Musikinteressen der Menschen orientieren. «Nicht wir schreiben den Menschen vor, wie sie singen sollen», sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland am Samstag bei einem virtuellen Treffen mit rund 170 hauptberuflichen Kirchenmusikerinnen und -musikern.
Quelle: https://www.zeit.de/news/2021-06/19/prae...www.bing.com%2F
Das ist der Anfang vom Ende im Rheinland
#52 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Gott ist mächtig, ein Rheinisches Presbyterium ist allmächtig. Und das "meine" wird dem Ausverkauf der geistlichen Musikkultur nicht Vorschub leisten. Und sollte der Herr Präses zur Inthronisation eines neuen Pfarrherrn mal vorbeischauen, wird er Orgelspiel, kräftigen Gemeindegesang und den Posaunenchor hören - ganz ohne E-Bass, Keyboard, Gitarre und Schlagzeug ...
LG
Michael
#53 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Ich habe den Eindruck, dass viele Pastoraltheologen in zwei Fallen laufen:
1. Sie halten eine "volle" Kirche nach wie vor für ein erstrebenswertes Hauptziel.
2. Sie glauben, dass man die Kirche mit der Mucke "voll" bekommt, auf die die Generation U 30 abfährt.
In der gern argumentativ herangezogenen "Urgemeinde" waren die Gottesdienste keine öffentlichen Großveranstaltungen, sondern Insider-Treffen mit strenger Gesichtskontrolle. Dass diese Gottesdienste "voll" waren, lag an der Brisanz der dort verkündigten Lehre und der Konsequenz der Gläubigen, sie im Alltag umzusetzen. ("Seht, wie sie einander lieben.")
Dort wurde von Anfang an "konservative" Musik gemacht. Unsere Gregorianik als "Urmusik" der christlichen Gemeinde kommt - verkürzt dargestellt - aus dem jüdischen Synagogalgesang, der wiederum in ägyptischen Tempelkult wurzelt.
Selbst Luther, der dem Volk auf's Maul schaute, hat seine geistlichen Dichtungen überwiegend zu Melodien gemacht, die tief im Volk verwurzelt waren.
Gegen Band-Krawall in überakustischen Räumen regt sich ja (jedenfalls hier in der Gegend) noch Widerstand. Ich frage mich, was passieren würde (und teilweise schon passiert) wenn Pseudo-Volksmusik in die Kirche einziehen würde. Ein (Journalisten-)Kollege prognostizierte sowas vor mehr als 20 Jahren. Damals fingen die Könige der Volksmusik an, einen Teil ihrer Schunkelwalzer mit "geistlichen" Texten zu versehen.
Bis jetzt hat sich das noch nicht signifikant bemerkbar gemacht. Aber Geschichte besteht ja immer aus Bewegungen und Gegenbewegungen. Das Pendel könnte auch zurückschlagen. Ich frage mich, was schlimmer ist: Pest oder Cholera?
Bis dahin werde ich - solange Hände, Füße und Hirn mitmachen, meiner Gemeinde zeigen, wie schön ihre Orgel ist, wie gut man dazu singen kann, wieviele gehaltvolle Lieder im EG stehen. Das sind die einzigen "Waffen", die ich habe.
Und wenn mal jemand in einem Zielgruppengottesdienst an der Gitarre zupft - damit kann ich leben. (Es muss ja nicht immer mein Magenumdreh-Song "Laudato si" sein.) Die Krachmacher der 100-Dezibel-Fraktion disqualifizieren sich selber.
Die geistliche Musikkultur geht nicht unter - egal, welcher "Kirchenfürst" was sagt. Und wenn die Zahl derer zurückgeht, die sie schätzen und fördern - na und? Geistliche Musik ist Hochkultur. Und die Hochkultur ist nun mal nur Leuten zugänglich, die etwas trennschärfer denken. Es lesen nun mal deutlich mehr Leute "Mickymaus" und das "gelbe Blatt" als Rilkes Gedichte und die FAZ.
Nirgendwo in der Bibel ist davon die Rede, dass es eine Gesellschaft geben werde, die überwiegend christlich geprägt ist. Das genaue Gegenteil ist verheißen.
LG
Michael
Das ist auch der richtige Weg. Ich lege auch Wert auf kräftigen Gemeindegesang, abwechslungsreiches Orgelspiel, anspruchsvolle Chormusik, Pflege des gregorianischen Chorals. Glücklicherweise trägt unser Pfarrer das mit und übt für die Choralämter immer eine lateinische Praefation. Ergebnis: Immer wieder stoßen junge engagierte Leute zum Chor dazu, der Orgelklang ist für viele essentiell. Unsere Blockflötengruppe für Jugendliche und Erwachsene spielt begeistert Renaissance-Musik.
Ich sehe nicht ganz so schwarz, man muss es halt einfach machen. Wenn dann auch noch die Orgelbegleitung des NGL etwas liebevoller ausfällt, vermisst kaum jemand eine Band oder den digitalen Pianisten.
Regelmäßig kommt die Rückmeldung, dass die Gemeinde beim Klavier nicht gut mitsingen könne. Ist ja auch kein Wunder in dem großen Raum.
Also, mit frohem Mut weitermachen.
#55 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Zitat von UlrichDu im Beitrag #54
Regelmäßig kommt die Rückmeldung, dass die Gemeinde beim Klavier nicht gut mitsingen könne.
Genau das sagen mir Leute aus Gemeinden, in denen Digitalpianierer den Gemeindegesang untermalen.
Vergangenen Sonntag kamen zum Gottesdienst etliche mir persönlich bekannte Leute aus zwei Nachbarorten. Ich habe sie natürlich angeblödelt: "Na, sind Eure Kirchen abgebrannt?" Ihre Antwort: "Bei Euch wird wieder gesungen ..."
In der Rheinischen Kirche entscheiden ja die Presbyterien anhand der Lage vor Ort über die Aufhebung der Corona-Beschränkungen. Und bei uns liegt die lokale Inzidenz deutlich niedriger als im regionalen Durchschnitt, weshalb wir schon vor einigen Wochen wieder auf maskenfreien Gemeindegesang umgestellt haben, während in Nachbargemeinden noch vokale Stille angesagt ist.
Die Leute quittieren das bei uns mit verstärktem Gottesdienstbesuch, als hätten sie etwas nachzuholen. Am Sonntag gaben die Presbyter per Spontanbeschluß auch die Emporen wieder frei, sonst hätten wir Besucher heimschicken müssen.
Hinterher standen die üblichen Grüppchen vor der Kirche zusammen. (Es wird allerhöchste Zeit, dass wir uns irgendwas einfallen lassen in Richtung Kirchenkafee ...) Und da meinte eine gestandene Chorsängerin zu mir: "Es geht doch nix über ein anständiges Orgelspiel. Bei uns wird nur noch auf dem Klimperding vorne begleitet. Das klingt armselig und man findet keinen Ton."
Vox populi ...
LG
Michael
ZitatZitat von Canticus im Beitrag #49
Hier noch etwas zur Steigerung :
https://youtu.be/BqTW8YhRnu0
Viele Grüße
Bernhard
Verzeih mir ... aber da fällt mir nur der Satz ..Vorhof zur Hölle ein! .. wenn ich das sehe.
Ich bin ja völlig eurer Meinung, im Forum haben wir die Thematik eh schon wiederholt durchgekaut.
Einen "Masterplan" zur Rettung der Tradition (herrje, wie das klingt...) sehe ich aber nicht - zu verschieden sind die Menschen, die Gemeinden, die Verantwortungsträger in Pastoral und Kirchenmusik.
Wie so oft im Bereich der Religion bleibt - aus meiner Sicht, bitteschön! - nur der Rückzug ins Private; damit meine ich nicht die eigenen vier Wände, sondern die einsame (insofern "private") Entscheidung, nur mehr diese oder jene Kirche zu besuchen, weil dort das geboten wird (schon wieder so ein Wort...), was mir und meiner Seele entspricht.
Diese Entsprechung scheint mir das einzig erreichbare Ziel zu sein...
Hallo,
die Pflege unserer kirchenmusikalischen Traditionen ist die eine Seite der Medaille, der ich mich verpflichtet fühle und die ein wesentlicher Grund für meine kirchenmusikalischen Aktivitäten sind.
Die Erwartungen der Gemeinde bzw. Gottesdienstbesucher bzw. deren musikalische Vorlieben sind aber das andere, dem ich gerecht werden möchte. Deswegen taucht auf meinen Liedplänen beides auf, traditionelle Choräle und NGL, soweit jeweils im Gotteslob enthalten. Gerade die Lieder, die teilweise vor 50 Jahren NGL waren ("Dass du mich einstimmen lässt..."), Taizé-Gesänge und auch Neueres wie das Stimmer-Salzeder-Gloria werden mit Begeisterung gesungen. In den Hauskreisen, wo die Leute die Lieder selbst heraussuchen, dominieren Schlager wie "Laudato si" sowieso (nicht im GL).
Als Mitglied einer katholischen Gemeinde sehe ich mich, und das ist ein wesentlicher Punkt für mich, als Mitglied einer weltumspannenden Organisation. Und muss man eben auch sagen, dass in den Regionen der Welt, in denen die katholische Kirche relativ erfolgreich ist, unsere musikalischen Traditionen und auch liturgische Praktiken keine so große Rolle spielen. Wenn ich mit Gläubigen aus Lateinamerika (Brasilien, Kolumbien, Ecuador...) oder Afrika (Togo, Eritrea...) spreche oder mit Pastoren aus Nigeria, so können die unseren, in ihren Augen eher steifen, traditionellen Gottesdiensten nicht so viel abgewinnen. Übrigens sind gerade in Lateinamerika freikirchliche Gemeinden stark auf dem Vormarsch, wobei da natürlich viele Dinge zusammenkommen, die Kirchenmusik spielt da nur eine untergeordnete Rolle. Gottesdienstbesucher aus Syrien oder dem Irak hingegen sind eher ostkirchlich geprägt, kommen mit unseren Formen aber anscheinend ganz gut zurecht wie auch Leute aus Polen.
Nun ja, aber auch in unserer eher "ollen" Gemeinde mit gleichzeitig beachtlichem Migrantenanteil (bei uns war auch schon einmal mehr als die Hälfte der Altarbesatzung schwarz), ist festzustellen, dass ich die meisten positiven Rückmeldungen bekomme, wenn ich als Nachspiel etwa Felix Auger spiele:
https://www.youtube.com/watch?v=SdpILuBXd2c
https://www.youtube.com/watch?v=6sBIq9sg6-w
Letzteres gibt es übrigens auch mit Schlagwerk:
https://www.youtube.com/watch?v=9lu90nhslcc
Da tänzelte nach dem Gottesdienst auch schon einmal eine 75-jährige Dame beschwingt den Mittelgang entlang und aus der Kirche hinaus. ;-)
@Gemshorn: Die Kirche aufzusuchen, in der ich mich bei Musik und Wort wohlfühle, ist sicher in kirchlich geprägten Regionen noch eine gute Möglichkeit, in der Diaspora ist das allerdings nur schwer möglich. Unsere Pfarrei könnte von der Fläche her fast schon die des Burgenlands erreichen.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
#59 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
Zitat von Gemshorn im Beitrag #57
Damit meine ich nicht die eigenen vier Wände, sondern die einsame (insofern "private") Entscheidung, nur mehr diese oder jene Kirche zu besuchen, weil dort das geboten wird (schon wieder so ein Wort...), was mir und meiner Seele entspricht.
Das wäre wohl meine pragmatische Lösung. Ich würde - einer Spielverpflichtung ledig - nach WZ in den Dom fahren. Dort wird gut und relevant gepredigt und eine sehr gute Kirchenmusik gemacht.
Es ist natürlich eine zweischneidige Sache. Unsere hohe Moblitität macht es möglich, den Gottesdienst zu besuchen, der inhaltlich und formal am ehesten unseren Vorstellungen von "Gottesdienst" entspricht. Ich suche mir das stimmigste "Angebot" aus, ohne der Gemeinde näher zu treten. Dahinter steckt natürlich die Vorstellung von Kirche als "geistliche Bedürfnisanstalt". Ob das sinnvoll und richtig ist, halte ich für diskussionswürdig - auch vom kirchlichen Selbstverständnis her.
Andererseits ist die Gemeinde nun mal die kleinste Organisationsform von Kirche, zugleich die mit der engsten "Bodenhaftung". Es gibt Territorial- oder Personalgemeinden. Letztere betrachte ich mit eingem gewissen Argwohn, denn da schaukelt sich schnell eine "Guru"-Mentalität hoch. Im Raum Frankfurt gibt es einige wenige solcher Personalgemeinden. Ich kenne Leute aus meinem Wohnort, die fahren Sonntags mit Kind und Kegel 40 km ins Frankfurter Umland, um den Pfarrer ihrer Wahl predigen zu hören.
Hätte ich keine Dienstgemeinde, würde ich - ergebnisoffen - darüber nachdenken ob ich mich in meiner Wohnortgemeinde engagiere. Das ist indes eine sehr traditionelle Dorfgemeinde, in der die Honoratiorenfamilien den Ton angeben und man sich in eine "Hackordnung" einfügen muss. (Dort wird noch zum Sanctus die Fassung von Bortnianski aus der altpreußischen Agende von 1832 gesungen, die in der Rheinischen Kirche - bzw. der Vorgängerorganisation, der Ev. Kirche der Rheinischen Kirchenprovinz - schon 1917 abgeschafft wurde.) Für meine Frau und mich total unattraktiv.
Den besten Gottesdienstbesuch und den engsten Zusammenhalt untereinander hat in unserem Wohnort die Landeskirchliche Gemeinschaft. Allerdings ist es dort ziemlich schwierig, den Punkt zwischen Nähe und Distanz selber zu bestimmen. Als wir aus dem Nachbarort hierher zogen, war ich dort bereits für die Leitung des Chores "eingeplant", obwohl niemand mit mir darüber gesprochen hatte ...
Meine Frau ging dort mehrere Male zum Gottesdienst und begann, sich im KiGo-Team zu engagieren. Ich nahm den Job an der Wichernkirche an. Wir staunten nicht schlecht, als wir uns eines schönen Tages auf dem "Putzplan" befanden - beide, wohlgemerkt. Der Zettel stecke einfach so im Briefkasten. Ich war leicht befremdet und fragte nach, was das solle. Darauf teilte man mir mit, das sei so.
Worauf ich anmerkte, dass ich selber entscheide, ob, wo und wann ich den Putzlappen schwinge und meine Frau mit dem Hausputz in den eigenen vier Wänden durchaus ausgelastet sei.
Abgesehen davon, dass wir in dieser Gemeinde eine Menge nette Leute kennen - das käme wohl für mich auch nicht infrage.
Denn: Wenn meine Frau dort in den Gottesdienst geht und gefragt wird, warum sie alleine komme, hat sie die ausdrückliche Lizenz zum Satz: "Mein Mann findet Eure Musik schlecht." Das ist nicht gelogen.
LG
Michael
Georgy
(
gelöscht
)
#60 RE: »Die Kirchenmusik ist im Ohrensessel eingeschlafen.«
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