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Gendergerechte Sprache
Zitat von Gemshorn im Beitrag #60
Bereits die Wendung „beide Geschlechter“ wird kritisiert, weil sie Transgenderpersonen aller Schattierungen ausschließt.
Ja, der Einwand drängt sich nach der Diskussion hier auf - und mir fällt neben den "Lebenden" und "Sterbenden" oder Gruppenbezeichnungen (Kollegium) auch keine Lösung ein. Wahrscheinlich gibt es dafür ja auch (noch) keine schöne, mehrheitsfähige bzw. praktikable Lösung - dann bleibt es eben im Alltag bei dieser sprachlichen Unschärfe.
Hallo zusammen,
ich finde die Debatte hier bisweilen bedenklich. Es irritiert mich, dass wir hier allen Ernstes darüber sprechen ob es in Ordnung und geschmackvoll ist, bsp. „Judenfürze“ zu Süßigkeiten zu sagen, oder das Wort „Neger“ zu nutzen und das an Leuten in unserem Freundeskreisen zu erproben. Nein, ist es nicht! Und dazu sollte es auch - gerade vor dem Hintergrund unserer Geschichte - bitte keine zwei Meinungen geben. Wir wissen es mittlerweile besser.
Aus den Beiträgen lese ich vor allem heraus, dass es sich bei den schreibenden Forumsteilnehmern wohl um weiße Männer fortgeschrittenen Alters handeln dürfte. Die Beiträge sind mindestens symptomatisch.
Aus vielen spricht wohl die Angst, die Hoheit - und damit die Sicherheit, auf einem existenziellen Gebiet des Lebens zu verlieren. Daher muss alles schärfstens abgelehnt, veralbert und gering geschätzt werden, einschließlich derer, die sich für dieses Thema stark machen.
Es ist vermutlich wie immer im Leben: In der Mitte liegt die Wahrheit.
Emotionale Auslässe über die jeweils andere Seite und ihre Beweggründe verstellen jedoch meistens den Blick auf die Betroffenen - und auf eine sachliche und notwendige Debatte.
Um das klar zu sagen: Ich bin auch kein Befürworter aller Vorschläge, die dort adressiert werden. Ich kann jedoch grundsätzlich für mich in Anspruch nehmen, einigen Gedanken für die Reformvorschläge folgen zu können.
Es möge sich nun bitte niemand auf den Schlips getreten fühlen. Falls ja, so möge man mich bitte des Forums verweisen.
Übrigens: Bereits 1748 formulierte Johann Christoph Gottsched in seiner „Grundlegung der deutschen Sprachkunst”: Man solle immer dann Bezeichnungen wie “Oberstinn”, “Hauptmännin” oder “Doctorin” nutzen, wenn Frauen diese Funktion ausüben.
Viele Grüße
Geigenprinzipal
Zitat von Guilain im Beitrag #64
Habt ihr keine anderen Sorgen? Die deutsche Sprache wird schon nicht zugrunde gehen
Natürlich habe ich auch andere Sorgen. Trotzdem wird ja noch erlaubt sein, ein Thema zu erörtern, was offensichtlich von allgemeinem Interesse zu sein scheint. Da wurde schon über nutzlosere Dinge diskutiert...
Passt gut dazu: https://religion.orf.at/stories/3207224/
Was ich noch sagen wollte: Als LGBTIQ noch kein Thema war, sondern die „Brüder“ aus dem „Gotteslob“ ausgemerzt wurden, wurde auch in historische Texte seitens der Redaktion eingegriffen. Das fand ich schon damals problematisch, wohl wissend, dass Textrevisionen im Gesangbücherkontext seit eh und je gang und gäbe sind - nicht erst seit Aufkommen der Frage nach der Gendergerechtigkeit.
Nach heutigem Diskussionsstand sind die vor 20 Jahren modernisierten Texte nun abermals hinterher, weil sie eben „nur“ von Schwestern und Brüdern sprechen, sich also innerhalb eines binären Geschlechtersystems bewegen.
Erwächst daraus über kurz oder lang ein neuer Reformulierungsimpuls?
Seitenbemerkung dazu: Pipi Langstrumpf von Astrid Lindgren wurde posthum umgeschrieben - im Namen der political correctness. Siehe u.a. hier: https://efraimstochter.de/8-Der-Suedseek...uka-Sprache.htm
Weiter geht's...
Und das ist keine "lebendige Entwicklung der Sprache", sondern von einer bestimmten politischen Klientel auf dem Reißbrett entworfen und soll der Gesellschaft mit Gewalt übergestülpt werden:
https://www.spiegel.de/kultur/genderneut...0b-26cb2cdca6f2
Viele Grüße
Bernhard
Sprachlos bin ich gar nicht.
Vergessen wird aber oft, dass es auch Fälle von generischem Femininum gibt: die Geisel, die Wache, die Lehrkraft, die Person...*) Ich hätte noch nicht vernommen, dass Männer dies als störend empfunden hätten.
*) nicht zuletzt: Die Katze, selbst wenn es ein Kater ist!
Guten Abend,
ehrlich gesagt, bin ich irritiert, dass hier keinerlei inhaltliche Auseinandersetzung erfolgt, sondern nur noch auf - vermeintlich lustige - Beispiele von vermeintlichen Sprachverwirrungen verwiesen wird. Dafür haben die hier angesprochenen Themen doch ein zu großes Gewicht, wenn man den Geschichtsunterricht noch nicht gänzlich vergessen hat. Auch ein Blick ins Grundgesetz kann helfen.
Klar kann man sich über Stilfragen streiten und die Geschmäcker sind verschieden. Gerade in Sachen Sprache (Thomas Mann vs. Rosamunde Pilcher), Musik (Helene Fischer vs. Helmuth Rilling), Kunst (Andy Warhol vs. Albrecht Dürer), usw. sind die Geschmäcker glücklicherweise verschieden - das macht eine vielfältige und liberale Gesellschaft aus!
Auch wenn man den aktuellen Entwicklungen um das Gendern kritisch gegenübersteht und sie für sich selbst ablehnt, sollte man trotzdem - wenn man tatsächlich an einer konstruktiven Diskussion interessiert ist - in der Lage sein, die individuellen Befürfnisse bei seinem Gegenüber anzuerkennen. Dies ist für einen konstruktiven Austausch essentiell. Danach kann man schauen, welche gesellschaftlichen Lösungen es im Kleinen und Großen geben kann.
Kleine Modifikationen im Sprachgebrauch haben nun mit Gewalt wirklich nichts zu tun! Dass man Sprachwerke immer im Kontext ihrer historischen Entstehung betrachten muss, habe ich in der Schule z.B. bei der Gedichtsinterpretation gelernt. Warum? Weil Sprache sich wandelt. Das ist ja auch ein Grund dafür, warum bei aktuellen Theateraufführungen oft Texte bearbeitet und angepasst werden. (Auch das ist keine neue Erscheinung.)
Eine demokratische, freiheitliche und friedliche Gesellschaft lebt vom Ausgleich der Interessen. Die Argumente der anderen Meinung nur zu ignorieren oder einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit Polemik auszuweichen, ist destruktiv und wirkt gesellschaftlich zersetzend.
Möge die Diskussion ein konstruktiven Weg finden.
Gute Nacht.
Jetzt auch noch die Spielkarten...
Anscheinend kann in dieser Angelegenheit in keinen Bereichen mehr hoch genug gepokert werden:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/u...n-17369233.html
Viele Grüße
Bernhard
Der Vorschlag, Pronomina neu zu erfinden (!) und damit vom Schreibtisch einer einzelnen Person aus auf das Allgemeingut Sprache zuzugreifen, empfinde ich als ungeheuerlich. Ich erinnere mich noch an die etwas belanglose Debatte um das Fehlen eines Pendants zu "satt" im Bezug auf Flüssigkeiten... Keine der konstruierten Lösungen hat sich im Sprachgebrauch eingebürgert.
Sprache entsteht nicht am Schreibtisch, sondern im Sprechen. Aus ideologischen Motiven Einfluss auf Sprache nehmen zu wollen, riecht für mich nach totalitärem Denken. Die Palette der Attribute, die mir für so ein Vorgehen einfallen, reichen von anmaßend bis übergriffig, denn sie lassen genau jenen konstruktiven Diskurs vermissen, den unser Kollege CMP1985 zurecht eingemahnt hat.
Dass Gendergerechtigkeit heute einen viel weiteren Bereich umfasst als noch vor 20 Jahren, wo es um die Sichtbarkeit der Frauen in den verschiedenen Bereichen ging, haben wir verstanden. Dass bis vor kurzem noch so benannte "Störungen der sexuellen Identität" inzwischen neutraler zu "Erscheinungsformen der sexuellen Identität" geworden sind, ist mindestens der Erwähnung wert - denke ich.
Auch frage ich mich, 1. seit wann das eigene Fühlen, Empfinden, Entscheiden über wissenschaftliche Fakten gestellt werden will (genetische Geschlechtsidentität) und 2. ob dies überhaupt auf den Bereich der Sexualität begrenzt bleibt oder auch auf andere Bereiche der menschlichen Identität ausgeweitet wird oder werden wird. Sinnvolle Beispiele zu finden ist schwer, aber: Was wäre, wenn ein Mitteleuropäer „beschließt“, dass er eigentlich Asiate ist? Selbst wenn er ganz asiatisch denkt, empfindet, lebt - fehlt ihm dann nicht doch das Entscheidende, nämlich eine Abstammung aus Asien? Ist die Frage dumm? Oder gab es schon solche Fälle? Wie wird damit umgegangen werden?
In gewissen politischen Fragen wird - nach der Erfahrung der Shoah - eine bestimmte Denkungsart nicht einmal mehr als "Meinung" akzeptiert, sondern grundsätzlich und diskussionslos als Abscheulichkeit gebrandmarkt. Wiewohl ich der Zuordnung zur Abscheulichkeit viel abgewinne, frage ich mich trotzdem, ob die Gedanken noch frei sein dürfen... In diesem und in vielen anderen Bereichen, die heute - merkwürdig begründungsfern - mit einem Denkverbot belegt werden. Achtung: Ich heiße braunes Denken nicht gut! Aber kann es ernstlich Denkverbote geben...?
Meine Anmerkungen und Fragen sind allesamt ernst gemeint und ich freue mich über jeden konstruktiven Beitrag, der dazu Stellung nehmen möchte.
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