Psychoterror meines Orgellehrers!?

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12.06.2022 12:07
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#16 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
pv
pvh

Hallo,

Zitat von Christian_Hofmann im Beitrag #14
Bei Mozart war es doch glaube auch so. Der Vater hat am kleinen Amadeus Selbstverwirklichung betrieben. Natürlich stand er als begabtes Kind da, zumindest nach außen sieht man nur die Leistung. Die Realität das dieses Kind wohl ein Leben führte das nur aus schlafen und üben bestand sieht man da nicht.

Nicht nur Selbstverwirklichung. Es ging auch um die Sicherung des Familieneinkommens. Leopold Mozart war ja Zeit seines Lebens nur Vizekapellmeister und das aufwändige Haus neue Haus am heutigen Makartplatz in Salzburg erforderte natürlich Einnahmen. Die Reisen, auf denen Wolfgang Amadeus und seine Schwester Nannerl vorgeführt wurden, dienten dazu, Einkommen zu generieren, auch indirekt, da das natürlich die beste Werbung für die Geigenschule darstellte, die Leopold Mozart erfolgreich verkaufte.

Bei Mozart war es eben Glück, dass dem kleinen Wolfgang Amadeus die Musik anscheinend großen Spass machte. Übrigens wurden damals Kinder von Bauern oder Handwerkern auch nicht groß gefragt, ob sie Lust hätten, von klein auf mitzuarbeiten und das Familieneinkommen sichern zu helfen.

Zur Geschlechterfrage: Maria Anna ("Nannerl") war anscheinend genauso musikalisch begabt wie Wolfgang. Sie wurde aber mit 15 Jahren an einen 15 Jahre älteren Verwaltungsbeamten nach St. Gilgen verheiratet. Fanny Hensel, der Schwester von Felix Medelssohn Bacholdy, hatte 50 Jahre später zwar mehr Freiheiten, ihr wurde eine musikalische Karriere aber auch verwehrt. Dafür setzte sich auch ihr Bruder unter bezug auf den Willen des verstorbenen Vaters ein, was man in den Briefen nachlesen kann.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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12.06.2022 12:15
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#17 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
pv
pvh

Hallo,

Zitat von Christian_Hofmann im Beitrag #11
Zitat von Positiv im Beitrag #8
Als ich noch so ein ganz junger Junge war, hatte ich eine Spielkameradin, welche eine halbe Stunde Klavier üben musste. Täglich war dann der Fight mit der anordnenden Oma, die Uhren so zu verstellen, dass die halbe Stunde als solche von der strengen Dame empfunden, aber unmerklich verkürzt wurde.


Das sind Rahmenbedingungen unter denen keine guten Musiker entstehen. Musik ist für mich etwas kreatives, Kreativität stirbt unter Druck. Klar kann man so lernen wie man technisch korrekt vom Blatt spielt. Das Ergebnis wird dann aber selten gut für den zuhörer.

Ja und nein. Es gibt eine Studie, in der Berufsmusiker eines A-Klasse-Orchesters mit Schulmusikern verglichen wurden. Dabei zeigte sich, dass die Berufsmusiker weniger Kontakte am Nachmittag zu Peers ohne musikalische Ambitionen hatten und vor allem, dass die Eltern ihnen über die Jugendkrise hinweggehofen hätten. Das ist eine euphemistische Umschreibung für den Druck , der um die Pubertät herum von den Eltern ausgeübt wurde.

Diejenigen, die scheitern und komplett ausssteigen, werden in solchen Studien natürlich meist gar nicht erfasst, da sie gar nicht erst bis zur Hochschule kommen.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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12.06.2022 12:23
#18 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
Ch

@pvh sehr interessant was du schreibst. Betreffend den A-Musiker muss man denke ich immer unterscheiden. Ein Musiker der den A-Schein hat muss kein guter Musiker sein. Es sagt ja erst einmal nur ob man die Leistung erarbeitet hat die notwendig ist für die Prüfung. Genau so wie ein Gesellenbrief keinen fähigen Handwerker erzeugt 😅 Der A oder C Schein sind ja zwingend notwendig wenn man Geld damit verdienen will, aber genau so gibt es nicht wenige Laien Musiker die Top ausgebildete Musiker alt aussehen lassen. Es ist eben wie überall, ohne Leidenschaft für das Das was man tut wird man immer nur das untere Mindestmaß sein.


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12.06.2022 13:00 (zuletzt bearbeitet: 12.06.2022 13:01)
#19 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
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Aus meiner eigenen Biografie würde ich sagen, dass ein gewisser Druck des Elternhauses manchmal nötig ist um Durststrecken zu überbrücken. Ich komme aus einem musisch geprägten Elternhaus. Meine Mutter ist studierte Musikerin, meinen Vater würde ich als semiprofessionell einstufen. Mit fünf Jahren begann der Klavierunterricht und da wurde strengstens drauf geachtet, dass jeden Tag eine gewisse Übzeit eingehalten wurde, auch mit regelmäßiger Beaufsichtigung, Kontrolle der Fingersätze, Metronom etc. Im Alter von ca. 10-14 brach mein Interesse komplett ein und ich hätte gerne aufgehört aber ein Aufgeben wäre niemals toleriert worden. Der Tenor meines Elternhauses war der, dass man das Ende der Pubertät abwarten müsse um einschätzen zu können, ob ein Abbruch des Unterrichts sinnvoll ist. In dieser Zeit wurden zu Hause einige Dramen darum ausgestanden aber es hat sich für mich gelohnt und am Ende habe ich mich dann ja doch so sehr damit identifiziert, dass ich mich zum Musikstudium entschied. Heute bin ich meinen Eltern durchaus dankbar, dass sie sich auch selbst diesen Stress zugemutet haben, denn zeitweise war mein Unwille durchaus erheblich.

Allzu häufig stehen auch Erwachsene bei den Musikschulen, die ihren Eltern rückwirkend Vorwürfe machen, dass sie es damals zuließen, dass aufgehört wurde und die Reue darüber Jahrzehnte später groß ist.

Am Ende behaupte ich mal, dass, wenn das Ziel eine professionelle Laufbahn ist, eine musikalische Ausbildung in einem nicht zu späten Alter notwendig ist, weil sonst manche motorische Grundlagen nicht mehr gelegt werden können. Wenn man darauf wartet, bis die Menschen nur intrinsisch motiviert üben ist es häufig zumindest dafür zu spät. Man kann natürlich bei einem Kind nie sagen, was aus ihm wird, aber wenn eine gewisse Begabung erkennbar sind, so sollte man vielleicht zumindest darüber nachdenken, ob man das Zeitfenster effektiv nutzt um die Chance auf sehr hohes Niveau nicht von vornherein auszuschließen. Meist kann man ja schon sehr früh erkennen, wie ein kleines Kind auf Musik reagiert. Daraus kann man vielleicht bis zu einem gewissen Grad ableiten, welcher Grad an musikalischer Förderung angezeigt ist.

Beim Unterricht von Menschen, die nur zu ihrem privaten Vergnügen unterrichtet werden und wo das Ziel auch nicht die Öffentlichkeit ist, würde ich meinen, dass man, soweit es geht, deren Wünsche berücksichtigen sollte.
Bei der Ausbildung in Richtung gottesdienstliches Spiel müssen natürlich gewisse Inhalte erfüllt werden. Da ist dann der Lerninhalt deutlich stärker von außen vorgegeben.
Andere wichtige Fragen sind, wie hoch das Eingangsniveau ist bzw. die Frage wie stark die Entwicklung der Technik auch im Fokus steht.

Es mag sein, dass nicht alle Musiker an Gott glauben; an Bach jedoch alle. - Mauricio Kagel

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12.06.2022 13:16
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#20 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
Gast
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Zitat
Für mich alten Sack ist es schon schwierig genug zu lernen, daß die Finger der linken Hand und die Füße unabhängig voneinander ihre Aufgaben zu erfüllen haben.
Als Atheist soll ich nun auch noch Exegese betreiben und dem Lehrer zeigen, wie dieser mitteldeutsche Barockkomponist die Bilder der Choralstrophen in Musik gebracht hat.

Ich bin drauf und dran, sofort den Klavierunterricht zu beenden.



Zurück zum Thema: Suche das ehrliche Gespräch mit deinem Lehrer; falls das nicht fruchtet, such dir unbedingt einen anderen Orgellehrer und gib die Orgel nicht wegen eines (für dich unpassenden) Lehrers auf.

Ich selber spiele mittlerweile auch nahezu ausschließlich nicht choralgebundene Werke, teils auch Transkriptionen. Mir macht das Spaß, weil mir a) Musik aussuche und spiele, die mir gefällt, b) die choralgebundenen Werke von den Hauptamtlichen und vielen anderen ausreichend zu Gehör gebracht werden - in diese Reihe muss ich mich als Hobby-Spieler nicht einreihen. Es gibt für jeden Schwierigkeitsgrad genügend nicht choralgebundene Orgelliteratur.

Ich nehme gelegentlich Unterricht bei jemandem, der auch Spaß an Orgelmusik jenseits des klassischen Kirchenrepertoires hat. Die Suche war nicht ganz einfach, aber es gibt entsprechende Lehrer. Dafür nehme ich aber auch eine Fahrt von 55 km je Richtung in Kauf.

Ich sehe es gerade auch bei meiner Tochter (bei einem anderen Instrument): Musizieren und Musikunterricht müssen Freude machen - zwar nicht immer, aber zumindest immer wieder. Das motiviert auch beim Erlernen eines Instruments und hilft über die Tiefen hinweg.


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12.06.2022 13:20
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#21 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
pv
pvh

...

Zitat von Christian_Hofmann im Beitrag #18
@pvh sehr interessant was du schreibst. Betreffend den A-Musiker muss man denke ich immer unterscheiden. Ein Musiker der den A-Schein hat muss kein guter Musiker sein.

Es ging um Orchestermusiker. In diesem Fall Mitglieder der Berliner Philharmoniker, keine Organisten oder Kantoren.

@Magister Perotin: Das ist genau so ein Beispiel für das, was ich meinte.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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12.06.2022 13:38
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#22 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
Vi
Viola da Gamba ( gelöscht )

Ich denke, das Phänomen begegnet einem in anderen Arbeitssparten auch. Die Kinder stehen unter dem Druck, ähnliche Dinge zu tun wie die Eltern.


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12.06.2022 13:38
avatar  trm
#23 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
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trm

mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa

Kommunikation ist schwierig, besonders wenn sie das Internet betrifft (frei nach einem beliebten Bonmot)

Da habe ich nun im Titel extra ein Fragezeichen angefügt und den Beitrag mit einigen Smilies garniert ...

Zunächst: eure Zuwendung und eure Ermutigungen sind Balsam für meine geschundene Seele.

Auf eure Beiträge möchte ich einzeln eingehen, dabei aber das Pferd vom Schwanze aufzäumen.


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12.06.2022 13:39
avatar  Viola da Gamba ( gelöscht )
#24 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
Vi
Viola da Gamba ( gelöscht )

Nimm das Heft in die Hand und sage deinem Lehrer was deine Ziele sind.
Es soll Spaß machen...


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12.06.2022 13:45
avatar  Viola da Gamba ( gelöscht )
#25 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
Vi
Viola da Gamba ( gelöscht )

@ Magister Perotin: mir fing es genau umgekehrt. Ich komme aus einem Haushalt von Nicht Musiker- sondern Sportlern- ich musste mir meine Musikerlaufbahn regelrecht erkämpfen. Das war auch kein leichter Weg.... es gab immer Unverständnis... bis zum Konzertexamen... aber es war trotzdem ein guter Weg. Ich war der erste Akademiker in der Familie und Pioniere haben es nie leicht, dafür haben sie Biss.


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12.06.2022 13:56
avatar  trm
#26 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
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trm

Zitat von CMP1985 im Beitrag #20
Dafür nehme ich aber auch eine Fahrt von 55 km je Richtung in Kauf.


Bei mir sind es genau 50 km je Richtung.

Zitat von CMP1985 im Beitrag #20

Zitat
Ich bin drauf und dran, sofort den Klavierunterricht zu beenden.


Zurück zum Thema: Suche das ehrliche Gespräch mit deinem Lehrer; falls das nicht fruchtet, such dir unbedingt einen anderen Orgellehrer und gib die Orgel nicht wegen eines (für dich unpassenden) Lehrers auf.



Ich will doch den Klavierunterricht beenden, nicht den Orgelunterricht!


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12.06.2022 14:00
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#27 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
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trm

Zitat von Viola da Gamba im Beitrag #24
Nimm das Heft in die Hand und sage deinem Lehrer was deine Ziele sind.
Es soll Spaß machen...


Das haben wir zu Beginn des Unterrichtes vor 5 Jahren (nach 47 Jahren Pause) gemacht.
Es macht Spaß!


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12.06.2022 14:12
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#28 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
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trm

Zitat von Viola da Gamba im Beitrag #13
Orgelbüchlein ist natürlich bewährte Schule.


Orgel = Büchlein
Worinne einem anfahenden Organisten
Anleitung gegeben wird, auff allerhand
Arth einen Choral durchzuführen, an-
bey auch sich im Pedal studio zu habi-
litiren, indem in solchen darinne
befindlichen Choralen das Pedal
gantz obligat tractiret wird.

Das sollte doch auch mir frommen.

Als erstes nicht-choralgebundenes Werk werden wir BWV 549 durchnehmen.


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12.06.2022 14:42
avatar  trm
#29 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
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trm

Zitat
Na ja, lieber Theo, immerhin ist das alles wirklich geniale Musik. Denk' Dir die Texte einfach weg.



Lieber Michael,

das erstaunt mich jetzt wirklich. Gerade bei JSB ist doch seine Textbehandlung Quelle für außerordentliche Entdeckungen. Natürlich haben viele Texte die Zeiten nur überdauert, weil sie von JSB irgendwann mal vertont wurden.

Besonders interessant finde ich die Werkeinführungen zu Bach-Kantaten, die bei bachipedia.org (Bachstiftung St. Gallen) von Rudolf Lutz und Karl Graf bzw. Nikolaus Peter bestritten werden.


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12.06.2022 15:22
#30 RE: Psychoterror meines Orgellehrers!?
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Das heißt, es ging am Ende wirklich nur darum, ob man die Smilies richtig interpretiert und "Klavierunterricht" nicht für einen Flüchtigkeitsfehler hält ;)
Ich denke, darauf wird es nachher noch ein Stück selbstgekauften Kuchen vom Konditor geben =)


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