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"High-End"-Klaviaturen im Vergleich
Michal
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gelöscht
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#61 RE: "High-End"-Klaviaturen im Vergleich
Ja, ich mag die Orchestrals auch nicht - vor allem die nicht, mit der "Viscount-Qualität". Aber die vom Integra schon. Und es gibt Stücke, die man gut auf der Pfeifenorgel spielen kann, die von ein paar Orchester-Effekten sehr profitieren können (was wäre z. B. ASZ von Strauss ohne Pauken, Trommel und Blech? - und die Orgel, die die fetten Akkorde spielt - hatte Strauss auch schon so gemacht - will man nicht auf der Pfeifenorgel spielen weil kein Bach, ja gut, aber ich schon! - und das geht sogar mit der Viscount Klaviatur weil recht wenig Gefühl in den Orchestrals ist; ganz anders beim Persian Market von Ketèlbey - da muss aber mächtig Gefühl rein, zumindest wenn die Prinzessin kommt - ach so, wieder kein Bach, schade, .... aber Händel, das ist irgendwie OK, oder? Aber was wäre eine Arie ohne Flöten? Äh, soll ich mit meiner Unico nur Bach-Choräle spielen?, ja dann wird der Käufermarkt schnell sehr übersichtlich, gell).
Ja, Lambo Statussymbol wohl eher nicht. Man verdient mit den Autos mehr Geld als man erarbeiten könnte und hat noch seinen Spaß dabei - auch verkehrt? Neuauflage: Ausgabepreis 2 Carpenter-Orgeln, schon bei Produktion ausverkauft und kostet nun ein Jahr später 3 Camerons. Ja, blöd. Zugegeben, die Neuauflage habe ich verpennt obwohl ich sicher einen bekommen hätte weil ich schon ... Ach lassen wir das.
Unterm Strich ist genau das das Problem bei DPOs. Die konservative Sichtweise. Daher hinken die auch in der Entwicklung so hinterher. Physis - toll. Bei Hammond-Clones gab es das schon lange davor, das mit dem Physical Modeling. Und bei analog-Synth.-Clones - Creamware - schon weit vor den 2000ern. Und selbst bei super kleinen Herstellern schon mit modernerer Technik als diesen Shark DSPs - nämlich mit XILINX FPGA-Chips, z. B. HX3 - für ein paar hundert Euros! Wow, da stehe ich mit meiner Unico aber irgendwie blöd da, oder? Aber bei diesen DPOs gibt es eben keine Alternativen, außer man geht in die Mellotron-Ära (auch wieder als digital-Clone auf dem Markt) zurück.
Sorry, ich werde vermutlich keine neue Viscount mehr kaufen weil ich keine neue DPO mehr kaufen werde (mein Orgelspiel ist wegen Gelenkproblemen, Polyarthritis, inzwischen nach meinem Geschmack unter aller Sa** und die Unico genügt mir vollkommen), aber ich hoffe dennoch, dass die Version 2 einen echten Quantensprung macht. Sonst gibt es bald nur noch Hauptwerk. Oder so wie beim Lambo, der kommt heute nämlich von Audi. Nicht falsch verstehen, ich bin der Meinung, dass meine Unico das Beste ist, was ich kaufen konnte und bin auch im Großen und Ganzen sehr zufrieden, aber mir fehlt die Weiterentwicklung. Wenn die in der Geschwindigkeit weitermachen haben die große Chancen selbst bald Weltkulturerbe zu werden. Aber Rom wurde ja auch nicht in einem Tag erbaut und ja, ich lebe in Italien weil ich die Nase voll hab vom Stress. Es ist wunder, wunderschön hier und die Leute sind superfreundlich und ich hab noch keinen mit dieser Stress-Agro-Mentalität wie in Deutschland hier erlebt. Aber diese Entschleunigung fällt mir zugegebenermaßen schwer weil ich mein Leben lang halt anders war.
Also, dann spielen wir halt Schlafes Bruder aus dem Vilsmaier-Film (alles wird gut, weil kommt ja von Bach, irgendwas mit Kreuzstab tragen) - nur mit Pfeifen (und Tracker-Touch-Dynamik braucht man da auch nicht). .... Trotzdem, ich hätte da gerne irgendwie eine Explosion am Schluss ... ich bin unverbesserlich :-)
So, morgen soll das letzte Gewitter hier sein und jetzt nach Ferragosto wird's wieder etwas ruhiger verkehrsmäßig auf dem Meer und in den Ankerbuchten und dann geht's für längere Zeit wieder aufs Wasser raus (da werde ich dann wieder ruhiger und erträglicher) und da habe ich dann nur mein Cantorum mit iPad und muss nur noch die 565 spielen wenn ich auf Rammkurs bin. Also lasst die Messer stecken, es lohnt sich nicht :-)
#62 RE: "High-End"-Klaviaturen im Vergleich
Um wieder zur Ausgangsfrage nach der möglichst authentischen Orgel-Klaviatur zurückzukehren: Die Anforderungen an eine solche sind nun mal nicht mit denen an ein Digitalpiano oder einen Synthie vereinbar. Und das ist auch nicht schlimm: bislang ist mir an der Orgel noch nicht langweilig geworden.
Zweifelsfrei fordere ich den Holzkern (oder etwas vergleichbares) als Standardausstattung. Das ist m.E. mehr eine Frage des Willens als der Kosten. Aber vielleicht sehe ich das falsch.
VG
Stephan
#63 RE: "High-End"-Klaviaturen im Vergleich
Das sehe ich genauso. Das Problem liegt jedoch nicht bei den Herstellern, sondern beim Lieferanten der Klaviaturen. Der hat ein quasi-Monopol und weigert sich konsequent, seine Plastikpressen abzustellen und dafür weitere CAD-Fräsen zu beschaffen, die hölzerne Tastenkerne herstellen. Da täte eine leistungsfähige und -willige Konkurrenz not. AWK ist als Serienklaviatur für die kleineren Viscounts zu teuer.
LG
Michael
This is the problem with the new management of Fatar: since the company was taken over by the founder's son there has been an involution. The father, Lino Ragni, was a highly innovative person and had built a solid and avant-garde company.
The son seems more interested in posting photos of restaurants around the world on instangram, and in the meantime he has moved most of the production plants to Tunisia.
The waiting times for the supply are ridiculously large (we are talking about more than 5 months from the order), they hardly supply spare parts anymore, and their contact service has simply been non-existent for many years.
All perfect ingredients to make it fail.
Fatar's keyboards are cheap, you get what you pay for. AWK are not, and are not produced in Tunisia.
Finally, the responsibility is not of the manufacturer's suppliers, it's of the manufacturer. I work in production too, and if something is wrong on my products I cannot blame the supplier of the raw material. I cannot tell my customers "oh sorry, your jacket is falling into pieces because the sewing thread comes from a factory whose owner likes to spend the day shooting selfies".
But as long as people are happy with the romantic look of an unaligned keyboard, because it looks more like the ancient real thing (what exactly?) while it sits beside an electronic display...
Zitat von DigitalPipes im Beitrag #65
But as long as people are happy with the romantic look of an unaligned keyboard, because it looks more like the ancient real thing (what exactly?) while it sits beside an electronic display...
Es ist aber weniger eine Frage der "Happiness" als eher der Mangel an vergleichbaren Alternativen. Das ist der hier gut spürbare Nachteil von Quasi-Monopolen.
VG
Stephan
Most of the organists today use Hauptwerk with a midi controller. So, unless you need to choose a specific brand for their audio engine (Viscount, Johannus, etc) one could go to an organbuilder and ask for a console, with proper keyboards and even tracker couplers if they like. The market of midi controllers has skyrocketed and lost the touch with reality. So if a Mixtuur office table with keyboards on top can cost 25000 euros, then you will find plenty of small organbuilders (let Heuss aside) that can provide a good console with little more money. But don’t tell them that it’s for Hauptwerk, otherwise the price will double. So, competition is there but most of the people are not aware of it.
Hallo Paolo,
das mag theoretisch richtig sein, praktisch möchte ich aber eine Lösung aus einer Hand mit einem zentralen Ansprechpartner. Um das Beispiel von Michal oben aufzugreifen: ich kaufe mir auch nicht den Chassis von Mercedes, die Karosserie von Lamborghini und den Motor von Tesla und hoffe, dass alles zusammen irgendwie funktioniert.
VG
Stephan
Zitat von DigitalPipes im Beitrag #65
Fatar's keyboards are cheap, you get what you pay for. AWK are not, and are not produced in Tunisia.
A Fatar TP65 with wooden keys costs an average of 900 euros, I wouldn't say exactly cheap.
But I agree with you about the crazy prices Hauptwerk consoles have reached: often four panels of plywood, with messy mounted internal hardware, sold for gold.
As long as there are people who are willing to pay for such items, there will always be someone willing to sell them.
Michal
(
gelöscht
)
#71 RE: "High-End"-Klaviaturen im Vergleich
I hate to say, but DigitalPipes is absolutely right. Hauptwerk + high quality organ consoles are making the run because of somebody out there spending their time in looking out for excuses. Well, to be honest, I still don't like Hauptwerk - my generation might be more likely after the real instrument but the computer, but today everything is computer, that's a matter of fact and todays people like it adaptable and progressive and most likely not much more expensive than an iPhone (and you won't believe what comes out of my iPad in regards of Hammond - Hammond itself brought an App, B-3X, to the market for around 130 bucks, that is better than anything I've heard yet - who needs the Viscount Legend anymore? - and it is even better than the real thing because even more adjustable - or the Moog-Apps, wow! - how long will it take before the old Sampling-Pipe-Organ Apps, like Pitea, vanish and FINALLY also for the PO physical modelling apps will appear and by the way the market is already loaded with really fine Bluetooth keyboards?).
BTW: Ich würde den Rahmen vom Countach bevorzugen. Dank dem Erfolg von Tesla und einem gut gelaunten Elon, habe ich auf dem Boot jetzt auch Internet mit Glasfasergeschwindigkeit (Starlink). Ja, so geht es wenn andere ihren Schönheitsschlaf zelebrieren. War das nicht mal mit Nokia auch so - für die hatte ich damals gearbeitet und da hat man sich auch schön auf den alten Lorbeeren ausgeruht.
Das auf dem Profilbild ist übrigens eine Galanti X360. Warnung genug, oder?
DSC05781 _net.JPG
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#72 RE: "High-End"-Klaviaturen im Vergleich
Liebe Mitforianer,
weil mich das Thema dann doch weiter so fasziniert/interessiert hat, hab ich meine (ebenfalls orgelspielende) Freundin eingepackt und ein paar Tagesausflüge mit Besuchen bei diversen Digitalorgelhändlern und orgelbesitzenden Bekannten kombiniert. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, die meisten der auf dem Markt erhältlichen Klaviaturen im direkten Vergleich probezuspielen. Gerne möchte ich euch von meinen dabei gewonnenen ganz subjektiven Eindrücke erzählen. Eine Vorbemerkung sei aber erlaubt: Alle getesteten Klaviaturen hatten ihre Standardeinstellung; insbesondere bei den höherpreisigen Klaviaturen kann man viele Parameter anhand persönlicher Vorlieben einstellen lassen, was beim Kauf zu beachten ist und großen Einfluss darauf hat, wie man am Ende eine Klaviatur empfindet und wie man mit ihr zurechtkommt.
- Die Komplett-Plastik-Standardklaviaturen von Fatar fand ich für ihre Preisklasse gar nicht mal sooo schlecht wie angenommen; trotzdem kein Vergleich zu den höherwertigeren Modellen. -> Hier lieber zu den Viscountschen Standardklaviaturen greifen.
- Die Metallkernklaviaturen von Fatar haben meines Erachtens ihre Berechtigung; subjektiv würde ich jedoch auf jeden Fall den Aufpreis für die Holzkernklaviaturen in Kauf nehmen, welche sich im Vergleich deutlich angenehmer spielen. Am griffigsten/besten in dieser Preisklasse empfand ich die Fatarsche Holzkernklaviaturen mit Ivory-Oberfläche, die beispielsweise bei der Gloria Nobilis standardmäßig verbaut ist.
- Die Vollholzklaviaturen von Fatar mögen optisch etwas hermachen; sie spielen sich meines Erachtens jedoch nicht besser/schlechter als die Holzkernklaviaturen und wären mir persönlich den Aufpreis nicht wert. Sie sind vor allem etwas für die "Holz-Optik"-Liebhaber.
Vorläufiges Fazit: In der unteren bis mittleren Preisklasse würde ich persönlich jedem die Holzkernklaviaturen von Fatar ans Herz legen. Sie spielen sich für ihren Preis wirklich gut und reichen im Hinblick auf die Ansprüche der meisten Organisten hinsichtlich Qualität, Haltbarkeit und Spielgefühl meines Erachtens wirklich aus. ;) Zudem sind die verwendeten Druckpunktmatten leicht und günstig ersetzbar.
Nun zu der mittleren bis oberen Preisklasse:
Vorneweg: Bei diesen Klaviaturen habe ich mir teilweise sehr schwer damit getan, eine "Bestenliste" zu erstellen, weil jede der Klaviaturen klare Stärken (und auch Schwächen!) hat und unterschiedliche Ansprüche/Vorlieben bedient.
- Besonders überrascht war ich von den Schwindler-Klaviaturen: Diese sind recht knackig im Spielgefühl und erinnern mich schon deutlich stärker an eine mechanische Pfeifenorgel als beispielsweise die Fatars; und das zu einem noch moderaten Preis. Ich denke, dass diese Klaviaturen mein persönlicher Preis-Leistungs-Sieger sind. Nachteile: Sie spielen sich recht laut, was manche stören könnte und die Verarbeitung ist meines Erachtens wirklich ausbaufähig; kein Vergleich zu UHT, dafür aber eben auch deutlich günstiger.
- Die Kurzhebelserie (Serie 40) von UHT lässt mich ein wenig fragend zurück; sie spielt sich in der Standardeinstellung relativ knackig um im Vergleich geräuschloser als Schwindler. Gleichzeitig verfügt sie über eine um längen bessere Verarbeitung, kostet aber auch deutlich mehr. Beim Spielen der Serie 40 hatte ich das Gefühl, ein Hauptwerk zu bespielen, während die Renatus-Serie (siehe unten) meiner Meinung nach in der Standardeinstellung eher das Gefühl des Spielens eines Positivs/Nebenwerks vermittelt.
Ich tue mich sehr schwer damit, die Serie 40 einigermaßen objektiv zu bewerten, würde aber sagen, dass sie die ideale Klaviatur für Leute ist, denen Schwindler zu windig gebaut ist und denen die höherwertigeren Klaviaturen zu teuer sind. Alles in allem eine gute "Allround"-Klaviatur, über die ich wirklich nichts Schlechtes sagen kann.
Nun meine Top 3:
- Die (ebenfalls einhebelige) Renatus-Serie ist die "große Schwester" der Serie 40 und glänzt mit längeren Hebeln (nebst deutlich höherem Preis). Sie spielt sich in der Standardeinstellung weicher und strengt die Finger weniger an (längere Feder). Ich persönlich hatte das Gefühl, an einer im Grunde leichtgängigen (oder durch Barkerhebel unterstützten) mechanischen Traktur zu sitzen. Preislich ist die Renatus-Serie in der Oberklasse anzusiedeln; wenn ich es richtig im Kopf habe, muss man derzeit pro Klaviatur knappe 4000 Euro rechnen. Ob der Aufpreis gegenüber der kürzeren Serie 40 gerechtfertigt ist? Jein. Ich fand diese Klaviatur angenehmer im Spiel (obwohl ich sie mir bei Kauf im Druckpunkt etwas kräftiger einstellen lassen würde), glaube aber dennoch, dass die allermeisten Kolleginnen und Kollegen mit der günstigeren Serie 40 auf lange Sicht genauso zufrieden wären, wie mit der Renatus-Klaviatur. Klar muss einem beim Kauf sein, dass man in dieser Preisklasse schon auch "echte" Orgelbauerklaviaturen bekommen kann (welche dann aber natürlich in der Funktionsweise anders sind).
- Im Forum waren die Klaviaturen von Wolfram Syré meinem Empfinden nach immer eine Art von "geisterhaften Erscheinungen" - manche hatten von ihnen gehört, aber kaum jemand hatte sie einmal selbst gesehen, geschweige denn unter den Fingern. Der Grund dafür ist durchaus nachvollziehbar: Keiner der von mir angefragten Händler vertreibt sie regulär; sie werden ausschließlich auf Kundenwunsch bei einer Orgelbaufirma in Ungarn gebaut und dann nach Deutschland versandt. Wer solch eine Klaviatur vor Bestellung zur Probe spielen möchte, hat lediglich die Möglichkeit, direkt beim Erfinder anzufragen, welcher aber sehr freundlich und hilfsbereit ist und auf Wunsch ein Muster verschickt bzw. manchmal sogar zu sich daheim einlädt.
Hinsichtlich des Spielgefühls hat mich diese Klaviatur auf ganzer Bandbreite überzeugt; sie spielt sich angenehm, ist mittels Schraube hinten (Abrissmagnetsystem) leicht im Druckpunkt individuell einstellbar und kommt meines Erachtens nahe an das Gefühl einer mechanischen Traktur ran. Das Holz ist sauber verarbeitet und macht einen sehr wertigen Eindruck. Dass sie bei mir aber "nur" den zweiten Platz erhält, hat mehrere Gründe: Zum einen vertreibt sie (wie erwähnt) keiner der großen in Deutschland ansässigen Händler, weshalb sie im Grunde nicht probegespielt werden kann (außer bei Herrn Syré vor Ort oder wenn man ein Muster bekommt). Man muss mehr oder weniger "blind" ein Produkt im Ausland kaufen, das dann nach Deutschland geschickt wird.
Auf Anfrage erklärte sich nur Herr Pausch aus Baden-Württemberg grundsätzlich bereit dazu, diese Klaviatur im Kundenauftrag zu bestellen, zu midifizieren und zu verbauen; da er aber keinerlei Erfahrungswerte mit diesen Klaviaturen besitze, würde das "Risiko" de facto auch am Kunden hängenbleiben.
Zum anderen sei hier der Preis genannt: Alles in allem ist diese Klaviatur auch nicht günstiger als UHT, wenn nicht sogar am Ende ein wenig teurer. Mein Fazit: Spielgefühl annährend so gleich wie bei Platz 1 (also besser als bei UHT), Verfügbarkeit etc. aber deutlich schlechter.
Mein persönlicher Platz 1 teilt sich das Treppchen streng genommen mit Herrn Syrés Klaviaturen, sind sich beide Klaviaturen in der Funktionsweise und im Preis doch ziemlich ähnlich. Den Sieg trägt die Nummer 1 durch den Vorteil davon, in Deutschland gebaut worden zu sein und damit einigen der Nachteile von Herrn Syrés Klaviatur nicht zu unterliegen. Es handelt sich hierbei um die "High-End"-Klaviatur, welche Herr Pausch vertreibt und (so denke ich, bin mir aber nicht ganz sicher), bei Heuss einkauft.
Die Klaviatur zeichnet sich durch einen langen doppelarmigen Hebel und das Vorhandensein von Schenkelfedern aus. Der Druckpunkt wird sehr ähnlich wie bei Herrn Syrés Klaviaturen mittels des "Abriss-Magneten-Prinzips" erzeugt, was ich persönlich deutlich authentischer im Spielgefühl empfinde als z.B. das System von UHT (wo sich im vorderen Teil der Taste beim Herabdrücken dieser zwei Magnete treffen). Auch hier gibt es einige individuelle Einstellungsmöglichkeiten.
Das meines Erachtens hervorragende Spielgefühl muss man sich aber teuer erkaufen: Mehr als 4000 Euro sind pro Klaviatur einzuplanen; ein nicht ganz günstiger Spaß.
Fazit: Nach mehrmaligem Probieren der einzelnen Klaviaturen komme ich zu der Meinung, dass es zwar eine gewisse Kohärenz von Spielgefühl und Preis gibt, es aber in erster Linie auf die Erwartungen und Vorlieben des Organisten ankommt, welche Klaviatur für ihn die "beste" ist. Von daher lautet meine Empfehlung, dass jeder, der sich den Kauf oder Bau eines Spieltisches überlegt, so viele Klaviatursysteme wie möglich ausprobieren und dann nach persönlichem Geschmack entscheiden soll. Trotzdem möchte ich im Folgenden noch ein paar kleine Empfehlungen aussprechen, welche ggf. der Kauforientierung dienen können:
Wer Hobbyspieler ist, gute Erfahrungen mit nicht-mechanischen Spieltrakturen gemacht hat und eine gute Klaviatur sucht, bei der Preis, Leistung und Haltbarkeit in gutem Einklang stehen, dem würde ich persönlich zu den Holzkern-Fatars mit Ivory-Oberfläche raten. Wer zusätzlich großen Wert auf die Holzoptik legt, für den könnten die Vollholz-Fatars eine gute Wahl sein.
Wem vor allem der Orgelklang wichtig ist, wer sparen möchte und der Klaviaturfrage keine sehr große Rolle beimisst, dem seien die Metallkern-Fatars oder die Standardklaviaturen von Viscount ans Herz gelegt.
Wer vor allem mechanische Orgeln spielt, "klares Feedback" von seiner Klaviatur möchte, von den Fatars nicht beeindruckt und bereit ist, etwas mehr zu investieren, dem kann ich die Schwindler-Klaviaturen gut empfehlen. Sie sind in der Verarbeitung schlechter aber dafür günstiger als die UHT's und vom Spielgefühl nicht schlechter, sondern anders; einfach mal ausprobieren! :)
Wer größten Wert auf viele einstellbare Parameter, sauberste Verarbeitung und lange Haltbarkeit bei gleichzeitig sehr gutem Spielgefühl legt, der ist mit den UHTs gut beraten. Die Serie 40 ist etwas günstiger sowie knackiger und ggf. etwas für die Leute, die beim Spielen eher das Gefühl einer knackig-schweren Hauptwerk-Traktur unter den Fingern spüren wollen. Die Renatus-Serie spielt sich hingegen etwas angenehmer und weicher und ist ggf. auch eine gute Wahl für alle, die leichtgängige mechanische Trakturen oder das Spiel an modernen elektrischen Spieltrakturen gewöhnt sind. Hier kann man sich alles komplett nach persönlichen Wünschen einstellen lassen.
Für die "Mechanische-Pfeifenorgel-Enthusiasten", die einen knackigen Druckpunkt und das Gefühl des Bewegens von viel Holz haben wollen, stellen möglicherweise die Klaviaturen von Syré oder von Pausch (Heuss?) eine sehr gute Lösung dar. Die Klaviaturen von Herrn Syré sind etwas kompakter und leichter und daher wohl die erste Wahl für größere Spieltischprojekte (4 oder 5 Manuale). Die Klaviaturen von Herrn Pausch/Heuss sind wohl noch ein kleines bisschen teurer, vermitteln aber meiner Ansicht nach das "authentischste" Spielgefühl für alle, die primär oder bevorzugt an (schwergängigeren) mechanischen Pfeifenorgeln ihren Dienst tun. Aufgrund ihres Gewichtes wohl eher eine Option für ein- bis maximal dreimanualige Spieltischprojekte.
Ich hoffe, diese Zusammenstellung hilft dem ein oder anderen Kollegen (bzw. der ein oder anderen Kollegin) bei seiner/ihrer Entscheidungsfindung. Es sei aber nochmals drauf hingewiesen, dass es sich hierbei um ganz subjektive Eindrücke handelt, die jemand anders wohl ganz anders empfinden würde. ;)
Ganz liebe Grüße an alle!
Euer Salicional 8
#73 RE: "High-End"-Klaviaturen im Vergleich
Zitat von Salicional 8 im Beitrag #72
- Die Komplett-Plastik-Standardklaviaturen von Fatar fand ich für ihre Preisklasse gar nicht mal sooo schlecht wie angenommen; trotzdem kein Vergleich zu den höherwertigeren Modellen. -> Hier lieber zu den Viscountschen Standardklaviaturen greifen.
Ich denke es wird auch viel einfach eine Kopfsache sein. Plastik bringt man schnell mit günstig und taugt nicht in Verbindung. Ich habe hier z.B ein E-Piano von Roland, auch mit Kunststofftasten. Dank einer guten Verarbeitung und angepasster Oberfläche gibt es da keine Probleme. Die Finger fühlen sich dort nicht unwohler als auf einem echten Klavier.
Wir haben hier die meisten Orgeln mit einem Belag aus Knochen, eine sogar noch mit Elfenbein und eine mit Kunststoff. Zusätzlich eine recht neue Orgel mit Holztasten. Vom Spielgefühl oder dem Gefühl allgemein nehmen die sich nicht viel, mit einer Ausnahme. Die Orgel mit Holztasten spiele ich sehr ungern. Auch wenn sie am schönsten aussieht und sich gut anfühlt, zum spielen finde ich das Murks. Mit trockenen Fingern rutsche ich über die Tasten, mit feuchten Fingern klebe ich daran fest. Wobei da wohl weniger das Material Schuld haben wird, sondern die Oberfläche. Absolut glattes Lackiertes Holt ist nun einmal murks.
#74 RE: "High-End"-Klaviaturen im Vergleich
Zitat von Christian_Hofmann im Beitrag #73
Wobei da wohl weniger das Material Schuld haben wird, sondern die Oberfläche. Absolut glattes Lackiertes Holt ist nun einmal murks.
Au weia. Wer kommt denn auf die Idee, Manualtasten zu lackieren?
#75 RE: "High-End"-Klaviaturen im Vergleich
Zitat von trompetendulzian im Beitrag #74
Wer kommt denn auf die Idee, Manualtasten zu lackieren?
Einige Orgelbauer kommen immer mal wieder auf seltsame Ideen, vor allem wenn sie sich an Orgeln austoben die sie nicht kennen...
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