Orgelklang - technisch und philosophisch

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30.10.2022 08:32
#106 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
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Administrator

Zitat
Wir hören nicht mit unseren Ohren. Unser Gehirn setzt aus elektrischen Impulsen unseres Nervensystems ein Hörerlebnis zusammen. Dabei bedient es sich Erfahrungen, Vereinfachungen, Zusammenfassungen, kognitiven Ergänzungen, Zeitintegralen und verfährt dabei grundsätzlich nach dem wichtigsten Schema, dass unsere Welt möglichst einfach zu sein hat. Komplexität mag unser Gehirn nicht, da diese zu viel Energie verbraucht.
Dies gilt genauso für unsere Illusion, dass Licht außerhalb unseres Gehirns hell ist. Erst die Anregung unserer Nervenenden in unserem Auge durch das Teilchen Photon ergibt in unserem Gehirn die Vorstellung von hell; die übrigens auch im Gehirn ohne das Auge erzeugt werden kann.


Die biologistische Reduktion des Menschen hilft mir immer viel weiter. Da fällt die Orgelauswahl gleich viel leichter - und die Auswahl der Lampen für meine Wohnung auch. Ich hoffe, mein Gehirn und meine Nervenenden sind einverstanden mit meiner völlig irrationalen Auswahl. Wenn nicht, ist's eigentlich auch wurscht: Eh alles nur Illusion.


Auf Orgelsuche.

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30.10.2022 09:04
avatar  SJL
#107 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
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SJL

Also, der langen Rede kurzer Sinn: erlaubt ist, was klingt und gefällt


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30.10.2022 09:08
#108 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
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Zitat von Soli Deo gloria im Beitrag #105
Kompliment. Diese Aussagen halte ich für sehr klug und wahr.


Die Blumen behalte ich nicht für mich. Sie gehören Daniel Kahnemann, der diesen unter vielen anderen systematischen Denkfehlern in seinem Buch "Thinking fast and slow" beschreibt.
Wer es komprimierter und für mich auch verständlicher nachlesen will, dem empfehle ich den "Dreiklang" von Rolf Dobelli "Die Kunst des klaren Denkens", "Die Kunst des klugen Handelns" und (nicht mehr ganz zum Thema passend) "Die Kunst des glücklichen Lebens".

Das unsere Welt in der Hauptsache zwischen unseren Ohren entsteht, stellt Depak Chopra zusammen mit Menas Kafatos in: "Du bist das Universum."
Warnhinweis: Dieses Buch kann für Menschen mit einem monotheistischen Weltbild zunächst verstörend wirken; dies löst sich am Ende dann zumeist wieder auf.

@Gemshorn:
Schade, dass du es als einen Ausdruck des Biologismus verstanden hast.

Kennst du diese wunderbaren Effekte einer Wein-, Whiskey-, Zigarren-Verkostung, bei der jeder auf einmal genau das oder eben genau das nicht schmeckt, was der Geschmacksguru" vorträgt...?
Es ist eben nicht biologistisch ;-)
Ein lieben Gruß,,
Wolfgang


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30.10.2022 09:09
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#109 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
Gast
( gelöscht )

Zitat von Soli Deo gloria im Beitrag #105
Wir müssen uns im obigen Sinne schon sehr viel einbilden, um das Gefühl zu haben, mit DO oder HW eine Pfeifenorgel zu spielen


An dieser Stelle bin ich persönlich eher bei Michal (ein Musik-Instument ist wortwörtlich ein Werkzeug)
und da gilt für mich immer noch der Werbespruch "Beton* - es kommt drauf an, was man damit macht!)

Bei diesem Symposium in Nagold war ein junger Orgelbauer welcher in einer großen Diskussionsrunde (sinngemäß) sagte:
"Hauptwerk ist nur dafür gedacht, zuhause mit dem Kopfhörer..."
ich entgegnete:
"Ein Nagel ist nur dafür gedacht um ihn mit einem Hammer in die Wand zu schlagen - ich bin aber heilfroh, dass Günther Uecker das nicht davon abgehalten hat mit Nägeln wunderbare Bilder zu fertigen"
(Geschmackssache, also meine persönliche)

mittels Midi kann ich Musik erzeugen die so niemand spielen kann (auch sowas ist nicht neu - S. C. Nancarrow, G. Antheil) aber im Orgelbereich kenne ich weiter nicht viele (was auch wieder nichts heißt ;-)
die Repetitionsmechanik am Flügel hat die Musik nicht verbessert - sie hat "nur" den Spielern mehr Möglichkeiten eröffnet und damit den Musikern / Komponisten die Gelegenheit gegeben neue Klänge zu erzeugen...

für eine ganze Reihe von Stücken habe ich zB die Rohdaten (Samples) des Zwolle Dry Sets benutzt, da ich "Hauptwerk" einfach nicht traue (Kontrollfreak - ich weiß ;-)

ich bleibe dabei - (technische) Perfektion ist möglicherweise eine Sackgasse, die nicht automatisch zu besserer Musik führt



* in unserem FrageBogen für die Konfis (machen wir jedes Jahr mit den neuen Gruppen) stelle ich die Frage:
"Wie viele Töne gibt es - und wie heißen die?"
natürlich kommen immer Antworten wie c d e f g... und die "schwarzen" dazwischen, oder ähnliche
alle sind dann immer ganz erstaunt wenn ich sage:
"Meine Antwort wäre gewesen: 'Es gibt sehr - seeehr- viele Töne, zB An-Ton, Be-Ton, Bläh-Ton, Miss-Ton, Charles-Ton, Echnat-Ton, New-Ton... besonders klasse finde ich Mistralöffnungs-Ton, Psalmodisations-Ton, Teu-Ton, Can-Ton, KoenigsPhy-Ton (die Liste ist deutlich länger ;-)
aber auf keinen Fall zu vergessen der ManualKoppel Pis-Ton


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30.10.2022 09:21 (zuletzt bearbeitet: 30.10.2022 09:22)
#110 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
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Das sehe ich ähnlich.

Sonst müsste ich mich ja auch fragen, ob ich Musik, die ursprünglich für Cembalo geschrieben wurde überhaupt auf einer Orgel ausführen ""darf"", oder ich das auf der DO mit "Harpischord" spielen muss, das nicht gerade den meist passenden Klang hat, anstatt mit einer gefälligen Orgelregistrierung.

Liebe Grüße,
Wolfgang


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30.10.2022 09:52 (zuletzt bearbeitet: 30.10.2022 10:10)
avatar  DigitalPipes ( gelöscht )
#111 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
Di
DigitalPipes ( gelöscht )

The word “philosophisch” in the title of this thread opens the door for unsubstantiated arguments that will soon kill the discussion.

“My wife is the most beautiful woman in the world, because I love her”. Well, oh well.

Nobody can say that the TV in the ‘70s was better than today’s devices because “one could see things better at that time”. This is simply not true. The same is for audio technology and, by consequence, all devices that make use of modern advancements, including digital organs.

So the discussion was about, given the current state of the art, which technology returns the most credible pipe organ sound. It is a matter of perception (certainly influenced by personal physiology) and not a matter of philosophical analysis. Otherwise this whole thing will end up like this:


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30.10.2022 10:22
#112 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
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Zitat von DigitalPipes im Beitrag #111
...So the discussion was about, given the current state of the art, which technology returns the most credible pipe organ sound. It is a matter of perception (certainly influenced by personal physiology) and not a matter of philosophical analysis...

Trotzdem haben die Leute Recht, die auf den subjektiven Beitrag beim Hören hinweisen. Philosophisch finde ich das auch nicht, aber man kann es eben nicht objektiv fest legen.
Klar, die Physik ist immer und überall die gleiche. Aber ab dem Punkt wird es sich unterscheiden. Wie "gut" ein Klang wiedergegeben wird, kann man erst messen, wenn man sich (subjektiv) für die Kriterien entschieden hat.
Für mich gehören z.B. Trakturgeräusche (oder das Geheul von einem Rettungswagen draußen vor der Kirche, oder das Gehuste aus dem Publikum :D) nicht zum "realistischen" Orgel-Sound dazu.
Man könnte vielleicht versuchen, Profi-Organisten im Blindtest die Klänge vorzuspielen, und es dann "glaubwürdig" nennen, wenn die den Unterschied nicht hören -- aber das sind natürlich Menschen wie alle anderen auch.


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30.10.2022 10:23
#113 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
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Zitat von DigitalPipes im Beitrag #111
which technology returns the most credible pipe organ sound
?

Das Problem ist nicht, die Technologie zu finden, die aktuell der Anforderung möglichst nahe kommt, das Problem ist, zu beschreiben was "the most credible pipe organ sound" ist.
Und vor allem, ob es dafür eine absolute Festlegung gibt.
Und ist das für jeden das hehre Ziel einer DO???

Was ist mit einer Orgel, die ursprünglich mal für ein bestimmtes Gebäude gebaut wurde und dann umgesetzt wurde? Haben wir das Glück, dass bei einer alten Orgel jede Orgelwartung, jede Intonation, jeder Umbau, jede Restaurierung so ausgeführt wurde, dass wir den "most credible sound" der Ursprungsorgel noch hören, wenn wir vor Ort sind?

Noch einmal, mich stören laute Trakturgeräusche, völlig egal wie authentisch diese wiedergegeben werden. Meine Orgel steht nicht in einer Kathedrale, daher ist es mir auch völlig egal, ob die Hallfahnen kurz oder lang sind, ob sie gerechnet oder gesampelt sind. Ich höre am liebsten "dry".
Andere sehen das völlig anders.

Vielleicht an einem anderen Beispiel. Der "Ensemble"-Effekt, der den Klang "lebendiger" machen soll, was das auch immer bedeutet?
Widerspricht dieser Effekt nicht gerade der Tendenz des "Zusammenziehens" von Orgelpfeifen im "Ensemble"?

Mir fehlt eine Definition von "most credible pipe organ sound".

Liebe Grüße,
Wolfgang


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30.10.2022 10:28
#114 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
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Administrator

Eigentlich habe ich einen recht freundlichen Zugang zur Philosophie. Ich gestehe aber gerne ein, dass der von mir bestimmte Threadtitel eher aus einer gewissen Ratlosigkeit geboren wurde, wie ich diese bunte Diskussion benennen sollte.

Zu vieles mischt sich hier ungeniert.


Auf Orgelsuche.

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30.10.2022 10:33
#115 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
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Ich beneide dich nicht um deine Rolle und gelobe Konzentration auf das Kernthema!


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30.10.2022 10:44 (zuletzt bearbeitet: 30.10.2022 10:46)
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#116 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
Gast
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Zitat von DigitalPipes im Beitrag #111
“My wife is the most beautiful woman in the world, because I love her”. Well, oh well.


Hey Paolo forget about st. patrick, but make more videos about "the most beautiful organs in the world (you love)"


"Zu vieles mischt sich hier ungeniert." @gemshorn

na, das will ich doch wohl hoffen...


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30.10.2022 10:52
avatar  DigitalPipes ( gelöscht )
#117 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
Di
DigitalPipes ( gelöscht )

Zitat von Brabanter im Beitrag #113


Mir fehlt eine Definition von "most credible pipe organ sound".

Liebe Grüße,
Wolfgang


The question is much simpler than how you put it, and does not relate to the specificities of different pipe organs, their voicings, or the place where they are located.

It is simply about the credibility of the sonic landscape. There are components of the audio spectrum that naturally belong to the pipe organ, and are common to all the organs. Other components, instead, do not belong to it. This thread initiated from the demo videos of some new Johannus instruments which are credible till a certain point and then, all of a sudden, lose credibility because some extraneous elements are introduced in the spectrum, elements that cannot be found in any pipe organ.

That's it. I have no wish to get lost in a labyrinth of interesting but irrelevant questions. Digital organs are born to imitate pipe organs to the best of their abilities. We should not hide behind a finger, even if it is a very polished one with a perfect manicure.


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30.10.2022 11:00
avatar  SJL
#118 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
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SJL

Zitat von DigitalPipes im Beitrag #117

That's it. I have no wish to get lost in a labyrinth of interesting but irrelevant questions. Digital organs are born to imitate pipe organs to the best of their abilities


Da stimme ich vollen Herzens zu. Eine Digital-Orgel ist m.E. eben "nur" eine digitale Orgel (und nicht eine neue Instrumentengattung). Alles, was nicht nach Pfeifenorgel klingt, ist daher auch nicht "most credible".


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30.10.2022 11:33
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#119 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
Gast
( gelöscht )

Zitat von SJL im Beitrag #118
Da stimme ich vollen Herzens zu. Eine Digital-Orgel ist m.E. eben "nur" eine digitale Orgel (und nicht eine neue Instrumentengattung). Alles, was nicht nach Pfeifenorgel klingt, ist daher auch nicht "most credible".


Ich würde glatt meinen, dass die Verwandschaft zwischen einem historischen Cembalo und einem modernen Flügel größer sind - aber abgesehen davon, es gibt Sachen die kann eine PO besser oder garnicht und welche für die ein Digitales Instrument besser (oder eben nicht) geeignet ist.

Ich wäre da eher bei EvHirschhausen: Pinguingeschichte

oder schulisch ausgedrückt - es macht, auch mit allergrößter Anstrengung und dem Einsatz unglaublicher Geldmittel oder Zeit, wenig Sinn einem Pinguin das Fliegen beibringen zu wollen
vielleicht sollte man besser über Radfahren, Handball oder Kugelstoßen nachdenken

Da ich die DO nicht fragen kann was sie möchte (oder die Antwort nicht verstehe) bleibt mir nur die Möglichkeit sie selbst so zu schaffen wie ich es gerne hätte (oder Jörg, oder Paolo, oder Stephan*) und zu hoffen, dass ich mich (wer war noch mal Pygmalion ?) in sie ...

Off! Off! I couldn't go in Off - My Chips's too hot to try to turn it down
Sleep! Sleep! I couldn't sleep tonight - Not for all electrons in the crown
I could have played all night - I could have played all night
And still have begged for more...
i could have spread my wings - with sound of thousand things
You've never heard before
I'll never know - What made it so exciting
Why all at once -My RAM took flight
I only know when he - Began to play with me
I could have played, played, played all night...



* Die Namen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.


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30.10.2022 12:35
avatar  SJL
#120 RE: RE:Orgelklang - technisch und philosophisch
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SJL

Das ist doch jetzt eine Diskussion um der Diskussion willen.

Natürlich wird man eine DO immer am Idealklang einer PO messen. Daran ändert auch Hischhausen mit seinen Pinguinen nichts.


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