Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore

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28.10.2023 09:53 (zuletzt bearbeitet: 28.10.2023 13:54)
#1 Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
cl

Macht Euch selbst ein Bild:
Encantore

Liebe Grüße vom Clemens

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28.10.2023 13:39 (zuletzt bearbeitet: 28.10.2023 13:54)
#2 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
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Administrator

Ein Dammbruch.
Die Schamgrenze hat sich mit einer solchen Entscheidung verschoben.
Traurig.


Auf Orgelsuche.

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28.10.2023 15:00
#3 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
Ul

Die Entrüstung ist verständlich. Allerdings muss auch gesehen werden, dass es tatsächlich nur noch wenige Studenten der Kirchenmusik gibt, in manchen Semestern sogar kein einziger Studienanfänger.
In unserem Bistum Essen gehen von den jetzigen Kirchenmusikern bis 2030 80% in den Ruhestand. Trotz weiterer massiver Kirchenschließungen werden einige Stellen dann unbesetzt sein. Es ist also nicht immer mangelnder Wille bei den Pfarreien. Inzwischen gibt es sogar wenigstens eine ökumenische Kirchenmusikerstelle, da die Probleme überall existieren.
Seitens der Pfarreien soll ecantore die Ausnahme bleiben und nur in Notfällen angewendet werden.


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28.10.2023 15:00 (zuletzt bearbeitet: 28.10.2023 15:13)
avatar  wohli
#4 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
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Nicht nur ein Problem beim Stelleneinsparen ... Das Problem trifft die NAK mit ihren vielen Ehrenamtlichen auch. Wer will heute noch ehrenamtlich tätig sein? Zudem haben viele Kinder und Jugendliche nicht die geringste Lust ein Instrument zu lernen. Schließlich kommt aus dem Smartphone zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit jede gewünschte Musik im Handumdrehen. Hat natürlich auch was mit den Eltern zu tun ...

Wir haben in der eigenen Gemeinde schon seit über einem Jahrzehnt niemanden mehr, der sich für Orgelspiel geschweige denn das Erlernen davon interessiert. Als ich Kind war, scheiterte es daran, das zu bezahlen. Heute gibt es sogar Fördergelder aus dem Kirchentopf, aber keinen, den das juckt.

Auch in der NAK Nord-Ost laufen Projekte, die Musi in Form von mp3-Dateien aus der Konserve kommen zu lassen, bevor gar nichts mehr kommt ... Im Osten Deutschlands ein zunehmendes Problem in den Gemeinden, hier noch nicht. Noch. Wenn man mal 10 Jahre weiter denkt ...


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28.10.2023 16:05 (zuletzt bearbeitet: 28.10.2023 16:06)
#5 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
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Administrator

Wie wird "Notfall" eigentlich definiert? Eine Gemeinde kann auch unbegleitet singen, liegt bereits ein "Notfall" vor, wenn der Organist krank ist?

Wieviel wird einem "Ungelernten" an der Pfarrei dort für einen Dienst bezahlt? Ist der Lohn attraktiv genug, um auch einmal einen Klavierspieler anzulocken?


Auf Orgelsuche.

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28.10.2023 17:06
#6 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
Do

Meines Wissens war und ist eine Selbspielvorrichtung in vielen Bistümern nicht erlaubt. Da spielen für mich einige Aspekte rein, musikalische Wünsche theologische.
Wir treten als lebendige Geschöpfe Gottes im Gottesdienst vor unseren Schöpfer. Unser Lob, unser Dank, unsere Bitten, Flehen und Sorgen bringen wir „live“ vor Gott - nicht aus der Konserve, es wird nicht etwas mechanisches abgespult. Aber genau das tut Ecantore.
Oder nehmen wir ein Lied wie „Großer Gott“. Das spiele ich vom Tempo und von der Begleitung her anders bei einem Hochfest oder einer Goldhochzeit als bei einer Beerdigung (Strophen 6-8…). Oder es ist ein schwüles, drückendes Wetter beim Hochfest, da spiele ich es langsamer. Oder im Altenheim, da spiele ich es auch bei entspanntem Wetter langsamer - und eine. Ton tiefer.

Kommt demnächst auch die Lesung, das Evangelium oder das Tagesgebet aus der Konserve im Gottesdienst?


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28.10.2023 17:55
#7 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
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Moderator

Ich kann zwei handvoll Gemeinden benennen, in denen das Kirchenkaraoke voll nach hinten losgegangen ist. Am Ende war man einige tausend Euronen ärmer und um die Erfahrung reicher, dass Gemeindesänger und Organisten zwei ständig interagierende Systeme sind.
Wer so dumm ist, das nicht zu verstehen, soll ruhig auf die Nase fallen.

LG
Michael


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28.10.2023 18:12
avatar  Sc1978
#8 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
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Eben, schon als der Orgamat aufkam, gab es solche Befürchtungen. Durchgesetzt hat sich das nicht. Und solche Selbstspielorgeln gab es schon im 18. Jahrhundert sogar zur Choralbegleitung...

Plz 40591


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28.10.2023 18:47 (zuletzt bearbeitet: 28.10.2023 18:47)
#9 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
Ro

Ich finde die Entwicklung auch traurig, beängstigend und nur bedingt nachvollziehbar. Kirchenmusik ist eben viel mehr als funktionell, pragmatisch ein Musikfile abzuspielen. Liturgisch und kirchenmusikalisch aus meiner Sicht in klarer Verlust. Ich finde es schade, dass ein hauptamtlicher KM dies scheinbar unterstützt und trägt. Bleibt zu hoffen, dass sich Ecantore wie auch der Orgamat sich nicht in der Breite durchsetzen wird. Dass es schwierig ist, dass Nebenamtler Dienste nicht auffangen vermögen, kann ich in meinem Umfeld nicht so wahrnehmen. Die Anzahl der Gottesdienste ist rapide gefallen - in meiner Gemeinde von vier/ fünf Werktagsgottesdiensten auf einen, von drei Sonntags-/Wochenendgottesdiensten auf einen. Da gibt es Gemeinden, wo inzwischen Organisten sogar "Schlange stehen"....


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28.10.2023 19:19 (zuletzt bearbeitet: 28.10.2023 19:20)
avatar  Positiv
#10 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
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Wenn es schlecht läuft muss man investieren, neue Wege suchen und aktiv sein. Keine Bleistifte zählen.

Negativbeispiel und für mich Lachnummer war die Aktion der Post: Sie bauten die Briefkasten ab. Bloß keine Briefe mehr bekommen!

Nach mir kommen die E-Kantore. Wenn das die Lösung sein soll. Na dann, gesegnete Andacht.

Michael


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29.10.2023 00:16
#11 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
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Zitat von wohli im Beitrag #4
Nicht nur ein Problem beim Stelleneinsparen ... Das Problem trifft die NAK mit ihren vielen Ehrenamtlichen auch. Wer will heute noch ehrenamtlich tätig sein? ...

Wir haben in der eigenen Gemeinde schon seit über einem Jahrzehnt niemanden mehr, der sich für Orgelspiel geschweige denn das Erlernen davon interessiert. Als ich Kind war, scheiterte es daran, das zu bezahlen. Heute gibt es sogar Fördergelder aus dem Kirchentopf, aber keinen, den das juckt.



Die von Wohli beschriebene Situation kenne ich nur zu gut: Als Sohn einer alleinerziehenden Mutter war das Geld für Einzelunterricht bei einem professionellen Kirchenmusiker einfach nicht da, und meine Orgel-Karriere begann in Musikschule (so etwas wie eine VHS für Musik) auf der Elektronenorgel mit Stummelpedal und Tschingdarassabumm-Einrichtung.
Man könnte also sagen, so wie Aeoline mit seiner Unico in Cremeweis das Andeken an Franz Lambert optisch pflegt , hab ich das damals akustisch gemacht (Mea culpa).
Was das kirchliche Orgelspiel angeht, war ich in weiten Teilen Autodidakt, der dann erst spät mit 40+ seine D-Prüfung abgelegt und mit C weitergemacht hat. Die unterdrückten Flüche meiner Lehrer, wenn sie mir irgednwelche Marotten austreiben mussten, hab ich noch gut im Ohr.
Meiner Meinung nach ist ein Problem mit dem Organistennachwuchs in der NAK in der oftmals fehlenden Wertschätzung für die Orgelmusik zu finden: Gerade in kleinen Gemeinden wird jegliche Initiative jenseit des Choralbuchs als liturgisch nicht erforderlich gesehen, und nicht goutiert. Dann wird schon mal ein vorbereiteter Orgelvortrag nicht abgerufen, und wenn das 2-3x passiert, macht man irgendwann kein großartiges Federlesen mehr und dübelt die Choräle 1:1 aus dem Orgelbuch in die Landschaft. Das Literaturspiel verlagert sich dann komplett in den privaten Bereich, wenn an schon ausreichend mit dem Orgelvirus infiziert ist. Andernfalls ist es nur ein kurzer Weg sich zurückzuziehen und aufzuhören.
Für einen Jugendlichen, der sich ausprobieren und musikalisch weiterentwickeln möchte ist fehlenden Bestätigung natürlich demotivierend, und da die Orgel im Regelfall in der Kirche angeschraubt ist, gibt auch nur sehr wenig andere Orte, an denen man diese Bestätigung bekommen könnte.
Und wenn es gut läuft, gibt einem das Alter möglicher Groupies schwer zu denken......

VG
Festival Trumpet 8'

"Warum Bach auf der Liste meiner fünf liebsten Komponisten nicht auftaucht? Ich würde in die Liste der fünf größten Religionsstifter ja auch nicht Gott aufnehmen." Daniel Cope

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29.10.2023 06:18 (zuletzt bearbeitet: 29.10.2023 06:54)
avatar  wohli
#12 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
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Zitat von Festival Trumpet 8 im Beitrag #11

Meiner Meinung nach ist ein Problem mit dem Organistennachwuchs in der NAK in der oftmals fehlenden Wertschätzung für die Orgelmusik zu finden: Gerade in kleinen Gemeinden wird jegliche Initiative jenseits des Choralbuchs als liturgisch nicht erforderlich gesehen, und nicht goutiert.
VG
Festival Trumpet 8'


Dem ist wenig zuzufügen. Hier im Norden gibt es das zusätzliche "Problem", dass ab den 1950/60er Jahren das "Erlernen" eines Streichinstrumentes (= jemand, der es auch nicht wirklich gelernt hat, bringt jemand anderen irgendwie bei, dem Instrument Töne zu entlocken) Priorität hatte. Und so dominieren diese so genannten "Streichchöre" - mittlerweile ergänzt um die eine oder andere Flöte - das musikalische Leben der Gemeinden: Vor dem Gottesdienst, nach dem Gottesdienst und wenn möglich am liebsten auch noch im Gottesdienst. Orgelmusik beschränkt sich somit auf das Begleiten der singenden Gemeinde zum Eingang, dem Busslied und der Abendmahlsfeier und dem "Dreifachen Amen" am Schluss des Gottesdienstes. Dagegen anzugehen ist eine Sysiphusarbeit, zumal oftmals die Ansicht besteht, dass wenn Viele musizieren das "viel Segen" bedeutet, wenn das ein einzelner tut das aber "Selbstdarstellung" ist ...

Interessierten Nachwuchs findet man dadurch natürlich noch schlechter.

Mittlerweile bewegt sich hier wenigstens langsam die Akzeptanz Orgelbuchunabhängigen Musizierens. Während der Coronazeit, wo nicht gesungen werden durfte, war tatsächlich auch mal solistisches Orgelspiel möglich. Wie Clemens immer so schön sagt: Dranbleiben und Langen Atem haben, dann wird's was. I hope so. Mit der neuen Orgel, die da kommt ( siehe auch Die neue Orgel in der NAK Esens / Ostfriesland ), wird es hoffentlich einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung geben ...


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29.10.2023 07:52 (zuletzt bearbeitet: 29.10.2023 07:53)
#13 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
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Moderator

Zitat von Dorforganist im Beitrag #6

Kommt demnächst auch die Lesung, das Evangelium oder das Tagesgebet aus der Konserve im Gottesdienst?


Die nächste Eskalationsstufe ist die KI-generierte Predigt. Je nach Gemeinde kann man sie katholisch (in diversen Schattierungen), lutherisch, reformiert, evangelisch-liberal, evangelisch-pietistisch, freikirchlich-fundamentalistisch, charismatisch, atheistisch-freidenkerisch, moslemisch-terroristisch etc. abrufen.

Wovor mich der Herr bewahre ...

LG und schönen Sonntag
Michael


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29.10.2023 08:05
#14 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
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Administrator

Der Schritt wurde bereits vollzogen. Inzwischen lassen manche Prediger sich von der KI eine Predigt vorformulieren.
Ich habe das aus Interesse selber mehrmals versucht, die Ergebnisse waren solide. Wortwitz und Überraschendes kam dabei nicht zum Vorschein, aber durchaus eine Predigt in Sache und Ton.


Auf Orgelsuche.

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29.10.2023 08:09
#15 RE: Stellenkürzungen zugunsten von Ecantore
Do

KI generierte Predigt… so viel zum „Sitz im Leben“ aus dem konkreten Lebensumfeld der Gemeinde und des Predigers… ich bekomme hier schon das Ko**** wenn deutlich erkennbar ist, dass die Predigt nicht die eigene des Vortragenden ist. Und er sich dann (unvorbereitet) durch den fremden Text stottert!

Nein, lieber selber gemacht, live und nicht so perfekt, dann lebt es. Auch das Orgelspiel….


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