Ja, @Orgeledito,

in zunehmenden Alter mit häufigen, unangenehmen Belastungen des Gehörs, wird man häufig (über-) empfindlich für ganz bestimmte Frequenzen im besonders nervenden Bereich um vielleicht 3000-4000 Hz - oder z.B. eben bei bestimmten Obertönen deiner Trompete ;-))

Woanders sind möglicherweise Dellen in der Hörfähigkeit - ein allgemeiner Höhenabfall ist altersbedingt normal, was aber keinesfalls Sprach- oder Musikschwerhörigkeit bedeuten muss!

(Nebenbei @wohli: Ein Hörgerät ist für die Freude an Musik in fast allen Fällen NICHT die Lösung. Es würde in fast immer eine ganz wesentliche Störung des Raum- und Richtungseindrucks, der zeitlichen Abfolge usw, bedeuten. Fast alle Hörgeräte sind für die Sprachfrequenzen optimiert)

Eine Regulierung der Höhen und Bässe mit den üblichen einfachen Shelffiltern ist in solch einem Fall eines geschulten Musikgehörs NiCHT die Lösung.

Es gibt jedoch heute mehrere sehr weitreichende und inzwischen auch recht einfach zu installierende und bedienbare Möglichkeiten, die Freude an der Musik zu erhalten und dem Ohr und dem Körper (Körperschall!) individuell Angenehmes und Wohltuendes zu präsentieren.

(Bin verrückter Musikliebhaber und Privatmann - habe damit aber schon extrem viel zu tun gehabt.)

Was bei dir, lieber @Orgeledito sehr wahrscheinlich auch eine Rolle spielen könnte:
Du sprachst von mangelnder Präsenz:

Unsere Gehörverarbeitung muss klar zwischen Direktschall und Reflexionen des Raumes unterscheiden können. Die Reflexionen der Wände kommen in der Realität zeitverzögert (weil der Schall erst mal hinlaufen muss), aus anderen Richtungen und diffus.

Nicht so jedoch aus vielen Digitalorgeln und den frühen Hauptwerksets: Dort ist der eigentliche Direktschall der Orgel fast unauflöslich mit der Raumantwort vermischt und trifft das Ohr im schlechtesten Fall aus den genau den gleichen Lautsprechern und damit der gleichen Richtung.
Kein Wunder, dass unser Gehirn verwirrt ist und vielleicht mangelnde Präsenz beklagt.

Der Hall aus einfacheren Digitalorgeln kann somit verwirren, Er wirkt "verklebt", der Direktschall nicht genug (polyphon) durchhörbar.
Ein ausladender Hall kann zunächst warm-badewannenmäßig täuschen, verführen und etwas verzaubern.

Insbesondere Menschen, die wie du aber ein Leben an der realen Orgel verbracht haben (auch wenn das dort auch große Nachteile haben kann - siehe deine Trompeten im Rücken :-) ) fühlen mit diesem vermischten Klang viel zu wenig Kontakt mit dem Instrument.
Sie haben eher den Eindruck eine "interaktive CD" zu spielen (wie sie normalerweise in Richtung der Mitte des Raumes aufgenommen wird) und sind damit nicht dauerhaft zufrieden.

(Dies ist mir nicht nur bei älteren Hauptwerksets ohne Semidry-Perspektive, sondern auch bei vielen Sakralorgeln sehr negativ aufgestoßen.)

Abhilfe kommt in dieser Problematik dadurch, dass es Direktkanäle geben sollte, die recht trocken sind.
Und die Reflexionen, der Hall sollte im besten Fall aus eigenen Lautsprechern und eigenen Richtungen (seitlich und hinten) kommen.

Dann ist der Gesamtklang durchsichtig, die Hörverarbeitung kann die filigranen Information in zeitlicher Aufeinanderfolge und natürlich anmutendem Richtungsempfinden ordnen. Es besteht Klarheit und Präsenz.

PS: Weil dieser Aspekt vor Jahren noch so schlecht gelöst wurde und dieser Hallmatsch entstand, sind viele Realorganisten verständlicherweise lieber auf völlig trockene, crispe (Expander-) Klänge ausgewichen als sich permanent über diesen Mischmasch zu ärgern.
Nur: eine schöne Orgel wird daraus auch nicht, weil sich die Klänge dann zu wenig mischen und das wichtigste Register einer Orgel fehlt: der Raum - im besten Fall: genau den, auf den die Orgelpfeifen intoniert wurden.)

Heute ist das mit Direkt- und Hallkanälen - und möglichst Lautsprechern (für den Hall eher Diffusstrahler, oder Lautsprecher, die auch an die Wand und/oder Decke seitlich und hinten gerichtet werden können - kein Gegensatz mehr ........und wunderschön.

Bei völliger Klarheit