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Das neue Gotteslob 2013
Ach Gemshörnchen...,
habe ich jemals behauptet, daß das Prozedere bei der Zusammenstellung des EG so viel besser war als nun beim GL - allerdings mit Ausnahme der geradezu geheimdienstlichen Konspiration?
Aber die EG-Kreation ist nun schon Schnee von vorgestern, und meine Aufregung hat sich abgekühlt.
Darf ich aber Deine Einlassung zu "Vom Himmel hoch" (EG 24, GLn 237) etwas korrigieren. Der Erstveröffentlichung in "Schumann's Geistliche Lieder" (Leipzig, 1539) weist einen Achtelauftakt aus. Das ist im EG korrekt wiedergegeben. Im GL wird's zur Hängenbleiber
Daß sich der Viertelauftakt "eingeschlichen" hat, liegt wohl an Bastis WO, in dem die Melodey zum innigen Text "Schaut hin! dort liegt im finstern Stall (#17) einen kurzen Auftakt musikalisch verbietet. Die Bearbeitungen (#9, #23) lassen wir hierbei mal außen vor. Auch andere seiner Bearbeitungen halten sich nicht an Luthers/Schumanns Metrum und kommen mit punktierten Viertel im Walzertakt und auch Halben daher. Dafür sind das B.e.a.r.b.e.i.t.u.n.g.e.n.
Zitat von Gemshorn
Und war es nicht einer der Fehler des GL von 1975, dass gut sitzende Melodien - vom Schreibtisch der Hymnologen aus - ausgetilgt und durch Urfassungen ersetzt wurden?
Fehler? - eher Bewahrung von Kulturgut. Bei schlimmverromantisierten Barockorgeln nennt man das Rückbau, wenn das noch möglich ist.
Zitat von Gemshorn
Wieviele Varianten von "Wunderschön prächtige" gibt es im deutschen Sprachraum?
Eben! Und die Varianten sind ja alle soooo in ihrer unerreichbaren Originalität und musikalischen Wertigkeit parallel erhaltenswert? Man sollte sie alle unter Artenschutz stellen!
Zitat von Gemshorn
Aus der Universalität der Kirche kurzschlüssig ihre Uniformität abzuleiten, wäre eine ökumenische Katastrophe.
Ist Ökumene bei Licht betrachtet nicht sui generis eine Katastrophe?
Was hat Universalität der Kirche oder Uniformität übrigens mit Ökumene zu tun? :S
Zitat von Gemshorn
Pointierter gesagt: Soll beim nächsten Gotteslob Rom die Redaktionsarbeit übernehmen?
Wenn Rom besser in der Materie steht und es besser känn, ja - was ich allerdings bezweifle. Was ich damit sagen will: Entschieden wird oft von denjenigen, die sich nach vorn drängen, unabhängig von optimaler Kompetenz. Politik eben.
Zitat von Gemshorn
Zurück zur Sache: Regionalität ist ein Gut, kein Schandfleck. Wenigstens ist das mein Credo.
Ich schrieb "Povinzialität" und finde es besser getroffen, denn spätestens an Wiens Stadtgrenzen zerschellt Dein Credo - und das sind bloß 40 km.
Zitat von Gemshorn
Trotzdem stehe ich nicht an, in dieser Frage zwischen Stammteil und Regionalteil zu differenzieren.
Doch, das sollte man - wenn es ein erschöpfbares Thema und das Verfahren nicht zur Lachnummer geraten wäre. Anders kann man es nicht bezeichnen, wenn mindestens eine Diözese alles regelrecht verpennt hat.
Zitat von Gemshorn
Wird es aber konkret, führt dich dein eigenes Argument ad absurdum; es sind nämlich just jene regionalen Derivate, die plötzlich für alleinverbindlich erklärt wurden.
Genau das ist ja das Schlimme! Back to the roots wäre die gerechte Lösung gewesen.
Da wären wir doch ziemlich beeinander.
Zitat von PeterW
Darf ich aber Deine Einlassung zu "Vom Himmel hoch" (EG 24, GLn 237) etwas korrigieren.
Nein, was wäre denn an meiner Aussage korrekturbedürftig? Wir sind uns doch anscheinend darüber einig, dass im neuen GL per "Diktat von oben" eine Fassung durchgesetzt wird, die sich niemand gewünscht hat.
Zitat von PeterW
Fehler? - eher Bewahrung von Kulturgut. Bei schlimmverromantisierten Barockorgeln nennt man das Rückbau
Ja, darum werden sich gewiss alle freuen, dass die EisenstäDter Domorgel in Bälde wieder eine kurze Oktav erhalten soll (falls dieses Gerücht wahr ist). Bewahrung von Kulturgut, nicht wahr?
Zitat von PeterW
Und die Varianten sind ja alle soooo in ihrer unerreichbaren Originalität und musikalischen Wertigkeit parallel erhaltenswert? Man sollte sie alle unter Artenschutz stellen!
Was ja de fakto auch geschehen ist, indem man sie in den Regionalteil stellte. Gott sei Dank, möchte ich sagen. Ich staune immer noch darüber, wieviel streng von oben Verordnetes du dir wünschst. Reflektierst du, welche Instanzen du als unfehlbare Autoritäten annimmst?
Zitat von PeterW
Entschieden wird oft von denjenigen, die sich nach vorn drängen, unabhängig von optimaler Kompetenz.
Ja, z.B. entscheiden Hymnologen, denen die Befindlichkeiten der Menschen in den Pfarreien anscheinend nicht sonderlich wichtig sind. Nur, wer hat die Hymnologie zur Letztinstanz erklärt?
Zitat von PeterW
spätestens an Wiens Stadtgrenzen zerschellt Dein Credo - und das sind bloß 40 km.
Nun bin ich aber gespannt auf deine Berichte über das kirchenmusikalische Leben in den vielen recht unterschiedlichen katholischen Stadtpfarreien Wiens.
Zitat von PeterW
Back to the roots wäre die gerechte Lösung gewesen.
Da wären wir doch ziemlich beeinander.
Im Zweifelsfall, ja. Besser, als wenn kleinregional Umgesungenes plötzlich großregionale Gültigkeit erlangt.
Zitat von Gemshorn
Nein, was wäre denn an meiner Aussage korrekturbedürftig? Wir sind uns doch anscheinend darüber einig, dass im neuen GL per "Diktat von oben" eine Fassung durchgesetzt wird, die sich niemand gewünscht hat.
Dann zeig mir doch eine Gemeinde, wo es wirklich mit Achtelauftakt gesungen wird. Das ist nicht bloß ein Problem der adäquaten Gemeindebegleitung, - die man, wie ich in Wien erlebe, scheinbar nicht einmal von studierten Kirchenmusikern erwarten kann - sondern auch der Singfähigkeiten und Gewohnheiten der Gemeinden, die dann halt eher das Vom Himmel hoch von ihrer Weihnachtslieder-Schallplatte a la Bach im Ohr haben. AußDerdem: Ökumene misst sich wieder noch scheitert sie an Achtelauftakten. [wink]
Zitat von Gemshorn
Was ja de fakto auch geschehen ist, indem man sie in den Regionalteil stellte. Gott sei Dank, möchte ich sagen. Ich staune immer noch darüber, wieviel streng von oben Verordnetes du dir wünschst. Reflektierst du, welche Instanzen du als unfehlbare Autoritäten annimmst?
Von Infallibilität war doch bisher nie die Rede, viele Entscheidungen - gerade bzgl. des Ö-Anhangs - sind nunmal reine Kompromissgebilde, die u.a. auch dem Umstand Rechnung tragen, dass sich kleinere Diozösen keinen eigenen Anhang mit entsprechend kompetenter Vorbereitung leisten können. Da wo schöne Regionalmelodien "untergegangen" sind, ist das vor allem ein Zeichen dafür, dass da wohl jemand anderes "stärker" war am Verhandlungstisch. Die Alternative zum Abdruck von Alternativmelodien ist übrigens der melodielose Abdruck: nur Liedtext.
Zitat von Gemshorn
Ja, z.B. entscheiden Hymnologen, denen die Befindlichkeiten der Menschen in den Pfarreien anscheinend nicht sonderlich wichtig sind. Nur, wer hat die Hymnologie zur Letztinstanz erklärt?
Wer sagt denn überhaupt, dass die Hymnologen am Schluss ausschlaggebend waren? Am Schluss waren bspw. auch die Ergebnisse der Umfragen und der Testausgabe wichtige Faktoren. Das letztentscheidende Gremium ist jedoch bunt besetzt aus Kirchenmusikern, Theologen aller Fachbereiche und sonstigen kirchlichen Angestellten - darunter sind dann doch nur sehr wenige Hymnologen.
Aus dem Vorgang um das neue Gotteslob kirchenpolitische Rückschlüsse zu ziehen, halte ich übrigens für arg polemisch. Schon jener Text von Musik und Theologie, der hier verlinkt wurde, lässt mir die Galle hochsteigen. Das hat mit Theologie doch nur ausgesprochen wenig zu tun und entspricht eher Bildzeitungsniveau. Wollen nun auch wir uns auf dieses Niveau hinablassen, in dem wir die Umtriebe von PiusbrüDern, Verschwörungen von Hymnologen, oder gar den Niederschlag der angeblich restriktiven, hierarchiebetonten Kirchenpolitik Benedikt XVI. dahinter wittern. Gerade letzterer Punkt ist leicht widerlegt. Die Arbeiten am neuen GL inkl. der Festlegung des generellen Vorgehens geschahen noch zu einer Zeit, da Johannes Paul II. Papst war.
Natürlich gefällt mir vieles am neuen GL überhaupt nicht. Mir gefallen z.B. weder die Bilder noch der neue Andachtsteil, der für meinen Geschmack viel zu sehr geschrumpft ist. Aber als Praktiker stehen bei mir im Regal mehrere alte Gesangs- und Andachtsbücher aus verschiedenen Diozösen, deren Texte auch sehr schnell kopiert sind. Gleiches gilt für den Erhalt "verloren gegangener" Lieder. Bei manchen Liedern bin ich aber auch einfach nur froh, dass sie aus dem GL verschwunden sind bzw. verschwinden werden. Wer im Orgelforum aktiv ist, wird vllt. mal über meine Liste der schlimmsten Lieder im GL gestolpert sein, die breite Zustimmung gefunden hat. Die meisten dieser Lieder sind - ohne mein Zutun - aus dem neuen GL geflogen. So schlecht können die Kommissionen also nicht gearbeitet haben...
Mich wundert übrigens, dass du Schuberts dt. Messe nicht mit Zähnen und Klauen verteidigst, ist ihr teilweiser Abdruck im Stammteil doch ein Zeichen für ihre weite Verbreitung und nicht wie von anderer Seite behauptet Ausdruck einer vorkonziliaren Theologie. Natürlich sind die Texte theologisch bedenken, doch sind sie auch Ausdruck einer noch heute vorzufindenden Volksfrömmigkeit, die nicht ignoriert werden darf. Wie viele Gemeinden in Österreich und SüDdeutschland singen Sonntag für Sonntag entweder die Schubert- oder die Haydn-Messe? So viele, dass zumindestens Schubert es in den Stammteil geschafft hat.
Langsam muss ich jetzt aber mal zu einem Schluss kommen: Natürlich bietet das neue GL viele Reibungspunkte, gerade dann, wenn man den persönlichen Geschmack zum Standard erhebt (was jetzt nicht auf dich, Gemshorn, gemünzt ist), nicht alles ist optimal gelöst. Aber ich denke, dass man insgesamt damit sehr gut arbeiten können wird.
Mit besten Grüßen
Contrebasson 32
Ich halte es für unerheblich ob bei "Vom Himmel hoch" nun am Anfang eine Achtel oder eine Viertel steht. Wichtig ist, dass das Vorspiel und der Choral eine tempobezogene Einheit bilden. Dann klappt es auch mit Vierteln u. Achteln. Aber gerade da haben auch Profis offensichtlich häufig Schwierigkeiten. Da gerät das Vorspiel viel schneller als der Choral oder umgekehrt...zur allgemeinen Verunsicherung der Gemeinde. Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. [sad]
Zu den beiden vorangehenden Beiträgen: Meine Repliken bezogen sich einzig und allein auf PeterWs Ausführungen mit ihrer starken Option für Vereinheitlichung. Meine Stellungnahmen dazu sind nicht geeignet, aus diesem Zusammenhang losgelöst betrachtet zu werden. Dies vorab.
Wie das in euren Gemeinden ist, weiß ich nicht: Sämtliche meiner Gemeinden sangen aber natürlich die Achtel-Auftakte, sowohl bei "Vom Himmel hoch" als auch bei "Maria, breit den Mantel aus".
Auch von Verschwörungen habe ich an keiner Stelle geredet; ich merkte nur in etlichen Gesprächen mit durchaus bekannten Größen, dass es eine unfassbare Menge an Unkenntnis der kirchenmusikalischen Faktizitäten an der Basis gibt. Damit soll niemand beschuldigt werden; aber es erklärt manches. Vermutlich hätte dies alles verhindert werden können, wenn den österreichischen Bischöfen die Schnapsidee eines österreichweiten gemeinsamen Eigenteils ausgeredet worden wäre... [sad]
@Contrebasson: Die Arbeiten am neuen GL geschahen meines Wissens nicht während der Ära Johannes Paul II., sie begannen vielmehr in dieser Zeit. Das ist doch eine markante Nuance, würde ich meinen. [wink] Über die endgültige Liedauswahl scheint erst ziemlich gegen Ende der Arbeiten Klarheit geherrscht zu haben; bekam ich doch wenige Monate vor Offenlegung des offiziellen Inhaltsverzeichnis eine Arbeitsausgabe zugespielt, in der etliche Lieder aufgeführt sind, die schlussendlich dann doch ausgeschieden wurden, darunter das schöne "Ach wie flüchtig, ach wie nichtig".
Ich wiederhole nochmals, dass ich den Stammteil für weitestgehend gelungen halte!
Die Liedauswahl dort wird mindestens in meinen Gemeinden mit großer Genugtuung zur Kenntnis genommen werden.
Meine - zugegebenermaßen massive - Kritik betrifft den österreichischen Eigenteil, den die große Mehrheit hier wohl gar nicht kennt und dessen Inhalte auch nur von denen eingeschätzt werden können, die mit der österreichischen Kirchenmusik vertraut sind. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich eine reine Stammteilausgabe bestellt und das relevante österreichische Eigengut separat und individuell eingebracht. Zumindest den letzten Teil dieser Idee peile ich immer noch an.
Schmankerl am Rande: Die Franziskanerpfarre in Eisenstadt besitzt schon geraume Zeit ein völlig eigenes, selbst erstelltes Gesangbuch - und zählt zu den meistfrequentierten Kirchen der Stadt.
Zitat von Gemshorn
Wäre es nach mir gegangen, hätte ich eine reine Stammteilausgabe bestellt und das relevante österreichische Eigengut separat und individuell eingebracht. Zumindest den letzten Teil dieser Idee peile ich immer noch an.
Stellen wir uns doch mal die Größenordnungen der katholischen Kirchensteuerzahler in AT vor:
Erzdiözese Salzburg: 487.691
Diözese Feldkirch: 258.800
Diözese Graz-Seckau: 871.461
Diözese Gurk: 397.900
Diözese Innsbruck: 395.855
Erzdiözese Wien: 1.269.745
Diözese Eisenstadt: 202.645
Diözese Linz: 1.021.000
Diözese Sankt Pölten: 528.549
(Die Zahlen sind 1-2 Jahre alt. Stellenweise gab es inzwischen namhafte Protest-Austritte...)
Ach, und da kommt noch einer....: [schild=17,1,000000,C0C0C0]GL-Regionalteil Wimpassing[/schild]
Wieso Regionalteil Wimpassing?
Hätte es einen Diözesanteil gegeben, der den realen Bedürfnissen adäquat ist, müssten die Pfarren des Burgenlands (meine ist da bestimmt nicht die einzige) erst gar nicht über Vor-Ort-Ergänzungen nachdenken.
Denkbar wäre auch ein Zusammenschluss weniger Diözesen gewesen. Ich würde sagen: Wien, St. Pölten und Eisenstadt hätten genügend Gemeinsamkeiten gehabt.
Ich habe mir mal eine Übersicht bzgl. der mittlerweile veröffentlichten Liederlisten der einzelnen Bistümer erstellt (leider haben immer noch nicht alle Bistümer den Inhalt veröffentlicht). Mich interessiert in wieweit die gestrichenen bekannteren Gesänge des Alt-GL. (z.B.: Nr.135, 467, 581, etc.) wieder Aufnahme in die Regionalteile des Neu-GL. finden.
Es zeigt sich, daß hier große Unerschiede bestehen. Während Bistümer wie z.B. Mainz und Bamberg sehr viele gestrichene Gesänge wieder aufnehmen werden sieht es bei anderen Bistümern wie z.B. Österreich und Passau ganz anders aus.
Dieses vedeutlicht, daß die Bistümer musikalisch unterschiedlich "ticken".
Ich kann die Bedenken und Einwände von Gemshorn bzgl. eines Diözesananhangs für ganz Österreich gut nachvollziehen.
#234 RE: Das neue Gotteslob 2013
http://www.erzbistum-koeln.de/export/sit...kiek_1_2013.pdf
Hier gibt es einige Informationen von Richard Mailänder, der die GL Kommission geleitet hat. Finde ich ganz Interessant (S. 21ff.)
Kein Fauxpas. Die Struktur ist etwas kompliziert. Z. B. muss man öfter erklären, weshalb die Gesangbuch-Kommission "Unterkommission" heißt. (Sie ist - aus rechtlichen Gründen - eine Unterkommission der deutschen Liturgiekommission, in der die österreichischen Mitglieder Gaststatus mit Stimmrecht haben.)
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