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Liturgisches Leben und Corona
#241 RE: Liturgisches Leben und Corona
Zitat von Gemshorn im Beitrag #240
Aber wozu denkt man über online Chorproben nach? Wie und wo möchte man denn so dringend und bald auftreten?
Dazu fallen mir einige Gründe ein:
- Die Singstimme will gepflegt werden und nicht jeder ist in der Lage, sich selbständig ein Programm mit Übungen zusammenzustellen.
- Mal angenommen, es können die üblicherweise zum Ende des Kirchenjahres oder Advent stattfindenden Konzerte tatsächlich stattfinden, dann tut man je nach Chor und Programm gut daran, jetzt schon einmal mit dem Töneüben zu beginnen.
- Ich denke aber auch, dass es manchen Leuten nicht leicht fällt (ich bin ehrlich gesagt froh darüber, abends, wenn das Kind schläft, nicht noch aus dem Haus zu müssen), dass ihr Hobby Chorsingen gerade nicht stattfinden kann und dann würde eine virtuelle Probe zumindest das Gefühl vermitteln, dass es weitergeht und nicht abrupt abgebrochen ist. Irgendwo las ich mal davon, dass die psychosoziale Funktion des Chorsingens eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.
Das klingt für mich alles sehr nachvollziehbar.
Insbesondere den letzten Punkt kann ich aus eigener langjähriger Erfahrung als Chorleiter nur bestätigen; Chöre sind ein gutes Stück soziales Leben. Eine Videokonferenz hätte mir und meinen Sängern das aber niemals ersetzt.
#243 RE: Liturgisches Leben und Corona
Zitat von Gemshorn im Beitrag #242
Chöre sind ein gutes Stück soziales Leben. Eine Videokonferenz hätte mir und meinen Sängern das aber niemals ersetzt.
Ich bin mal ganz offen:
Obwohl ich normalerweise viel Zeit als Chorsänger, Bandmitglied und (Hilfs-)Organist verbringe, muss ich gestehen, dass mir zur Zeit diese Beschäftigung überhaupt nicht fehlt. Mir fehlen die einen oder anderen Freunde/innen oder Kollegen/innen aus der Gemeinde, mit denen ich mich auch privat sehr gut verstehe und hin und wieder zum Sonntagskaffee oder kleinen Ausflügen getroffen habe. Aber das kommt nun wieder in die Gänge.
P.S.
Jetzt werde ich sentimental:
Orgelkonzerte fehlen mir sehr.
#244 RE: Liturgisches Leben und Corona
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #228
Und diese Bedenken sind nicht unberechtigt. Freunde aus der Geschäftswelt, die seit Wochen per Zoom Video-Besprechungen halten, haben mir berichtet, dass Mitbewerber um Aufträge plötzlich Wissen hatten, das nur aus solchen Konferenzen stammen kann ...
Wenn ich Tante Luise zum Geburtstag gratuliere oder mich mich den Jungs aus meiner Gang zum Grillen verabrede, dürfte das den chinesischen oder amerikanischen Geheimdienst ja "brennend" interessieren. Aber in anderen Bereichen wollte ich einfach nicht, dass die Berufsschnüffler oder Amateur-Voyeure dabei sind.
Kamera und Mikrofon sollten im Standardbetrieb des Rechners offline sein - am besten mit gezogenem Stecker. Meine Frau hält ihr Bibelkränzchen auch über Zoom. Jedesmal deinstalliere ich hinterher das Programm und lade es ihr kurz vor der Session neu - auf einen Rechner, der vom übrigen System abgekoppelt ist, d.h. keinen direkten Zugang zu Festplatten- und Dropbox-Daten hat. Aus diesem Grund widerstehe ich bisher auch der Versuchung, Rechnerdaten in eine Cloud zu stellen, wie es mir Apple bei jedem Rechnerstart anbietet wie sauer Bier ...
Die sollen bei sich selber schnüffeln ...
LG
Michael
Sehr richtig.
(P.S.: Konnte auf Deine Mail nicht antworten, wird folgendes angezeigt, mache ich da was falsch?: es erscheint folgendes: "Es ist ein Fehler aufgetreten!
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#245 RE: Liturgisches Leben und Corona
Zitat von Gemshorn im Beitrag #242
Das klingt für mich alles sehr nachvollziehbar.
Insbesondere den letzten Punkt kann ich aus eigener langjähriger Erfahrung als Chorleiter nur bestätigen; Chöre sind ein gutes Stück soziales Leben. Eine Videokonferenz hätte mir und meinen Sängern das aber niemals ersetzt.
Was das Sozialwesen in Chören angeht. Das bestärkt meine Zweifel, ob tatsächlich das Chorsingen an sich so gefährlich ist (wie es in Artikeln über viele Erkrankte in Chören, die so die Runde machen impliziert wird) oder ob die Ansteckungen nicht eher beim Begrüßen und beim gemeinsamen Bier nach der Probe passiert sind.
Bericht bei Spiegel online:
https://www.spiegel.de/panorama/coronavi...1b-139353e88a47
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Interessant und bedauerlich...
Ich beobachte, dass die allermeisten Gläubigen sehr diszipliniert agieren. Leider wird deren Bemühen durch einige Trotzköpfe konterkariert.
In der Kirche sehe ich einige (wenige), die beim Singen die Maske herunterziehen... Viele kommen mit der Maske im Handgepäch, aber nicht über dem Mund, in die Kirche und setzen sie erst kurz vor Beginn des Gottesdienstes auf.
Gleichzeitig gibt es Regelungen, die mit der sonst fast überzogenen Vorsicht, nicht zusammengehen: Quartettgesang ist erlaubt (jaja, unter Wahrung des Abstands, aber ohne Maske). Gemeindegesang soll entweder gar nicht stattfinden (trotz Abstand und Maske), oder nur in eingeschränktem Maß. Sehe nur ich die Widersprüche?
Und aus einem anderen Bereich des öffentlichen Lebens: Gestern beim Einkaufen stand ein Mann vor mir an der Kassa, der mit einer Hand sein T-Shirt halb über den Mund zog, weil er keine Maske hatte...
Wenngleich die Anzahl der Kranken in Österreich täglich geringer wird - heute sind es noch ca. 800 - : Dieses Verhalten verstehe ich nicht.
#249 RE: Liturgisches Leben und Corona
Hallo,
wir wissen ja nichts zur Größe und Höhe des Raums und wie der Gottesdienst ablief.
Bei uns im Nordosten ist Gemeindegesang nach wie vor untersagt. Schola oder Vorsänger müssen in Gesangsrichtung 6 m freie Bahn bis zur nächsten Person haben. Ich singe sowieso in die Orgel hinein, der Kantor/Vorsänger wird morgen eine Außenplatz bekommen und in Richtung Sakristei/Seitenausgang oder so singen, wo sich niemand aufhält.
Oder er singt auf der Empore, die ist derzeit für Besucher/innen gesperrt (zählt nicht zur Kirchenfläche dazu).
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
In der CH hat der Bundesrat generell Gottesdienst ab 31. Mai (Pfingsten) wieder frei gegeben.
Die Kantone (wie in D die Bundesländer) können Detailauflagen vorschreiben.
Auflagen:
- Min. Platzbedarf 4 m2 / Person
- Beschränkte Teilnehmer-Zahl (je nach Kirchengrösse)
- Desinfektions-Möglichkeiten
- Gruppenbildung mit mehr als 5 Personen sind nicht zulässig
- Jede Kirchgemeinde hat ein Schutzkonzept vorzuweisen (da wurden z. T. "Doktorarbeiten" erarbeitet!).
Eine der drei Kirchgemeinden, wo ich tätig bin, realisiert nun folgendes Konzept:
- Sonntägliche Durchführung von 2 "Espresso-Gottesdiensten", damit niemand abgewiesen werden muss
- Beginn 9:30 Uhr und 10:30 Uhr
- Dauer je 30 Minuten mit viel Musik
- Gemeindegesang ist verboten
- Jeder Besucher muss sich namentlich in eine Liste eintragen (Kontaktverfolgung)
Damit wird dem typischen schweizerischen Föderalismus Rechnung getragen:
- Der Bundesrat regiert noch mit Notrecht (max. 6 Monate)
- Das Parlament (National- und Ständerat) fühlt sich "entmachtet"
- Die Kantone streben individuelle Lösungen an
- Die Kirchgemeinden entscheiden selber über Durchführungsdetails
Ich bin gespannt, wie sich die kirchliche Situation bei uns entwickelt!
P.S. ich freue mich über den "Espresso" neben dem Orgel-Spieltisch (den Ausdruck hat unser Pfarrteam kreiert....
LG
Martin
#252 RE: Liturgisches Leben und Corona
Das singen ist im gesamten AK Bistum Deutschlands in den Kirchen untersagt und die Länge ist zeitlich auf max. 40 Minuten begrenzt. Für Köln haben wir mit einem Geitlichen im Nebenamt folgende Form entwickelt.
Musikalische Grundlage bildet eine frz.Messvertonung:
Heute war das F. Couperin, Messe solemnelle (für die Pfarreien)
Introitus Orgel Kyrie Plein chant, en taille
Kyrie Ruf der Gemeinde gesprochen
Antwort der Orgel: 3.Couplet du Kyrie, Recit de Chromhorne
Gloria im Wechsel mit der Gemeinde gesprochen
Antwort der Orgel: Gloria 1. Couplet, Et in terra Pax
nach der ersten Lesung Gradualpsalm vom Sonntag im Wechsel mit der Gemeinde gesprochen
2. Lesung
Orgel: Ruf zum Evangelium Improvisation über ein gegebenes Hallelujathema, das die Gemeinde nicht kennt. Damit soll verhindert werden, daß die Gemeinde spontan das Halleluja wiederholt.
nach dem Evangelium: nimmt die Orgel das Thema wieder auf und führt in eine feierlich Coda.
Predigt
Credo im Wechsel gesprochen
Fürbitten mit gesprochenem Ruf
Gabenbereitung: Die Gaben waren bereits auf dem Altar vorbereitet. Celebrans ad sedes. Desinfektionshändewaschung ad sedes. Während dessen:
Orgel: Offertoire sur les grands jeux (gekürzt auf 63 Takte) <bis MINEUR>
Priester beginnt am Altar sofort mit dem Gabengebet.
Sanctus: Gemeinde gesprochen
Antwort der Orgel: Plein-chant du premier Sanctus, en Canon
Sub communio und Danksagung Orgel: Choralbearbeitungen über "Komm, o Tröster Heilger Geist"
Dankgebet, Proklamandum, Schlußsegen
Antwort der Orgel: Deo Gratias aus der Messe.
Die Tonhöhe der Orgel war im Versailler Kammerton 386 Hz (Oper). Die Temperatur: Kirnberger 1
Das Echo der Kirchbesucher war richtig positiv.
Wir werden das in Zukunft weiter so machen.
Hallo,
Zitat von clemens-cgn im Beitrag #252
[...]Musikalische Grundlage bildet eine frz.Messvertonung [...]
so etwas hatte ich auch schon überlegt, würde den Gottesdienst aber deutlich verlängern. Da aber Singen bei uns vom Erzbistum untersagt ist, spiele ich zu Beginn, zur Gabenbereitung, zur Kommunion und nach dem Segen choralbezogene Stücke, weil die beliebten Osterlieder ja sonst gar nicht erklingen würden. Kyrie, Gloria, Sanktus, Agnus Dei werden gesprochen. Antwortpsalm und Hallelujaruf werden vom Organisten oder Vorsänger/Kantor gesungen und zwar so, dass in Gesangsrichtung 6m Abstand zum nächsten Gottesdienstbesucher eingehalten wird.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
#254 RE: Liturgisches Leben und Corona
Wir hatten heute - zu den sonstigen üblichen Beschränkungen - auch noch ein 45-Minuten-Limit einzuhalten. (Es wurden in beiden Gottesdiensten exakt 47'30''. Wir erwarten die Rüge des Kirchenkreises gelassen. Jeder schiebt die Schuld auf den anderen und hinterher trinken wir einen Schoppen ...) Niemand konnte mir erklären, wieso. Werden Corona-Viren ab 46' besonders aggressiv?
Ich habe die liturgischen Stücke von der Orgel aus gesungen - das geht prima, denn in beiden Kirchen stehen die seitenspieligen Orgeln vorn auf Seitenemporen, so daß ich die Gemeinde komplett im Blick und im Schallkegel habe.
Die Gemeindelieder hat der Pfarrer gesungen. Ich war mir sicher, dass das ordentlich klappt, denn er und sein Vater haben schon von 20 Jahren bei mir im Chor gesungen.
Die Texte wurden mit dem Beamer projiziert, so dass niemand ein Gesangbuch brauchte. Den Leuten war die große Freude anzumerken, wieder in den Gottesdienst zu dürfen. Da Familien "auf Tuchfühlung" sitzen durften, hatten wir auch genügend Platz für alle Interessenten. Wäre es voller geworden, hätten wir die oberen beiden Reihen der hinteren Empore geöffnet. Kirchenkaffee gab's natürlich keinen, aber auseinander treiben ließ sich die Menge auch nicht. Ich bin auch hängen geblieben bei den notorischen Fußball-Enthusiasten, um das Dortmund-Spiel vom Samstag etwas durchzuhecheln.
Eigentlich wie immer, wären nicht diese nervigen Speichelbremsen vor Mund und Nase ...
Auf jeden Fall hat es unbändigen Spaß gemacht, endlich wieder für eine real existierende Gemeinde zu musizieren und nicht für die Videokamera ...
LG
Michael
#255 RE: Liturgisches Leben und Corona
Hallo,
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #254
Da Familien "auf Tuchfühlung" sitzen durften, hatten wir auch genügend Platz für alle Interessenten. Wäre es voller geworden, hätten wir die oberen beiden Reihen der hinteren Empore geöffnet.
das verstehe ich so, dass es keine Obergrenze gibt wie bei uns (maximal 1 Person auf jeweils 10 m2). Diese Beschränkung soll ab Juni fallen, so dass nur noch die Abstandsregel beachtet werden muss.
Zusammenstehen nach der Kirche war bei uns heute bei BF 3-4 mit Böen bis BF 7 eigentlich völlig unproblematisch. ;-)
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
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