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Liturgisches Leben und Corona
#346 RE: Liturgisches Leben und Corona
@ Clarinette 8
ja,das glaube ich, daß es sich bei den ausgefallenen Chorprobenterminen, die dann auch nicht bezahlt werden, um große finanzielle Verluste handelt!
Hoffen wir, daß dieser ganze Irrsinn, der ja auch auf die ganze Kultur zerstörerisch wirkt, bald ein Ende haben wird...
Und: Sehr schön zu wissen, daß Du in Deiner Pfarrei auch die überlieferte römische Messe, die nun doch einen festen Bestand darstellt, singst und spielst!
Hier mal ein "etwas anderer" Beitrag zu "Corona" :
https://youtu.be/KpmCQFkiacQ
Viele Grüße
Bernhard
Vertrag ist nicht gleich angestellt. Auch Freiberufler tun gut daran, nur mit Vertrag zu arbeiten. Im Bistum Mainz gibt es m.E. nur ca. 10-15 angestellte Kirchenmusiker, die Regionalkantoren. Der Rest (ich vermute einige hundert) ist freiberuflich (und nebenamtlich) tätig. Einen Vertrag haben genaugenommen alle (und sei es nur mündlich, bzw. durch konkludentes Handeln).
#348 RE: Liturgisches Leben und Corona
In der ev. Kirche im Rheinland haben die meisten nebenamtlich tätigen Organisten einen Vertrag. Und während der Corona-Pause liefen die Gehälter weiter. Das wurde durchaus positiv registriert. Andere Landeskirchen haben ihre Organisten in Kurzarbeit geschickt.
Bleibt ein Problem: Die meisten rheinischen Nebenamtler haben nur eine bestimmte Zahl von Diensten im Vertrag – und zwar auf eigenen Wunsch. Kaum jemand will sich noch an allen Sonn- und Feiertagen binden.
Viele Gemeinden haben daher nicht alle Sonntage vertraglich abgedeckt und müssen die Lücken mit Honorarkräften schließen. Diese Aushilfen waren in der Gottesdienstpause nicht nötig. Mir ist allerdings kein Kirchenmusiker bekannt, der seine Existenz zu 100 Prozent auf Vertretungsdienste aufgebaut hat. Denn mit vier Vertretungen pro Monat lassen sich in der rheinischen Kirche maximal 200 Euronen Honorar generieren – ohne Fahrtkosten.
Arbeitsrechtlich gelten diese Aushilfen als Selbständige, also keine Arbeitnehmer, sondern Auftragsnehmer. Insofern kann man ihnen also nicht „kündigen“. Sie werden lediglich nicht mehr angefragt. Wenn ich meine Brötchen regelmäßig beim Bäcker x kaufe, kann mir niemand verbieten, auch mal zum Becker y zu gehen oder gar keine Brötchen zum Frühstück zu essen. Insofern kann man keiner Gemeinde einen Vorwurf daraus machen, wenn sie Honorarkräfte für ausgefallene Gottesdienste nicht bezahlt.
Wiewohl mir (einzelne) Fälle bekannt sind, dass vorher vereinbarte Dienste auch nach deren Wegfall abgegolten wurden.
Um solche Implikationen zu verhindern, sind die Rentämter von der Kirchenleitung gehalten, möglichst viele Dienste mit Anstellungsverträgen zu regeln.
Von weggefallenen Probenhonoraren sind in unserer Gegend überwiegend die Leiter säkularer Chöre betroffen. Denn die Leitung von Chören ist in der Kirche meistens Bestandteil der Verträge.
Ein Freund leitet zwei Gesangvereine, deren Proben ausgesetzt sind. Dieses Honorar fehlt im.
Wir haben hier in der Gegend einige Leute, die vier oder fünf Gesangvereine leiten und davon bisher existieren konnten. Sie teilen jetzt das Schicksal vieler kleiner Selbständiger und haben existenzbedrohende Ausfälle.
Eine signifikante Auswirkung auf die Zahl der Gottesdienstbesucher habe ich nach Wiederaufnahme der Gottesdienste nicht beobachtet – weder nach oben, noch nach unten. Die Gottesdienstgemeinde ist weitgehend deckungsgleich mit der vor einem halben Jahr. Und diese Leute sind durchweg froh, dass wieder Gottesdienste stattfinden. Dass sie nicht singen dürfen, das Hygienekonzept befolgen und sich in eine Liste eintragen müssen, nehmen sie in Kauf.
Kritisch gesehen wird diese Praxis nach meinen Beobachtungen lediglich bei Trauerfeiern. Kirchlich engagierte Freunde haben sich – auch bei der Kirchenleitung – bitter beklagt, dass die Beerdigungen naher Angehöriger erheblichen Restriktionen unterlagen. Dafür sind die Kirchen indes nicht allein verantwortlich. Die Zivilgemeinden haben hierzulande die Lufthoheit über den Friedhöfen. Und sie haben einschränkende Verordnungen erlassen, an die die Kirchengemeinden gebunden sind. Ich habe es kürzlich erlebt, dass ich in einer – bis auf Ehefrau und Kinder des Verstorbenen – leeren Aussegnungshalle gespielt habe. Draußen vor der geöffneten Tür stand ein kleiner Teil der Trauergemeinde. Der überwiegende Teil jedoch stand außerhalb des Friedhofes entlang der Außenmauer – quasi „Zaungäste“.
Dass konzertante Aktivitäten ausgesetzt waren, ist bedauerlich. Dassselbe gilt in erheblich größerem Umfang für den säkularen Konzertbetrieb. Das als „Kulturkampf“ zu interpretieren, halte ich für überzogen.
Zum Tonfall, der sich in diese Debatte eingeschlichen hat: Die durchgängige Verwendung von Pejorativen wie „Zwangs-Mummenschanz“, antisoziales Metermaß-Geba(h)ren“ und nicht belegbaren Behauptungen wie „Da wird den Leuten regelrecht suggeriert, daß jeder positiv getestete quasi todkrank fast schon auf dem Sterbebett liegt und künstlich beatmet werden muß“ ist weder einer seriösen Diskurskultur förderlich, noch trägt sie zur Problembewältigung bei.
Vielmehr beobachte ich, dass ein Klima in die Debatte einzieht, das Klaus und ich als gesamtgesellschaftliches Phänomen ausgemacht haben: Anstelle einer nüchternen Analyse treten stark emotional geprägte, z.T. auf eingeengter Weltsicht beruhende Statements, die in diesem Land in vorcoronaren Zeiten eigentlich nur in „alternativen“ Kreisen zu beobachten waren.
LG
Michael
#349 RE: Liturgisches Leben und Corona
"Vielmehr beobachte ich, dass ein Klima in die Debatte einzieht, das Klaus und ich als gesamtgesellschaftliches Phänomen ausgemacht haben: Anstelle einer nüchternen Analyse treten stark emotional geprägte, z.T. auf eingeengter Weltsicht beruhende Statements, die in diesem Land in vorcoronaren Zeiten eigentlich nur in „alternativen“ Kreisen zu beobachten waren."
Das treibt mich auch um. Das Problem ist aber m.E. folgendes. Wenn man das Kind nicht mit dem Bade ausschüttet, dann wird man nicht mehr gehört. Wenn ich mir die Verlautbarungen zu Corona in den sog. Mainstream-Medien anschaue, dann fehlt mir da zu 90% die sachliche Auseinandersetzung (in der Politik übrigens ebenfalls). Wenn also die eine Seite so "argumentiert", dann fürchte ich, daß die andere Seite, um auch gehört zu werden, mit den selben Mitteln arbeiten muß. Ihr das dann vorzuwerfen ist leicht. Daß das für den Diskurs schädlich ist steht außer Frage. Aber was soll man machen?
Diskussionsbedarf besteht auf jeden Fall. Mir macht es da Angst, wie schwer die Demokratie schon beschädigt ist, wenn selbst Ärzte und Virologen, die eine andere Meinung vertreten, diffamiert werden. Die Wissenschaft lebt doch von These und Antithese. Nur so bekommt man neue Erkentnisse.
Besonnen zu bleiben, wenn die anderen unbesonnen sind, das wird immer schwieriger, vor allem, wenn die andere Seite auch noch die Macht in Händen hält.
#350 RE: Liturgisches Leben und Corona
Als Bruder eines Kommunal- und Regionalpolitikers, der in Grenznähe ggf. massiv einschränkende Erlasse des Innenministeriums umzusetzen hat, habe ich gewisse Einblicke in die Zwickmühle, in der die Politiker stecken. Sie müssen Entscheidungen fällen und verantworten, bei denen sie sich nicht auf ihren eigenen Sachverstand verlassen können, sondern auf Expertisen Dritter angewiesen sind. Man kann darauf mit Überlegung reagieren oder nach der "Methode Trump", indem man alle Fachleute zu "Idioten" erklärt und aus dem Bauch heraus handelt.
Gibt es mehrere Expertenmeinungen, sind die Politiker in der nächsten Zwickmühle. Wem glauben? Sie müssen ggf. für Entscheidungen auf falschen Prämissen die politischen Konsequenzen tragen. Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken und glaube ihnen, dass sie sich unpopuläre Entscheidungen (die sich erst im Nachhinein als richtig oder falsch erweisen) nicht leicht machen.
Die Rolle der Medien ist dabei höchst differenziert zu betrachten. Pauschalisierungen haben für mich als einen jahrzehntelangen Angehörigen der Zunft die Relevanz und den intellektuellen Horizont von Pegida- und AfD-Plakaten.
Sie treffen mich nicht, da ich lebenslang bemüht war, meinen Beruf und die Berufung dazu redlich und unter Beachtung des 8. Gebotes auszuüben.
Generell ist es von Übel, Einzel- und Extremfälle so darzustellen, als seien sie der Regelfall. Das gilt übrigens für Medienschaffende und für Medienkritiker. Leider ist es auf beiden Seiten "trendy" ("fake news" versus "alternative Fakten").
Wenn die "andere Seite" unfair spielt, ist das in meinen Augen keine Legitimation, dieses Spiel aufzugreifen, um "gehört zu werden". Gerade dann ist es angezeigt, sich durch Seriosität in Inhalt und Wortwahl abzuheben. Der intelligentere Teil der Zuschauer/Hörer/Leser erkennt diese Differenzierung. Die "Bekehrung" des dümmeren Teils ist zwecklos. Wer glaubt, dass die Erde eine Scheibe ist, soll glücklich und zufrieden in diesem Glauben sterben.
LG
Michael
#352 RE: Liturgisches Leben und Corona
@ Clarinette 8
Ja, genauso sehe ich das auch!
Und, ja, ich gebe zu, daß ich zuweilen auch "zugespitzt" formuliere!
Damit verschafft man sich nicht immer Freunde, aber es ist leider wirklich nicht immer, aber oft so, daß man gegen das, was als Mainstream daherkommt, nicht durchdringt!
Aber, um das hier ganz deutlich zum Ausdruck zu bringen:
Ich lasse mich von niemandem unwidersprochen in eine gewisse politische Ecke, bzw. in eine bestimmte Schublade stecken:
Denn ich lehne "Alternativen", so wie sie sich gegenwärtig präsentieren, sowohl von "links" als auch von "rechts" mit Nachdruck ab!
Diese rechten, völkischen Dumpfbacken sind ja schon seit einiger Zeit dabei, sich selbst zu zerlegen, und das ist auch gut so!
Andererseits wäre es mehr als angeraten, einmal ernsthaft Ursachenforschung zu betreiben, warum solche Kräfte derart hochkommen konnten...
Auf der linken Seite sieht es leider anders aus, weil beispielsweise eine gewisse Partei, deren demokratische Legitimation durchaus bezweifelt werden darf, doch recht stark verhätschelt wird.
Dieses politische Ungleichgewicht in unserer Republik, das immer wieder, auch durch die Medien, zum Ausdruck kommt, ist m.E. ein Ärgernis, aber offensichtlich kommt man dagegen nicht an.
Ich will damit nur sagen: Nicht jeder, der eine gewisse Berichterstattung in Zweifel zieht, ist gleich ein (rechter) "Alternativer" oder gar ein "Nazi", dies mit aller Deutlichkeit!
Daß nicht nur das politische Klima in Deutschland schon lange vor "Corona", vergiftet ist, tritt durch das Auftreten des Virus noch deutlicher zutage!
Da muß man sich nicht großartig im "politisieren" profitieren, sondern braucht nur einmal in den "Alltag" zu schauen, wie man zwischenmenschlich miteinander umgeht:
Vor einiger Zeit wurde in einer Heidelberger Straßenbahn eine ältere Frau, die keine Maske trug, von anderen Mitfahrerinnen und Mitfahrern massiv angepöbelt! Zwei Leute wollten sie zwingen, auszusteigen, was aber nicht gelang! Daß die Frau ein ärztliches Attest vorlegte, das ihr eine Atemwegserkrankung bescheinigte, die die Atmung mit Maske massiv beeinträchtigt und sie dadurch von der "Maskenpflicht" befreite, war denen allen egal! Die Beschimpfungen dieser selbsternannten Masken-Polizisten, dieser unsäglichen Eiferer, die sich gegenseitig anstachelten, hörten nicht auf, bis die Straßenbahn an jener Station anhielt, an dem sie aussteigen mußte. Der Fahrer griff nicht ein!
So wurde sinngemäß seinerzeit in der Zeitung berichtet.
Wenn nun der Einwand erfolgen sollte, daß dies ein "Einzelfall" sei, so muß ich leider sagen, daß dem nicht so ist.
Auch in meinem Bekanntenkreis haben Leute von ähnlichen Exzessen berichtet, und dies nicht nur in Straßenbahnen...
Ja, unsere Politiker haben es wirklich schwer, in einer solchen Krise die richtigen Entscheidungen zu treffen und sind auf Fachleute angewiesen.
Wie Clarinette 8 m.E. aber völlig richtig feststellt, wird offensichtlich nur EINE Meinung als die richtige goutiert, und Fachleute, die zu anderen Forschungsergebnissen kommen als gewünscht, werden ignoriert.
Das ist für eine wirklich differenzierende Diskussionskultur äußerst bedauerlich!
Und, was "Corona" und die "Corona"-Auflagen für fatale, wirtschaftliche Folgen für sehr viele Menschen (junge bis alte) und Firmen, aber eben auch für das liturgische Leben und die Kirchenmusiker hat, wurde hier, aber auch anderswo, ausführlich kommentiert.
Natürlich gibt es auch Unbelehrbare, die die Existenz des Virus als solches überhaupt leugnen.
Wenn diese damit gemeint sind, daß sie weiter daran glauben sollen, daß die Erde eine Scheibe sei, schließe ich mich dem gerne an!
Viele Grüße
Bernhard
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #350
Wer glaubt, dass die Erde eine Scheibe ist, soll glücklich und zufrieden in diesem Glauben sterben.
LG
Michael
Na dann schau mal hier:
https://www.dlr.de/next/desktopdefault.a...082_read-50426/
#354 RE: Liturgisches Leben und Corona
Jo, kenn ich ...
Wenn ich alle Anrufe, Mails oder Briefe veröffentlichen würde, die ich in rund 30 Berufsjahren von Durchgeknallten bekommen habe, die mich zu irgendeinem Unsinn "bekehren" wollten, gäbe das etliche dicke Bände unfreiwilligen Humors.
Um mir Archivarbeit zu ersparen, habe ich die Mails gelöscht, die Briefe weggeworfen - allein aus Seelenhygiene. So geht es übrigens ziemlich jedem Kollegen, der einfach versucht, redlich seine Arbeit zu machen. Angepöbelt werden ist Teil des Berufsbildes.
Übrigens trifft solcher "Schmäh" nach Beobachtungen der Vorzimmer-Mädels an den drei Tagen um Vollmond gehäuft ein.
Eine Mitarbeiterin brachte mir solche Post immer mit der Bemerkung: "Ein Liebesbrief von hinter dem Mond".
LG
Michael
#355 RE: Liturgisches Leben und Corona
Zitat von Canticus im Beitrag #352
Ich lasse mich von NIEMANDEM unwidersprochen in eine gewisse politische Ecke, bzw. in eine bestimmte Schublade stecken:
Eine völlig überflüssige Bemerkung in diesem Zusammenhang, denn niemand hat das getan. Die durchgängige Verwendung von Großbuchstaben wird generell als Geschrei interpretiert. Auch dazu besteht in diesem Thread keine Veranlassung.
Sprache und Orgeln entfalten ihren Reiz und ihre Modulationsfähigkeit im Mezzoforte.
LG
Michael
Geigenprinzipal
(
gelöscht
)
#356 RE: Liturgisches Leben und Corona
#357 RE: Liturgisches Leben und Corona
@ Wichernkantor
Ok, zugestanden, die Großschreibung war fehl am Platz.
Aber die Einteilung in gewisse politische Schubladen mag ich halt nicht...
Falls ich das, was Du von mir zitiert hast, auch ansonsten mißverstanden haben sollte, wäre ich sehr erleichtert...
In diesem Sinne viele Grüße
Bernhard
Um ein kleines Scherflein aus meinem Umfeld beizutragen:
Es gab die Idee, das Betriebspersonal durchgängig auf Corona testen zu lassen - entgegen einer zuvor veröffentlichten Regelung seitens des Krisenstabs, wonach Testungen zwar angeboten aber nur im Einverständnis mit dem Mitarbeiter durchgeführt werden dürfen. Kommuniziert wurde es später so schwammig, dass viele Kollegen es dahingehend verstanden, dass diese Testung nun plötzlich Pflicht sei.
Fragen traten auf: Was geschieht, wenn ich mich nicht testen lassen will? Muss ich um meinen Arbeitsplatz fürchten? Darf der Dienstgeber so einen Test überhaupt anordnen? Und ähnliches mehr.
Die Debatte war erst beendet, als das realitätsnahe Beispiel eingebracht wurde:
Situation: Testung am Vormittag um 9 Uhr. Einkauf in der Mittagspause mit unbemerkter Ansteckung. Zwei Tage später das Testergebnis von jenem Tag um 9 Uhr: Es ist negativ, somit läuft der infizierte Mitarbeiter mit negativem Bescheid herum und steckt womöglich andere an. Was wurde mit dem Test gewonnen?
Die Politik beschließt hierzulande teilweise "interessante" Regelungen, welche bei näherem Hinsehen einen recht großen Gestaltungsspielraum offen lassen. Was zunächst positiv klingt, entpuppt sich bereits jetzt als sehr, sehr ambivalent. Der große Gestaltungsspielraum produziert nämlich eine breite Varianz an Maßnahmen, was in der Bevölkerung zu vielen Fragen, Unmut, gar Anfeindungen führt. Die tagtäglichen Anfragen landen naturgemäß nicht in der hohen Politik, sondern bei den unzähligen kleinen Betrieben, die nicht aus und nicht ein wissen. Vielfach wurden auch bereits Klagen eingereicht, es gab auch Beschwerden in den sozialen Medien, was wiederum einen ganzen Rattenschwanz negativer Publicity nach sich zieht.
Ein anderes Beispiel: Österreich sprach vor wenigen Tagen eine Reisewarnung (das ist kein Reiseverbot!) für Kroatien aus. Nun gibt es in der Urlaubsregion Istrien angeblich sehr wenige Coronaerkrankte. Warum wird das ganze Land also für gefährlich erklärt, noch dazu, obwohl Österreich derzeit eine höhere Anzahl an täglichen Neuerkrankungen verzeichnet als Kroatien. Darf ich nun vielleicht nicht mehr auf die Straße? Oder muss ich auch auf einen Urlaub im Heimatland verzichten?
Fragen über Fragen.
Hinzu kommt eine interessante Entwicklung: Trotz massiv gestiegener Neuinfektionen pro Tag landen relativ wenige Menschen im Spital und noch weniger auf der Intensivstation. Die Anzahl der mutmaßlich an Corona verstorbenen Menschen stagniert beinahe, siehe hier: https://orf.at/corona/stories/daten/
Was bedeutet das wohl?
Noch immer wird m.E. zu wenig diskutiert über die Abwägung der unterschiedlichen Güter, als da sind Integrität des leiblichen Lebens, Gesundheit, Freiheit in ihren vielen Ausfaltungen etc.
Besuchsverbote im Altenheim sind m.E. hochproblematisch. Die dort lebenden Menschen haben nicht mehr "alle Zeit der Welt", um auf eine globale oder wenigstens regionale Entwarnung zu warten. Viel Leid entstand durch die Zwangsisolation, die - immer in bester Absicht! - verhängt wurde. Ein in Kummer und Einsamkeit ertrinkendes Herz kann im hohen Alter und bei angeschlagener Gesundheit übrigens auch zum Tod führen...
Es gibt viele ethische Fragen, die bisher nicht oder kaum diskutiert wurden - weil unhinterfragt die Integrität des leiblichen Lebens als höchstes Gut gesetzt wurde. Wo bleibt der kritische Einspruch?
#359 RE: Liturgisches Leben und Corona
Dabei ist genau diese Abwägung der Güter der springende Punkt. Hohe Rechtsgüter wie das Recht auf körperliche Unversehrtheit und das Recht auf Freizügigkeit stehen im Konflikt. Das hätte sich kein Verfassungsrechtler jemals träumen lassen. Und das ist eine echte Zwickmühle, denn es gibt keine definitive Entscheidung. Jeder Fall ist ein Einzelfall und erfordert eine individuelle Entscheidung, die eher Gewissensautonomie als Dogmatismus erfordert. Denn ein Dogma schafft neue Ungerechtigkeit.
Die politischen Entscheidungen sind ein Spaziergang durch's Minenfeld. Und keiner weiß so recht, wo die Minen vergraben sind. Ein Virologe der Uniklinik in Homburg, den mein Bruder gefragt hat, geht davon aus, dass nächste Woche die Grenzen nach Frankreich wieder dicht machen - nachdem die nach Luxemburg wieder offen sind. Wenn jemand von uns nach Frankreich will, fährt er halt ein paar Kilometer Umweg über Schengen, wo das gleichnamige Abkommen unterzeichnet wurde. Einfacher lässt sich die Grenzschließung nicht ad absurdum führen ...
LG
Michael
#360 RE: Liturgisches Leben und Corona
Zitat von Geigenprinzipal im Beitrag #356
OT:
Wir haben einmal im Jahr eine Veranstaltung ausgerichtet und dabei interessierten Zuhörern die Hasspost, die an uns in der Redaktion gerichtet war, vorgelesen. Was soll ich sagen? Die Bude war jedes Mal voll :-)
Bei uns war das immer ein Programmpunkt der Weihnachtsfeier - gleich nach den schönsten Versprechern des Jahres.
LG
Michael
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